Ist Jod in Lebensmitteln flüchtig?

Guten Tag,
gibt es hier vielleicht Lebensmittelchemiker die mir meine Frage nach Jod beantworten können?
Ich habe vergeblich nach Informationen über die Flüchtigkeit von Jod in Nahrungsmitteln gesucht.
Weiß jemand, in welcher Form Jod in z.B. Salz zugesetzt wird und bei wieviel Grad es verdunstet - falls es verdunstet?
Vielen Dank!

Servus,

der Siedepunkt von Iod liegt bei 184 °C.

Schöne Grüße

MM

Hallo!

Reines Iod ist bei Raumtemperatur ein lilaner Feststoff, der leicht sublimiert. Das heißt, er wird gasförmig, ohne vorher flüssig zu werden, ist also flüchtig. Das kennt man auch von Eis, das trotz Frost verschwinden kann. Der Siedepunkt von Iod spielt da keine Rolle, der von Wasser liegt bei 100°, und das ist auch flüchtig.

Iod wird Speisesalz aber nicht in Reinform zugesetzt, sondern z. B. als Natriumiodat. Das ist auch ein Salz, und ähnlich wie das Speisesalz (Natriumchlorid) selbst nicht flüchtig. (Chlor ist ein Gas, aber es entweicht ja auch nicht aus dem Speisesalz)

In der Natur (und damit natürlich iodreichen Lebensmitteln) kommt Iod auch nicht rein vor, sondern nur in chemischen Verbindungen, die dann nicht flüchtig sind.

Vielen Dank!
Das leuchtet mir ein.
Ich würde gerne dre Zusatzfragen stellen (oftmals kommt man von einer Frage zur nächsten):
1.
Im Zusammenhang mit Algen wird vor zu hohem Iodgehalt gewarnt.
Ist das dann auch automatisch Natriumiodat oder gibt es in Pflanzen noch andere Iodverbindungen?
(Eigentlich ist das ja - chemisch betrachtet - eher schludrig ausgedrückt, wenn von Iod gesprochen aber Natriumiodat gemeint ist.
Man spricht ja in Lebensmitteln auch vom Salzgehalt und nicht vom Chlorgehalt.)
2.
Ich lese im Internet von organischen und anorganischen Iodverbindungen.
Heißt „organisch“ nicht, dass es sich um Kohlenstoffverbindungen handelt?
3.
Gibt es Iod in Pflanzen, das im chemischen Sinn also nicht organisch ist.

Ich habe wirklich viel recherchiert - und je mehr ich lese - umso unklarer wird das Ganze. Auch bei Wikipedia wird das nicht wirklich gut erklärt (https://de.wikipedia.org/wiki/Iod)
Vielen Dank!

PS - ich hoffe, die Kommentarfunktion ist für Zusatzfragen ok - ich habe leider nichts darüber gefunden. Ansonsten stelle ich eine komplett neue Frage.

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Hallo!

Erstmal hast du völlig recht, die Ausdrucksweise ist völlig schwammig, aber:

Im Prinzip ist Natriumiodat ein Salz aus NatriumIonen (Na+) und Iodat-ionen (IO3-). Das Natrium ist dabei austauschbar, z.B. gibt’s da auch Kaliumiodat. Ob Natrium oder Kalium ist völlig egal, das braucht der Körper eh in sehr viel größeren Mengen. Man könnte also von Iodat sprechen.
Andererseits gibt es auch Natriumiodid (NaI), und laut Wikipedia enthält Meerwasser sowohl Iodat als auch Iodid. Daher könnte man der Einfachheit halber einfach von Iod sprechen. Übrigens, man redet auch von „natriumarmer Ernährung“, obwohl das Natrium auch in Form von Salzen im Körper vorkommt.

Ich weiß ehrlich gesagt nicht, warum man dem Salz Natriumiodat beimengt, und nicht das Iodit. Vielleicht kann das Iodat vom Körper einfacher verwertet werden.

Wie dem auch sei, bisher waren das alles nur Iodsalze. Daneben gibt es die organischen Verbindungen. Organisch heißt eine Substanz, wenn sie Kohlenwasserstoff-Verbindungen enthält. (Kohlenstoff reicht nicht, sonst wäre Graphit organisch). Wenn man einzelne Wasserstoff-Atome gegen Iod austauscht, hätte man eine organische Iod-Verbindung:

  H                        H
  |    Methan              |   Iodmethan
H-C-H                    H-C-I
  |                        |
  H                        H

Die Schilddrüse produziert iodhaltige Hormone, das sind auch organische Stoffe.

Ich habe ein wenig gegoogelt, und ein Buch über die Mikrochemie der Pflanzen gefunden, das sich bei google lesen läßt. Darin steht u.a., daß Meeresalgen eben eine hohe Iodkonzentration haben, und daß das Iod in Form von organsichen Verbindungen, genauer, in Eiweißen vorkommt.
Aber sicher wird Iod in Lebenwesen immer auch als Salz vorkommen, sonst würde das Iodat im Kochsalz ja keinen Sinn machen.

Ich muß sagen, meine Antwort ist auch etwas schwammig, so wie das ganze Thema…

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Ich danke Dir sehr für diese ausführliche Erklärung.!
Dafür, dass diese Thematik so wichtig ist gibt es tatsächlich relativ wenig tiefergehende Infos im Netz.
Darfst Du den Link zum Google-Buch hier reinstellen?
Oder kannst Du mir die Suchworte nennen, mit denen Du ihn gefunden hast?
Letzte Nacht habe ich noch gelesen, dass auch manchen Seiten bemängelt wird, dass Kalium-Iodat und Natrium-Iodat in der Natur so gut wie nicht vorkommen. Ich kann allerdings keinen Nachteil für den menschlichen Körper darin erkennen, denn wie Du schon schreibst: wir brauchen ja beides auch im Körper.
Unwissenschaftliche Meinungen sind leider sehr verbreitet im Netz, selbst auf Seiten, die sich einen wissenschaftlichen Touch geben wollen.