ITC, kein Regen in der Sahara

Hallo,

Am Freitag hatten wir im Erdkunde-Unterricht die wandernde ITC besprochen. Dabei kam die Frage auf, wieso es in der Sahara zu keinem Regen kommt, obwohl es zur entsprechenden Zeit auf gleichen Breitenkreisen Niederschlag gibt.
Unser Lehrer hatte dazu die Jetstreams zuhilfe gezogen und meinte, diese würden trockene Luft vom Himalaya in die Sahara treiben.
Das hat er dann aber zurückgezogen, als uns aufgefallen ist, dass diese Jetstreams dazu in die falsche Richtung gehen…
Da es mich nun aber doch interessiert: Wie wäre die richtige Erklärung für den fehlenden Regen?

mfg,
Ché Netzer

Hallo,

Da es mich nun aber doch interessiert: Wie wäre die richtige
Erklärung für den fehlenden Regen?

Das liegt an dem Muster, wie die Luft auf der Erde zirkuliert. Ganz vereinfacht: Am Äquator ist die stärkste Sonneneinstrahlung und die stärkste Verdunstung. Diese feucht-warme Luft steigt auf und muss irgendwo hin und das geht nur vom Äquator weg, also polwärts. Durch das Aufsteigen kondensiert außerdem das Wasser aufgrund der geringeren Temperatur in der Höhe, die Wolken regnen ab. Die dann irgendwann relativ trockene Luft kühlt in der Höhe immer weiter ab, und beginnt irgendwann abzusinken. Dabei erwärmt sie sich wieder und da wärmere Luft mehr Wasser aufnehmen kann, lösen sich die noch verbleibenden Wolken auf. Am Boden entsteht durch die absinkende Luft ein höherer Luftdruck, wodurch man in diesen Gebieten eine stabile Hochdruckzone hat.

Die nun trockene Luft strömt dann als Passat-Winde bodennah wieder zurück zum Äquator, wo sie sich wieder mit Feuchtigkeit aufladen kann. Man hat also einen Kreislauf und dieses Zirkulationsmuster wird als Hadley-Zelle bezeichnet. Dort wo die Luft der Hadley-Zellen absinkt und es kaum Wolken und Niederschläge gibt, da liegen die großen Wüsten, etwa entlang der Wendekreise, ca. 20-30° Nord/Süd. Deshalb werden diese Wüsten auch als Wendekreiswüsten, Passatwüsten oder subtropische Trockenwüsten bezeichnet.

Schematisch kannst du das hier in der Grafik gut sehen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Hadley-Zelle

Natürlich ist das alles stark vereinfacht, in Wirklichkeit ist die Zirkulation natürlich viel komplexe und von lokalen Faktoren (Gebirgen, Lage der Landmassen und Meere etc) beeinflusst. Aber ein grobes Bild erhält man dadurch schon und wenn du dir die Lage der oben genannten Wüsten auf der Welt anschaust (in nachfolgender Karte als „arid desert“ eingezeichnet), dann liegen diese ziemlich gut auf den beschrieben Breitenkreisen:

http://www.mapsofworld.com/deutsch/thematische-karte…

Wie du in der Karte siehst, gibt es natürlich auch noch andere Wüsten, die andere Entstehungsmechanismen haben, aber von den nicht-polaren Wüsten entstehen die meisten durch den oben beschrieben Mechanismus.

Noch was zum weiterlesen:
http://www.planet-wissen.de/natur_technik/wueste/tro…
http://de.wikipedia.org/wiki/Planetarische_Zirkulation

vg,
d.

Das hatten wir auch alle verstanden, aber die ITC wandert ja und bleibt nicht nur am Äquator. Und dazu haben wir im Atlas diese Karten entdeckt:
http://www.diercke.de/bilder/omeda/501/100700_228_2.jpg
http://www.diercke.de/bilder/omeda/501/100272_175_4.jpg
Und die erste davon konnten wir uns nicht erklären: Wieso regnet es in der Sahara im Juli nicht, obwohl es auf dem gleichen Breitenkreis in Mittelamerike oder Südostasien Niederschläge gibt?

mfg,
Ché Netzer

Hallo,

Das hatten wir auch alle verstanden, aber die ITC wandert ja
und bleibt nicht nur am Äquator. Und dazu haben wir im Atlas
diese Karten entdeckt:
http://www.diercke.de/bilder/omeda/501/100700_228_2.jpg
http://www.diercke.de/bilder/omeda/501/100272_175_4.jpg
Und die erste davon konnten wir uns nicht erklären:
Wieso regnet es in der Sahara im Juli nicht, obwohl es auf dem
gleichen Breitenkreis in Mittelamerike oder Südostasien
Niederschläge gibt?

Zunächst einmal: In der ersten Karte siehst du doch, dass es in der Süd-Sahara und Sahelzone im Juli regnet. Die Niederschläge konzentrieren sich in etwa auf die Zone zwischen dem Äquator und der ITC. Nördlich davon regnet es kaum, weil die Winde ja von Norden kommen und dort ist kaum Wasser und damit nichts, was verdunsten kann und Feuchtigkeit bringen kann.

Wenn du dir die Karte anschaust, dann wirst du sehen, dass überall wo große Landmassen und wenig Wasser im Bereich der Passatwinde bis zur ITC sind, du wenig Niederschlag hast.
Das trifft für die Mittel- und Nordsahara zu, genauso wie auf Australien, die arabische Halbinsel oder die Wüsten in Asien. Die Winde die aus diesen Richtungen zur ITC kommen, können kaum Feuchtigkeit aufnehmen, da sie überwiegend nur über trockene Landflächen wehen. In Mittelamerika oder Südostasien ist dagegen der größte Teil der Oberfläche Meer, dazwischen sind nur ein paar Inseln oder schmale Landbrücken. Die Passatwinde können also viel Wasser bis zur ITC aufnehmen und dementsprechend kann auch viel verdunsten und es kann viel regnen.

Also so als Faustregel kannst du sagen: Wenn die Winde die zur ITC hinlaufen viel Wasser aufnehmen können, dann hast du auf dieser Seite der ITC auch viel Niederschlag. Können sie kein Wasser aufnehmen, dann ist es dort trocken, trotz der Nähe zur ITC. Die ITC stellt dabei auch eine Trennlinie dar, weil die Luftmassen der Nord- und Südhemisphäre dadurch getrennt werden und es kommt nur zu wenig Austausch zwischen den Hemisphären. Deshalb kann z.B. in Afrika auch die feuchte Luft von Süden nicht nach Norden in die Sahara vordringen.

vg,
d.

Nördlich davon regnet es kaum, weil
die Winde ja von Norden kommen und dort ist kaum Wasser und
damit nichts, was verdunsten kann und Feuchtigkeit bringen
kann.

Hm…
Ich hätte nicht gedacht, dass es wirklich so einfach ist :smile:
Und das Mittelmeer ist dann vermutlich zu klein, um („vernünftigen“) Regen beizusteuern, oder?

mfg,
Ché Netzer

Hallo,

Und das Mittelmeer ist dann vermutlich zu klein, um
(„vernünftigen“) Regen beizusteuern, oder?

Zum einen ist es natürlich generell kleiner als die großen Ozeane um die niederschlagsreichen Subtropen. Zum anderen steuert auch nur ein kleiner Teil des Mittelsmeers Feuchtigkeit zur nach Süden ziehenden Luft im Juli bei. Wenn du dir hier diese Karte anschaust, die zeigt, wo die Luftmassen im Juli auf- bzw absteigen, dann siehst, du, dass bereits auf Höhe Gibraltars/Maltas die Hadley-Zelle endet (rote/gelbe Gebiete mit absinkender Luft). Nur ein paar kleine Teile südlich des Mittelmeers sind daher noch Teil der Hadley-Zelle und können Feuchtigkeit zu den zur ITC ziehenden Luftmassen beisteuern. Diese Feuchtigkeit ist aber offenbar zu wenig, um die Luft so stark zu sättigen, dass es zu nennenswertem Regen über der Sahara kommt.

http://commons.wikimedia.org/wiki/File:open_mouth:mega-500-jul…

In der Karte kann man auch gut sehen, wo die Hadley-Zelle um diese Zeit im Schnitt etwa liegt und dass dies alles keine gleichmäßig um die Welt gespannten Zonen sind, sondern es sehr stark von der Lage der Landmassen, Meere und hohen Gebirgen abhängt, wo die Luft verstärkt absinkt bzw aufsteigt.

vg,
d.

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super erklärt…danke.-))