Ist Tumor wahrscheinlicher?

Sehr geehrte Damen und Herren,
einem Kater kam eine rosa seröse Flussigkeit in geringen Mengen ab und zu aus der rechten Nasenöffnung.
Da er einen Lipom an der rechten Nasenseite hatte, dachte die Tierärztin vorerst daran.
Sie spritzte Antibiotika für 2Wochen dauer.
3Tage später schwoll das Gesicht auf der rechten Seite unterm Auge auf und ich dachte zuerst an einem Ödem.
Abends stellte ich fest, dass eine gelbcreme Flüssigkeit an dem oberen Backenzahn rausfloß.
Nun ist der Kater zwar im Himmel, aber die Frage kommt auf, was das Problem war.
War das nur Eiter oder höchstwahrscheinlich auch Tumor?
Wie ist sonst die rosa Flüssigkeit und der Eiter trotz Antibiotika zu erklären?

Danke

Antibiotika nicht angeschlagen, Vereiterung. Tumore schwellen nicht so schnell an und es fliest auch nichts heraus.

Gruß

Hallo,

Da er einen Lipom an der rechten Nasenseite hatte, dachte die
Tierärztin vorerst daran.

Lipome sind bei der Katze von Haus aus sehr selten und im Gesichtsbereich nahezu unmöglich.

Sie spritzte Antibiotika für 2Wochen dauer.
3Tage später schwoll das Gesicht auf der rechten Seite unterm
Auge auf und ich dachte zuerst an einem Ödem.
Abends stellte ich fest, dass eine gelbcreme Flüssigkeit an
dem oberen Backenzahn rausfloß.

Alles, was du beschreibst, sind typische Anzeichen einer Zahnfistel, wobei hin und wieder ein tumoröses Geschehen beteiligt sein kann.

War das nur Eiter oder höchstwahrscheinlich auch Tumor?

Das kann man im Nachhinein nicht sagen. Das klinische Bild und eine histologische Untersuchung hätten Klarheit gebracht.

Wie ist sonst die rosa Flüssigkeit und der Eiter trotz
Antibiotika zu erklären?

Das mangelhafte Ansprechen auf das Antibiotikum begründet nicht den Tumorverdacht. Auch Zahnfisteln sind häufig medikamentös nicht zu beherrschen.

Gruß

Johnny

Hallo Johnny,

vielen Dank für die unglaublich umfassende Diagnose.
Der Kater war nun leider 22 Jahre alt und alle vorderen Zähne waren abgebrochen bis auf dem Stumpf, der in einer Zahnfleichdeformation(nicht rote Schwellungen drumherum) steckte und die hinteren Backenzähne waren so dick mit Zahnstein überzogen, dass der Zahnstein seitlich geschätzte 2-3 Millimeter hinausragte.
Der Haustierarzt hatte das letzte Mal wohl mit Zehn Jahren die Zähne gereinigt und wie auch die Zahntierärztin und die Klinik nur für wenige Sekunden mal den Mund angeschaut, wenn überhaupt. Alle 3Monate wurde der Kater wegen der Niere durchgecheckt und Laboruntersuchung etc. gemacht. Die Nierenwerte und der Blutdruck verbesserten sich bis an die Grenze der Niereninsuffizienz.
Später mit 20Jahren war das Risiko für eine Zahnreinigung zu groß und den Zahnstein mit den Nägel entfernen, wollten sie auch auf keinen Fall.
Nun mache ich mir Vorwurfe, dass ich mich habe breitschlagen lassen und nicht die Operation versucht.

Das Tier war durch diese Krise sehr geschwächt und konnte kaum noch stehen. Bekam aber Frubiase Calcium täglich und liebte es unheimlich normale Milch, Joghurt und Sahne zu essen. Er hatte auch seit Jahren einen 5mm bis zeitweise auch 1cm großen Lipom am Ohransatz überm Auge.

Nun bekam er 2Wochen vor dem Ereignis regelmäßig ein Mittel gegen Magengeschwür, wegen dem Calcium und evtl. der Norvasc-Tabletten und weil sie häufig Erbrechen bekam, trotz gutem Nieren-Zustand.
Das Mittel spritzte ich immer auf der gleichen Seite nach hinten und oben gerichtet, wo der Backenzahn später eiterte.
Sicherlich ist es jetzt nicht mehr mit Gewissheit möglich zu analysieren, aber Abschätzungen helfen trotzdem sehr. Vielleicht auch anderen Haltern und Tierärzten.

Könnte diese bekannte milchige Substanz gar dafür verantwortlich sein und den Zahn ebenfalls bedeckt haben, so dass der aggressive Speichel den Zahn nicht mehr schutzen konnte?
Wäre eine OP in dem Alter sinnvoll gewesen, bei einer evtl. porösen Kiefer und andere Zähne in ähnlich schlechtem Zustand? Hätte die Hochschulklinik sämtliche Zähne in einer Sitzung ziehen können?

Vielen Dank und freundliche Grüße

Hallo,

Könnte diese bekannte milchige Substanz gar dafür
verantwortlich sein und den Zahn ebenfalls bedeckt haben, so
dass der aggressive Speichel den Zahn nicht mehr schutzen
konnte?

nein! 22 Jahre erreichen die wenigsten Katzen. Dass in diesem Alter u. a. die Zähne Probleme machen, ist völlig normal und lässt sich dann auch durch nichts wirklich aufhalten.

Wäre eine OP in dem Alter sinnvoll gewesen, bei einer evtl.
porösen Kiefer und andere Zähne in ähnlich schlechtem Zustand?
Hätte die Hochschulklinik sämtliche Zähne in einer Sitzung
ziehen können?

Selbst ohne bestehende Niereninsuffizienz hätte ich bei einem Patienten über 16 - 18 Jahre dringend von einer OP abgeraten. Ich habe schon so viele Katzen gesehen, die nach derartigen beherzten Eingriffen vom Stoffwechsel her so aus dem Tritt geraten sind, dass sie nach kurzer Zeit mit sanierter Mundhöhle sprichwörtlich ins Gras bissen.
Bei bestehender Niereninsuffizienz wäre das Risiko enorm.

Allein das hohe Alter deiner Katze spricht dafür, dass ihr alles richtig gemacht habt.

Gruß Johnny

P.S.: Bei der Umfangsvermehrung in Ohrnähe handelte es sich vermutlich um eine harmlose Retentionszyte. Diese entstehen - im Gegensatz zu Lipomen - bei Katzen sehr häufig, oft auch im Kopfbereich.
Lipome befinden sich unter der Haut im Bindegewebe, die Haut darüber ist unverändert. Im Kopfbereich kommt so etwas eigentlich nicht vor.

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Hallo,

Tumore schwellen
nicht so schnell an und es fliest auch nichts heraus.

gerade Karzinome in der Mundhöhle wachsen häufig explosionsartig und nässen, bluten und eitern.

Gruß

Johnny

Hallo,

vielen herzlichen Dank für die kompetente Information.
Ich hatte nämlich auch gefragt gehabt, ob die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass der Kater die OP nicht überleben würde. Und die TÄ der Hochschulklinik war absolut überzeugt, dass sie bereits damit keine Probleme mehr haben und auch nach der OP würde der Kater eine Zeitlang am Tropf sein und überwacht werden.
Die Nierenwerte würden vorher gecheckt werden und die OP entsprechend angepasst. Für sie war ein möglicher Tumor und häufige Kieferzustand scheinbar das Hauptproblem.
Dass das Tier häufig danach doch ins Grass beisst, habe ich erst von Ihnen erfahren.:frowning:
Ob diese weltbekannte Klinik mit ihrer nagelneuen Einrichtung das vielleicht doch im Griff bekommen hat, werde ich wohl nie erfahren.
Und ob sie bei so einem Zustand hätten den ganzen Mund mit einer OP sanieren können, würde gar nicht thematisiert. :frowning:
Es ging einfach zu schnell und in Aufklärung liegt wohl eher die Schwachstelle der Hochschulklinik, wenn mir nun die Fragen aufkommen.

Danke für die Hilfe

PS: Laut Diagnosebericht und nach Probeuntersuchung handelte es sich bei der kugeligen Warze am Ohransatz überm Auge um Lipom. Wer weiß, was die unter Lipom verstehen :smile: