Hallo,
nun, wie Hustenbonbons wurde es ja nicht gleich verschrieben.
Also, es war so, dass die Mutter vor etwa 2 oder 3 jahren erstmals den Verdacht ADS äußerte. Wir diskutierten freundschaftlich darüber. Es ging ihr dabei vor allem um mangelnde Gehorsamkeit, Konzentration, Motorik und soziales Verhalten um nur 4 Beispiele zu nennen. Ich nannte das meiste normal, sie solle mal abwarten und so…
Gehorsamkeit ist eine erzieherische Angelegenheit und nicht klar definiert in meinen Augen. Will ich mein Kind also dressieren, dass es ständig nur tut was ich sage und funktioniert es, oder erziehe ich es, darf es eine eigene Meinung haben und hin und wieder auch Forderungen ablehnen? Ich bin der Ansicht „kindlicher Ungehorsam“ ist durchaus in gewissem Masse normal. Anstrengend, aber normal. Allerdings sind die Ansprüche der Eltern eben unterschiedlich. Ich kam immer mit dem Jungen klar, lieb, höflich, offen, fröhlich - bevor er die Medikamente bekam. Wenn er bei uns war, verhielt er sich nicht wie ein „Kuscher“. Er fühlte isch wohl, wurde aber zu oft aus dem Spiel gerissen, weil man zur Oma musste („Er will ja auch zur Oma, ich weiß das“ „Nein, will ich nicht, ich will hierbleiben und mit J. spielen“ „Quatsch, du kommst mit, wie immer, basta!“). Anschl beklagt sie sich lautstark über ihre anstrengenden Kinder und den Ungehorsam!
Konzentration(sschwäche): Naja, auch hier ist es Auslegungssache. Er wurde schon als 3-jähriger für die Schule „gedrillt“. Als 3 Jähriger brachte er aber wohl nicht die Konzentration auf, die sie sich gewünscht hätte. Ok, dadurch konnte er mit 4 Jahren dann lesen und rechnen. Allerdings hat er sich oft gegen die Aufgaben gewehrt, weil er auch lieber spielen wollte. Konsequenz hieß die Devise. Was Mutter beschlossen hatte, war und ist unumstößlich! (Dadurch ist er m. E. auch nicht zu Kompromissen fähig und es entstehen ewige Diskussionen über Nichtigkeiten - er wendet das Prinzip seiner Mutter an: knallharte Konsequenz!) Problematik war: Er wurde nicht zur Vorschule „zugelassen“, weil ihm angeblich gewisse soziale Kompetenzen fehlten. Man wollte ihn nicht auf die Schule „heiß“ machen seitens der KiTa, wenn er möglicherwiese doch noch nicht soweit wäre. Er ist also auch 1 Jahr später eingeschult worden - schließlich dann auf Wunsch der Mutter. Zuvor war sie strikt dagegen und verteufelte die Entscheidung der Kita.
Die mangelhaft ausgeprägte Sozialkompetenz begründet sich in meinen Augen ganz einfach: Das Kind ist mindestens 3 x in der Woche ausschließlich bei der Oma. Verabredungen schließen sich an diesen Tagen aus. An den übrigen 4 Tagen gibt es Programm: 1 x Ergotherapie (nach der betreung bis um 17.30) , 2 x Kampfsport (ebenfalls nach der betreuung), der Sonntag ist "Bildungstag: Lernen, Ausflüge mit Mama in den Tierpark oder Besuch einer Ausstellung o. ä. Ausreichende Kompetenzen können sich so m. E. nicht entwickeln, da der Kontakt zu Gleichaltrigen nicht ausreichend ist. Freies Spiel nervt nämlich zu Hause und ist anstrengend 
Die Motorik ist deshalb unterentwickelt, weil in frühen Kindsjahren jeglicher Umgang mit „gefährlichem“ Gerät (mit 4 Jahren ist das Kind zu jung zum Radfahren, wenn du nicht selbst auf das Gerüst kommst, bist du eben noch zu klein dafür, ich hab jetzt einfach keine Lust mit dir raus zu gehen - etwa Inliner fahren - und beaufsichtigt werden musst du noch mit 7 Jahren, du kannst das nicht, das ist zu gefährlich, du tust dir weh…) schlicht unterbunden wurde. Heute stolpert er noch immer über seine eigenen Füße. Er besitzt mittlerweile (11!) ein altes Damenrad (niedriger Einstieg, geringere Verletzungsgefahr!), ein Waveboard, Inliner und einen Fußball (!). Alles wird nicht bespielt. Aber es sind seine Besitztümer, die er auch nicht verleiht! Nun wird er aber oft genötigt, das Defizit ist nun endlich aufgefallen, aber natürlich ein Symptom der Krankheit, es zu benutzen. Widerwillig tut er nun, was ihm Jahre vorher laut natürlichem Drang „abgewöhnt“ wurde, beim kleinsten Mißgeschick oder Kratzer gibt er auf, weint und jammert, er kann das nicht. Üben wurde früher ja nicht zugelassen, tja…
Mit der Einschulung fing die Diskussion um ADS dann richtig an. Er brachte wohl nicht die gewünschten oder für die Mutter erforderlichen Leistungen. das Thema ADS war wieder auf dem Tisch. Zuvor wurden bereits 2 Tests gemacht, der erste fiel negativ aus, beim zweiten waren dann evtl. nur leichte Tendenzen zu erkennen. Mittlerweile hatte man bereits mehrfach den Kinderpsychologen konsultiert - oder penetriert? Meine Vermutung (und die des Vaters, der Oma und einiger Freunde): Die geht da solang hin, bis der Arzt nachgibt. Tatsache war, das sie sich bis dato sehr viel Fachliteratur zum Thema besorgt hatte und die „nötigen“ Symptome zur gewünschten Diagnose beten konnte. Das Kind wurde nie selbst befragt, irgendwann hat sie auch den Test angezweifelt, der wieder nur eine „Tendenz“ ergab. Schließlich erzählte sie, der Arzt habe ihr nun doch eine „geringe Dosis“ verschrieben, lediglich wirksam für die Schulzeit von 8 -15 Uhr. Er bekommt seitdem „Medikinet“. Am Wochenende wurde es aber immer ausgesetzt.
Nach längerer Einnahme fand eine Veränderung mit dem Jungen statt und ich übertreibe NICHT!
Er machte immer häufiger einen abwesenden Eindruck. Blieb vor dem Fernseher stehen und war nicht mehr ansprechbar. Es schien, die Worte erreichten ihn nicht. Unser Sohn machte den „Scheibenwischer“ direkt vor seinem Gesicht - keine Reaktion. Lediglich ein sich nach rechts Neigen, um den Bildschirm sehen zu können. Viel trauriger: sein Lachen verschwand. Vollständig.
Irgendwie wurde er insgesamt laaaangsamer…
Anders kann ich das nicht beschreiben. Er fing wieder an zu nuscheln. War vor Jahren mal zur Logopädie, mit 4, völlig unnötig, aber jetzt fängt er wieder an. Man versteht ihn kaum.
Seine Lieblingsbeschäftigung beschränkt sich heute auf Lesen am Abend, das einzige was ihm bislang nicht verboten wurde, höchstens zeitlich limitiert. Er frißt Bücher regelrecht. Und dazu: Nintendo. Spiele draussen liegen ihm nicht, er ist weinerlich, wenig ehrgeizig, unmutig…wenig experimentierfreudig. Er wird langsam etwas dicklich, natürlich liegt das nicht and er Ernährung sondern an der Veranlagung. Nun wird er dort eingeschränkt, kein Fett mehr, keine Süßigkeiten - ließe sie ihn doch wenigstens draussen Toben und einen Ausdauersport betreiben…aber nein.
Immer hin wurden seine schulischen Leistung (wunschgemäß) besser um nicht zu sagen ausgezeichnet. Alles Einser und Zweier auf dem Zeugnis der 1. - 2. Klasse, nur eine 4 in Sport… das medikament wirkt - und das tut es natürlich nur, weil er die krankheit ja auch hat, das IST der Beweis! Auch wenn es gegenteilige Studien gibt und sich Studenten Ritalin beschaffen um besser lernen zu können - wird alles abgewunken…Es wird nicht mal in Erwägung gezogen. Sie hat eben recht gehabt - und davon hat sie ja auch den Arzt überzeugen können (ihre Worte!).
Mittlerweile steht der Schulwechsel an. Da die Leistungen in der 3. Klasse wieder leicht abfielen, wurde die Dosis erhöht und schon besserte sich angeblich alles. Jetzt in der 4. nimmt man dann doch vom Gymnasium Abstand, angeblich war es nie ein Option (Blödsinn, das war das erklärte Ziel seit der Einschulung!). Tatsache war, dass die Lehrer der grundshcule dringend davon abrieten, er wäre dem Druck dort nicht gewachsen. Ein klassisches Opferkind. Die Mutter empört, mittlerweile verkauft sie es als ihre eigene Idee.
Er lügt was das Zeug hält, erfindet hanebüchene Geschichten, glaubt aber selbst fest an seine Schilderungen. Stößt hierbei auf den Unmut seiner Eltern, bowohl die Mutter noch kürzlich behauptet hat, er könne überhaupt gar nicht lügen. Was für eine Behauptung! Das war ihre Erklärung dafür, dass unser Sohn den Jungen beschuldigte, im Müllraum des Hauses alte Farbeimer ausgeschüttet zu haben. Unser Sohn würde lügen, zumindest habe er aber ihren Sohn angestiftet. Leider gab es einen erwachsenen Zeugen… Komisch, die Schuhsohlen unseres Sohnes waren auch frei von Farben ebenso sein T-Shirt. Die des anderen Jungen hingegen waren total bekleckert. Als seine Mutter schimpfte sagte er Kinder seien vorbeigekommen und hätten ihn mit Farbe beschmiert. Am Ende waren natürlich die nachbarn schuld, die die Farbeimer dort hingestellt hatten - nicht ihr Sohn. Schuld von sich weisen, um einer unangemessenen Strafe zu entgehen. Bei den Massnahmen, die ich beobachten durfte, würde ich auch lügen…
Mittlerweile wurde die Dosis erneut erhöht. Warum? Keine Ahnung. Auch am Wochenende wird das Medikament jetzt verabreicht. Ich frage nicht mehr wieviel er jetzt bekommt. Auf mich wirkt er nach wie vor „gestört“, nicht altersgerecht entwickelt. Wahrnehmungsgestört. Aber enooooorm viel Wissen…
Ein Intelligenztest - unter Verabreichung des Medikamentes!!! - ergab angeblich eine Hochbegabung, es wurde eine Zahl genannt. Schließlich räumte der Vater ein es könne sich durchaus auch nur um „überdurchschnittliche Intelligenz“ handeln. Mein Mann sagte zynisch: „Naja, er kriegt ja auch Drogen…“ das war gemein und nciht angemessen, aber der verdacht drängte sich auf. ich denke nicht, dass ein IQ-Test unter Verabreichung solcher Medikamente aussagekräftig ist. Wir mutmassten, dass sie die Medikation einfach verschwiegen hat. Der Vater wusste es nicht.
Unser Sohn wendet sich auch immer mehr von ihm ab: der spielt nur Nintendo und kackt in die Hose. der stinkt! Auf meine vorsichtigen Erklärungen hin (ich gebe mir wirklich Mühe nicht voreingenommen zu wirken und erkläre, dass ihm die Tabletten eben helfen sollen und bleibe auch objektiv meinen Kindern gegenüber - ich verurteile jeden Ansatz der Diskriminierung und weise meine Kinder zurecht, dass der Junge doch nichts dafür kann, wie er ist) er habe halt eine Krankheit, die ihn das nicht merken lassen, sagt mein Sohn: Dann soll er seine Tabletten nehmen oder aufs Klo gehen!"
Der Junge versucht sein mangelndes Selbstwertgefühl zu kompensieren, indem er „tolle“ Geschichten erzählt und ständig mit seinem „Wissen“ angibt. „Ich kann besser lesen als Du!“ fordert er unseren Sohn heraus, der antwortet: „Entweder kann man lesen oder man kann es nicht! Aber ich kann besser Waveboarden, Radfahren und Fußball, na und?“ „Ich kann das auch“ "Kannst du ja eben nicht! „kann ich wohl!“ „Nein, kannst du nicht, du willst ja auch nie damit fahren und heulst gleich los, wenn was nicht klappt“…
Der Junge tut einem leid. Mittlerweile hat er auch Samstag keine Zeit mehr, da muss er seine Schwester zum Reiten begleiten, weil die Mutter nicht möchte, dass ich die Jungs zu sehr sich selbst überlasse…
In mehreren Diskussionen um Sicherheit im Strassenverkehr, Erziehung und allgemeine Entwicklung der Kinder verweist sie immer auf Statistiken. ich sage, die Entwicklung von Kindern lässt sich nicht in ein Schema pressen, sie ist individuell. Statistiken sind Richtwerte, sie müssen abe rnicht für alle gelten. Und nicht absolut sein. Halte ich mich selbst mit meinen Kindern oft im Strassenverkehr auf, lernen sie früher die Regeln als ein Kind, das täglich nur im Auto sitzt. so wie ihr Sohn durch training früh lesen gelernt hat, können meine Kinder sich bereits im Strassenverkehr besser zurechtfinden als ihre.
Mittlerwiele sagen alle bekannten, dass die Mutter therapiert gehört - nicht das Kind.
Hast Du nun einen Eindruck?