Jacke wie Hose um 1235 AD

Liebe Experten,
ich bin’s nochmal mit einem Modeproblem. Die Geschichte, die ich übersetze, spielt 1235 in England, der Autor ist Historiker, wird’s also wissen, und ich will nix Falsches hinschreiben, also muss ich mich vergewissern:
Grade kleidet der Held sich um, zieht an wollene „britches“ (=breeches), dem „Bruch“ gleichzusetzen oder schon richtige Hosen nach heutigemn Begriff? Laut Webster’s sind ‚breeches‘ Kniehosen, im 17., 18. und frühen 19. Jhdt. getragen. Dazu trägt er ein leinenes Unterhemd und einen Kittel (tunic). Den kleinen Beutel mit seinem Notgroschen knotet er in einen Hemdzipfel, zieht das Hemd nach unten und stopft es sich zwischen die Beine. Hm. Das kann ich mir jetzt nur bei einer richtigen Hose vorstellen, in die man das Hemd steckt. Dann fehlen ihm „garters“, Strumpfhalter, also reißt er ein Hemd in Streifen und macht sich Wickelgamaschen („Gamasche“ erst ab 17. Jhdt.?), bzw. Wadenwickel. Nach meiner Meinung könnte er „garters“ improvisieren, was ihm wirklich fehlt, sind eher die Beinlinge? Sein Freund, ein Mönch, leiht ihm für später seinen Habit und steht da im „breech-clout“, also Lendenschurz/Schamtuch, evtl. ist dies als „Bruch(e)“ zu verstehen?
Mein Googeln hat ergeben, dass um die fragliche Zeit der einfache Mann Bruch getragen hätte, drüber einen Kittel plus - je nach Wetter -ärmellosen Überrock, dazu Beinlinge, mittels Strumpfhaltern am Bruchgürtel befestigt. Wadenwickel waren da schon „out“, außer vielleicht bei ganz Armen. Andererseits findet man im Netz auch Schnittmuster für „einfache mittelalterliche Leinenhosen“, die aussehen wie moderne Hosen. Wer, frage ich mich, wäre so blöd gewesen, sich mit Bruch & Beinlingen zu plagen, wo’s an allen Enden ziept und reinzieht, wenn er eine vernünftige Hose tragen könnte? Sind die emL also nicht ganz historisch, sondern was für rollenspielende Weicheier :wink:?

Ich danke für eure Geduld!

Grüßle,
Eva

Hallo Eva !

Für all deine Probleme könnte evtl. die geniale homepage des deutsches Strumpfmuseum hilfreich sein, dort ist in allen Einzelheiten die Geschichte des Beinkleides ausgebreitet:

www.deutsches-strumpfmuseum.de

Gruß
Roland

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www.deutsches-strumpfmuseum.de

Hallo, Roland!
Das war ein großartiger Tipp, danke dir sehr! Dort wird gesagt,
dass die Bauern jahrhundertelang unverändert halblange Kittel trugen und darunter eine enge oder weite Hose. Also sind Bruch & Beinlinge bei meinem Helden nicht anzunehmen.
Habe mir auch inzwischen das Reclams Mode- und Kostümlexikon zugelegt, das kaum Fragen offenlässt :smile:

Gruß,
Eva