Hallo Kalkofen,
Mein Vater kommt aus einer Familie in der Ordnung sehr groß
geschrieben wurde. Entsprechend legt er diesen Maßstab auch
heute noch an seine Wohnung.
Ist es seine Wohnung? Gehört sie denn nicht ebenso Deiner Mutter?
Die Formulierung von Dir ist darum irritierend, weil man da möglicherweise schon einen „wunden Punkt“ hinein interpretieren könnte, der Deine Mutter vielleicht dazu bewegt, in den kleinen Bereichen (Innenleben von Schränken und ihr Zimmer) dazu bringt, dort das zu tun, was sie will… nämlich einfach keine Ordnung zu halten?
In dem Zimmer lebte früher meine Schwester, die so wie ich
inzwischen ausgezogen ist. Neben der Ablage für Wäsche dient
es ihr auch als Büro. Allerdings stapeln sich dort geöffnete
Briefe, Zeitschriften ect.
Also ist es im Grunde gar nicht wirklich IHR Raum, weil sich das vermischt: einerseits kann sie da Schreibsachen erledigen, aber da ist auch die Wäsche, die vielleicht „ruft“? Es könnte gut sein, das zu trennen, damit sie wirklich einen Raum für sich allein hat? Du könntest vielleicht anbieten, mit ihr zusammen (und vielleicht mag Dein Vater auch helfen?) das Zimmer zu renovieren, es gemütlich gestalten, vielleicht mit einem Odnungssystem für ihre Zeitschriften, mit TV/ Musikanlage, PC nur für sie allein… also einen Raum, der WIRKLICH nur ihr zusteht, um sich darin zu erholen, statt auf die Wäsche zu gucken und gefrustet zu sein?
Natürlich bekommen die beiden auch regelmäßig Besuch. Ein
Außenstehender würde sich aebr nicht über die Ordnung in ihrer
Wohnung äußern. Davon abgesehen ist es in den anderen Zimmern
auch nicht auffallend schlimm.
O.K. Sie sorgt also dafür, dass Besuch kein Problem ist/ wird… und macht Dein Vater da auch mit? Oder hat er den Anspruch, das müsse allein Sache seiner Frau sein? Es ist ja vielleicht auch für Deine Mutter ein Problem, dass er nach Hause kommt und Feierabend machen kann, während sie zu Hause „auf Arbeit“ ist und (wie auch mit dem Zimmer) also keine Trennung besteht, so dass sie möglicherweise auch darum nicht „abschalten“ kann?
Zu viel zu tun!!
Dann macht doch mal eine Übersicht, eine Art Tagesplan, um konkret zu sehen, wie sie vorgeht, was sie macht und wann sie Ruhepausen einlegt… echte Ruhepausen, in denen sie in die Sauna geht, sich mit anderen zum Klönen, Kartenspielen oder Kochen trifft, in ihrem Zimmer das TV-Programm sieht, das Dein Vater vielleicht noch nie sehen wollte, in einem Chor mitsingt, sich bei ebay einen Karton voller Romane kauft und die gemütlich auf ihrem eigenen Sofa in ihrem Zimmer wegliest.
Oder aber sie bildet sich weiter? Sie arbeitet ja nicht in einem/ ihren Beruf und hat auch keine musischen Grundlagen, spielt ein Instrument, malt, fotografiert? Manche Frauen schütten sich ja zu mit „Arbeit“, ohne je das Gefühl zu haben, etwas wirklich Sinnvolles zu tun, nicht?
Nein, nein. Der Ehemann kommt schon mit…
Gut, und wie wäre es, wenn sie nicht mit dem Auto fahren würden? Ins Taxi, zum Bahnhof/ Flughafen und los? Dann kann und muss sie vielleicht auch nicht tausend Tüten und Taschen ins Auto stopfen? Außerdem frage ich mich, was Dein Vater eigentlich dazu beiträgt? Wird ihm der Koffer gepackt? Dann sollte man evtl. darüber nachdenken, ob er vielleicht in manchen Bereich auch etwas mehr Eingenverantwortung übernehmen könnte? Ist es so, dass Deine Mutter irgendwie allein mit solchen Dingen dasteht?
Alles Gegebenheiten, die einen Messie
auszeichnen.
Der leidet unter diesem Problem, kann damit nicht in der
nötigen Suveränität umgehen.
Er ist also jemand, der von sich selbst denkt, er müsse damit souverän umgehen? Es wäre besser für ihn und Deine Mutter, wenn er seine eigene Ratlosigkeit auch ausdrücken würde… das kann er ja ganz sachlich tun, um mit ihr zusammen dann Wege zu erörtern, wie sie beide zusammen sich wohler fühlen könnten?
Reden ist natürlich sehr wichtig. Aber vielleicht hat man nur
eine Chance und die sollte auch genutzt werden.
Ja, das ist sicher so, dass man es gleich richtig angehen sollte.
Du hast ein Geschwister? Könntet Ihr also viellecht gemeinsam erstmal besprechen, was Ihr wie dazu beitragen möchtet, Euren Eltern auf die Sprünge zu helfen? Dann wärst Du nicht allein damit, auch nicht in einem Gespräch mit Deinen/ Euren Eltern?
Insgesamt scheint es so zu sein, dass Deine Eltern eine recht klassische Ehe leben? Vater geht außer Haus den größeren Anteil des Geldes verdienen, während Mutter vorwiegend die Hausarbeit und die Kindererziehung obliegt? Außerdem scheint Dein Vater ein Mann zu sein, der glaubt, er müsse seine Maßstäbe an Ordnung zugrunde legen, die er jedoch - aufgrund der Rollenverteilung - nicht selbst erfüllt, sondern von Deiner Mutter abarbeiten lässt? Entschuldige den etwas harten Ton, aber ich denke, dass dies für viele Ehepaare ein großes Problem werden kann… es ist sicher nicht leicht, solche eingefahrenen Schienen zu verlassen, aber wenn Dein Vater auch unglücklich damit ist, wird er sicher bereit sein, mit Deiner Mutter zusammen zu überlegen, was sich konkret ändern sollte?
Dazu gehört auch, dass er ebenso wie Deine Mutter seinen eigenen Bereich innerhalb der Wohnung hat? Und dass er auch - außer Arbeit - für sich etwas findet, was ihm Spaß macht?
Und natürlich Dinge, die ihnen gemeinsam Spaß machen würden. Sie könnten sich „verabreden“, zum Kino, Theeater, Essen(gehen), Kaffeetrinken, Spazierengehen, Tanzengehen etc., regelmäßig, und immer abwechselnd organisiert eineR das?
Und sie könnten auch zusammen eine professionelle Beratung in Anspruch nehmen?
Letztlich ist es aber die Ehe Deiner Eltern… Du kannst nur anregen, nicht ihre Problemee lösen, also in dem Sinne: Schütze Dich davor, nun eine Verantwortung zu übernehmen, die Deinen Eltern (gleichermaßen) zukommt:smile:
Gruß
Istiden