Ist die Philosophie die Lösung? Lang:)

Hallo an alle Wissenden, Unwissenden und Interessierten,

mich beschäftigt seit einiger Zeit etwas und es gab in meinem
Bekanntenkreis in sehr gemischten Runden immer wieder Diskussionen,
die die heutige Situation der Menschen betrifft. Da ich nicht zu
ausschweifend werden möchte beschränke ich mich mal auf das Land in
dem wir leben.

Ich fasse mal kurz zusammen, was ich denke:

Die Religion
hat ihren Höhepunkt der Anhängerschaft längst hinter sich. Immer mehr
Menschen verlassen die Kirchenzugehörigkeit, meist wegen der
Kirchensteuer. Und die Kirche ist nur sehr zäh in Reformen - vor
allem ihre Haltung gegenüber gleichgeschlechtlichen Partnerschaften,
HIV Infizierung durch Verbot von Verhütung in Kolonialmissionierten
Ländern und ihre Haltung gegen die Abtreibung. Was den Menschen durch
ihren Rückzug vom Glauben allerdings verloren geht ist das
Bewusstsein für Verantwortung und Werten und natürlich auch einen
Teil Allgemeinbildung, denn dazu zählt sicherlich auch die Inhalte
religiöser Schriften wie Bibel oder Koran zu kennen.

Die Wirtschaft
Das Ziel der Wirtschaft ist es Gewinn zu erlangen. Kapitalismus also,
ohne wenn und aber. Als Unternehmer möchte ich den Gewinn maximieren
und die Ausgaben minimieren. Das bedeutet, dass ich bei teuren
Lohnnebenkosten sehr danach schaue wen ich wie anstelle (keine Alten,
keine Unterfahrenen, keine Frauen mit Kindern, keine Frauen, die
demnächst planen eine Familie zu gründen, Bewerber übers Arbeitsamt
will ich auch nicht, denn da ist zu wenig Eigeninitiative. Ich stelle
lieber Billglöhner, Studenten und Praktikanten ein, als qualifizierte
Arbeitskräfte und ich suche mir ein niedriges Niveau um Kunden zu
werden. Die Produktionskosten sollen gesenkt werden - am besten
Richtung Osten auslagern, wo die Arbeitskräfte biliger sind, Mieten,
Steuern etc.
Das Wesen des Kapitalismus ist nicht an den anderen zu denken,
sondern an den eigenen Gewinn.

Die Politik
Die Bürger wählen in unserer Demokratie und die Gewählten wenden sich
nach der Wahl den Wählern ab. Die Hohlen einstudierten Floskeln
dienen der Beruhigung und Besänftigung der Massen. Die Bürger zahlen
oftmals doppelt und mehr um irgendwann eventuell eine Leistung zu
erhalten. Er zahlt 20 Jahre Arbeislosenversicherung und erhält, wenn
er darum bittet ein Jahr lang etwas Geld, muss dafür zur Verfügung
stehen Hilfsarbeit zu leisten und darf dann kein Besitz haben. Er
zahlt Lohnsteuer auf seine Arbeitsleistung! Ohne dafür einen Besitz,
wie eine Firma zu haben. Er zahlt nur, weil er etwas leistet und er
hat keine Wahl - er muss sie zahlen. Die Rentenversicherung musser
auch zahlen und während er zahlt und arbeitet verlängert sich
plötzlich die Zeit bis er etwas dafür bekommt und das was er bekommt
wird weniger. Er soll zusätzlich zahlen, was ihm aber im Fall einer
Sozialhilfe wieder abgezogen wird. Ist das Versicherungsbetrug?
Keiner stellt die Gehälter der Politiker in Frage, auch nicht das
Verhältnis zwischen Dauer ihrer Tätigkeit und die Höhe ihrer Rente.

Familien
Kämpfen mit den wenigen Euros, die ihnen zur Verfügung stehen. Die
Qualität der Kinderbetreuung und der Schulen sind katastrophal. Die
Lehrer sind überfordert, die Eltern auch. Es wird kaum noch gekocht,
gesprochen, gelernt, gelesen und geliebt.

Boulevardpresse und Fernsehen
Die Boulevardpresse reisst sich um Themen wie Entführungen,
Missbrauch, Misshandlungen und Morde (vor allem an Kindern) und im
Fernsehen dominieren billigproduzierte Spasssendungen oder
Talkrunden, wo sich Menschen wie Freaks zur Schau stellen. Zur
Primetime wird kaum noch ein Film mit Erzählcharakter gesendet.

Wissenschaft und Kulturlandschaft lasse ich jetzt aus, obwohl es da
sicherlich auch was zu sagen gäbe.

Ich bin kein negativ eingestellter Mensch - ich habe einen Job, eine
großartige Familie, bin belesen und interessiert, aber keine
Akademikerin. Ich zähle mich mal zur „Mittelschicht“. Aber bin ich
sehr subjektiv, wenn ich behaupte, dass es auf allen Ebenen abwärts
geht? Deutschland (und Mitteleuropa, abgesehen vom ehemaligen
Joguslawien) befindet sich ja in ihrer Längsten Friedensperiode und
dennoch erscheint sie sich lähmend gegenüber jeder kreativen und
schöpferischer Entwicklung zu bewegen.

Wer tagein tagaus nur am Schuften ist, oder im umgekehrten Radikal
arbeitslos resigniert und ohne Geld und Lebenslust nur die
Gesellschaft des Fernsehrs sucht kann nicht kritisch hinterfragen und
auch ensprechend reagieren. Wo sind die Streiks, die nicht von
Illusionsgeblendeten Gewerkschaften initiiert werden, wo die Boykotts
gegen Steuergelderzweckentfremdung, dumm machende Fernsehsendungen,
ausfallender Schulunterricht, abendliche Belästigungen durch Anrufe
von Telefonanbietern und und und. Warum wehren sich die Menschen
nich?

Ok - ich sollte jetzt mal zum Punkt kommen. Ich wünsche mir hier eine
Diskussion über wie die Situation zu lösen WÄRE und daher schreibe
ich auch im Philosophie Brett - knn es sein, dass die Philosophie die
Brücke zwischen Religion, Wirtschaft, Politik und wertfreies,
liebevolles Miteinander bilden kann? So eine Art Ombudsmann für die
Verbesserung der Gesellschaft? Gibt es heute überhaupt Philosophen,
die sich mit diesen Zusammenhängen befassen?

Ich bin gespannt auf eure Meinungen!
Viele Grüße
Chili

Nein, aber aufstehen!
Hallo Chili,

kennst Du das Lied „Narrenschiff“ von Reinhard Mey?
Du fragst warum sich niemand wehrt.
Eine Passage in dem Liedtext passt da ziemlich gut. „… sie ziehen wie Lemminge in willenlosen Horden…“ auch ansonsten ist der Text wirklich hörenswert
Du hast sehr viele Dinge angesprochen, zu denen ich nachher auch noch etwas sagen möchte.
Zuerst werde ich aber wohl einige hier mit einem Verbesserungsvorschlag schocken.
Was wäre, wenn wir Frauen wieder für unsere Familie da wären, was wäre, wenn wir uns selbst um die Erziehung unserer Kinder kümmern würden?
Immer mehr Hortplätze und Ganztagsschulen kümmern sich um sie, beschweren sich dann wohl gerne über die mangelhafte Erziehung der Eltern (höchstens 3 Stunden am Tag effektive Zeit). LehrerInnen sind auch gerade deshalb überfordert.
Fehlende Disziplin, da die einzigen, die erziehen dürfen nicht bei den Kindern sind.
Also, mein Vorschlag – Frauen wieder an den Herd.
Meinen Nachbarn würde es vielleicht freuen, wenn er nicht schon Rentner wäre. Vielleicht hätte er dann meinen Arbeitsplatz und könnte seine Familie selbst ernähren, anstatt zum Sozialamt zu gehen?
Jede gute Entwicklung zieht auch eine schlecht nach. Die Frau ist völlig unabhängig und der Absprung ist leichter – der Mann weiß das, das Verantwortungsgefühl bleibt hier nun auf der Strecke. Scheidung!
Jetzt kommt der Psychotherapeut, jeder braucht ihn. Kinder, Frauen, Männer. Auch khaki war mal in – nur nicht so teuer! Wäre doch noch die Oma im Hause da, die einen immer versteht… aber die ist ja leider im Pflegeheim. Keine Zeit, keine Zeit. Und teuer.
Kasse leer – aber immerhin wird sich darüber unterhalten, was man mit einem Steuerüberschuss alles machen könnte. Ich höre die Erleichterung einiger jetzt noch. Hallo? Solange wir noch von Neuverschuldung reden, sollten diese Diskussionen und Erleichterungen überflüssig sein.
Zur Kirche… ich hatte vor kurzer Zeit noch eine Diskussion mit meinem Vater. Er ist für die Kirche, ich gegen. Zu seiner Begründung komme ich später, meine ist, wie Du beschrieben hast die Kirchensteuer aber auch das Glaubensbekenntnis und das Vaterunser welches ich nicht ehrlich sprechen könnte. Im Laufe dieser Diskussion stellte sich jedoch heraus, dass wir beide auf die selben Dinge Wert legen. Er sieht die Kirche als „Vermittlung“ zwischen z.B. der Politik und den Menschen, Verantwortung, Werte. Ich dagegen sehe die Kirche als solches als veraltet und nicht soweit reformierbar an, als dass es zu unserem heuten Wissensstand passt. Ich bin mir auch nicht sicher, ob die Pillenverweigerer sich bewusst sind, dass viele trotz Keuschheit gezeugten Kinder im Klostergarten vergraben sind.
Ein neuer Vorschlag… gibt dem Kind Kirche einen neuen Namen, enthalten bitte Werte ohne Predigten von etwas, was es nach unserem Wissensstand nicht gibt.
Zur Wirtschaft und Politik kann ich nur eines sagen… Verantwortung… ?!
Und ich weiß, wie meine Eltern erzogen wurden „Hut ab“
Und ich weiß, wie ich erzogen wurde „gut“
Und ich kann nur ahnen, wie meine Kinder erzogen werden – ich frag mal die Erzieherin…
Das sind unsere zukünftigen …

… und es kam Schlimmer?

Jeder kann kritisch hinterfragen, egal ob arbeitslos oder „mit der Arbeit verheiratet“. Theoretisch! Wenn unsere Gesellschaft nicht so wäre, wie sie wäre.
Trauriges Fazit:
Und wenn ich das nächste Mal im Stau stehe, wie fast jeden Tag,
und wenn ich wieder darüber nachdenke, ob ich überhaupt arbeiten sollte,
und ich mich frage, welche Dienste ich in dieser vergeudeten Zeit für meinen Dienstherrn leisten könnte,
welchen Wert das hat und dass es niemanden interessiert,
ich hinter dem Steuer zynisch werde und … die Arbeitslosenquote …ist doch recht für … sonst wären die Straßen noch voller.
Warum nicht einfach aussteigen denke ich, warum nicht einfach die Hupe verkeilen, nur so zum Protest.
Warum nicht allen sagen, was ich denke?
Und ich sitze brav dort und verharre – wie alle anderen auch. Traurig, aber wahr.

Letztens (vor 4 Tagen?) hatten wir den Tag der Toleranz. Die Reportage zur Intoleranz fand ich viel spannender – einfach deshalb, weil mal jemand aufgestanden ist und gesagt hat, wer toleriert unterwirft sich Gegebenheiten. Sollte man sich immer allen Gegebenheiten anpassen?

Liebe Grüße, Jose

Nicht ganz so lang :smile:
Hallo Chili

ich suche mir ein niedriges Niveau um Kunden
zu
werden.

Das ist doch mal ein schöner unbewusster Kompromiss zwischen „Kunden werben“ und „selber Kunde werden“. :wink:

Gibt es heute überhaupt
Philosophen,
die sich mit diesen Zusammenhängen befassen?

Zumindest gab es sie seit Marx und Freud (eigentlich schon viel früher, fast möchte ich sagen: Seit Sokrates) bis insbesondere zur Frankfurter Schule, das ganze vergangene Jahrhundert ist voll von solchen Philosophen: Sartre, Benjamin, Adorno, Marcuse und viele andere haben auf hohem Niveau die von Dir angesprochene Situation (die heutige war ja damals von einigen dieser Menschen ziemlich genau vorausgesehen worden) diskutiert.
Ich kann Dir nur insofern zustimmen, dass heutzutage, wo vieles schlimmer ist (Arbeitslosigkeit, Klimawandel usw.) merkwürdigerweise weniger deutlich von Philosophen und anderen Intellektuellen dazu Stellung bezogen wird als noch vor 40 Jahren.
Vielleicht hat es mit einer Art Resognation zu tun, wie wir sie ja auch in der Gesamt-Bevölkerung beobachten.
Gruß,
Branden

Moinmoin!

Das ist ja mal eine sehr spannende Diskussion, die sich hier anbahnt. Ich bin nur Küchen-Philosoph, aber ich habe eine Meinung!

Ich denke einer der Hauptgründe ist, dass die Werte immer mehr verloren gehen. Und dafür ist nicht die Kirche verantwortlich. Zwar hat sie unsere Werte stark geprägt und ihre Geschichte bestimmte die europäische Geschichte, aber verantwortlich ist sie deshalb noch lange nicht. Sondern, verantwortlich ist jeder einzelne!

Immer mehr Leute treten im Westen aus der Kirche aus, weil sie frei sein und frei denken wollen. Einige sind ob der mangelnden Führung verwirrter, andere sehen in den fernöstlichen Religionen diese Freiheit, die gleichzeitig eine Richtlinie bietet. Wieder andere schlagen sich mit ihren eigenen gesellschaftlichen Werten durch und haben bestimmt hohe und sinnvolle Ziele.

Der Vorschlag: „Frauen zurück an den Herd“ finde ich sehr klasse - überhauptnicht schockierend in meinen Augen. Die Frauen sind mit ihrer jahrtausende langen Erfahrung und ihrer sozialen, emotionalen und pädagogischen Weisheit für diesen Job einfach super geeignet. Sie sollten für die Familie da sein, weil sie das besser können als die Männer. Die Männer sollten weiter die nach außen gewandte Aktivität übernehmen.

Die Philosophie könnte einerseits eine Lösung sein, weil viele Überlegungen und Erfahrungen schon gemacht wurden, die nicht verloren gehen sollten. Andererseits muß auch jemand die Erkenntnisse der Philosophie umsetzen - und das muß jeder einzelne. Jeder ist für die gesamte Gesellschaft verantwortlich. Da aber nicht jeder Zugang zur Philosophie hat, muß es einige Leute geben, die die Gesellschaft darauf stößt. Und das kann eigentlich nur jemand sein, der einen gewissen philosophischen Background hat.

In der Hoffnung, dass sich die Gesellschaft bald erholt…
lieben Gruß
Sebastian

Zumindest gab es sie seit Marx und Freud (eigentlich schon
viel früher, fast möchte ich sagen: Seit Sokrates) bis
insbesondere zur Frankfurter Schule, das ganze vergangene
Jahrhundert ist voll von solchen Philosophen: Sartre,
Benjamin, Adorno, Marcuse und viele andere haben auf hohem
Niveau die von Dir angesprochene Situation (die heutige war ja
damals von einigen dieser Menschen ziemlich genau
vorausgesehen worden) diskutiert.
Ich kann Dir nur insofern zustimmen, dass heutzutage, wo
vieles schlimmer ist (Arbeitslosigkeit, Klimawandel usw.)
merkwürdigerweise weniger deutlich von Philosophen und anderen
Intellektuellen dazu Stellung bezogen wird als noch vor 40
Jahren.
Vielleicht hat es mit einer Art Resognation zu tun, wie wir
sie ja auch in der Gesamt-Bevölkerung beobachten.

Hallo Branden,
ja genau das ist es was ich meine - die Philosophen waren immer die
„Underdogs“ der Wissenschaft, die mit revolutionären Ansichten die
Medizin, Psychologie, Politik, Religion und somit auch die
Gesellschaft in ein anderes Bewusstsein schubsten. Wann, wenn nicht
jetzt würden sie tatsächlich gebraucht werden. Es fragt niemand nach
ihrer Meinung und Philosophie gilt ja nach wie vor als ein brotloses
Fach - ich finde es fehlt an charismatischen, schlauen, der
Menschheit wohlwollend denkenden Menschen, die in der Öffentlichkeit
stehen und den Mund aufmachen.
Viele Grüße
Chili

ich finde es fehlt an charismatischen, schlauen, der
Menschheit wohlwollend denkenden Menschen, die in der
Öffentlichkeit
stehen und den Mund aufmachen.

Da hast du wohl recht, Chili.
Alle die Böll, Adorno, Hannah Arendt oder Sartre hießen, sind tot.
Und ich fühl mich manchmal auch schon ganz schlapp :wink:.
Gruß,
Branden

Eva, bist du das?? owt
nix da

Auch hallo.
Nur zu diesem Punkt.

Die Wirtschaft
Das Ziel der Wirtschaft ist es Gewinn zu erlangen.
Als Unternehmer möchte ich den Gewinn maximieren
und die Ausgaben minimieren. Das bedeutet, dass ich bei teuren
Lohnnebenkosten sehr danach schaue wen ich wie anstelle

Ja, aber i.A. heisst hoher Lohn = hohe Qualifikation
Wer hier am falschen Ende spart, zahlt nachher teuer drauf.

Ich stelle lieber Billglöhner, Studenten und Praktikanten ein, als
qualifizierte Arbeitskräfte und ich suche mir ein niedriges Niveau um :Kunden zu werden.

Also mit den steigenden Anforderungen der Arbeitswelt wird man sich diese Mentalität wohl bald nicht mehr leisten können. Nicht vergessen:„Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit“

Die Produktionskosten sollen gesenkt werden - am
besten Richtung Osten auslagern, wo die Arbeitskräfte biliger sind,
Mieten, Steuern etc.

Rechtssicherheit, zuverlässige Lieferanten, qualifizierte Mitarbeiter, etc,… sind für ein Unternehmen bedeutend wichtiger.

Das Wesen des Kapitalismus ist nicht an den anderen zu denken,
sondern an den eigenen Gewinn.

Auch wenn Individualrationalität gegen Kollektivrationalität steht: das ständige Gewinnmachen ist nicht per se von Übel. Solange man natürliche Kreisläufe (jedweder Art) damit nicht zu lange blockiert.

mfg M.L.


Hallo,

vieles was Du unten einforderst, ist genau das gleiche was Du
bei Politikern und Wirtschaftsleuten beklagst,
nämlich Gelaber ohne Kenntnis von realen Zusammenhängen.
Bestenfalls könnte man es als Ansatz zu soz. Utopismus bezeichnen.

Die Religion
hat ihren Höhepunkt der Anhängerschaft längst hinter sich.
Immer mehr Menschen verlassen die Kirchenzugehörigkeit, meist
wegen der Kirchensteuer. Und die Kirche ist nur sehr zäh in
Reformen - vor allem ihre Haltung gegenüber gleichgeschlechtlichen
Partnerschaften, HIV Infizierung durch Verbot von Verhütung in
Kolonialmissionierten Ländern und ihre Haltung gegen die Abtreibung. :Was den Menschen durch ihren Rückzug vom Glauben allerdings
verloren geht ist das Bewusstsein für Verantwortung und Werten
und natürlich auch einen Teil Allgemeinbildung, denn dazu zählt
sicherlich auch die Inhalte religiöser Schriften wie Bibel oder
Koran zu kennen.

Wo ist da also das Problem? Wozu brauchen wir Kirche ?
Ist Dir die säkuläre Gesellschaft suspekt?

Die Wirtschaft
Das Ziel der Wirtschaft ist es Gewinn zu erlangen.
Kapitalismus also, ohne wenn und aber.

Ist da tatsächlich so? Weiter unten beklagst Du mangelnde
Leistungen, was immer das auch sein soll.
Wo ist da der Zusammenhang mit bedingungslosem Kapitalismus?

Als Unternehmer möchte ich den Gewinn maximieren und die
Ausgaben minimieren.

Ja und? Als Unternehmer ist man zwangweise dem Markt unterworfen.
Wer also nicht rentabel produziert, ist nicht mehr lange
Unternehmer. Wem sollte also eine entgegengesetzte Handlungsweise
von Nutzen sein. Daß sowas früher oder später zu akuten Problemen
führt, kann man derzeit am Beispiel VW sehen.
Der Sozialismus hat letzlich wegen Mißachtung solcher ökon.
Grundgesetze komplett abgewirtschaftet.

Das bedeutet, dass ich bei teuren Lohnnebenkosten sehr danach
schaue wen ich wie anstelle (keine Alten, keine Unterfahrenen,
keine Frauen mit Kindern, keine Frauen, die demnächst planen
eine Familie zu gründen, Bewerber übers Arbeitsamt
will ich auch nicht, denn da ist zu wenig Eigeninitiative.

Bei derart Einschränkungen wären bloß noch 10% der Arbeits-
kräfte geeignet. Ist das also in Realität tatsächlich so?
Außerdem, oben beschwerst Du Dich über den bedingungslosen Kap.,
was hat das denn mit teuren Lohnnebenkosten zu tun?
Da beißt sich was.

Ich stelle lieber Billglöhner, Studenten und Praktikanten ein, als
qualifizierte Arbeitskräfte und ich suche mir ein niedriges

Da gäbe es also nur noch Billigarbeitskräfte?
So ein Käse, Qualifikation „Ohne Wenn und Aber“ ist angesagt.
Billigarbeitskräfte kann man zuerst von Automaten und Robotern
ersetzen.

Ich habe seit Wochen eine Stelle für einen gut qualifizierten
Elektronikfacharbeiter frei. Die ersten beiden waren zum
Vorstellungsgespräch und sind dann nicht gekommen.
Der dritte war ca. 4 Wochen und wollte dann unbedingt zum Bund
als Unteroffizier, der vierte war auch nur zum Vorstellungsgespräch,
jetzt habe ich den 5. da. Hoffe, der will nun bleiben :frowning:

Niveau um Kunden zu werden.
Die Produktionskosten sollen gesenkt werden - am besten
Richtung Osten auslagern, wo die Arbeitskräfte biliger sind,
Mieten, Steuern etc.

Daß dies nur begrenzt möglich ist, zeigt die Praxis.

Das Wesen des Kapitalismus ist nicht an den anderen zu denken,
sondern an den eigenen Gewinn.

Man kann auch sagen: Leben und leben lassen.
Das ist letzendlich das Wesen jedes Lebewesens.
Einzig der Mensch hat da mehr als nur Selbsterhaltungstrieb
entwickelt. Du willst aber irgend so ein karikatives-komm.-
utopistisches Irgendwas haben ?

Die Politik
Die Bürger wählen in unserer Demokratie und die Gewählten
wenden sich nach der Wahl den Wählern ab. Die Hohlen einstudierten
Floskeln dienen der Beruhigung und Besänftigung der Massen.

Zunächst ist Politik auch kein karikativer uneigennütziger Verein.
Politiker machen letztendlich nur einen Job im Rahmen der Gesetze
und vor allem im Rahmen der gesellschaftl. Rahmenbedingungen.
Es sind auch nur Menschen mit allen ihren Eigenheiten.
Unsachliche Meinungsbildung und Stammtischgeschwätz machen es
Politikern nicht auch nicht gerade leicht.

Die Bürger zahlen oftmals doppelt und mehr um irgendwann
eventuell eine Leistung zu erhalten.

Was für Leistungen willst Du denn haben und warum?
Warum kaufst Du die Leistungen nicht billig am Markt, wo wir
doch angeblich bedingungslosen Kap. mit Billiglöhnern haben?

Er zahlt 20 Jahre Arbeislosenversicherung und
erhält, wenn er darum bittet ein Jahr lang etwas Geld,

Kann es sein, daß Du eine Milchmädchenrechnung aufmachst?
20 Jahre lang paar % des Lohnes eingezahlt reicht nicht für
20 Jahre lang Arbeitslosengeld in voller Höhe zu beziehen.

muss dafür zur Verfügung stehen Hilfsarbeit zu leisten und darf
dann kein Besitz haben.

Moment mal. Du verwechselst da Arbeitslosengeld und Sozialhilfe.
Warum bitte sollte aber ein Sozielhilfeempfänger sich den gleichen
Besitzstand weiterleisten können, wie ein Gutverdiener?
Uns was hat das alles mit Kap. ohne wenn und aber zu tun?
Ist doch eher das Gegenteil von bedingungslosem Kap.

Er zahlt Lohnsteuer auf seine Arbeitsleistung! Ohne dafür einen
Besitz, wie eine Firma zu haben. Er zahlt nur, weil er etwas
leistet und er hat keine Wahl - er muss sie zahlen.

Ja und. Er benutzt ja auch die gesamte Infrastruktur des Staates
mit. Woher sollte den diese Infrastruktur kommen und willst Du
wirklich einen Staat bzw. Gesellschaft ohne diese Möglichkeiten?
Geiz ist Geil-Mentalität kann auch ihre Schattenseiten haben.

Die Rentenversicherung musser auch zahlen und während er zahlt und
arbeitet verlängert sich plötzlich die Zeit bis er etwas dafür
bekommt und das was er bekommt wird weniger.

Das nennt bei uns „Generationenvertrag“.
Ist ein altes Dilema, die Jungen wollen möglichst wenig bezahlen
und die Alten wollen viel Rente.
Hast Du eine vernüftigen Vorschlag, wie das Problem zu lösen wäre?
Nur klagen bringt nämlich nix.

Er soll zusätzlich zahlen, was ihm aber im Fall einer
Sozialhilfe wieder abgezogen wird. Ist das Versicherungsbetrug?

Vorschläge, die umsetzbar sind?

Keiner stellt die Gehälter der Politiker in Frage, auch nicht
das Verhältnis zwischen Dauer ihrer Tätigkeit und die Höhe ihrer
Rente.

Wirklich kluge/clevere Menschen haben es gar nicht nötig,
Politiker zu werden. Die können auf andere Weise mehr verdienen.
Also regiert das Mittelmaß. Da es genügend Neider gibt, denen
das gegen den Strich geht, daß das gutes Mittelmaß auch gut
bezahlt wird, gibt es 2 Möglichkeiten:

1. Die Stammtisch-Neiddebatten-Fraktion setz sich durch.
 - Weniger Geld für Politiker -\> das Niveau sinkt ins Bodenlose

2. Der gesunde Menschenverstand akzeptiert, daß Leistung ihren 
 Preis hat. 
 - deutlich mehr Geld -\> Es besteht die Chance daß auch 
 hochqualif. Leute mal Politiker werden wollen. 

Familien
Kämpfen mit den wenigen Euros, die ihnen zur Verfügung stehen.

Man könnte fast meinen, wir leben in Äthiopien ?

Die Qualität der Kinderbetreuung und der Schulen sind
katastrophal.

Aber aber, das ist ja wohl auch deshalb so, weil die Leute
nicht Willens sind, mehr Geld für Bildung und Erziehung auszugeben.
Kann es sein, daß wieder die Erziehung dem Staat aufgebürdet wird?

Die Lehrer sind überfordert, die Eltern auch. Es wird kaum noch
gekocht, gesprochen, gelernt, gelesen und geliebt.

Ja, das alles gibt’s tatsächlich. Gilt das aber aber so pauschal?
Ist das jetzt Endzeitstimmung?

Boulevardpresse und Fernsehen
Die Boulevardpresse reisst sich um Themen wie Entführungen,
Missbrauch, Misshandlungen und Morde (vor allem an Kindern)
und im Fernsehen dominieren billigproduzierte Spasssendungen oder
Talkrunden, wo sich Menschen wie Freaks zur Schau stellen. Zur
Primetime wird kaum noch ein Film mit Erzählcharakter
gesendet.
Wissenschaft und Kulturlandschaft lasse ich jetzt aus, obwohl
es da sicherlich auch was zu sagen gäbe.
Ich bin kein negativ eingestellter Mensch - ich habe einen Job,
eine großartige Familie, bin belesen und interessiert, aber keine
Akademikerin. Ich zähle mich mal zur „Mittelschicht“. Aber bin
ich sehr subjektiv, wenn ich behaupte, dass es auf allen Ebenen
abwärts geht?

Deutsche haben wohl doch ein sehr großes Geschick darin,
alles negativ zu sehen und können prima jammern.

Deutschland (und Mitteleuropa, abgesehen vom ehemaligen
Joguslawien) befindet sich ja in ihrer Längsten
Friedensperiode und dennoch erscheint sie sich lähmend gegenüber
jeder kreativen und schöpferischer Entwicklung zu bewegen.

Bischen Anarchie oder bischen Diktatur würde doch ordentlich
Abwechlung bringen. Auch mal bischen Krieg ist ganz heilsam,
da merken die Leute mal, was sie hatte :wink:

Wer tagein tagaus nur am Schuften ist,

Wer schuftet denn? Meinst Du die etrem anstrengende 35h-Woche,
wie sie seit Jahren gängig ist oder die extrem schwere
28h-Woche bei VW ?

oder im umgekehrten Radikal
arbeitslos resigniert und ohne Geld und Lebenslust nur die
Gesellschaft des Fernsehrs sucht kann nicht kritisch
hinterfragen und auch ensprechend reagieren.
Wo sind die Streiks, die nicht von
Illusionsgeblendeten Gewerkschaften initiiert werden, wo die
Boykotts gegen Steuergelderzweckentfremdung, dumm machende
Fernsehsendungen, ausfallender Schulunterricht, abendliche
Belästigungen durch Anrufe von Telefonanbietern und und und.
Warum wehren sich die Menschen nich?

Evtl. deshalb, weil`s nicht wirklich so schlecht steht?

Vor allem die Sache mit den Streiks gegen „dumm machende Fernseh-
sendungen“ finde ich Klasse.
Wie wär’s denn, mit einfach wegschalten ?

Ok - ich sollte jetzt mal zum Punkt kommen. Ich wünsche mir
hier eine Diskussion über wie die Situation zu lösen WÄRE
und daher schreibe ich auch im Philosophie Brett - knn es sein,
dass die Philosophie die
Brücke zwischen Religion, Wirtschaft, Politik und wertfreies,
liebevolles Miteinander bilden kann? So eine Art Ombudsmann
für die Verbesserung der Gesellschaft? Gibt es heute überhaupt
Philosophen, die sich mit diesen Zusammenhängen befassen?

Mehr als Vorschlagen können Philophen auch nicht.
Demokratie funktioniert nun mal etwas anders, als du dir evtl.
so vorstellst. Als erstes sollte man tolerieren können, daß andere
Leute, die Bild lesen und Talk am Mittag sehen auch eine
Wahlstimme haben und wer als Politiker gewählt werden will,
kann nicht nur die 10% Kulturbürgertum und Intellektuelle vertreten.

Gruß Uwi

Lieber Chili
Du schreibst:

Die Religion
hat ihren Höhepunkt der Anhängerschaft längst hinter sich.

Nicht die Religion an sich, sondern die Kirche. Denk’ daran, wie viel Zulauf die Kirchentage haben.

Die Wirtschaft
Das Ziel der Wirtschaft ist es Gewinn zu erlangen. Kapitalismus also,
ohne wenn und aber. Als Unternehmer möchte ich den Gewinn maximieren
und die Ausgaben minimieren.

Du hast recht, allerdings sucht sich der Unternehmer diese Dinge ja nicht selber aus. Sie sind auch nicht so einfach zu verändern.
Auch die soziale Marktwirtschaft wird immer „unsozialer“, muss es werden.

Die Politik
Keiner stellt die Gehälter der Politiker in Frage, auch nicht
das Verhältnis zwischen Dauer ihrer Tätigkeit und die Höhe ihrer
Rente.

Doch. Ich. Und viele andere. Diese Thesen, die du da leidenschaftlich vorgetragen hast, setze ich eigene entgegen.
a) Politiker sind überdurchschnittlich intelligent.
b) Politiker arbeiten überdurchschnittlich viel.
c) Politiker sind unterbezahlt.

Familien
Kämpfen mit den wenigen Euros, die ihnen zur Verfügung stehen.
Die Qualität der Kinderbetreuung und der Schulen sind
katastrophal. Die Lehrer sind überfordert, die Eltern auch. Es wird :kaum noch gekocht, gesprochen, gelernt, gelesen und geliebt.

Der erste Satz spielt auf die sog. neue Armut an. Wir wissen gar nicht, was arm ist. Die Menschen im Sudan wissen, was arm ist. Die Aussage des zweiten Satzes kann politisch gelöst werden. Der dritte Satz ist dem System geschuldet. Der vierte Satz spiegelt auch meine Meinung. Ich wünschte, ich hätte ihn geschrieben.

Boulevardpresse und Fernsehen
Fernsehen dominieren billigproduzierte Spasssendungen oder
Talkrunden, wo sich Menschen wie Freaks zur Schau stellen. Zur
Primetime wird kaum noch ein Film mit Erzählcharakter
gesendet.

Stimmt. Reichlicher Fernsehkonsum macht dumm. Aber wenn du dich diesem Medium verweigerst, stellst du auch eine Informationsquelle ab. Konsumiere lieber bewusst und wirb für deine Einstellung.

…in ihrer längsten Friedensperiode und
dennoch erscheint sie sich lähmend gegenüber jeder kreativen
und schöpferischen Entwicklung zu bewegen.

Ja, das sehe ich auch so. Ich betrachte es mit Sorge, dass das Militär wieder zum Mittel der Aussenpolitik wird und dies als ganz normal empfunden wird.

Gibt es heute überhaupt Philosophen, die sich mit diesen Zusammenhängen befassen?

Die gibt es. Man sollte aber einige Klassiker kennen, bevor man sich auf die Neugeister stürzt. Schau’ 'mal so’n bisschen nach, was der Herr Sloterdijk so alles schreibt. Oder Rüdiger Safranski. Wenn dich der Begriff „Freiheit“ interessiert, kommst du an Sartre nicht vorbei. Sehr viel verständlicher schreibt allerdings der Zeitgenosse Peter Bieri. Fragen zum Begriff der „Toleranz“? Der Philosoph Rainer Forst beantwortet sie in seinen Büchern.
Es gibt gute zeitgenössische Philosophen. Sie beschäftigen sich mit den Themen, die du genannt hast.
Deine Grundfrage, ob die Philosophie eine Brücke zwischen den Disziplinen sei, kann ich nur bejahen.
Viele Grüße
Voltaire

Hallo M.L.

Du hast natürlich recht und ich spreche hier natürlich nicht von mir
selber als Arbeitgeberin oder Unternehmerin, sondern von meinen
Beobachtungen. Die Entlassungen in den Großkonzernen stehen in der
Öffentlichkeit, weil die Zahlen entsprechend hoch sind und jeder die
Namen der Unternehmen kennt. Aber genauso funktioniert es eben auch
auf mittelständische Unternehmen und das hier hinzukommt, dass sie
sich die hohen Lohnnebenkosten schlicht weg nicht leisten können -
also bieten Sie Minijobs, Aushilfsjobs und Praktikantenstellen an,
meist ohne Aussicht auf Weiterbeschäftigung als „normaler
Arbeitnehmer“.

Wenn es so ist, wie ich es beschrieben habe und wenn aber die
Konsezuenz daraus die ist, die Du fomuliert hast (und ich denke dass
das auch so stimmt), dann frage ich mich umso mehr, warum so
gehandelt wird?

Viele Grüße
Chili

Hallo nochmal.

Wenn es so ist, wie ich es beschrieben habe und wenn aber die
Konsezuenz daraus die ist, die Du fomuliert hast (und ich
denke dass
das auch so stimmt), dann frage ich mich umso mehr, warum so
gehandelt wird?

Man beachte, dass nicht jedes Geschäftsmodell perfekt ist.
Wenn man am Bedarf des Markts vorbeiproduziert, riskiert man
über kurz oder lang Einnnahmeeinbussen. Und Personalkosten lassen sich nun mal um einiges leichter kürzen als solche für das u.U. nötige Arbeitsgerät.
Und der Umstand, dass nicht jeder x-beliebige Arbeitswillige für jede Arbeit qualifiziert ist, kommt auch noch hinzu. Bei einem Überangebot an für die jeweilige Arbeit qualifizierte Kräfte wird man sich als AG wohl hüten, mehr Geld in diese zu investieren als nötig.

mfg M.L.

Hallo,

Wo ist da also das Problem? Wozu brauchen wir Kirche ?
Ist Dir die säkuläre Gesellschaft suspekt?

Ich bin mir nicht sicher, ob wir die Kirche so brauchen wie wir sie
heute vorfinden. Sie ist sehr reformbedürftig und könnte dann sicher
viele Aufgaben in der Gesellschaft übernehmen für die in der Politik
und Wirtschaft keinen Raum ist - Werte und Menschlichkeit. Eine
säkuläre Gesellschaft ist mir nicht suspekt, aber sie ist mir zu
einseitig.

Ist da tatsächlich so? Weiter unten beklagst Du mangelnde
Leistungen, was immer das auch sein soll.
Wo ist da der Zusammenhang mit bedingungslosem Kapitalismus?

Die mangelnde Leistung bezieht sich auf nicht qulifizierte
Arbeitskräfte, bzw. zu hoch qualifizierte Arbeitskräfte, die aber an
einem falschen Arbeitsplatz geraten sind. Dieses Phänomen lässt sich
auf fast allen Bereichen im Diensleistungssektor beobachten. Der
„bedingungslose Kapitalismus“ geht von der Chefetage aus - ein
abhängig Angestellter ist nur daran interessiert, dass am
Monatsanfang sein Gehalt auf dem Konto ist.

Bei derart Einschränkungen wären bloß noch 10% der Arbeits-
kräfte geeignet. Ist das also in Realität tatsächlich so?
Außerdem, oben beschwerst Du Dich über den bedingungslosen
Kap.,
was hat das denn mit teuren Lohnnebenkosten zu tun?
Da beißt sich was.

Ich weiss nicht, wo Du die 10% her hast, aber ja, es ist so.
Da beißt sich nichts, paradoxe Verläufe gibt es überall, dass heisst
nicht, dass da etwas nicht tatsächlich vorhanden ist.

Da gäbe es also nur noch Billigarbeitskräfte?
So ein Käse, Qualifikation „Ohne Wenn und Aber“ ist angesagt.
Billigarbeitskräfte kann man zuerst von Automaten und Robotern
ersetzen.

Auf Deinem Gebiet vielleicht und im akademischen Bereich und alle
anderen Spezialgebiete, wo fundierte Kenntnisse notwendig sind. Schau
Dir aber den Bereich an, wo die Masse beschäftigt ist: Verkäufer,
Callcentermitarbeiter, Sacharbeiter. Diese Arbeiten können nicht von
Robotern übernommen werden und viele von diesen Leuten wollen nicht
da sein, wo sie sind. Bevor sie zugeben, dass sie keine Ahnung haben
wovon sie sprechen erzählen sie Dir lieber irgendwas vom Himmel
herunter.

Ich habe seit Wochen eine Stelle für einen gut qualifizierten
Elektronikfacharbeiter frei. Die ersten beiden waren zum
Vorstellungsgespräch und sind dann nicht gekommen.
Der dritte war ca. 4 Wochen und wollte dann unbedingt zum Bund
als Unteroffizier, der vierte war auch nur zum
Vorstellungsgespräch,
jetzt habe ich den 5. da. Hoffe, der will nun bleiben :frowning:

Ja, und das ist ja gerade das Widersprüchliche. Alle klagen über
Arbeitslosigkeit und fehlende Arbeitsplätze und gleichzeitig sind
viele durchaus interessante Arbeitsplätze nicht besetzt. Ich habe
gerade das selbe Problem in unserer Firma - eine attrakive Stelle ist
zu vergeben mit zukünftige Aufstiegsschancen und was passiert - wenig
Bewerber und bisher ein Rausschmiss während der Probezeit wegen
mangelnder Motivation. Woran liegt das?

Daß dies nur begrenzt möglich ist, zeigt die Praxis.

Für die Zeichentrickproduktion, Werbemittelproduktion und TCM sind
die Grenzen in jedem Fall sehr großzügig gesteckt. Wenn ich
recherchieren würde, könnte ich hier sicher mehr Beispiele nennen.

Zunächst ist Politik auch kein karikativer uneigennütziger
Verein.
Politiker machen letztendlich nur einen Job im Rahmen der
Gesetze
und vor allem im Rahmen der gesellschaftl. Rahmenbedingungen.
Es sind auch nur Menschen mit allen ihren Eigenheiten.
Unsachliche Meinungsbildung und Stammtischgeschwätz machen es
Politikern nicht auch nicht gerade leicht.

Vor allen Dingen sind es Menschen, die bei hoher Bezahlung eine hohe
Verantwortung tragen. „Stammtischgeschwätz“ ertragen zu können ist in
ihrer Pension mit einkalkuliert. Um Politiker zu sein, solltest du in
der Lage sein Dich zu stellen, die Bevölkerung ist Dein Arbeitgeber,
den solltest du ernst nehmen, auch wenn er polemisch wird.

Was für Leistungen willst Du denn haben und warum?
Warum kaufst Du die Leistungen nicht billig am Markt, wo wir
doch angeblich bedingungslosen Kap. mit Billiglöhnern haben?

Wenn Du angestellt bist kannst du deine Sozialversicherungen nicht
billig am Markt kaufen. Die Sozialabgaben werden auf der
Lohnabrechnung abgezogen. Auch bei der Lohnsteuer kannst du nicht wie
ein Unternehmer bei der Einkommensteuer Ausgaben gegenrechnen.
Sarkasmus ist ein schönes Instrument, wenn man im Lack sitzt.

Er zahlt 20 Jahre Arbeislosenversicherung und
erhält, wenn er darum bittet ein Jahr lang etwas Geld,

Kann es sein, daß Du eine Milchmädchenrechnung aufmachst?
20 Jahre lang paar % des Lohnes eingezahlt reicht nicht für
20 Jahre lang Arbeitslosengeld in voller Höhe zu beziehen.

Ja, rechne mal nach - auch das Milchmädchen hat ein Recht auf eine
Leistung, wenn ihr die Kuh wegstirbt und sie Jahrelang ALV geszahlt
hat. Vor 20 Jahren sah das anders aus, aber ich möchte hier keine
Diskussion über Fehler in der Volkswirtschaft anzetteln.

Moment mal. Du verwechselst da Arbeitslosengeld und
Sozialhilfe.
Warum bitte sollte aber ein Sozielhilfeempfänger sich den
gleichen
Besitzstand weiterleisten können, wie ein Gutverdiener?
Uns was hat das alles mit Kap. ohne wenn und aber zu tun?
Ist doch eher das Gegenteil von bedingungslosem Kap.

Ich glaube da verwechselst du etwas, bzw… du bist nicht auf dem
neusten Stand. ALG wird nur sehr kurz gezahlt, danach bist du
Sozialhilfeempfänger. Ob du nun vorher gar nichts in die
Arbeitslosenversicherung eingezahlt hast oder 40 Jahre lang - es
spielt keine Rolle.

Ja und. Er benutzt ja auch die gesamte Infrastruktur des
Staates
mit. Woher sollte den diese Infrastruktur kommen und willst Du
wirklich einen Staat bzw. Gesellschaft ohne diese
Möglichkeiten?

Hier gebe ich dir Recht.

Das nennt bei uns „Generationenvertrag“.
Ist ein altes Dilema, die Jungen wollen möglichst wenig
bezahlen
und die Alten wollen viel Rente.
Hast Du eine vernüftigen Vorschlag, wie das Problem zu lösen
wäre?
Nur klagen bringt nämlich nix.

Ich klage hier nicht ich Frage und du bist von meiner Ursprungsfrage
Lichtjahre entfernt: wir befinden uns hier im Philosophie-Brett.

Wirklich kluge/clevere Menschen haben es gar nicht nötig,
Politiker zu werden. Die können auf andere Weise mehr
verdienen.
Also regiert das Mittelmaß. Da es genügend Neider gibt, denen
das gegen den Strich geht, daß das gutes Mittelmaß auch gut
bezahlt wird, gibt es 2 Möglichkeiten:

  1. Die Stammtisch-Neiddebatten-Fraktion setz sich durch.
  • Weniger Geld für Politiker -> das Niveau sinkt ins
    Bodenlose
  1. Der gesunde Menschenverstand akzeptiert, daß Leistung ihren
    Preis hat.
  • deutlich mehr Geld -> Es besteht die Chance daß auch
    hochqualif. Leute mal Politiker werden wollen.

Die Frage ist, ob die Leistung tatsächlich im Verhältnis zum Preis
steht. Neid ist hier nicht angebracht. Wenn ich für etwas zahle,
erwarte ich auch eine entsprechende Leistung - ob ich nun einen
Teller Spaghetti beim Italiener bestelle oder meine Steuer an den
Staat zahle - ich erwarte eine adäquate Gegenleistung.

Familien
Kämpfen mit den wenigen Euros, die ihnen zur Verfügung stehen.

Man könnte fast meinen, wir leben in Äthiopien ?

No comment - unsachlicher gehts wohl nicht?

Die Lehrer sind überfordert, die Eltern auch. Es wird kaum noch
gekocht, gesprochen, gelernt, gelesen und geliebt.

Ja, das alles gibt’s tatsächlich. Gilt das aber aber so
pauschal?

Es gibt keine Pauschalisierung, dazu sind die Menschen zu verschieden
und es gibt (noch) unterschiedliche soziale, kulturelle und religiöse
Schichten - aber es gibt Tendenzen und Strömungen, die erkennbar
sind.

Deutsche haben wohl doch ein sehr großes Geschick darin,
alles negativ zu sehen und können prima jammern.

Bin nicht Deutsch.

Mehr als Vorschlagen können Philophen auch nicht.
Demokratie funktioniert nun mal etwas anders, als du dir evtl.
so vorstellst. Als erstes sollte man tolerieren können, daß
andere
Leute, die Bild lesen und Talk am Mittag sehen auch eine
Wahlstimme haben und wer als Politiker gewählt werden will,
kann nicht nur die 10% Kulturbürgertum und Intellektuelle
vertreten.

Die 10% haben es Di wirklich angetan :smile:

Gruß
Chili

Meines Erachtens dient die Philosophie dem Zuspitzen der Argumente - im Guten wie im Schlechten.

guvo

Hallo,

viele Aufgaben in der Gesellschaft übernehmen für die in der
Politik und Wirtschaft keinen Raum ist - Werte und Menschlichkeit.

Das führt in die unseelige Diskusion, daß nur die Christen mit
ihrer Ethik solche Werte vermitteln könnten. Das halte ich
für völlig falsch, damit wird auf der einen Seite hemmungslos
missioniert und auf der anderen Seite vertreibt man Leute, die
gleiche Ansprüche haben, sich aber nicht einer irrationalen
Religion unterordnen wollen.

Eine säkuläre Gesellschaft ist mir nicht suspekt, aber sie ist mir
zu einseitig.

???

Der „bedingungslose Kapitalismus“ geht von der Chefetage aus - ein
abhängig Angestellter ist nur daran interessiert, dass am
Monatsanfang sein Gehalt auf dem Konto ist.

Jeder muß ja von was leben. Wo ist das Problem?

Bei derart Einschränkungen wären bloß noch 10% der Arbeits-
kräfte geeignet. Ist das also in Realität tatsächlich so?
Außerdem, oben beschwerst Du Dich über den bedingungslosen
Kap., was hat das denn mit teuren Lohnnebenkosten zu tun?
Da beißt sich was.

Ich weiss nicht, wo Du die 10% her hast, aber ja, es ist so.
Da beißt sich nichts, paradoxe Verläufe gibt es überall, dass
heisst nicht, dass da etwas nicht tatsächlich vorhanden ist.

Ich weiß nicht, was Du meinst.

Da gäbe es also nur noch Billigarbeitskräfte?
So ein Käse, Qualifikation „Ohne Wenn und Aber“ ist angesagt.
Billigarbeitskräfte kann man zuerst von Automaten und Robotern
ersetzen.

Auf Deinem Gebiet vielleicht und im akademischen Bereich und
alle anderen Spezialgebiete, wo fundierte Kenntnisse notwendig
sind. Schau Dir aber den Bereich an, wo die Masse beschäftigt ist:
Verkäufer, Callcentermitarbeiter,

Soll das die Masse sein?
Gerade diese Leute werden zuerst durch Technik ersetzt.
Bald wird es keine Kassierer mehr geben. Verkäufer sind schon
durch Einführung der Supermärkte extrem reduziert worden.
Callzentermitarbeiter werden derzeit zunehmend durch automatische
systeme ersetzt.
Kraftfahrer - ein mögl. aussterbender Beruf. In 20 jahren fahren
vermutlich alle LKW auf Langstrecken automatisch.

Sacharbeiter.

Sachbearbeiter ist kein Beruf an sich. Die gibt es überall,
in jedem Amt, jeder Kanzlei, jeder Ableitung eines Betriebes.
Überall ist spezialisertes Wissen erforderlich. Auch da spielt
zunehmend Qualifikation eine Rlle.

Diese Arbeiten können nicht von Robotern übernommen werden und
viele von diesen Leuten wollen nicht da sein, wo sie sind.
Bevor sie zugeben, dass sie keine Ahnung haben wovon sie sprechen
erzählen sie Dir lieber irgendwas vom Himmel herunter.

Und was hat das jetzt mit dem Staat und der Politik zu tun?

Daß dies nur begrenzt möglich ist, zeigt die Praxis.

Zunächst ist Politik auch kein karikativer uneigennütziger
Verein.
Politiker machen letztendlich nur einen Job im Rahmen der
Gesetze
und vor allem im Rahmen der gesellschaftl. Rahmenbedingungen.
Es sind auch nur Menschen mit allen ihren Eigenheiten.
Unsachliche Meinungsbildung und Stammtischgeschwätz machen es
Politikern nicht auch nicht gerade leicht.

Vor allen Dingen sind es Menschen, die bei hoher Bezahlung

Die Bezahlung ist im Verhältnis nicht wirklich hoch. Das hatten
wir schon geklärt. Ein Ministerpräsident oder Bundeskanzer|in
werden im Verhältnis zu Spitzenmanagern regelrecht armselig
bezahlt. Die haben Verantwortung für das ganze Land.

Eine Menge Profisportler haben eine weit höheres Einkommen, als
jeder Politiker und müssen dafür gar keine Verantwortung übernehmen.

eine hohe Verantwortung tragen. „Stammtischgeschwätz“ ertragen
zu können ist in ihrer Pension mit einkalkuliert.
Um Politiker zu sein, solltest du in der Lage sein Dich zu
stellen,

Machen fast alle Poliiker. Nur jeder Stammtischschwätzer meint
es besser machen zu können, ohne jegliche Einsicht in die
Materie zu haben. Politiker arbeiten im Durchschnitt auch deutlich
mehr als Angestellte oder Beamte.

die Bevölkerung ist Dein Arbeitgeber,

Nein, rein rechtlich nicht.
Eher der Staat bzw. seine Institutionen.

den solltest du ernst nehmen, auch wenn er polemisch wird.

Was für Leistungen willst Du denn haben und warum?
Warum kaufst Du die Leistungen nicht billig am Markt, wo wir
doch angeblich bedingungslosen Kap. mit Billiglöhnern haben?

Wenn Du angestellt bist kannst du deine Sozialversicherungen
nicht billig am Markt kaufen.

Steht die Betonung auf billig oder auf Markt?

Die Sozialabgaben werden auf der Lohnabrechnung abgezogen.
Auch bei der Lohnsteuer kannst du nicht wie ein Unternehmer
bei der Einkommensteuer Ausgaben gegenrechnen.
Sarkasmus ist ein schönes Instrument, wenn man im Lack sitzt.

Naja, wie sollte es denn aber anders funktionieren.
30Mio. Steuerzahler, denen Punkt für Punkt die Ausgaben mit den
Einnahmen verrechnet werden.
Konsequenz : 10 Mio. Beamte im Finanzamt - keine Arbeitslosigkeit
mehr ?

Ja, rechne mal nach - auch das Milchmädchen hat ein Recht auf
eine Leistung, wenn ihr die Kuh wegstirbt und sie Jahrelang ALV
geszahlt hat. Vor 20 Jahren sah das anders aus, aber ich möchte
hier keine Diskussion über Fehler in der Volkswirtschaft anzetteln.

Sind es den immer Fehler, oder doch eine zwangsläufige Entwicklung,
der ein Land bzw, eine Wirtschaft gar nicht entgehen kann?

Fehler gibt’s natürlich immer und überall. Im Nachhinein kann man
auch klug reden.

Ich glaube da verwechselst du etwas, bzw… du bist nicht auf
dem neusten Stand. ALG wird nur sehr kurz gezahlt, danach bist du
Sozialhilfeempfänger. Ob du nun vorher gar nichts in die
Arbeitslosenversicherung eingezahlt hast oder 40 Jahre lang -
es spielt keine Rolle.

Ja, mag sein. Aber was vor 40 Jahren mal eingezahlt wurde, hilft
heute absolut nix mehr. Das geld von damals ist für das damals
großzügigere ALG ausgegeben worden. Es wäre auch völlig sinlos,
daß der Staat versucht über Jahre etwas anzusparen.

Es ist zwar sehr ärgerlich, aber ich kenne keine Lösung für
diese Probleme. Mann kann immer nur mit den aktuellen Möglichkeiten
die jetzigen Probleme lösen. Das klappt solange gut, wie die
wirtschaft boomt und es eine permanete Aufwärtsentw. gibt.

Ja und. Er benutzt ja auch die gesamte Infrastruktur des
Staates
mit. Woher sollte den diese Infrastruktur kommen und willst Du
wirklich einen Staat bzw. Gesellschaft ohne diese
Möglichkeiten?

Hier gebe ich dir Recht.

Das nennt bei uns „Generationenvertrag“.
Ist ein altes Dilema, die Jungen wollen möglichst wenig
bezahlen
und die Alten wollen viel Rente.
Hast Du eine vernüftigen Vorschlag, wie das Problem zu lösen
wäre?
Nur klagen bringt nämlich nix.

Ich klage hier nicht ich Frage und du bist von meiner
Ursprungsfrage Lichtjahre entfernt: wir befinden uns hier im
Philosophie-Brett.

Naja, die Fragen sind aber nicht nur philos. Natur.
Philosophen können kaum Wirtschafts- und Sozialpolitik machen.
Sie können nur ethische Grundsätze vermitteln.

Die Frage ist, ob die Leistung tatsächlich im Verhältnis zum
Preis steht. Neid ist hier nicht angebracht. Wenn ich für etwas
zahle, erwarte ich auch eine entsprechende Leistung - ob ich nun
einen Teller Spaghetti beim Italiener bestelle oder meine Steuer an
den Staat zahle - ich erwarte eine adäquate Gegenleistung.

Und wer legt fest, was adäquat ist?
Ich denke, daß die Steuerzahler immer der Meinung sind,
zu viel bezahlen zu müssen und zu wenig zu bekommen.

Durch die Medien wird dies ja auch in penetranter Weise publiziert.
Gruß Uwi

Psst…aber nicht verraten
Als Eva trete ich hier höchst selten auf, eher als der alte Adam.
Es grüßt Dich verstohlen
Branden
(inkognito)

Hallo Chili,

Die Religion
hat ihren Höhepunkt der Anhängerschaft längst hinter sich.
Immer mehr
Menschen verlassen die Kirchenzugehörigkeit, meist wegen der
Kirchensteuer. Und die Kirche ist nur sehr zäh in Reformen -

Ich denke, wir müssen zwischen Religion und Kirche drastisch unterscheiden. Das eine findet im Herzen statt, das andere nehmen wir äußerlich war. Wenn ich so in die Buchläden schaue, dann habe ich das Gefühl, dass der religiöse Glaube eher zunimmt. Auch der Glaube an Hellsehung, Astrologie und alles in diese Richtung.

vor
allem ihre Haltung gegenüber gleichgeschlechtlichen
Partnerschaften,
HIV Infizierung durch Verbot von Verhütung in
Kolonialmissionierten
Ländern und ihre Haltung gegen die Abtreibung. Was den
Menschen durch
ihren Rückzug vom Glauben allerdings verloren geht ist das
Bewusstsein für Verantwortung und Werten und natürlich auch
einen
Teil Allgemeinbildung, denn dazu zählt sicherlich auch die
Inhalte
religiöser Schriften wie Bibel oder Koran zu kennen.

All das ist vielleicht Ursache für die Abkehr von der Kirche. Aber vielleicht ist der Grund der Abkehr, dass die Kirche kein überzeugendes Leitbild prägen kann.

Die Wirtschaft
Das Ziel der Wirtschaft ist es Gewinn zu erlangen.

Nun, die Wirtschaft ist jeder von uns. Und jeder ist über einen Euro mehr nicht böse.

Kapitalismus also,
ohne wenn und aber. Als Unternehmer möchte ich den Gewinn
maximieren
und die Ausgaben minimieren.

Jeder ist Unternehmer. Denn wenn wir etwas billiger haben können (unseren Gewinn maximieren können), denken wir genau so. Kapitalismus und Unternehmertum sind ebenfalls zu trennen.

Das bedeutet, dass ich bei teuren
Lohnnebenkosten sehr danach schaue wen ich wie anstelle (keine
Alten,
keine Unterfahrenen, keine Frauen mit Kindern, keine Frauen,
die
demnächst planen eine Familie zu gründen, Bewerber übers
Arbeitsamt
will ich auch nicht, denn da ist zu wenig Eigeninitiative. Ich
stelle
lieber Billglöhner, Studenten und Praktikanten ein, als
qualifizierte
Arbeitskräfte und ich suche mir ein niedriges Niveau um Kunden
zu
werden. Die Produktionskosten sollen gesenkt werden - am
besten
Richtung Osten auslagern, wo die Arbeitskräfte biliger sind,
Mieten,
Steuern etc.

Da wir alle Unternehmer sind (uns so verhalten), und ein Unternehmen namens LEBEN führen, kennen wir das auch im kleinen Alltag bei uns selbst (Schwarzfahren, Abschreibungen maximieren, Schwarzarbeit im eigenen Haus zulassen, Unterschlagungen, Unehrlichkeit, Diskriminierung usw.).

Das Wesen des Kapitalismus ist nicht an den anderen zu denken,
sondern an den eigenen Gewinn.

Das ist nicht das Wesen des Kapitalismus, meine ich. Das ist das Ergebnis derer, die den Kapitalismus gestalten. Und das ist jeder Einzelne von uns.

Die Politik
Die Bürger wählen in unserer Demokratie und die Gewählten
wenden sich
nach der Wahl den Wählern ab. Die Hohlen einstudierten
Floskeln
dienen der Beruhigung und Besänftigung der Massen. Die Bürger
zahlen
oftmals doppelt und mehr um irgendwann eventuell eine Leistung
zu
erhalten.

Die Wähler wählen niemals die Ehrlichen und Fähigen, weil diese in ihrer Ehrlichkeit nicht in der Lage sein können, Führungsstärke zu zeigen - beides schließt sich aus. Es liegt in der Natur der Herde, den Hammel an seine Spitzte zu wählen, der am lautesten plögt.

Er zahlt 20 Jahre Arbeislosenversicherung und
erhält, wenn
er darum bittet ein Jahr lang etwas Geld,

Versicherungen sind keine Sparverträge sondern dienen der Risikoüberbrückung. Ideenlosigkeit, Angst vor der eigenen Überwindung und fehlender Mut zur eigenen Verantwortung werden über keine Versicherung versichert.

muss dafür zur Verfügung stehen Hilfsarbeit zu leisten und darf dann kein Besitz haben.

Wenn in einen Topf eine bestimmte Summe an Geld eingezahlt wird, kann nur diese Summe wieder entnommen werden. Wenn der Topf leer ist, ist er leer. Das hat nichts mit Politik oder Kapitalismus zu tun, das ist schlichte Mathematik - also Logik.

Er
zahlt Lohnsteuer auf seine Arbeitsleistung! Ohne dafür einen
Besitz,
wie eine Firma zu haben. Er zahlt nur, weil er etwas leistet
und er
hat keine Wahl - er muss sie zahlen. Die Rentenversicherung
musser
auch zahlen und während er zahlt und arbeitet verlängert sich
plötzlich die Zeit bis er etwas dafür bekommt und das was er
bekommt
wird weniger. Er soll zusätzlich zahlen, was ihm aber im Fall
einer
Sozialhilfe wieder abgezogen wird. Ist das
Versicherungsbetrug?

Das ist das Hin- und Herschieben von immer kleiner werdenden Geldern, die nur noch hin und hergeschoben werden, um die Schafe bei Laune zu halten.

Keiner stellt die Gehälter der Politiker in Frage, auch nicht
das
Verhältnis zwischen Dauer ihrer Tätigkeit und die Höhe ihrer
Rente.

Deren Entgelte und Renten wirken sich in diesem Fiasko nur unbedeutend aus. Wenn die all ihre Gelder zur Verfügung stellen würden und alles ehrenamtlich machen würden, dann würden die Schafe den nächsten Sündenbock suchen. So suchen alle nur im System und bei willkürlichen Tätern und erkennen nicht, dass sie selbst die waren Täter sind. Täter des Nichtstuns.

Familien
Kämpfen mit den wenigen Euros, die ihnen zur Verfügung stehen.
Die
Qualität der Kinderbetreuung und der Schulen sind
katastrophal. Die
Lehrer sind überfordert, die Eltern auch. Es wird kaum noch
gekocht,
gesprochen, gelernt, gelesen und geliebt.

Eltern sind die wichtigsten Menschen in einem System, weil sie ihren Kindern Werte vermitteln. Doch sind sich Eltern dessen nicht bewusst und die Gesellschaft hilft ihnen nicht, dieses Bewusstsein zu erkennen, weil die Gesellschaft sich damit sebst schuldig machen würde. Denn sie würde das Dilemma sofort aufdecken. Also schreit die Gesellschaft nach mehr Geld, besseren Lehrern, mehr Unterstützung bei der Erziehung und so weiter… Das ist verheuchelt, aber bequem.

Boulevardpresse und Fernsehen
Die Boulevardpresse reisst sich um Themen wie Entführungen,
Missbrauch, Misshandlungen und Morde (vor allem an Kindern)
und im
Fernsehen dominieren billigproduzierte Spasssendungen oder
Talkrunden, wo sich Menschen wie Freaks zur Schau stellen. Zur
Primetime wird kaum noch ein Film mit Erzählcharakter
gesendet.

Das ist das gleiche Problem, wie mit den Politikern. Einschaltquoten und Wählerstimmen sind sich zu ähnlich. Wenn alle Fernsezuschauer die Fernsehgeräte ausschalten würden, könnte das Problem in einer Sekunde erledigt sein. Aber zum Glück funktioniert solch eine Volksabsprache ja nicht, und das ist gut so, denn dadurch hat man ja wieder einen Sündenbock.

Wissenschaft und Kulturlandschaft lasse ich jetzt aus, obwohl
es da
sicherlich auch was zu sagen gäbe.

Ich bin kein negativ eingestellter Mensch - ich habe einen
Job, eine
großartige Familie, bin belesen und interessiert, aber keine
Akademikerin. Ich zähle mich mal zur „Mittelschicht“. Aber bin
ich
sehr subjektiv, wenn ich behaupte, dass es auf allen Ebenen
abwärts
geht? Deutschland (und Mitteleuropa, abgesehen vom ehemaligen
Joguslawien) befindet sich ja in ihrer Längsten
Friedensperiode und
dennoch erscheint sie sich lähmend gegenüber jeder kreativen
und
schöpferischer Entwicklung zu bewegen.

Du scheinst in einer resignierten Stimmung. Diese Entwicklungen gab es schon so lange, wie es menschliche Gesellschaften gab. Es ist wie mit dem Begehen einer Landschaft: Wenn du im Tal bist, musst du auf den Berg. Und wenn du auf dem Berg angekommen bist, musst du zurück ins Tal. Im ersten Fall graut dir vor der Anstrengung. Im zweiten Fall graut dir davor, wieder hoch zu müssen.

Wenn der Mensch eines Tages all seine Probleme gelöst haben wird, hat er sich selbst erübrigt. Menschen leben durch Probleme, sie beseitigen sie und schaffen ständig neue. Gesellschaften bestehen aus Millionen individueller Einzelbestandteile, die niemals gleich denken. Was des einen Freude, ist des anderen Leid.

Wer tagein tagaus nur am Schuften ist, oder im umgekehrten
Radikal
arbeitslos resigniert und ohne Geld und Lebenslust nur die
Gesellschaft des Fernsehrs sucht kann nicht kritisch
hinterfragen und
auch ensprechend reagieren. Wo sind die Streiks, die nicht von
Illusionsgeblendeten Gewerkschaften initiiert werden, wo die
Boykotts
gegen Steuergelderzweckentfremdung, dumm machende
Fernsehsendungen,
ausfallender Schulunterricht, abendliche Belästigungen durch
Anrufe
von Telefonanbietern und und und. Warum wehren sich die
Menschen
nich?

Weil es die Menschen brauchen! Wir empfinden die Situation heute nur aus einem Grund so schlimm, weil wir noch nie so gleichberechtigt waren. Wir müssen uns erst zu tote gleichberechtigen, ehe wir merken, dass Gleichberechtigung und Gerechtigkeit unser Untergang sind. Denn sie führen zur Gleichgültigkeit.

Ok - ich sollte jetzt mal zum Punkt kommen. Ich wünsche mir
hier eine
Diskussion über wie die Situation zu lösen WÄRE und daher
schreibe
ich auch im Philosophie Brett - knn es sein, dass die
Philosophie die
Brücke zwischen Religion, Wirtschaft, Politik und wertfreies,
liebevolles Miteinander bilden kann? So eine Art Ombudsmann
für die
Verbesserung der Gesellschaft? Gibt es heute überhaupt
Philosophen,
die sich mit diesen Zusammenhängen befassen?

Es gibt vor allem in Amerika praktizierte Initiativen einer neuen Gesellschaft. Man sollte denken, dass diese einen gigantischen Zulauf haben müssten. Das Gegenteil ist der Fall, weil die Menschen keine bessere Gesellschaft wollen. Der Grund ist: Sie müssten dafür hart schufften, ohne materiellen Lohn, nur für mehr Liebe. Doch das wollen die Menschen nicht. Sie wollen käufliche Liebe, die man zerstören und wegwerfen kann, wenn sie nichts mehr Wert ist. Liebe die man ersetzt, wenn sie verbraucht ist. Die Menschen wollen nicht für Liebe kämpfen oder sich irgendwie anstrengen, solange genügend Geld da ist, diese anders zu beschaffen.

Das ist der Grund, warum materielle Gerechtigkeit der Untergang ist, denn sie führt zur Leere. Denn die Menschen haben das Lieben verlernt, oder sie haben lieben niemals gelernt, ihnen fehlt Liebe, um die leere auszufüllen. Lieben heißt, sein Kreuz zu tragen. Und da sind wir wieder bei der Religion.

Herzliche Grüße
Sven Reinhardt