Jahrhunderthochwasser?

Hallo Meteorologen,

irgendwie höre ich im Zusammenhang mit den aktuellen und auch vergangenen Hochwassern immer wieder den Ausdruck „Jahrhunderthochwasser“. Diesen Begriff würde ich ja mal so interpretieren, daß ein solches Hochwasser nur einmal in 100 Jahren vorkommt. Trotzdem ist meistens von irgendwelchen Betroffenen zu hören, daß sie „sowas zum letzten Mal Anno xxx erlebt haben“. Und die Leute machen eigentlich eher den Eindruck so 50-70 Jahre alt zu sein *g* Heißt das nun, daß derlei schlimme Hochwasser in den letzten 50 Jahren häufiger vorkommen oder ist das nur so ein Ausdruck, den man nicht so wörtlich nehmen darf? Gibt’s eigentlich irgendwo Statistiken über die Häuftigkeit von Hochwassern über die letzten paar-hundert Jahre?

Liebe Grüße

Petzi

ist das nur so ein Ausdruck, den man nicht so
wörtlich nehmen darf?

Soweit ich das mitbekommen haben ist das die Bezeichnung für ein Hochwasser, welches eine bestimmte Höchstmarke überschreitet. diese Höchstmarke wird aus den Hochwasserpegeln vergangener Jahrhunderte berechnet und dient beispielsweise Architekten als Richtwert. Ursprünglich wurde dieser Pegel tatsächlich so frestgelegt, daß er statistisch nur alle 100 Jahre überschritten wird. Mittlerweile passiert das offenbar etwas häufiger. Der Grund dürfte in der Klimaerwärmung der letzten zwei Jahrhunderte liegen. Solche Klimaänderungen gehen erfahrungsgemäßt mit etwas turbulenterem Wetter einher.

Hallo Petzi,

sicher wird da auch Vieles von den Medien aufgebauscht.
Dieses Mal aber… also ich wüßte nicht, daß der Zwinger in Dresden je unter Wasser gestanden haben sollte - und der steht schon rund 300 Jahre dort. Auch über Hochwasserschäden an schloß Pllnitz ist mir nie was zu Ohren gekommen, das steht auch schon so lange.
Die Bahnstrecke nach Altenberg im Osterzgebirge wurde nach einem Hochwasser 1927 total umgebaut und in ein vermeintlich sicheres Gebiet verlegt - demnach muß es dieses Mal wohl noch wesentlich dicker gekommen sein.
Auch über eine Überflutung der Bahnstrecke bei Gößnitz ist nichts bekannt - und die Strecke ist bald 150 Jahre alt.
Offenbar waren dieses Mal wirklich einmalige Kräfte am Werk.

Gernot Geyer

Danke
Hi MrStupid,

Ursprünglich wurde dieser Pegel
tatsächlich so frestgelegt, daß er statistisch nur alle 100
Jahre überschritten wird.

Das macht dann natürlich Sinn :wink:

Vielen Dank!

Petzi

Hallo Gernot,

irgendwie stimmt mich sowas immer schecklich nachdenklich… Zwinger in Dresden, verlegte Bahnlinie etc. Andererseits fast jährlich irgendwo in Deutschland ein „Jahrhunderthochwasser“ *grübel* Aber ich glaub die Diskussion über Ursachen (ist das alles im normalen Bereich oder sind wir Menschen schuld an der Klimaveränderung?) treten wir lieber an anderer Stelle los :wink:

Vielen Dank!

Petzi

Hallo Petzi,

ich weiß nicht, ob das die Klimaveränderung ist und schon gar nicht, wo die herkommt.
Einerseits gab es ja immer mal Kliomaschwankungen (auch ohne den menschen) - denk an die Eiszeiten. Auch im Mittelalter gab es eine Art „Kleine Einszeit“ von einigen Jahrhunderten Dauer. Die führte ja u.a. dazu, daß das vond en Wikingern bereits besiedelte Grönland (es gab sogar ein Bistum dort) plötzlich wegen der Eisverhältnisse jahrzehnte- oder jahrhundertelang nicht mehr erreichbar war, die Kolonie wieder ausstarb (die trieben in bescheidenem Maße sogar Ackerbau in Grönland) und völlig vergessen wurde in Europa.
Das kann ja wohl nicht die Umweltverschmutzung gewesen sein damals…

außerdem glaube ich, daß es auch früher extreme regenbmengen gab. Aber die flossen problemloser ab. Die Nutwälder der neuzeit mit ihren schönen lichten Baumbeständen sind doch viel anfälliger gegen Hochwasser als frühere Naturwälder. Da rauscht doch heute das Wasser durch wie nichts. Nasse Feldstücke waren früher einfach sumpfige Gehölze inmitten der Feldflur oder Wiese oder Supmf - heute ist alles drainiert, damit auch ja der noch der letzte Flecken Boden bearbeitet werden kann und das Wasser schnell abfließt. Flüsse wurden begradigt, teiche und Flußauen sind verschwunden, die natürlichen Überschwemmungsgebiete gibt es kaum noch. Das waren früher Ecken, die wurden halt allenfalls mal im Sommer als Weide genutzt und standen ganz normal immer mal wochenang unter Wasser. Und zum Schluß haben dann die Städte und Gemeinden in der Suche nach Bauland auch Flächen bebaut, die früher als Überschwemmungsgebiete ausgewiesen waren. geht doch schnell - der bebauungsplan ist mit Mehrheitsbeschluß geändert. Schließlich ist ja 20 oder 30 Jahre lang nichts passiert und notfalls schüttet man halt noch einen Damm auf.
Aber irgendwo muß das Wasser ja hin, wenn es einmal vom Himmel gefallen ist…

Gernot geyer

Hallo Petzi,

soweit ich das gehört habe, vergleichen die alten Leute das Hochwasser mit dem Unglück aus dem Jahr 1954. Na ja, daran kann ich mich nicht erinnern *g*

Aber die gemessenen Daten sagen, dass das Wasser in der Stadt Steyr die Marke von 1899 überschritten hat. Und das sind wirklich 103 Jahre- also Jahrhunderthochwasser.

Gruss Harald