Ist hohe Inflation überhaupt verhinderbar?

Wir haben in Österreich derzeit eine hohe Inflation, es vergeht kein Tag wo nicht in Zeitungen darüber berichtet wird. Nur um zu verstehen um was es geht , die Lebensmittelpreise sind von April auf Mai auf 7,02 % gestiegen. Hab schon erlebt, das Leute in einem Brotgeschäft, im Fall das die Sorte die sie sonst kaufen nicht vorhanden ist das Alternativangebot ablehnen müssen, weil es um 5 Euro teuer ist. In Deutschland soll es etwas besser sein, aber dort in es auch nicht besonders rosig. Was ich mich daher frage, hätte man sowas mit einer vorausschauenden Wirtschaftspolitik verhindern können? Gut, den Ukrainekrieg hätte man 2021 nicht vorhersehen können (Weizenengpass), aber man müsste auf eventuelle Probleme doch vorbereitet sein.

Oder vielleicht gegenüber Vorjahr?

Ja, wir nagen hier alle am Hungertuch. Die meisten Menschen haben seit Wochen nichts mehr gegessen. Vor allem kein Brot. Weil das ja mindestens fünf Euro kostet.

Naja, die EZB hat seit 2009 versucht, über niedrige Zinsen eine Preissteigerung und damit ein Wirtschaftswachstum herbeizuführen, was - für gut erzogene Wirtschaftswissenschaftler absehbar - nicht zum Erfolg führte.

Nun kam aber die Preissteigerung aus einer völlig anderen Richtung und in einer völlig anderen Dimension. Ja, man hätte auch das vorhersehen können, weil die Preissteigerungen natürlich nicht nur auf den Ukrainekrieg zurückgehen, sondern auch auf den wachsenden Energie- und Rohstoffbedarf Chinas nach den Covid-Lockdowns. Hat man aber an entscheidenden Stellen nicht.

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Das ist jetzt hoffentlich sarkastisch gemeint.

Auf was ich hinaus will, diese sogenannten, von der Politik ausgehenden Hilfspakete sind letztendlich doch nur Scheinlösungen, weil das Geld dafür ja nicht auf Bäumen wächst, sondern aus Steuereinnahmen kommt. Es sollte doch möglich sein, eine Wirtschaftspolitik zustande zu bringen, wo Lohneinnahmen und Ausgaben für das alltägliche Leben nicht zu weit auseinander gehen. Weniger gute Teams lösen Probleme, gute Teams verhindern sie.

Da traust Du der Wirtschaftspolitik aber eine Menge zu. Beiläufig ist so eine Lohn-Preis-Spirale auch nicht grade das Wünschenswerteste schlechthin - ab 1971 wurden in D Preissteigerungen drei Jahre lang ziemlich unmittelbar und schematisch mit Lohnsteigerungen beantwortet, mit den bekannten Folgen für Tante Ernas Sparstrumpf und generell Geldvermögen.

Wie sollten denn die beiden Ursachen für Preissteigerungen, die Dir bereits genannt wurden (es gibt noch ein paar andere, weniger bedeutende - u.a. die offensichtlich zwischen der Russischen Föderation und der VR China abgestimmte Stickstoffdünger-Preispolitik der letzten zehn Jahre), per Wirtschaftspolitik behoben werden?

Schöne Grüße

MM

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Ich hoffte, Deinen Tonfall ganz gut getroffen zu haben.

Naja, so ganz falsch lag Onkel Keyens vor rd. 100 Jahren nicht als er meinte, dass der Staat vorübergehende Nachfrageeinbrüche aus dem privaten und industriellen Sektor mit erhöhten Ausgaben kompensieren sollte. Blöd ist halt nur, dass die politischen Führer den zweiten Teil der Botschaft, dass sich der Staat das Geld nämlich in der nächsten Aufwärtsphase durch Steuereinnahmen wieder zurückholen muss, entweder nicht hörten oder überhörten bzw. vergaßen.

Ähnlich verhält es sich mit den Hilfspaketen. Natürlich spricht nichts dagegen, dass man den Leuten, die unter den gestiegenen Preisen besonders leiden (und das sind eben nicht alle), vorübergehend hilft, aber - wie Du völlig richtig sagst - müssen dafür halt auch wieder Steuereinnahmen her und auch in diesem Fall hat man halt den Teil wieder vergessen. Mal davon abgesehen, dass es nicht besonders intelligent ist, den Treibstoffverbrauch und damit den Ausstoß von Klimagasen über eine CO2-Abgabe u.a. Anfang 2022 reduzieren zu wollen und dann in den Markt einzugreifen und den Sprit wieder zu verbilligen, wenn sich der auf natürlichem Wege erhöht. Da hätte man einfach erfreut zuschauen können, wie Deutschland und andere Länder einen substantiellen Beitrag zur Klimadiskussion leisten.

Entgegen der landläufigen Meinung in Politik und Gesellschaft ist Volkswirtschaft kein mechanisches Gerät, an dem man einfach einen Hebel ziehen oder einen Knopf drücken muss und dann das gewünschte passiert. Wirtschaft ist unglaublich komplex und manche Dinge passieren einfach so, d.h. ohne unser Tun oder Unterlassen. Auf diese Dinge kann man nur reagieren - idealerweise schnell und mit einem bereitliegenden Instrumentarium.

Wie wir in den letzten 15 Jahren gesehen haben, unterliegt aber auch die unabhängigste Notenbank gewissen politischen Zwängen - offen oder implizit. Und da hilft es dann nur wenig, wenn Leute, die sich damit auskennen bzw. über eine gewisse Weitsicht davor warnen (wie meinereiner zumindest schon Anfang 2009, eher sogar noch früher), dass man eine Krise, die durch zu viel zu billiges Geld entstanden ist, eben nicht mit noch mehr noch billigerem Geld aus der Welt schaffen kann.

Die Folge ist, dass wir nun - wenn nicht noch irgendetwas überraschendes passiert - unmittelbar vor der nächsten großen Krise stehen, nämlich einem kräftigen Preisrückgang bei den Büroimmobilien, was dann wieder andere, spürbare Folgen haben wird. Ob in der Folge dann auch „endlich“ mal die Preisblase bei den Staatsanleihen platzt, wird sich noch herausstellen. Sofern das eintreten sollte, dürften die Leute, die in bzw. für die Notenbanken die Entscheidungen treffen, wieder sehr dumm aus der Wäsche schauen und nicht viel später auch sehr viele andere Leute.

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Hallo Christian,

angesichts

erinnere ich daran, dass die Wirtschaftswissenschaften mangels anderer Zuordungsmöglichkeiten zu den Geischdeswissenschaften zählen, d.h. die Großschreibung substantivierter Adjektive und Partizipien umpedink pflegen sollten, des Vorbilds wägen. :innocent:

(Es ischd nicht wägen Dir, es ischd wägen dem Sischdem!)

Schöne Grüße

MM