Der Staat tritt als Kreditnehmer in Konkurrenz zu allen
anderen Kreditnehmern. Tritt der Staat verstärkt als
Kreditnehmer auf, verknappt er dadurch die für alle anderen
zur Verfügung stehenden Mittel.
Es sei denn natürlich, daß das ganze - so wie derzeit - durch
die Notenbanken finanziert wird. Dann gibt es keine
Kreditverknappung, sondern über kurz oder lang Inflation.Inflation gibt es, knapp gesagt, wenn die Geldmenge mehr
waechst als die Wirtschaft. Wenn mit Schulden die Wirtschaft
gefoerdert wird (und dies funktioniert) wird man keine
uebermaessige Inflation erzeugen.
Der Staat kann niemals genau so am Markt als Nachfrager tätig werden wie die Privathaushalte und Unternehmen in Summe, d.h. der Staat fragt in einigen Sektoren stärker nach (bzw. unterstützt die Nachfrage in einigen Sektoren) und in anderen weniger. In der jüngsten Konjunkturdelle half der Staat der Automobilindustrie und der Baubranche.
In der Automobilbranche gab es freie Kapazitäten, so daß die Preise allenfalls stabil blieben. In der Baubranche war das anders. Da öffentliche Auftraggeber dafür bekannt sind, sich gerne über den Tisch ziehen zu lassen (d.h. die Unternehmen beteiligten sich bevorzugt an Ausschreibungen und verringerten ihre Aktivitäten im rein privaten Bereich), wurden durch die staatlichen Eingriffe Kapazitäten verknappt, was zu steigenden Preisen in diesem Segment führte und führt.
Das ist generell die Krux am staatlichen Handeln: der Staat beschließt, etwas zu tun und das wird dann nach Vorgabe bzw. Budget von Leuten umgesetzt, die nicht ihr Geld ausgeben, sondern das Geld anderer Leute. Auch wenn formal für 10 Mio. Euro Bauleistungen nachgefragt werden, ist es ja nicht zwangsläufig so, daß die Bauleistungen 10 Mio. Euro wert sein müssen. Sind höhere Preise wegen der verknappten Kapaizitäten durchsetzbar, heißt das nichts anderes, als daß die Gewinne der Unternehmen steigen, die Lohnkosten und Materialpreise nachziehen werden und schon sind wir bei inflationären Tendenzen.
Ausserdem wirkt sich eine erhoehte Kapitalnachfrage eines
einzelnen Staates kaum im internationalen Kapitalmarkt aus.
Jede Veränderung hat Auswirkungen. Wenn die staatliche Nachfrage am Kapitalmarkt steigt, dann hat das Auswirkungen auf jeden anderen, der sich dort verschulden will und das hat am Ende Auswirkungen auf jeden, der sich eine Maschine kaufen will oder eine Schrankwand – und wenn es nur um 0,1 Prozentpunkte höhere Zinssätze sind.
Die Alternative dazu sind Steuersenkungen für bzw. Geschenke
an die Privathaushalte in Krisenzeiten. Das Problem ist, daß
die Erfahrung zeigt, daß das auch nicht funktioniert.Wieso? Ich denke es funktioniert nur nicht wenn einfach die
Steuern gesenkt werden was einen hohen Einnahmeausfall
bedeutet (der evtl. an anderer Stelle wieder teilweise
weggekuerzt wird) und wenig bringt da Besserverdiener meist am
meisten profitieren - und diese eben eine geringe Konsumquote
haben.
Die Geschenke der japanischen Regierung an die Bevölkerung habe ich auch Dir gegenüber schon mehrfach erwähnt. Die Haushalte entscheiden sich in aller Regel bewußt dafür, zu konsumieren oder zu sparen. Kommt mehr Geld als ursprünglich vorhanden, wird die Sparquote gesteigert. Abgesehen von den Leuten natürlich, die ihr gesamtes Einkommen verkonsumieren (müssen (oder meinen, es zu müssen). Die kaufen aber in der Regel ohnehin günstiger und damit eher Produkte aus dem Ausland.
Der Effekt von Geschenken zur Konsumbelebung ist bisher in allen dokumentierten Fällen unwesentlich gewesen.
Die beste Lösung wäre also, wenn der Staat dafür sorgte, daß
niemand Angst davor hat, daß eine Krise eintritt. Die
Fiskalpolitik der Staaten hat dafür gesorgt, daß die größte
Sorge in der Bevölkerung ein strauchelnder Euro nebst
Inflation ist.M.E. sorgen die Medien fuer Zukunftssorgen - und diese wollen
konsumiert werden, d.h. nicht der Experte der X Prozent Chance
auf eine moderate Inflation prognostiziert wird interviewed
sondern der (wirtschaftliche) Weltuntergangsprophet.
Gibt es dazu eine belastbare empirische Untersuchung? Mein Eindruck ist, daß sich die Optimisten und Pessimisten die Waage halten.
Die Sorge kann man den Leuten nehmen: Schuldenabbau und zwar
pronto.Dann kommen aber andere Sorgen hinzu: Angst vor
Arbeitsplatzverlust, Armut in Folge sinkender Sozialleistungen
weil die Wirtschaft in eine Rezession rutscht.
Die Blase wird platzen, so oder so. Die Frage ist nur, wie laut der Knall wird. Naturgemäß knallt groß lauter als klein.