Ist mein Zug denn Abgefahren? :o(

Hallöle. Aus Erfahrung weiss ich, dass der „Publikumsjoker“ eine gute Möglichkeit ist, weiter zu kommen. ;o)
Folgender Sachverhalt:

Ich bin 31 Jahre, habe die meiste Zeit im Einzelhandel gearbeitet, hatte allerdings verschiedene Jobs und war selbst als Quereinsteiger ganz gut darin, was ich tat.
Eine Ausbildung zum KFZ-Mechaniker brach ich leichtsinnigerweise ab, allerdings war mein Elternhaus alles andere als ideal oder wenigstens durchschnittlich „normal“.
So schlage ich mich mit Aushilfsjobs rum, der Verdienst ist natürlich dementsprechend bescheiden. Mit Entsetzen stelle ich fest, dass ich genau die Kriterien eines „Neuarmen“, also arm trotz Arbeit, erfülle.
Hinzu kommt, dass ich von früher ca. 15.000 Schulden (Wohnungseinrichtung únd später eine „anspruchsvolle“ Lebensgefährtin),noch knapp 4500 zu begleichen habe, was das Leben nicht gerade schön macht.
Ich würde sehr gerne eine Ausbildung machen, allerdings habe ich immer weniger Vertrauen in eigene Möglichkeiten, weiss aus eigener Kraft nicht wirklich weiter. Es ist nicht einfach, wenn einem die Richtung fehlt. Alles um mich entwickelt sich weiter, nur ich stehe dort, wo ich schon vor 10 Jahren war. Habe Mittlere Reife, obwohl ich in der Schule damals wirklich ziemlich gut war, so fiel mein Abschlusszeugnis doch recht bescheiden aus (ach, diese Pubertät!).

Entschuldigt bitte meinen Schreibstil, ich bin heute ziemlich erschöpft und nicht besonders guter Laune.

Trotzdem hoffe ich, auf diesem Wege vielleicht ein paar Anregungen, Ideen oder einfach gute Ratschläge zu erhalten. Vielleicht hat jemand von Euch ähnliches erlebt, wer weiss.
Ich bin für jede Antwort dankbar und wünsche Euch einen netten Abend.

Wolf75

Hi Wolf,

zunächst einmal: Schieb dein Selbstmitleid etwas zur Seite, damit du deine Chacnen besser erkennen kannst.

Dein Zug ist noch nicht abgefahren… du musst jetzt nur ganz schön rennen, damit du ihn nicht vollends verpasst.

OK.
Du hast also keinen Berufsabschluss, viel Berufserfahrung und viele Schulden.
Du musst also sehen, dass du neben einer eventuellen Ausbildung noch genügend Geld heranschaffst um deine Schulden zahlen zu können, da du als AZUBI nur ganz wenig verdienst.

Woran hast du denn Interesse ?
Nun sag aber nicht „egal hauptsache Kohle verdienen“
Kannst du in eine gewünschte Ausbildung denn schon berufserfahrung mit einbringen ?
Es gibt immer wieder Ausnahmeregeln, die dir Ausbildungsjahre einsparen können.

Ohne weiter Infos, wirst du wohl kaum Hilfe finden… außer vielleicht bei deiner „Agentur für Arbeit“.
Übrigens: Es gibt „neuerdings“ Umschulungsmaßnahmen, bei denen du nach 6 Monaten Vollausbildung und Praktikum in Betrieben über diverse handwerkliche Erfahrung und Ausbildung verfügst.
Du musst den Arbeitsberater aber speziell danach fragen, da diese Maßnahme mehr als 3.000 € kostet.
Nachteil: Du unterschreibst einen Vertrag mit dem Bildungsinstitut. Wenn du einfach abbrichst, musst DU die Ausbildung bezahlen.
Also nix für wankelmütige… zu denen du aber heute wohl nicht mehr gehörst.

Ansonsten „neue Armut“:
Wenn du unter bestimmten Sätzen liegst, hast du zusätzlich zum Arbeitsentgelt auch noch Anspruch auf Zuschuss bis zur Höhe des „Regelsatzes“.
Habe ich auch mehr durch Zufall erfahren, kann deshalb leider keine grundlagen liefern. Mir wurde aber gesagt, dass auch dafür die AfA zuständig ist.

Gruß
BJ

Hallo Wolf,

wie auf Bahnhöfen isses auch im täglichen Leben: wenn man den einen Zug verpasst, steigt man halt in den nächsten ein - so viele kommen da vorbei gefahren. Wichtig ist aber, dass man den Zug in die richtige Richtung erwischt :wink:

Und genau da kannst Du jetzt die „Wartezeit am Bahnhof“ nutzen und Dir überlegen, was Du machen willst. Für den Moment definieren wir mal alle Schulden, Verpflichtungen und Selbstzweifel weg und Du kriegst die freie Auswahl unter allen Jobs dieser Welt.
Da Du nun kein 16-jähriges Knäblein bist, denke ich mal, dass Du vom „idealen“ Job schon konkrete Vorstellungen hast (auch von dem was Du keinesfalls willst). Du hast ja schon Erfahrungen in einer Autowerkstatt, als Einzelhändler und auch in diversen anderen Bereichen - wo siehst Du Dich?

Worin bist Du wirklich gut? Was kannst Du? Worin bist Du so richtig schlecht? Was magst Du gar nicht? Diese Fragen musst Du Dir ganz ehrlich beantworten. Wichtig ist besagte Ehrlichkeit und jegliches ABER verboten ist.
Sprich, Du spinnst jetzt einfach gemütlich vor Dich hin: „Ich glaub, Autoteile verkaufen wäre mein Ding. Ein bisschen Ahnung hab ich ja noch von der Lehre, und die ganze Lagerhaltung, -planung und -abrechnung hab ich bei … gelernt. Ausserdem schraub ich selber gern am Auto rum und berate gerne andere Leute“.

Sodele - und nun schreibste die Abers drunter. Also sowas wie „Braucht Abi“, „3 Jahre Ausbildung“, „Startkapital 20.000 Euro erforderlich“ oder was auch immer. Und dann setzte Dich hin und überlegst, was Du tun könntest um die Abers aufzulösen. Abi kann man nachholen, eine Ausbildung verkürzen und vorher/nebenher jobben, Startkapital leiht einem vielleicht die Omma oder die Bank.

Da schläfste dann mal drüber (ist eh nicht an einem Tag gemacht, so ne Liste) und diskutierst auch mal mit Leuten, die Dich gut kennen (Familie, Freunde), ob die sich Dich in dem Job vorstellen könnten.

Und dann gehste die Liste durch und überlegst, wo das Preis-Leistungsverhältnis für Dich am besten passt. Abi nachmachen und dann ein Medizinstudium mag zu aufwendig sein, aber ein Jahr in nem Sch***-Job Kohle scheffeln und dann ein Jahr Ausbildung/Umschulung ist realistisch. Am Ende sollten idealerweise zwei Ziele stehen, so dass Du noch nen Plan B in der Tasche hast, falls doch was schief geht.

Sodele - und nun gehste her und fängst an, den Weg zum Ziel zu gehen. Schritt für Schritt. Und auch wenn ich sonst ungern mit schlauen Sprichwörtern um mich schmeisse: „Kein Wunsch wird uns gegeben ohne die Kraft ihn zu verwirklichen“

Und noch was: Bitte klär das ab mit Deinen Schulden! Geh zu einer Schuldnerberatung und lass Dir helfen, vielleicht kennen die noch den einen oder anderen Trick wie Du die 4500 Euro schneller los wirst.

Aber so wie Du schreibst, mach ich mir um Dich keine Sorgen - wenn Du mal Dein Ziel hast, dann wirst Du’s auch erreichen :wink:

*wink* und viel Erfolg

Petzi

Hallo!

In meiner Berufsschulklasse sind auch „ältere“, nämlich 32 und 38. Meine Nachbarin ist 46 und hat vorletztes Jahr eine Ausbildung zur Altenpflegerin angefangen.
Alle haben sich entschieden, auf Grund ihres vorherigen Berufslebens, das sie in irgend einer Weise nicht befriedigte unbedingt noch eine Ausbildung zu absolvieren. Sie kommen auch mit dem Lernen und der neuen Situation gut zurecht.

Die Nachbarin wird von allen Leuten die ich kenne sehr bewundert, dass sie sich dafür entschieden hat.

Noch erwähnt, jobben einige Klassenkameraden, so wie auch ich, am Wochenende und während der Ferien, was gut klappt! Naja, ich wohne auch noch im Elternhaus.
Vielleicht lässt sich bei Dir die finazielle Vorbelastung noch weitere drei Jahre hinaus schieben?!

Vielleicht hilft es Dir, deine Stärken auszubauen und in dieser Richtung einen Berufsweg einzuschlagen?

Ich wünsche Dir viel Glück, was man um in einen Beruf einzusteigen allzu oft braucht und viel Erfolg!!!

MfG
Deep Sea

NEIN :wink:
Hallo Wolf,

du bist 31 und was???

Ich habe den Eindruck, du hast kein Ziel mehr!
Und dann schwimmt man so in der Alltagssuppe umher und weiß nicht wo man hingehört.

Viele Menschen ändern ihr Leben zu diesem Zeitpunkt,
weil man sehr früh irgendeine Richtung einschlägt,
die aber nicht unbedingt für immer der Lebensinhalt sein muß.
Man ist ja auch nicht von 16- zum Tod mit dem selben Partner zusammen.
Menschen und ihre Ziele/Bedürfnisse ändern sich nun einmal.

Ich werde jetzt 29 und drücke nochmal 2 Jahre die Schulbank und mache
meinen Betriebswirt.
Da gibts bestimmt jüngere als mich. Na und?

Stell dir selbst die Frage, was wolltest du schon immer mal machen?
Was interessiert dich?
Du hast nur das eine Leben! Mach was draus!

Ich weiß auch, dass das nicht so leicht ist, wie es sich hier jetzt anhört, aber du mußt es versuchen !!!

Viel Glück und Liebe Grüße
Lena