Ist es sinnvoll als BWL'er nach Paris zuziehen?

Hallo,

bin gerade 28, hab meinen Bachelor dual in BWL gemacht und arbeite im Bereich Meldewesen bei der Sparkasse. Überlege seit geraumer Zeit nach Paris zuziehen. Einerseits weil ich die Stadt toll finde, andererseits weil ich auch mein französisch verbessern möchte. Um Gehalt geht es mir primär nicht. Aktuell wohne ich in Berlin, aber irgendwie macht die Routine hier einen fertig. In Berlin habe ich den Vorteil, dass ich für relativ wenig Geld gut leben kann. Zahl hier für meine 1-Zimmerwohnung, 42 qm 410 warm. Paris soll ja teurer sein. Würdet ihr das machen? Also euren Wohnsitz von Berlin nach Paris verlagern oder glaubt ihr, ich mal mir das alles schön?

Hallo,

wenn Du weder „Kind noch Kegel“ hast, dann mache den Schritt!

Aber informiere Dich vorher gründlich über:

  • Wohnung (Kosten)
  • Arbeit
  • Versicherungen
  • Staatsbürgerschaft
    etc.

Eine Auslandserfahrung ist nie ungut.

Ich hatte mal ein wirklich gutes Angebot aus der Schweiz, habe es aber abgelehnt.

(Denke auch an persönliche Bindungen zu Personen in Deiner jetzigen Heimat!)

Ro

Sinnvoll wäre es, wenn Du Dich bei großen Firmen mit Sitz in Paris um eine Anstellung oder ein Praktikum bewirbst - dann hättest Du irgendein Sprungbrett. So ins Blitzblaue würde ich es nicht riskieren. Inzwischen kannst Du ja weiter in Berlin leben und arbeiten.

LG Mannema

Aufpassen: Dort leben ist ein bisschen anders als Urlaub machen.

Meldewesen der Sparkasse… ist auch in Paris nicht spannender. Andersrum: Es gibt abwechslungsreiche Jobs auch in Berlin.
Oder meinst du das Leben in Berlin? Soll die Routine in Paris anders sein?

Und die Wohnungen sollen oft in schlechterem Zustand sein. Hab ich gehört.

Keine Ahnung, wie intensiv du dich schon mit dem Thema beschäftigt hast.
Die schon genannte Idee mit dem Praktikum finde ich nicht schlecht. Such dir ne Wohnung für ein Vierteljahr - oder wie lange es eben dauert - und schau mal, wie du zurechtkommst.
Eine endgültige Entscheidung würde ich vorher nicht treffen wollen.

Gruß,

Kannitverstan

Wozu soll das gut sein? Damit er seine Zeit totschlagen kann?

P.S.: Frankreich ist Mitglied der EU!

3 Like

Werden Leute wie du in Paris gesucht? - Nö
Wie teuer ist das Leben? - Rechne mal mit 30% mehr als in Berlin, für die Wohnung das dreifache.
Sind die Löhne dafür höher - Nö
Ist es interessanter als Berlin - Nö

Willst du einen gut bezahlten Job dann geh nach Süddeutschland oder in die Schweiz.

Wie wäre es, den ersten Schritt vor dem zweiten zu machen? D.h. zunächst einmal zu sehen, was man dort an interessanten Jobs bekommen könnte, die einen immerhin auch da in einer Größenordnung von 40h die Woche beschäftigen werden. Dann Bewerbungen schreiben, in Erfahrung bringen, ob man eine Chance hat, so einen Job dann auch zu bekommen, und dann mal ganz realistisch rechnen, ob der dann auch soviel einbringen würde, dass man davon in Paris angemessen leben könnte. Wenn das alles passt, sagt man zu, und kann aufgrund der Freizügigkeit binnen kürzester Zeit an den Umzug gehen.

Von jemand der selbst projektweise auch in der ein oder anderen interessanten Stadt war, lass Dir aber gesagt sein, dass sich auch in der tollsten Stadt Arbeit nun mal wie Arbeit anfühlt, und man auch da nach der Arbeit fertig ist, und so nebenbei noch seinen sonstigen Kram auf die Reihe bekommen muss. D.h. die Zahl der Tage, an denen Du eine solche Stadt wirklich so viel mehr genießen kannst, als Du es heute zuhause tust, ist sehr begrenzt! Statt dessen ärgerst Du Dich über vollere U-Bahnen, mehr Staus, höhere Lebenshaltungskosten, … jeden Tag.

Servus,

alldieweil französische Verwaltung auch in der „freien“ Wirtschaft viel stärker formalisiert und bürokratielastig ist als die deutsche, könnte es durchaus sein, dass französische Banken sich für einen deutschen Mitarbeiter mit Schwerpunkt Meldewesen interessieren: Sie lieben Meldewesen, Berichte, récapitulatifs analytiques jeder Art - allerdings allenfalls als „stagiaire“, d.h. mit einem Salär, das nur für einen Bruchteil der Miete reicht, die in Paris eine Conciergenkammer (= winziges Einzimmer-Appartement unter dem Dach, nicht unbedingt mit eigener Dusche) kostet. Französische berufliche Qualifikationen sind stark formalisiert und enorm differenziert - ungefähr, als gäbe es einen Ausbildungsberuf „Sachbearbeiter für Scheckeinreicher“. Da kann man auch mit einem Bätscheler aus einem anderen Land in der Gemeinschaft nicht gegen an, falls dieser nicht im Rahmen eines mehrstaatigen und mehrsprachigen Studiums erworben worden ist und mit Zweitnamen Erasmus heißt. Im Rahmen von solchen hyperdifferenzierten und stark formalisierten „Fachkenntnissen“ werden dabei übrigens Slangs entwickelt, die selbst triviale Sachverhalte für (selbst fachkundige) Dritte unverständlich machen: „Quand t’as fait le 08-217 pour ce trimestre, cela ne clochait pas au niveau des 60 A ou des 75?“ Französisch im eigentlichen Sinn ist solches „Hexagonal“ der jeunes loups nicht unbedingt.

Von daher täte ich ein solches Projekt niemals nicht mit dem Umzug beginnen, sondern zuerst schauen, ob ich überhaupt irgendwo landen kann. Ein Zipfel, an dem man Netzwerke aufhängen kann, ist dabei übrigens die CCFA in Saarbrücken.

Unabhängig davon gibt es natürlich auch ziemlich viele international operierende Industrieunternehmen, die allen Krisen-Geschrei zum Trotz gute deutsch-französische Geschäfte machen, gar nicht immer so im Rampenlicht. Sagt Dir z.B. der Name Saint-Gobain etwas? Oder kannst Du Dir vorstellen, wie sehr „französisch“ eine so urdeutsche Versicherung wie Euler-Hermes ist? Oder was die BASF alles in Frankreich macht, obwohl man da ja glauben möchte, die Polymerchemie sei fest in der Hand von Rhône-Poulenc?

Schöne Grüße

MM

Ab nach Paris und sage schon Bonjour :smile:
Später wirst Du eher die Sachen bereuen die Du nie gemacht hast…