Jakob

Hallo Leute,
sind beim Namensuchen über „Jakob“ gestolpert und haben neugierig in der Bibel nachgelesen - und sind baff:
Erbschleicher, Betrüger, Hochstapler, Dieb sind so die freundlichsten Bezeichnungen für diesen Mann, der da in Genesis (25ff) beschrieben wird.
Das für uns dicke Ende kommt noch: Schlägt sich eine Nacht mit einem Engel, und erhält dafür zum Lohn den Namen Israel.

Ist dieser Jakob also der Stammvater Israels? Enkel von Abraham, wenn ich nichts überlesen habe - müsste also auch im Koran und Thora auftauchen. Kommt der da auch so miserabel weg? Oder gibt es zumindest eine Erklärung, wieso so eine falsche Ratte so hoch in der Gunst Gottes stehen kann?

Danke im voraus, hätten gerne noch Argumente für eine Namensrettung - da Jakob ebenfalls ein Zwilling von zwei Völkern ist. Wie die Namenlosen im Bauch meiner Frau :smile:

Gruß
jartUl

Hallo Jartul
Auch wenn wir uns unlängst im Witze-Brett weniger freundlich begegneten, muss ich zugeben: Ich habe auch oftmals genau das Gleiche gedacht wie du über diesen Jakob da im Alten Testament:

Erbschleicher, Betrüger, Hochstapler, Dieb sind so die
freundlichsten Bezeichnungen für diesen Mann, der da in
Genesis (25ff) beschrieben wird.
Ist dieser Jakob also der Stammvater Israels? Enkel von
Abraham

Auch Abraham ist ja eine der fragwürdigsten Figuren des AT - ich habe unter dem Titel „Zur Zwiespältigkeit von Abrahams Schoß“ vor etlichen Jahren dazu einen Vortrag gehalten an einem der Berliner Psychoanalytischen Institute und habe Parallelen zu Kindermördern etc. und Erfahrungen aus meinen psychiatrischen Arbeiten dazu erwähnt.

Danke im voraus, hätten gerne noch Argumente für eine
Namensrettung - da Jakob ebenfalls ein Zwilling von zwei
Völkern ist. Wie die Namenlosen im Bauch meiner Frau :smile:

Ich kann dir also zunächst nur zustimmen und ebenfalls abraten, was die Namenswahl betrifft.
Gruß,
Branden

Hallo!

sind beim Namensuchen über „Jakob“ gestolpert und haben
neugierig in der Bibel nachgelesen

Lest doch bei Thomas Mann nach:
Joseph und seine Brüder. Teil I: Die Geschichten Jaakobs. Der junge Joseph.
Man könnte auch sagen: (Über-)Lebensklugheit …
Ich wünsche euch alles Gute!
Hannes

Hallo Jartul,

sind beim Namensuchen über „Jakob“ gestolpert und haben
neugierig in der Bibel nachgelesen - und sind baff:
Erbschleicher, Betrüger, Hochstapler, Dieb sind so die
freundlichsten Bezeichnungen für diesen Mann, der da in
Genesis (25ff) beschrieben wird.

ja das stimmt.

Das für uns dicke Ende kommt noch: Schlägt sich eine Nacht mit
einem Engel, und erhält dafür zum Lohn den Namen Israel.
Ist dieser Jakob also der Stammvater Israels?

genau der.
Du solltest aber die ganze Geschichte lesen.
Jakob hat für seinen Betrug leiden müssen.
Und er hat bereut und sich mit seinem Bruder versöhnt.

Oder gibt es zumindest eine Erklärung, wieso so eine
falsche Ratte so hoch in der Gunst Gottes stehen kann?

Ich habe euch lieb, spricht der HERR. Ihr aber sprecht: »Woran sehen wir, dass du uns lieb hast?« Ist nicht Esau Jakobs Bruder?, spricht der HERR; und doch hab ich Jakob lieb und hasse Esau und habe sein Gebirge öde gemacht und sein Erbe den Schakalen zur Wüste.“ (Mal.1,2-3)

Danke im voraus, hätten gerne noch Argumente für eine
Namensrettung - da Jakob ebenfalls ein Zwilling von zwei
Völkern ist. Wie die Namenlosen im Bauch meiner Frau :smile:

Wie soll denn der andere heißen?
Esau fände ich eher unpassend :wink:

Jakob und Johannes waren zwei Apostel.
Das wären vielleicht „bessere“ Vorbilder.

Gruss Harald

Kunst des Lesens

Enkel von Abraham, wenn ich nichts überlesen habe - müsste also auch im […] Thora auftauchen.

Der Text, in dem du das überlesen hast, IST die Torah.

Gruß
Metapher

Hallo jartUl,

da gibt es eine Menge ähnlicher Typen und Geschichten in der Bibel. Meine Lieblingsgeschichte ist die von König David und Bathseba. David betreibt Ehebruch, einen hinterhältigen Mord, und als die Geschichte auffliegt, bereut er … und erhält die Gnade, das Königtum behält er und lebt glücklich mit der von seinem ermordeten Feldherrn geklauten Frau. Tolle Vorbilder!
Ich bin mal vorsichtig: Da diese Geschichten einen hohen symbolischen Wert haben, kann ich das mit meinem relativ geringen Verstand nicht einordnen.

Gruss
Laika

Hallo Jartul,

ich sehe mich nach den meiner Meinung nach unzureichenden Antworten gezwungen etwas beizutragen.

Zunächst einmal, was hat Jakob denn von seinem Bruder und seinem Vater erbeutet oder erschlichen? Es waren weder materielle Besitztümer noch weltliche Privilegien. Es ging um ein religiöses Privileg.
Wenn du Jakob vor einem heutigen Gericht stellen würdest, als Dieb , Erbschleicher oder als Betrüger, welche Verurteilung würde dabei rauskommen? Keine, das Verfahren würde sofort eingestellt werden.

Jehova hatte mit Jakobs Großvater einen Bund geschlossen (1.Mo 22:17-18) und Jakob wollte in dessen Fußstapfen treten.
Sein Bruder Esau dagegen hatte überhaupt keine Wertschätzung dafür. Esau hat Jakob das Erstgeburtsrecht für ein Essen verkauft. (1. Mose 25:29-34, Hebräer 12:16).
Als er seinen Vater täuschte hat er sich nur das geholt, was ihm sein Bruder schon vorher verkauft hatte.

Bei der Geschichte mit seinem Schwiegervater Laban war es ja eher so, dass er Derjenige war, der reingelegt wurde (1. Mose 31:36-42).

Als Jakob mit dem Engel rang, wollte er weder den Engel töten noch Beute machen. Er wollte einen Segen.

Und genau deswegen stand er hoch in Gottes Gunst. Er tat alles, um Gottes Segen zu erlangen.

Gruß
Carlos

Hallo Laika,

… und lebt glücklich mit der von
seinem ermordeten Feldherrn geklauten Frau.

Du kennst die Geschichte nicht wirklich, aber wer ist heute noch bibelfest. Für seine Tat musste David für seine Tat bitterlich bezahlen.
Das Kind mit Bathseba verstarb. In seiner Familie gab es Vergewaltigung, Mord und Umsturz mit Bürgerkrieg. David wurde zutiefst gedemütigt.
Das David am Leben blieb und das Königreich behielt, lag daran, dass David aufrichtig bereute und Jehova einen Bund mit ihm hatte.

2. Samuel 12:10-12
10 Und nun wird [das] Schwert bis auf unabsehbare Zeit nicht von deinem eigenen Hause weichen zufolge der Tatsache, daß du mich verachtet hast, so daß du die Frau Urịas, des Hethịters, genommen hast, damit sie deine Frau werde.‘ 11 Dies ist, was Jehova gesprochen hat: ‚Siehe, ich erwecke Unglück gegen dich aus deinem eigenen Hause; und ich will deine Frauen vor deinen eigenen Augen nehmen und sie deinem Mitmenschen geben, und er wird bestimmt unter den Augen dieser Sonne bei deinen Frauen liegen. 12 Während du selbst im geheimen gehandelt hast, werde ich für meinen Teil diese Sache vor ganz Israel und vor der Sonne tun.‘ “

Gruß
Carlos

Hallo Jartul.

sind beim Namensuchen über „Jakob“ gestolpert und haben
neugierig in der Bibel nachgelesen - und sind baff:
Erbschleicher, Betrüger, Hochstapler, Dieb sind so die
freundlichsten Bezeichnungen für diesen Mann, der da in
Genesis (25ff) beschrieben wird.

Mh, manchmal frage ich mich, ob neben den ganzen hochgestellten Bedeutungen es bei dieser Geschichte nicht einfach nur darum geht, zu lernen, wie schnell wie jemanden verurteilen, über den wir doch so wenig wissen.

So würde mich erst einmal interessieren, worauf nun deine (und die der anderen Schreiber hier) Urteile basieren? Welche Stelle genau reicht dir aus, um einen Menschen als Dieb zu verurteilen?

Das für uns dicke Ende kommt noch: Schlägt sich eine Nacht mit
einem Engel, und erhält dafür zum Lohn den Namen Israel.

Wieso ist dieses für dich ein Lohn und warum verbirgst du seine davongetragene Behinderung? Eine Gehbehinderung ist für einen Hirten sicherlich alles andere als ein Gewinn.

Ist dieser Jakob also der Stammvater Israels?

Ja, von seinen zwölf Söhnen stammen die zwölf Stämme ab, welche später Israel, das jüdische Volk bilden.

Kommt der da auch so miserabel weg?

In der Torah (in welche du wahrscheinlich auch die Geschichte überflogen bist) kommt er nicht miserabel weg. Er kommt hier vielschichtig vor, wie alle anderen Figuren in der Torah, im Tanach, bei denen deren Fehler nicht verborgen werden. Helden musst du dir im Kino suchen.

Oder gibt es zumindest eine Erklärung, wieso so eine
falsche Ratte so hoch in der Gunst Gottes stehen kann?

Die Erklärung fängt schon damit an, hier keine „falsche Ratte“ zu sehen, sondern jemand der mit seiner Umwelt um einen gerechten Weg zu G’tt ringt.

Danke im voraus, hätten gerne noch Argumente für eine
Namensrettung…

Nur am Rande: Aus Esaw entstehen mehrere Völker.

Und was willst du zur Namensrettung genau wissen? Die Bedeutung des Namens (Diener G’ttes, G’ttes Folger [von לעקוב, folgen])? Die Person Jaakow (Stammvater Israels)? Geschichten (Geht bei Awrohom und Seth in die Schule)? Anderen Personen mit dem Namen (zahlreiche berühmte Juden durch alle Jahrhunderte)? Zur Zeit sehe ich nur, dass du den Namen nun doch nicht magst, weil ein Mensch, welche du für schlecht hälst, einmal diesen Namen trug. Das kann doch kein Kriterium sein oder?

Gruss,
Eli

Hallo Carlos,

jedenfalls habe ich die Geschichte so verstanden, als unser Pfarrer sie anlässlich einer Gogol-Ausstellung in der Kirche, in der auch das David-und-Bethseba-Bild ausgestellt war, erzählte. Da war nur die Rede davon, dass die „böse Frucht aus dem ersten Fehltritt starb“ und dann nach „aufrichtiger Reue“ Davids und nach Geburt des dann legitimen Kindes alles glücklich verlief. Die „aufrichtige Reue“ wurde auch noch als Zeichen der besonderen Güte Gottes gegenüber reuigen Menschen dargestellt.
Aber vielleicht war es ganz anders gemeint und ich habe auch noch „glücklich“ usw. hinein interprertiert.

Gruss und schönes Fest
Laika

Dankeschön!
Grüße zurück,
mir geht es nicht um „schuldig oder nicht schuldig im Sinne der Anklage“ sondern vielmehr, welches Bild von einem gottesfürchtigem Charakter gezeichnet wird, der offensichtlich nicht die Gunst Gottes verliert, sondern gewinnt.

Als er seinen Vater täuschte hat er sich nur das geholt, was
ihm sein Bruder schon vorher verkauft hatte.

Und Jakob entscheidet das so einfach?

Bei der Geschichte mit seinem Schwiegervater Laban war es ja
eher so, dass er Derjenige war, der reingelegt wurde (1. Mose
31:36-42).

Und dann Rache dafür übte? In meiner Bibel steht was von (habs nicht genau verstanden) brünftigmachenden Holzstäben und Kreuzungsversuchen, die zu seinem Vorteil gereichen.

Als Jakob mit dem Engel rang, wollte er weder den Engel töten
noch Beute machen. Er wollte einen Segen.

Aha. Und mit diesem Wunsch im Herz ist jedes Mittel recht?

Und genau deswegen stand er hoch in Gottes Gunst. Er tat
alles, um Gottes Segen zu erlangen.

Selbe Frage. Was die Leuts nicht alles für Dummheiten anstellen um Gottes Segen zu erlangen - bei Jakob scheints ja auch was gebracht zu haben…
Aber das führt jetzt zu weit von „Jakob“ weg - danke für die andere Sichtweise!

Gruß
Carlos

Grüße zurück,
jartUl

Grüße!

Mh, manchmal frage ich mich, ob neben den ganzen
hochgestellten Bedeutungen es bei dieser Geschichte nicht
einfach nur darum geht, zu lernen, wie schnell wie jemanden
verurteilen, über den wir doch so wenig wissen.

Schöner Ansatz :smile: Besonders weil da ganz schön was dran sein kann…

So würde mich erst einmal interessieren, worauf nun deine (und
die der anderen Schreiber hier) Urteile basieren? Welche
Stelle genau reicht dir aus, um einen Menschen als Dieb zu
verurteilen?

Der Gesamteindruck nach Lesen des Abschnitts. (1. Mose 25,12 - 32,33)
Beachtet bitte: Lesen, nicht studiert, sondern eher gelesen, wie man eine Tageszeitung liest. Eventuell ein Fehler.
„Die Bibel, Brockhausverlag Wuppertal und Zürich, 2. Sonderausgabe 1987, ISBN 3-417-25472-8 Buch anschauen
1.: 25,26, Fußnote 77m „Jakob, d.h. Fersenhalter, Betrüger“
2.: 25,29-34. Esau kommt hungrig nach Hause, bittet um Essen und erhält das nur von Jakob gegen Herausgabe seines Erstgeburtsrechts.
3.: 27,19 „Da sagte Jakob zu seinem Vater: Ich bin Esau, dein Erstgeborener“ und erhält dadurch den Segen. Lug und Betrug (und Täuschung, weil ja noch das Fell übergezogen wird) Dass er Mist gebaut hat, sieht man an seiner Flucht.
4.: 30,37-43. Der Abschnitt ist überschriftet mit „Jakobs listiger Vermögenserwerb“.
5.: 31,1 Überschrift: „Jakobs Flucht aus Haran“ (die zweite…) Wird noch nebenbei ein Hausgott geklaut. J wird nur nicht erschlagen, weil er in Gott einen guten Fürsprecher gefunden hat, der Laban untersagt „Gut oder Böse mit J zu sprechen“ (31,25)
6. 32,23-33: Liefert sich einen Ringkampf, bekommt seine Hüfte ausgekugelt und wird gesegnet. Hm. Ziemlich wirrer Drehbuchautor, daher meine Frage ob das in Torah oder Koran evtl. anders geschildert wird. Ich kam nicht mit.

Das für uns dicke Ende kommt noch: Schlägt sich eine Nacht mit
einem Engel, und erhält dafür zum Lohn den Namen Israel.

Wieso ist dieses für dich ein Lohn und warum verbirgst du
seine davongetragene Behinderung? Eine Gehbehinderung ist für
einen Hirten sicherlich alles andere als ein Gewinn.

Mal ehrlich: „32,31 …und meine Seele ist gerettet worden“ ist wohl Lohn genug (auch heute noch für ein paar Fanatiker). Und dass Jakob mit seinen großen Ländereien und geschätzten 60 Jahren noch großartig hinter Schafen hergerannt ist glaubst Du wohl auch nicht…

Kommt der da auch so miserabel weg?

In der Torah (in welche du wahrscheinlich auch die Geschichte
überflogen bist) kommt er nicht miserabel weg. Er kommt hier
vielschichtig vor, wie alle anderen Figuren in der Torah, im
Tanach, bei denen deren Fehler nicht verborgen werden. Helden
musst du dir im Kino suchen.

Verstehe ich nicht so ganz - ich habe im AT nachgelesen, „Die Bibel“ von Brockhaus. Ist die Torah 1:1 genau dasselbe? (Wie andere konstruktive Posts vermuten lassen?) Ich war nicht auf der Suche nach Helden (Herkules) sondern nach berühmten „Jakobs“

Die Erklärung fängt schon damit an, hier keine „falsche Ratte“
zu sehen, sondern jemand der mit seiner Umwelt um einen
gerechten Weg zu G’tt ringt.

s.o. Unter „gerecht“ verstehe ich etwas anderes!

Zur Zeit sehe ich nur, dass du den Namen nun doch nicht magst, weil
ein Mensch, welche du für schlecht hälst, einmal diesen Namen
trug. Das kann doch kein Kriterium sein oder?

Hm. Doch - ohne oberflächlich klingen zu wollen: Ich würde seltsam gucken, wenn ich einem Judas (der aus dem NT), einem Kain oder einem Lot begegnete! Ebenso hätte ich ein Problem damit, wenn die Übersetzung des Namens meines Kindes „Betrüger“ hieße…

Gruß und vielen Dank für die Denkanstöße!

jartUl

Hallo Jartul.

Der Gesamteindruck nach Lesen des Abschnitts. (1. Mose 25,12 -
32,33)
Beachtet bitte: Lesen, nicht studiert, sondern eher gelesen,
wie man eine Tageszeitung liest. Eventuell ein Fehler.

Ja und nein. Das AT, der Tanach und gerade die Tora sind recht kompakt verfasst und Querverweise sind nicht offensichtlich, weswegen man vieles beim einfachen Lesen nicht verstehen kann. Dennoch bleibt hier eine Erzählung wo uns Menschen in besonderen Situationen gegenüber treten. Um diese kennen zu lernen, wäre es vielleicht besser Sekundärliteratur heranzuziehen und dort diese Geschichte zu lesen.

1.: 25,26, Fußnote 77m „Jakob, d.h. Fersenhalter, Betrüger“

Aha, der Übersetzer oder Kommentatur gibt die Richtung schon vor.

2.: 25,29-34. Esau kommt hungrig nach Hause, bittet um Essen
und erhält das nur von Jakob gegen Herausgabe seines
Erstgeburtsrechts.

Er bitter ja nicht um Essen, sondern verlangt gierig sofort etwas zu Essen zu bekommen. Nicht irgend etwas, sonder dass was sein Bruder gerade zubereitet.

Hier erkennt Jakow zurecht die eigentliche Situation, dass sein Bruder sich hier in einer Weise verhält, wie es einem Erstgeborenen nicht gebürt. Die Aufgabe des Erstgeborenen war es damals die Familie spirituell zu leiten, Opfer G’tt darzubringen. Dieses widerspricht einem herunterschlingen von Nahrung und Mangel an Dankbarkeit gegenüber dem Schöpfer davon.

Darum bittet (verlangen oder erpressen sieht ja anders aus, da es genug zu Essen anderswo gab und Esaw ja erfolgreich von der Jagd kam, also selber genügend Essen dabei hatte) Jakow ihm das Erstgeburtsrecht, das Recht auf die spirituelle Führung zu überlassen

3.: 27,19 „Da sagte Jakob zu seinem Vater: Ich bin Esau, dein
Erstgeborener“ und erhält dadurch den Segen. Lug und Betrug
(und Täuschung, weil ja noch das Fell übergezogen wird) Dass
er Mist gebaut hat, sieht man an seiner Flucht.

Eine wirklich schwierige Stelle zu der es verschiedenste Auslegungen gibt. Die Frage dabei ist schon, ob er hier wirklich gelogen hat und wenn ja warum. Hierzu sollte man den menschlichen Aspekt dabei nicht übersehen. Sein Vater war alt, krank und liebte Esaw soweit, dass er dessen Fehlverhalten immer übersah. Sein Vater erkannte nicht, dass Esaw nicht in der Lage wäre, die Familie weiter spirituell zu führen. Ganz im Gegensatz zu seiner Mutter, welche wusste welche Segen nun ausgesprochen werden. Nicht, dass die ganze Aktion dabei besser wird, in unseren Augen, aber es war ein Drama und kein Betrug im einfachen Sinne.

4.: 30,37-43. Der Abschnitt ist überschriftet mit „Jakobs
listiger Vermögenserwerb“.

LOL. Hier sollte man vielleicht sehen, dass es Lawan ist, welcher dauernd versucht Jakow zu betrügen. Jakow setzt diesem auch keinen listigen Betrug entgegen, sondern alleine sein G’ttvertrauen. So ist das was er verlangt, immer das, was eigentlich minder wert ist. Alleine G’tt vermehrt dann für Jakow. Lisitigkeit will ich hier nicht erkennen.

5.: 31,1 Überschrift: „Jakobs Flucht aus Haran“ (die
zweite…) Wird noch nebenbei ein Hausgott geklaut. J wird nur
nicht erschlagen, weil er in Gott einen guten Fürsprecher
gefunden hat, der Laban untersagt „Gut oder Böse mit J zu
sprechen“ (31,25)

Nu, eine Tochter macht den letzten Versuch seine Vater und ihre Familie auf die rechte Spurr zu setzen. Nicht gerade ein unmenschliches Verhalten.

  1. 32,23-33: Liefert sich einen Ringkampf, bekommt seine Hüfte
    ausgekugelt und wird gesegnet. Hm. Ziemlich wirrer
    Drehbuchautor, daher meine Frage ob das in Torah oder Koran
    evtl. anders geschildert wird. Ich kam nicht mit.

Der Text ist die Tora, er ist Teil des Tanachs, Teil des AT.

Und das der Text hier wirr wirkt, liegt einfach daran, dass er kompakt ist, aber alles wesentliche enthält. Nach der jüdischen Lehre ist kein Wort zu viel, kein Buchtstabe zu wenig und in allem liegt ein Sinn, eine Lehre, die wir daraus ziehen können.

Mal ehrlich: „32,31 …und meine Seele ist gerettet worden“
ist wohl Lohn genug (auch heute noch für ein paar Fanatiker).
Und dass Jakob mit seinen großen Ländereien und geschätzten 60
Jahren noch großartig hinter Schafen hergerannt ist glaubst Du
wohl auch nicht…

Warum nicht?

Verstehe ich nicht so ganz - ich habe im AT nachgelesen, „Die
Bibel“ von Brockhaus. Ist die Torah 1:1 genau dasselbe?

Ja, die fünf Bücher Mosche bilden zusammen die Tora.

Ich war nicht auf
der Suche nach Helden (Herkules) sondern nach berühmten
„Jakobs“

Nu, ist doch alles in allem eine spannende, vielschichte und lehrreiche Person gewesen. Wenn man sich also für seinen Sohn vorstellen kann, dass er seinen Schwerpunkt auf das Lernen legen soll, auf eine enge Beziehung zu G’tt, Gewalt aus dem Weg zu gehen und bei Betrug auf G’tt zu setzen, ist es wohl der richtige Name.

s.o. Unter „gerecht“ verstehe ich etwas anderes!

Das kann gut sein. Das Christentum lehrt hier eine andere Vorstellung von Gerechtigkeit und Frieden. Nach der jüdische Lehre und so findet es sich dann irretierend in der Tora, geht es nicht um einen inneren Frieden, um Gewaltlosigkeit, sondern um ein zu erreichenden Frieden, als bestmögliche Wahl. Hierbei kann man Fehler machen, sich Fehlverhalten, Gewalt anwenden, wenn dabei alles auf dieses Ziel ausgerichtet ist und im Einklang mit dem ist, was G’tt hier von uns verlangt.

Hm. Doch - ohne oberflächlich klingen zu wollen: Ich würde
seltsam gucken, wenn ich einem Judas (der aus dem NT), einem
Kain oder einem Lot begegnete! Ebenso hätte ich ein Problem
damit, wenn die Übersetzung des Namens meines Kindes
„Betrüger“ hieße…

Oh, die Übersetzung des Namens heisst NICHT Betrüger. Aber du hast schon recht, heutzutage, in unserer schnelllesenden, und allwissenden Zeit, ist es vielleicht kein guter Name, da er auf zuviele Vorurteile trifft.

Gruss,
Eli

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Hallo, Jartul,
ich kann verstehen, dass Dir beim Namen Jakob für einen Zwilling leichte Bedenken kommen.

Nicht umsonst macht man sich bei der Namensgebung Gedanken, welche Weichen man dadurch bei den Kindern stellt.

Berühmte Brüderpaare der Mythologie waren:

  • Jakob und Esau, die sich als so gegensätzliche Charaktere herausstellten;
  • Castor und Pollux, die obwohl der eine sterblich, der andere unsterblich waren, einander in brüderlicher Liebe zugetan waren;
  • Romulus und Remus, die sich über eine Kleinigkeit so bitter entzweiten.

Gruß
Eckard

Der Text, in dem du das überlesen hast, IST die Torah.

Dann erleuchte mich oh Trainer der „Personalen Kommunikation“ und erkläre mir folgende Tatsache: Das Buch, dass ich aufschlug um im 1.Mose zu lesen war nach meiner Lesart mit „Die Bibel“ beschriftet. „Torah“ war mangels weiterer Schriftzeichen auf dem Umschlag nicht herauszudeuten.

Was ist der Unterschied zwischen AT, Tanach und die Tora(h)? Ich war der möglichereweise falschen Überzeugung in der Bibel das AT lesen zu können. Wenn Du Deine Antwort nicht so überaus ausführlich, zielführend und konstruktiv verfasst hättest, wäre ich vielleicht schlauer.

kopschüttelnd,
jartUl

Hi Jartul,

wieso so persönlich werden?

Dann erleuchte mich oh Trainer der „Personalen Kommunikation“

Wenn Du Deine Antwort nicht so überaus
ausführlich, zielführend und konstruktiv verfasst hättest,
wäre ich vielleicht schlauer.

Hätte es die Frage

Was ist der Unterschied zwischen AT, Tanach und die Tora(h)?

alleine nicht auch getan?

Da Metapher sicher kompetenter antworten wird als ich, zum Einlesen erstmal ein Link:
http://www.hagalil.com/lexikon/index.php?title=Tanach

Gruß
Kati