Hi,
habe mal eine Frage zu den WTO- Bedingungen.
Es ist ja überall zu lesen (und auch Fakt), dass
Globalisierung/Freihandel die Dritte-Welt-Länder
benachteiligen und die gesamten Handelsbedingungen
(GATT/GATS/MAI etc.)zu deren Nachteil sind. Nur: Warum treten
diese Länder dann nicht einfach aus der WTO aus ? Offiziell
(!) gibt ja keine Sanktionen dagegen; also bleibt nur zu
vermuten, das es dann eben inoffizielle sind.
Du denkst die Sache, mit Verlaub, zu schlicht …
Erstens ist es weder Globalisierung noch Freihandel an sich, die „die Dritte-Welt-Länder benachteiligen“, sondern die bestehende spezielle Form des Freihandels und der Globalisierung: Strafzölle für sog. „Dumping“, Agrarsubventionen, Einfuhrkontingente, Industrienormen, „buy british“-Kampagnen, „nationalistische Heuschrecken-Debatten“, verwaltungsrechtliche Beschränkungen, und all die anderen offenen und verdeckten Protektionismen.
Aus diesem Grund ist die WTO eben m.E. wie die vielen anderen inter- und supranationalen Organisationen ein „wirtschaftspolitischer“ Arm zu Durchsetzung der Interessen der „reichen Staaten“ auf globaler Ebene.
Man solte sich also nicht zu sehr am Kampfwort „Freihandel“ aufgeilen, den gibt es definitiv nur als ideologische Wichsvorlage.
Welchen Vorteil hätten die „armen Länder“ denn, wenn sie austreten würden bzw. gar nicht erst eintreten würden?
Weitergehende Kubanisiserung: mehr Autarkie, weniger Zugang zu modernen technologischen Standards, stärkerer internationaler politischer Gegenwind, weniger bis gar keine Direktinvestitionen, etc.
Am Beispiel des Eintritts Chinas in die WTO kann man solche Punkte schön nachlesen, etwa hier:
http://www1.uni-hamburg.de/RRZ/R.Tiwari/papers/China…
(allerdings ist natürlich die Ausgangssituation Chinas eine ganz andere -viel günstigere- als die der von Dir angeführten „armen Länder“!)
Insgesamt: man sollte solche Dinge wie die WTO nicht als „Golfclub“ betrachten, in den man mal reingehen und dann nach Belieben wieder rausgehen könnte;
das ist die oberflächliche Selbstdarstellung dieser „Organisationen“;
stattdessen müsste man sie aus der Sicht der „armen Länder“ eher als „Naturereignis“ betrachten, als Faktum, das einfach da ist und respektiert werden muss, und zur Überlegung zwingt: Bin ich lieber drin oder draußen?, völlig unabhängig davon, ob ich dieses Wetterlage für schlecht oder beschissen halte …
Viele Grüße
franz