Ist "war gewesen" falsch?

Hallo,
man liest auch in offiziellen Schriften häufig „war gewesen“. U.A. auch bei Kempowski - und der muss es ja eigentlich wissen.
Mir kommt es falsch vor.
Ich würde schreiben bzw. sagen:
a) war
b) ist gewesen

Gruß
Uwe

Hallo,

ist das Plusquamperfekt des Hilfsverbs „sein“. Es gibt einen Sachverhalt wieder, der - vom Standpunkt des Sprechers aus gesehen - vor einem anderen, in der Vergangenheit liegenden Sachverhalt stattgefunden hat, z. B.:
Wir verbrachten unseren Urlaub in XYZ; dort waren wir schon mehrere Male zuvor gewesen.

Siehe auch http://www.canoonet.eu/services/OnlineGrammar/Wort/Verb/Tempora/Plusquam.html

Gruß
Kreszenz

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Da pflichte ich Dir zu
a) und b)
auch bei
war gewesen ist jedenfalls schlechtes Deuisch. ramses90

Das ist aber eine ganz andere Schilderung wie die wenn jemand sagt oder schreibt.
es war gewesen wie im…
oder es war gewesen wie nach
oder es war gewesen als ob
ramses90

Der UP fragt, ob „war gewesen“ (also das Plusquamperfekt als solches) „falsch“ ist. Ohne den Zusammenhang zu kennen, in dem diese Zeitform verwendet wurde, lässt sich diese Frage nicht beantworten - das Plusquamperfekt kann richtig (wie in meinem Beispiel) oder falsch verwendet werden.

So ist der Satz
Er war ein eher schwächliches Kind gewesen, erfreute sich aber in seinen späteren Jahren guter Gesundheit.
vollkommen korrekt.

Der Satz
Ich war gerade beim Bäcker gewesen und bringe euch frische Semmeln mit.
ist dagegen eindeutig falsch.

Ob es sich um „gutes“ oder „schlechtes“ Deutsch handelt, kann man ohne den dazugehörigen Kontext nun mal nicht feststellen.

Näheres zum Plusquamperfekt ist z. B. hier zu finden.

Gruß
Kreszenz

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Wieso ist mir die Formulierung " Er war ein eher schwächliches Kind gewesen " so ein Greuel - wo es doch richtig ist. Habe ich ein falsches Gefühl für meine Muttersprache ?
Ich würde immer sagen:
a) Er war ein eher schwächliches Kind
b) Er ist ein eher schwächliches Kind gewesen

Frage:
Wie mache ist es richtig - bezogen auf die beiden Beispiele (Kind, Bäcker) ?

Das Plusquamperfekt wird auch ‚Vorvergangenheit‘ bezeichnet und ich finde, damit wird es auch recht gut erklärt.
Im Beispiel mit dem Kind ist das PQP korrekt, da der zweite Satz im Präteritum (und damit der Vergangenheit) steht.
Im Beispiel mit dem Bäcker ist es aber falsch, da der zweite Satz im Präsens steht. Hier wäre das Perfekt oder das Präteritum die richtige Form.

Kurz gesagt kommt das PQP dann zum Einsatz, wenn zwei Handlungen in der Vergangenheit spielen und du zum Ausdruck bringen möchtest, dass eine davon weiter zurück liegt als die andere.

LG
Penegrin

PS:

Das ist überhaupt nicht ungewöhnlich, da man das PQP so gut wie nie hört und kaum liest. Das Präteritum klingt ja auch gerne mal irgendwie merkwürdig. :wink:

besten Dank Kreszentia und Penegrin > wieder was aufgefrischt, was man ja eigentlich in der Schule gelernt hat.
Ihr werdet mir nachsehen, wenn ich den PQP - auch wegen seiner „Alltagskompliziertheit“ - weiterhin vermeide und die weiter oben von mir genannte Formulierung verwende.
Ich hoffe, diese von mir persönlich präferierte Formulierung ist nicht etwa falsches Deutsch.

Liegt vielleicht daran, dass diese Zeitform in der gesprochenen Sprache kaum vorkommt.

a) Er war ein eher schwächliches Kind

steht im Präteritum (auch Imperfekt oder 1. Vergangenheit), das verwendet wird, um über Vergangenes zu sprechen/schreiben, wobei die beschriebenen Begebenheiten „aneinandergereiht“ werden:

Er wuchs in einem kleinen Dorf auf, zog später mit seinen Eltern nach München, wo er sein Abitur machte und zu studieren begann. Auf einer Italienreise lernte er seine spätere Frau kennen usw.

Dafür kann man auch das Perfekt des Vergangenen verwenden, sodass Dein Satz

b) Er ist ein eher schwächliches Kind gewesen

ebenso korrekt wäre wie Satz a).

Das Plusquamperfekt wird - z. B. als Stilmittel - verwendet, um (anstelle einer bloßen Aneinanderreihung) zeitliche Bezüge innerhalb eines vergangenen Geschehens darzustellen, wie hier erläutert.

Gruß
Kreszenz

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Wie kommst du denn bitte zu dieser Erkenntnis?

Danke Kreszentia :slightly_smiling_face:
Im Link:
„Wir haben schon gegessen gehabt“

Huuuuooou… gruselig

Das finde ich nicht. „war gewesen“ und „gehabt“ - man hört sie, zumindest hier im Berliner Raum, allenthalben. Und zwar in der falschen Anwendung.
Mir scheint, die zunehmende Kulturlosigkeit verhunzt mittlerweile auch die Deutsche Sprache.

Hallo,

das ist aber ein ganz anderes grammatisches Problem als das zuerst von dir aufgeworfene. Es handelt sich hier um das sog. „doppelte Perfekt“. Das „doppelte Plusquamperfekt“ würde lauten: „Wir hatten schon gegessen gehabt, …“

Beides sind ebenfalls durchaus grammatisch korrekte Formen, allerdings in der Umganssprache sehr wenig gebräuchlich. Aber auch sie sind dazu da, um in der Schilderung eines vergangenen Ereignisses etwas zu erwähnen, das dann bereits abgeschlossen war, als das zu schildernde Ereignis geschah:

„Wir hatten schon gegessen gehabt, als plötzlich der Sturm losbrach“

In der Umganssprache wird das aber gerne durch Einfügung von geeigneten Temporaladverbien wie „fertig“ oder „zu Ende“ ersetzt:

„Wir hatten schon fertig gegessen, als plötzlich der Sturm losbrach“
Auch hier natürlich notwendigerweise das Plusquamperfekt - aus den Gründen, die @Kreszentia bereits erwähnt hat.

Gruß
Metapher

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Hi,
Ich war zwar schon in London gewesen, bevor das Schuljahr losging, aber ich bin schon wieder hier, weil es mir so gefällt.
Jetzt sitze ich im Pub. Bevor ich mich reinsetzt, war ich stundenlang zu fuss in der Stadt unterwegs gewesen.

Beispielsätze machen Spaß :grinning:

Die Franzi

Servus,

sie kann falsch sein - das hängt davon ab, welchen Sachverhalt Du ausdrücken möchtest.

Schöne Grüße

MM

Du hast also, nachdem dich deine Schüler bereits mehrfach freitags mittels Fernbleiben auf den Klimawandel aufmerksam gemacht hatten, und du dennoch einen Billigflug nach London gebucht und genutzt hattest, und dir ferner zwischenzeitlich vor Augen geführt worden ist, dass man auch mit dem Segelboot von Europa aus nicht nur in die USA, sondern aufgrund der geringeren Entfernung zweifellos auch nach Großbritannien reisen kann, ein zweites Mal einen Billigflieger nach London gebucht und benutzt, lediglich aus dem Grunde, weil es dir gefalle, wie du mitteilst, jedoch ohne die Folgen für die Gesamtheit der Menschheit zu bedenken und zu berechnen, wobei auch der vorherige stundenlange Fußweg keine Entlastung bringen kann, da er ebenso gut am Heimatort hätte stattfinden können.

Wie viele Zeitfehler enthält dieser Satz?

Zeitfehler ist wohl nur einer drinne.

Aber die inhaltlichen Schnitzer wiegen wesentlich schwerer.

Schöne Grüße

MM

Wo denn?

Boah, bitte nicht sowas. Ich weiß doch noch nicht mal, ob sie wirklich in London ist, geschweige denn, wie sie da hingekommen wäre, falls doch.

Hi,

Entschuldige die späte Antwort.
Zeitfehler habe ich keine gefunden, aber Inhaltsfehler. Ich war in den Sommerferien mit dem Zug in London, knapp 200 Euro, weil ich die Fahrkarte sehr spät gekauft hatte. Normalerweise kostet das weniger, Supersparpreis Europa. Für meinen letzten Besuch in London habe ich einen Flug gebucht, weil ich mir nicht vorstellen könnte, dass ich nachts dorthin Zug fahren kann. Ich habe aus neugier später mal geschaut, was gewesen wäre, … und tatsächlich geht das, ohne 4-5 Stunden nachts auf dem Bahnhof zu warten. Ich hätte halt in der Nacht im Zug nach Köln gesessen (Schlaf- und liegewagen hat die db ja abgeschafft) u d wäre morgens nach Brüssel u d dann London umgestiegen. Viel teurer als der Flug wäre die Fahrt auch nicht gewesen, und ich hätte eine Nacht im Hotel gespart, wäre insgesamt also günstiger gewesen.
Ich werde über atmosfair meinen CO2-Verbrauch ausgleichen und immer mit dem Zug dorthin fahren.
Meine Schüler nehmen nicht an den fridays for future-demos teil. Aber wir haben an der Schule einen Radfahrer eingelegt, laufen, Fahrgemeinschaft und öffentliche Verkehrsmittel zählen auch. Ich dürfte meine 1,6km Schulweg (pro Richtung) auch eintragen, obwohl ich immer laufe. Ich besitze kein Auto.

Die Franzi, im Zug auf dem Weg zu einer Fortbildung

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Das hier:

ist (wenn es in einem sinnvollen Zusammenhang stehen soll) gegenüber

vorzeitig. Deswegen müßte da stehen

und dir ferner zwischenzeitlich vor Augen geführt worden war

Ebent - aber ich hab nicht mit der Gretel-Propaganda angefangen, sondern Du.

Schöne Grüße

MM