Lieber Eli, liebe(r?) Metapher,
Vielen Dank für eure Antworten bzw. auch Fragen. Ich möchte zunächst einmal Eli antworten. Bei dem, was ich Dir antworte, berufe ich mich dabei im wesentlichen auf
R. Albertz, Religionsgeschichte Israels in alttestamentlicher Zeit, 1. Band, Vandenh. u. R., Göttingen, 1992.
Die Frage nach einem Gott oder zweien ist vielleicht nicht ganz so einfach zu beantworten. Nach Albertz (und hier steht er sicher nicht allein) hatte auch Abraham im Prinzip den gleichen üblichen Glauben, wie er im semitischen Bereich üblich war, wonach der anzubetende Gott ein Gott der Familie war (oder auch des Ortes z.B.). Wechselte man den Ort oder auch die Familie, so fand man nichts dabei, nun eben den anderen (Schutz-)Gott anzurufen. Der „Gott meiner Väter“ war eben nur einer unter vielen, eben der „Familiengott“. Eine klare Trennung zwischen diesen Göttern war allerdings wohl (hier: nach meinem Verständnis) nicht unbedingt gegeben oder bedeutungslos. Dies ist vielleicht zu vergleichen mit der Maria von Lourdes und der von Fatima. Wie die Bibel auch mehrfach sagt, wurden sogar auch nach Moses auch andere Götter angebetet und zwar ganz „legal“. Siehe z.B. nach in Ex. 22,27[28], wo zur Achtung vor den Göttern aufgerufen und deren Urteil in juristischen Streitfällen gesucht wird (Ex.22,8[9]). Und dies sogar nur zwei Kapitel nach der Nennung der 10 Gebote. Es handelte sich dabei (hier müßte ich noch mal genauer nachlesen) um sogenannte Teraphim, die so etwas wie untergeordnete Götter waren oder vielleicht auch Ahnengeister symbolisierten. Auch David hatte offensichtlich solche Götter in seinem Haus. Seine Frau steckte jedenfalls einen dieser Götzen unter seiner Bettdecke, bevor er vor Sauls Schergen floh, um diese zu täuschen (1.Sam.19,13). Dergleichen Beispiele gibt es in der Bibel mehrere (s. a. Jakobs Frau Rahel in Gen.31,19-34). Diese Nebengötter meinte ich jedoch nicht, sie zeigen aber, wie auch die zahlreichen Auseindersetzungen der Bibel mit dem Götzendienst, daß auch der damalige Glaube nicht so streng monotheistisch war, wie viele Leute glauben.
Doch nun zu Jahwe. Moses entdeckte Jahwe erst bei seinem Schwiegervater, einem midianitischen Priester. Seinen Namen muß er, angesichts der bis dahin üblichen Konkurrenz der Götter, auch erst erfragen, um ihn an seine Landsleute weiterzureichen. Dieser Gott ist vermutlich auch nur einer der vielen örtlichen Götter, ähnlich El, nach der Interpretation von Albertz aufgrund mehrerer Hinweise in der Bibel und evtl. auch im Namen ein Berg- oder Wettergott. Dieser wurde nun übernommen, vielleicht auch als der gleiche vermutet und für die nun Hebräer genannten Juden vom Familiengott zum Volksgott gewandelt (entstammten sie doch entsprechend ihrer Genealogie (angeblich) alle einer Familie), der nun aber auch ganz andere Charakteristiken aufzeigt. Z.B. erscheint er jetzt nicht mehr dem einzelnen, sondern weitestgehend nur über Propheten oder andere Führer (Moses) und legt politische Ziele fest (hier z.B. die Befreiung der Hebräer). Auch der Alleinvertretungsanspruch Gottes tritt erst jetzt auf, vermutlich im Zusammenhang mit der Notwendigkeit, eine politische Einigkeit im Volk zu erreichen. Und die gemeinsame Nennung von El und Jahwe, im Deutschen übersetzt als „Gott der Herr“ ist sicherlich dem Bemühen zu verdanken, die alleinige Person dieses Gottes hinter den zwei Namen zu verdeutlichen.
Und nun zur Aufteilung des jüdischen Volkes: Hier habe ich mich einfach auf Albertz verlassen, der dies auch wohl begründet, ich habe aber diese Begründung leider vergessen und sie auch noch nicht wiedergefunden. Ich hätte vielleicht besser schreiben sollen:“ da sich ja eventuell nur ein Teil des jüdischen Volkes in Ägypten befand.“
Die exakten Angaben der Bibel zu den Generationen von Adam und Eva bis zu Moses würde ich übrigens zumindest zum Teil in Frage stellen wollen. Schließlich wurden diese Angaben doch zunächst über Jahrhunderte mündlich tradiert (oder konnte bereits Kain persönlich aufschreiben, wo er seine Frau hernahm?). Sicher, nach religiöser Sichtweise wurden diese Dinge Moses von Gott mitgeteilt. Aber ich neige da nun eher zu einer etwas weltlicheren Sicht. Diese allzu wörtliche Interpretation der Bibel wird doch heute auch von kaum einem ernsthaften Theologen noch aufrechterhalten (die amerikanischen Kreationisten und auch einige jüdische ebenso wie islamische Orthodoxe nehme ich hiervon einmal aus).
Nun zu Metapher.
Ich hätte in meiner Anfrage anmerken sollen, daß ich die für mich neue Angabe dieser zeitlichen Reihenfolge letztlich aus Deinen kürzlichen Angaben entnommen habe. Dies ist ohne böse Absicht passiert und hätte Dir vielleicht ein paar Zeilen erspart. Ich war nur, wie gesagt, irritiert, weil ich - offensichtlich aus eigener Vermutung heraus statt aus eigenem Wissen - die andere Reihenfolge als natürlich ansah und mich fragte, ob denn all das, was ich gelesen hatte, evtl. nur die Meinung eines irrigen Exoten sei. Diesbezüglich habe ich mich aber mittlerweile etwas beruhigt, wenn auch nicht alles bereits letzter Stand der Wissenschaft sein muß/wird. Das obige Buch, das als wissenschaftliches Buch und nicht als populärwissenschaftliches Buch zu verstehen ist, ist in meinen Augen übrigens sehr zu empfehlen, wenn ich auch anfänglich einige Probleme hatte, da vieles als bekannt vorausgesetzt wurde, was mir noch unbekannt war.
Wenn Du an der obigen Darstellung, in der ich mich ausdrücklich auf Albertz beziehe, über das von Dir bereits geschriebene hinaus etwas anzumerken hättest, wäre mir das eine sehr große Hilfe.
Also nochmals: vielen Dank!
MfG,
Ulrich