Ist Rauchen eine "schwere psychische Erkrankung"?

Moin Experten, hab da mal eine etwas unappetitliche Frage die mich total nervt.
Bin Raucher (ne Schachtel am Tag) und ein Bekannter hat mir erzählt das Rauchen
schon an sich eine psychische Erkrankung und Verhaltensstörung ist.
Nach einer Weile genervt sein und zwei Kippen hat er mir einen Link geschickt via
Whatsapp:
Link
Abhängiges Rauchen ist als „Psychische und Verhaltensstörung durch psychotrope Substanzen“ klassifiziert.
Bin jetzt total panisch und denke ich wäre bekloppt. Könnte mich mal bitte jemand beruhigen? Kann doch
nicht sein das ich als Raucher einen an der Waffel habe???

Danke!!!

Dein Problem ist die Verachtung, mit der Du Dich über andere psychisch Kranke himmelhoch erhaben fühlst.

Du hast als Suchtpatient keinen „an der Waffel“. Genauso wenig wie ein zyklothym Manisch-Depressiver, ein Psychotiker, ein Schizophrener „einen an der Waffel haben“.

Ach ja, übrigens: Der Unterschied zwischen Dir als Nikotinabhängigem, einem Junkie und einem Alkoholiker ist nur der Stoff, von dem Ihr abhängig seid. Dass Ihr alle drei Suchtpatienten seid, habt Ihr gemeinsam. Und dass jeder von Euch richtig voll in der Scheiße hängen muss, bis er gegenüber sich selber zugibt, dass er schwer abhängig von „seinem“ Stoff ist, habt Ihr auch alle gemein.

Ich weiß, wovon ich rede. Ich war knapp vierzig Jahre lang schwer nikotinsüchtig.

Und noch ganz was anderes: In einer Welt wie dieser sind die Leute, die „einen an der Waffel haben“, die wertvollsten Persönlichkeiten überhaupt. Kannst ja mal drüber nachdenken, warum.

Schöne Grüße

MM

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Hallo,
Unfug!
Dass Rauchen ungesund ist, das weiss jeder Raucher selber und braucht keine Belehrung von aussen.
Dennoch befürworte ich auch dafür Grundregeln:
-Rauchen in Gegenwart von essenden Menschen am Tisch ist tabu,
-Rauchen in der Schwangerschaft und im Beisein von Schwangeren ebenfalls.
In Bus, Bahn und Auto muss auch nicht.
Just habe ich das Koblenz-Treffen vor Augen:
Von allen Beteiligten waren nur drei Nichtraucher.
Trotz völlig unterschiedlicher Mentalitäten war es sehr harmonisch und niemand fühlte sich durch Raucher eingeschränkt.
Zu keinem Zeitpunkt hatte ich den Eindruck, es mit verhaltensgestörten Personen zu tun zu haben!
Aber krass sind Ärzte, die einem davon abraten und die man später im Hof mit 'ne Kippe antrifft…
Ich ziehe den Hut vor Teenies, die sich gegen das Rauchen richten.
Aber dafür werden sie närrisch, wenn man sie auf Internetentzug setzt.
Mao

Und dass der reine Suchtstoff beim Rauchen im Gegensatz zum Trinken nur sechs Tage nachwirkt. Danach ist man eigentlich frei und muss nur noch die schlechte Gewohnheit bekämpfen. (Wenn ich gewusst hätte, wie einfach das Aufhören ist, wäre ich schon 20 Jahre früher rauchfrei gewesen!) Bis die durchs Rauchen verursachten Schäden weg sind, dauert es allerdings erheblich länger.

Na ja, Raucher wissen ja, dass Rauchen stinkt, teuer und schädlich ist, dass sie Jahre weniger Lebenserwartung haben … Wie war noch gleich die Frage? Ob der Fragesteller einen an de Waffel hat?

Tja … ich würde sagen, im Gegensatz zu psychisch Kranken, die ihre Krankheit nicht selbst beeinflussen können: ja.

Schönste Grüße
Ann da Cava

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Nö!

Noch etwas deutlicher als vom Fragesteller verlinkt der Abschnitt aus dem ICD-10-Code, damit der Kontext ein bissele sichtbar wird:

https://www.icd-code.de/icd/code/F10-F19.html

Moral: Psychische Störungen sind nicht bloß das, was man bei anderen beobachten kann.

Und wenn Du Dich auf „schwer“ beziehen solltest: Genau wie bei allen anderen Suchterkrankungen gibt es verschiedene Grade der Abhängigkeit. Wenn sich jemand bereits einen Kehlkopfkrebs eingehandelt hat und nach erfolgter OP mit dem Tracheostoma so gut es eben geht weiter raucht: Ist es dann tatsächlich „Unfug“, von einer schweren Abhängigkeit zu sprechen?

Schöne Grüße

MM

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Hallo,

Es scheint mir, dass Du die Sucht nur auf die physische Abhängigkeit beschränkst. Dabei vergisst Du die psychische Abhängigkeit. Es gibt auch Süchte, die kommen komplett ohne zugeführte Trigger-Substanzen aus. Lange bekannt ist zum Beispiel die Spielsucht, die sich derzeit gerne im neuen Gewand der Computerspielsucht manifestiert.

Und um auf die Eingangsfrage zurück zu kommen: ja auch ich bin der Überzeugung, dass das Rauchen eine psychische Erkrankung ist - schon mal weil sie im IDC-10 Katalog der psychischen Störungen unter F17 eingeordnet ist.

Grüße
Pierre

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Das ist ja die reinste Süchtigenargumentation.

Rauchen in Innenräumen mit auch nur einer Person im Raum, die das nicht möchte, ist tabu! Gut, sie könnte ja gehen, die eine nichtsüchtige Person…

Und im Beisein von Kindern!
In Bus und Bahn ist es verboten, dass man es im Auto nur tut, wenn kein Nichtraucher darin sitzt muss doch nicht extra erwähnt werden?

Zum Thema:
Ich finde es interessant, und habe es bislang noch nicht gehört, dass Rauchen als psychische Erkrankung eingestuft wird. (Nicht als „bekloppt!“, der Up überdenke einmal seine Bewertung psychischer Erkrankungen.)
Denn genau das Bewusstsein dessen könnte Türen öffnen, sich damit auseinander zu setzen.
Auch interessant finde ich, wie diese Erkrankung lange Zeit gesellschaftlich protegiert wurde und würde gerne einmal erfahren, wann es denn so los ging mit dem Rauchen der Massen in Europa. War das womöglich um die Zeit der Weltkriege?

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Ja, die allerwertvollsten sind die psychisch Kranken, die unbeteiligte Leute vor einfahrende Schnellzüge stoßen und dabei nicht nur die Menschen töten, die unter die Bahn geraten, sondern auch ihre Angehörigen ein Leben lang traumatisieren.

Könntest du bitte deine Aussage hierzu also relativieren?

Und: Psychisch Kranke sind von o.g. Beispielen abgesehen nicht wertvoller, sondern genau wertvoll oder -los wie jeder andere auch.

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Ach komm, jetzt da du schon 8 Sternderl hast, könntest du eigentlich auch zugeben, dass der Satz völlig daneben ist :wink:

Der Stoff ist ein anderer, die Verhaltensweisen sind andere, die Gesundheitsrisiken sind andere, die sozialen Risiken sind andere, die ökonomischen Risiken sind andere, die Co-Abhängigkeit ist eine andere, die Gefahr der Persönlichkeitsveränderung ist eine andere … eigentlich ist so gut wie alles anders.

Und „abhängig“ bin ich auch vom Smartphone, sozialer Anerkennung und fossilen Rohstoffen.
Das ist kein brauchbarer gemeinsamer Nenner.

Gruß
F.

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zurück genommen ramses90

Du missverstehst Sinn und Zweck dieser Diagnosemanuale (hier: das ICD-10), in denen solche Sätze stehen.

Da es für manchen Menschen sinnvoll ist, sich ob ihrer Tabaksucht in Behandlung zu begeben (z.B. weil sie auf Grund von Vorerkrankungen dadurch ein besonders hohes Gesundheitsrisiko tragen), muss das in einem Diagnosemanual eben halt auch abgebildet sein, da unter Kollegen und mit den Kostenträgern nun mal nur mit Hilfe solcher Codes und Definitionen eindeutig kommuniziert werden kann.

Das ist zunächst° alles.
So what.

Noch ist deshalb die Raucherentwöhnung längst keine Kassenleistung (obwohl auch das schon intensiv gefordert wird) und ob einer sein Rauchverhalten als „psychische Erkrankung“ sieht oder nicht, bleibt ihm völlig selbst überlassen.

Jeder von uns würde locker ein, zwei, drei, zehn, fünfundzwanzig Diagnosen im F-Bereich des ICD-10 abbekommen, wenn er scharf drauf ist. Mit „an der Waffel haben“ hat das erstmal gar nichts zu tun.

Gruß
F.

° Bei genauerem historischen Hinsehen sieht man allerdings natürlich schon, dass die Aufnahme in solche Diagnosemanuale bzw. das Ausstreichen aus solchen Diagnosemanualen (Beispiel: Homosexualität) Schritte zur bzw. weg von der gesellschaftlichen Stigmatisierung sind. Das wollte ich mit einer prima-facie-Aussage also nicht leugnen.

Sucht ist eine Krankheit. Wie Kokain- oder Alkoholkonsum.

Es gibt einen Unterschied zwischen Konsum, Sucht und Abhängigkeit.

Die Klassifizierung sagt nicht, dass Du einen an der Waffel hast. Sie besagt, dass Du süchtig bist. Es handelt sich um eine internationahe Klassifikation.
Also um Süchte, die weltweit wegen ihres Vorkommens zu klassifizieren sind.
Die Sucht, ständig neue Schuhe kaufen zu müssen, wenigstens 2 x wöchentlich ins Fitness-Studio zu müssen, Überkonsum von Medikamenten, unkontrollierter Verzehr von Süßigkeiten etc. tauchen in der Liste nicht auf, weil sie kein weltweit bestehendes Gesundheitsproblem psychischer Natur sind.
Entspann Dich also. Ich würde gerne die oder den sehen, der keine „Sucht“ hat.
LG Amokoma1

Hi,

Die Franzi

Ich finde es gar nicht so schlecht, dass dir mit einem Mal klar geworden ist, was du da eigentlich tust. Warum hörst du denn nicht einfach auf? :blush: -)

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