Hallo lo12,
ich habe den Eindruck, dass Du als Hauptverantwortliche für den Hund einstehen willst. Deine Schwester möchte überhaupt keinen Hund. Das halte ich, insbesondere bei einem so großen Hund wie dem Hovawart für keine gute Idee. Die Eltern sollten auf jeden Fall hinter der Tierhaltung stehen und sind dann auch hauptverantwortlich für das Wohlergehen, die Pflege und vor allem verantwortlich für die Erziehung, tierärztliche Versorgung und Haftpflicht im Schadensfalle. Gerade was die Hapftpflichtfrage und die Mitentscheindung bei tierärztlichen Behandlungen (und vor allem ihre Bezahlung) angeht, kannst Du als 12jährige gar keine Verantwortung übernehmen. Das geht erst mit 18 Jahren.
Kinder ab 12 Jahre können sich sehr wohl um einen geeigneten Hund mitkümmern, aber keine Verantwortung übernehmen. Wenn z. B. einmal etwas mit dem Hund passiert. Wenn er in eine Beißerei verwickelt ist, wenn er in Revierkämpfe verwickelt ist, dann sind Kinder i. d. R. überfordert und laufen Gefahr, selbst noch zwischen die Zähne zu kommen. Bei sehr großen Hunden kommt noch hinzu, dass Kinder den Hund rein körperlich gar nicht halten können, sollte er einmal durchgehen. Wenn es draußen glatt ist, oder im Wald ist es matschig und der Hund sieht seinen ärgsten Konkurrenten und will Dich als seinen Welpen beschützen, was machst Du dann? Er wird nicht auf Dich, seinen Welpen hören, er wird Dich hinter sich herschleifen und sich auf den anderen Hudn stürzen.
Hunde lieben i. d. R. die Kinder der Familie und beschützen sie auch. Aber der Hund weiß, dass es nur Kinder, Spielkameraden sind und wird das Kind dementsprechend behandeln. Das heißt, in Konfliktsituationen wird der Hund dem Kind nicht gehorchen, sondern selbst die Führung übernehmen.
Hovawarte sind Wachhunde, sie gehören zur Gruppe der Lagerhunde. Das heißt, sie sind zur Bewachung von Haus und Familie gezüchtet worden. Die Gruppe der Lagerhunde (Doggenartige) zeichnet sich durch Ausgeglichenheit, aber auch durch sehr großen Mut und viel Kraft aus. Ein doggenartiger, der in Wut gerät, ist von einem 12 jährigen Kind nicht mehr zu bändigen, so gut und so richtig (aus Hundesicht) der Hund auch gehandelt haben mag.
Ich würde für ein 12 jähriges Kind eher zu kleineren Hunden raten, die es auch körperlich bewältigen kann (z. B. Pudel). Die Eltern sollten die Verantwortung nicht ausschließlich dem Kind überlassen, sondern auf Spaziergängen immer dabei sein. Hundeschule wäre auf jeden Fall für alle Beteiligten anzuraten, insbesondere für das betreffende Kind, damit es mit dem Hund übt, Vertrauen aufbauen kann, über Hundeverhalten etwas lernt und richtig zu handeln lernt.
Für ganz wichtig halte ich es, dass alle, aber wirklich alle Familienmitglieder mit dem Hund einverstanden sind und hinter der Anschaffung stehen.
Wenn Deine Schwester sich ein Zusammenleben mit einem (großen) Hund nicht vorstellen kann, dann solltest Du vielleicht, auch im Interesse des Hundes mit der Anschaffung warten, bis Du einen eigenen Haushalt führst.
Vielleicht gibt es ja die Möglichkeit, Hundehaltung erst einmal „zu üben“, indem Du z. B. bei Eurem örtlichen Tierschutzverein als Gassigänger anfängst? Dann wirst Du schnell merken, ob Du es hinbekommst, jeden Tag, auch wenn es regnet oder die Freundin wartet, ins Tierheim zu fahren und den Hund auszuführen?
Und abschließend bleibt die Frage, wenn Du Dir jetzt einen Welpen anschaffst, was wird dann aus dem Hund, wenn Du 18 wirst, von zu Hause ausziehst und studieren gehst? Wenn Du später den ganzen Tag arbeiten gehst und möglicherweise in einer Großstadt in einer Etagenwohnung lebst? Ein Hovawart kann 12 Jahre und älter werden. Er wird, wenn Du 18 bist, 6 Jahre alt sein. Wo wird er dann leben? Wer kümmert sich um ihn, wenn er alt und krank ist? Wenn er hinfällig wird, kaum noch laufen/aufstehen kann? Wenn er inkontinent wird? Wenn die Tierarztkosten ins unermessliche steigen? Dann ist die Zeit gekommen, in der Dein Hund in einer Etagenwohnung wahrlich nicht gut aufgehoben wäre. Auch und gerade in seinen letzten Tagen nicht. Sollte er dann, im hohen Alter noch, von Dir verlassen werden, um bei den ebenfalls alternden Eltern zu bleiben? Die vielleicht selbst sich nicht mehr angemessen um den großen alten Hund kümmern können?
Wer wird ihn im Arm halten, wenn sein letztes Stündlein gekommen ist?
Wattwürmchen