Jacke statt Heizung

Hallo,

wenn man Heizkosten sparen will uns lässt es mit dem Heizen fast komplett bleiben indem man sich warm anzieht, kann das an die Bausubstanz gehen oder anderweitig schlecht für das Haus sein?
Wohne zwar nicht zur Miete aber in Mietvertregen steht ja oft, dass man im Winter die Raumtemperatur bei X grad halten sollte.
Der Dachspeicher geht ja auch nicht kaputt weil da nicht geheizt wird.

Viele Grüße

Darius

Hallo Darius,

Der Dachspeicher geht ja auch nicht kaputt weil da nicht
geheizt wird.

Ja, aber dort hält sich ja auch niemand auf, oder zumindest nicht für lange Zeit. … Das Problem für die Bausubstanz ist die Luftfeuchtigkeit, die durch die menschliche Atemluft erzeugt wird. (D.h. man kann das gar nicht vermeiden.) Die kondensiert dann unterhalt einer bestimmten Temperatur eben an allen verfügbaren Flächen, also Wände, Fenster, etc.
-> Schimmel stellt sich bald ein.

Zimmer, die man nur kurzzeitig betritt, braucht man natürlich nicht zu heizen.

Schöne Grüße

Petra

Servus,

ob das funktioniert oder nicht, hängt stark davon ab, wie das Gebäude beschaffen ist. Wenn es klassische Holzfenster hat, die nie ganz dicht sind, und auch sonst genug Holz und Ziegel verbaut sind, gibts keine Probleme mit Schimmelbildung.

Wenn Du Dir die riesigen Bauernhöfe in Westfalen und in Süddeutschland anschaust: In denen gab es traditionell insgesamt zwei Feuerstellen - den Herd und einen Ofen, der die gute Stube und die Essdiele heizte. Sämtliche Kammern in den oberen Geschossen waren allenfalls ein wenig beheizt, wenn sie in der Nähe des Schornsteins lagen. Und wenn nicht, dann nicht.

In meinem Lehrbetrieb war es normal, dass man im Winter mit langer Wollunterwäsche und Wollsocken ins Bett ging - auch unter einem Gebirge von Federbett wars nicht grad extrem warm, wenns draußen minus Fünfzehn und in der Kammer vielleicht minus Fünf hatte.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Hai!

In meinem Lehrbetrieb war es normal, dass man im Winter mit
langer Wollunterwäsche und Wollsocken ins Bett ging - auch
unter einem Gebirge von Federbett wars nicht grad extrem warm,
wenns draußen minus Fünfzehn und in der Kammer vielleicht
minus Fünf hatte.

Komm schummel nicht. :smile:

Da gab es dann eine Wärmflasche, je nach modernität des Betriebs mit
heißem Wasser oder heißen Kohlen gefüllt.

Meiner Einer grabschte sich bei der Oma immer 2 Wärmflaschen.

Der Plem

Alte Bauernhöfe
Hallo Blumepeder

Wenn Du Dir die riesigen Bauernhöfe in Westfalen und in Süddeutschland anschaust… Sämtliche Kammern in den oberen Geschossen waren allenfalls ein wenig beheizt, wenn sie in der Nähe des Schornsteins lagen. Und wenn nicht, dann nicht.

So funktionierte das nicht.

Du hast vergessen, dass rechts und links der offenen Tenne die Viehställe lagen, in welchen das Vieh im Winter gehalten wurde. Das heizte die darüber liegenden Kammern beträchtlich auf, so dass es dort zwar nicht (nach unseren Maßstäben) mollig warm, aber doch beträchtlich wärmer als im Freien war.

Aus dieser Zeit stammt im Übrigen die alte deuische Bauernregel: „Es ist noch keiner erstunken, aber schon mancher erfroren!“

Gruß merimies

Moin,

Du hast vergessen, dass rechts und links der offenen Tenne die
Viehställe lagen, in welchen das Vieh im Winter gehalten
wurde. Das heizte die darüber liegenden Kammern beträchtlich
auf, so dass es dort zwar nicht (nach unseren Maßstäben)
mollig warm, aber doch beträchtlich wärmer als im Freien war.

wie nannte/nennt sich denn der Typ Bauernhaus, in dem diese Anordnung so war. Alle mir bekannten Bauernhäuser hatten die bestenfalls einige Schlafstätten über den Pferdeboxen - das Gros an Schlafstätten der Bediensteten war m. W. im, über oder am Wohntrakt (auch sog. Alkoven).

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Moin,

wenn man Heizkosten sparen will uns lässt es mit dem Heizen
fast komplett bleiben indem man sich warm anzieht, kann das an
die Bausubstanz gehen oder anderweitig schlecht für das Haus
sein?

ich fürchte, vorher wird das für den/die Bewohner eine echte Bewährungsprobe . . . Aber Mal angenommen, die machen das eine Zeit lang (mit): Wenn entsprechend gelüftet wird dürfte m. E. dem haus wenig bis nichts passieren.

Wohne zwar nicht zur Miete aber in Mietvertregen steht ja oft,
dass man im Winter die Raumtemperatur bei X grad halten
sollte.

Da steht häufig auch was drin zum „richtigen“ Lüften und das Leben zeigt ja, dass sich alle immer schön daran halten . . . :wink:

Der Dachspeicher geht ja auch nicht kaputt weil da nicht
geheizt wird.

und weil sich da keiner dauerhaft aufhält.

Hallo!

Wenn Du Dir die riesigen Bauernhöfe in Westfalen und in
Süddeutschland anschaust: In denen gab es traditionell
insgesamt zwei Feuerstellen - den Herd und einen Ofen, der die
gute Stube und die Essdiele heizte.

Deine Schilderung entspricht dem vielerorts üblichen Neubaustandard der 50er Jahre. Nur riesig war da nichts. Ich hauste noch bis 1964 in einem Dachgeschoss als Kind einer 5-köpfigen Familie. In der Küche gabs einen Herd und in der „guten Stube“, die gleichzeitig per Klappsofa elterliches Schlafzimmer war, einen Ofen, der aber nach meiner Erinnerung nie befeuert wurde. Das Kinderzimmer für 3 Kinder hatte keine Heizmöglichkeit. Wegen geringer Dachneigung waren die Decken nur 1/2 Meter breit und die vorwiegende Körperhaltung war geduckt. Ein Bad gabs nicht. Zum Klo musste man die Treppe runter, einmal ums Haus zu einer Tür, dahinter ein Sitz über einer Grube. Lange Sitzungen gabs nicht. Im Winter wars schlicht zu kalt am Allerwertesten und im Sommer teilte man sich den bestialisch stinkenden Platz mit Unmengen Getier aller Art.

Völlig klar, man trug im Winter zu Hause mehrere Schichten Kleidung und oft Handschuhe. Wie hießen die Dinger aus Wolle, bei denen die Fingerkuppen abgeschnitten waren?

Das ist kein Einzelfall. In vielen auch städtischen Quartieren ging es bis in die 70er und 80er Jahre ähnlich trostlos zu. In Ostdeutschland gabs oft noch weit schlimmere Verhältnisse. Deshalb waren viele Leute so froh über ihre Plattenbauten.

Gruß
Wolfgang

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Hallo,

Deine Schilderung …Leute so froh über ihre Plattenbauten.

Brrrrr ich friere wenn ich das lese… hatte ich als Kind der 70er doch eine „warme“ Kindheit…

MfG

Hallo Wolfgang,

Diese Extreme wie Du sie als Kind erlebt hast, habe ich auch durchlebt. Das war im Osten! Aber schlimmere Verhältnisse sind mir nicht bekannt.

Gruß Bernd O.

Moin moin

wie nannte/nennt sich denn der Typ Bauernhaus, in dem diese Anordnung so war.

Hallenhaus, Niedersachsenhaus, Westfälisches Bauernhaus usw.

Entwickelt aus dem bronzezeitlichen Wohnstallhaus. Zitat aus http://de.wikipedia.org/wiki/Wohnstallhaus

„Als Wohnstallhaus bezeichnet man ein Gebäude, das zumindest die beiden Funktionen Wohnen und Stall vereint, aber auch weitere Funktionen, wie zum Beispiel Tenne, Scheune oder Bergeraum beherbergen kann. In der Regel ist dies also ein Bauernhaus, in dem der Bauer mit seiner Familie und seinem Vieh unter einem Dach wohnt…
Weitere Möglichkeiten bietet eine vertikale Trennung, etwa in der Art, dass sich die Wohnräume über den Stallräumen befinden.
Diese Wohnform scheint früher bei den Bauern in Europa weit verbreitet gewesen zu sein. Vielleicht war einer der Gründe, mit dem Vieh unter einem Dach zu leben, ihre Nutzung als zusätzliche Wärmequelle. Dies erfolgte trotz der Belästigungen, etwa durch den Geruch.“

Zitat Ende

Zitat aus http://de.wikipedia.org/wiki/Hallenhaus

„Anfangs bzw. in kleinen Varianten des Hauses noch recht lange war der Aufenthalt von Menschen und Vieh in den verschiedenen Bereichen eines großen Raumes. Schritt für Schritt wurden Wohnräume vom Landwirtschaftsbereich getrennt. Als erstes wurden Schlafkammern abgeteilt, für den Bauern und seine Familie am hinteren Ende des Hauses, für Knechte und Mägde über (Westfalen) oder neben (Niedersachsen, Holstein) den seitlich gelegenen Ställen.“
Zitat Ende

Im Lippischen Landesmuseum Detmold (Freilichtmuseum) sind eindrucksvolle Beispiele dieses Haustyps zu besichtigen.

Gruß merimies

Servus,

den offenen Viehstall gab es bloß in der Heide und im Nordwesten, nicht in den süddeutschen Einhäusern.

In den 1980ern wurde mal bei Celle in einem recht gut erhaltenen (Museums-)hof bäuerliches Leben des 19. Jahrhunderts „experimentell nachgespielt“. Im Januar wurde klar, warum in der Dienstbotenordnung so schwere Strafen auf das Verschütten von Wasser standen: Da gabs Glatteis in der Küche.

Soviel zum Heizeffekt des offenen Viehstalls.

So funktionierte das nicht.

In so einer Kammer wie ich beschrieben habe, habe ich während meiner Lehrzeit 1979-1981 geschlafen. So funktionierte das.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder