Italienische Manipulation am Krümmer

Werte Wissensgesellschaft!

Mal angenommen, bei ebay gäbe es einen hoch interessanten 50er-Motorroller der Marke „aprilia Habana“, bei dem Bilder und Daten einfach nur „Kauf mich! Kauf mich!“ riefen. Stutzig machen täte den Leser allerdings folgende Passage in der Artikelbeschreibung:

DER ROLLER FÄHRT CA 75 KMH NICHT ORGINAL DER VORBESITZER HAT IN EINER WERKSTATT IN DENN KRÜMMER ETWAS REIN ODER RAUS SCHWEISSEN LASSEN HAB ES NICHT SO GANZ VERSTANDEN MAN SIEHT ABER NICHT DAS DORT IRGENDETWAS GEMACHT WORDEN IST SIEHT WIE ORGINAL AUS HAT SICH DAS BEI DENN ITALIENERN ABGEGUCKT

Als rechtstreuer Bürger, der auch seit einiger Zeit keine süße 16 mehr ist, hätte ich zB kein Interesse, mit einem Moped ohne Betriebserlaubnis durch die Gegend zu fahren. Der Text deutet aber wohl darauf hin, oder? Kennt jemand eine solche „italienische Methode“? Was wird da gemacht und ließe sich das Ganze kostengünstig wieder in legale Zustände zurückversetzen?

Guten Tag.

Ich kenne den beschrobenen Roller nicht, aber die Methode „in den Krümmer was reinschweißen“ gab es auch in meinen wüsten Zeiten schon. Der Gedanke dahinter ist, eine Art Staustufe (Prallblech) in den Auspufftrakt zu bekommen, so dass durch die entstehende schwingende Gassäule zusätzlich Druck in den Zylinder kommt. Das ist dann quasi eine Erhöhung der Füllmenge im Zylinder (bei Zweitaktmotoren wird fast nie die gesamte Kraftstoffmenge verbrannt, so dass immer auch unverbrannte Dinge hinten rauskommen - im Teillastbereich ist das manchmal sogar ein zündfähiges Gemisch!). Wenn man beim Einbau der Staustufe einen günstigen Punkt im Auspufftrakt erwischt, geht der (gedrosselte) Motor über seine „natürliche“ Drehzahlgrenze hinweg, weil er den Sprit bzw. das Gemisch, das er dank Drosselung nicht über den Ansaugtrakt bekommt, eben von hinten holt …

Von einem solchen Gerät würde ich aber nicht nur wegen der erloschenen Betriebserlaubnis die Finger lassen. Zum einen ist natürlich das Fahrwerk und sind die Bremsen mit den erzielbaren Geschwindigkeiten komplett überfordert, so dass man mit übermäßigem Verschleiß zu rechnen hat; zum anderen ist auch der Motor, vor allem das Kurbelwellenlager, auf Dauer den Drehzahlen und den damit einhergehenden Kräften nicht gewachsen. Hinzu kommt noch, dass der Motor bei irgendeiner Geschwindigkeit x, weil die Zündung nicht mehr hinterherkommt, anfangen muss , zu viertakten. Und das ist ein Betriebszustand, für den er aber so was von gar nicht vorgesehen ist …

Zündapp-Mokick GTS 50 von 1978, lief mit Rückenwind und Sonnenschein 45 km/h. Verlor immer mal wieder den Endtopf, weil extrem langes Rohr. Tip damals von Zündapp, doch den Krümmer abzulängen (etwa 25 cm haben die mir empfohlen). War auch damals schon verboten, aber quaem iucat - 40 cm abgesägt und Mokick lief von Stund an ohne weitere Maßnahmen 70 Klamotten. Technisch gesehen genau das Gleiche wie die obige Methode, nämlich Veränderung der Gasresonanz im Auspufftrakt. Und weil Zündapp die gleichen Teile im Motor verbaute wie beim 100 km/h schnellen Kleinkraftrad, machte das auch dem Motor richtig Spaß. Bin mit dem Teil an die Nordsee, nach Montreux und noch an diverse ecken gejuckelt, ohne je Motorprobleme zu bekommen. Hocheffizient, aber natürlich ganz furchtbar doll Pfuibäh.

Gruß Eillicht zu Vensre

Hallo,

Anhand der Erläuterungen meines Vorredners würde ich von getunten
Rollern die Finger lassen.
" Kauf mich …" wäre noch ein Hinweis : Finger weg !

Im Bereich des Krümmers gibt es in Kombination mit Drosselorganen
im Bereich Vergaser und elektronischer Drehzahlbegrenzung u.U. ein
weiteres Drosselorgan in Form eines Trichters.

Entgegen der beschriebenen " Aufladung " durch Rückstauresonanz werden
hier die Rückstauwellen derart beeinflußt, das der Motor nur noch gegen einen höheren Staudruckdruck läuft.
( die max. erreichbare Drehzahl wird reduziert )

Mit diesem Trichter in einem dicken Krümmerrohr wird im Endeffekt
ein dünneres Krümmerrohr simuliert.
Dieser Einsatz ( sofern vorhanden ) wird in der Tuningszene gerne mal
entfernt.

mfg

nutzlos