Hallo Jartul.
Der Gesamteindruck nach Lesen des Abschnitts. (1. Mose 25,12 -
32,33)
Beachtet bitte: Lesen, nicht studiert, sondern eher gelesen,
wie man eine Tageszeitung liest. Eventuell ein Fehler.
Ja und nein. Das AT, der Tanach und gerade die Tora sind recht kompakt verfasst und Querverweise sind nicht offensichtlich, weswegen man vieles beim einfachen Lesen nicht verstehen kann. Dennoch bleibt hier eine Erzählung wo uns Menschen in besonderen Situationen gegenüber treten. Um diese kennen zu lernen, wäre es vielleicht besser Sekundärliteratur heranzuziehen und dort diese Geschichte zu lesen.
1.: 25,26, Fußnote 77m „Jakob, d.h. Fersenhalter, Betrüger“
Aha, der Übersetzer oder Kommentatur gibt die Richtung schon vor.
2.: 25,29-34. Esau kommt hungrig nach Hause, bittet um Essen
und erhält das nur von Jakob gegen Herausgabe seines
Erstgeburtsrechts.
Er bitter ja nicht um Essen, sondern verlangt gierig sofort etwas zu Essen zu bekommen. Nicht irgend etwas, sonder dass was sein Bruder gerade zubereitet.
Hier erkennt Jakow zurecht die eigentliche Situation, dass sein Bruder sich hier in einer Weise verhält, wie es einem Erstgeborenen nicht gebürt. Die Aufgabe des Erstgeborenen war es damals die Familie spirituell zu leiten, Opfer G’tt darzubringen. Dieses widerspricht einem herunterschlingen von Nahrung und Mangel an Dankbarkeit gegenüber dem Schöpfer davon.
Darum bittet (verlangen oder erpressen sieht ja anders aus, da es genug zu Essen anderswo gab und Esaw ja erfolgreich von der Jagd kam, also selber genügend Essen dabei hatte) Jakow ihm das Erstgeburtsrecht, das Recht auf die spirituelle Führung zu überlassen
3.: 27,19 „Da sagte Jakob zu seinem Vater: Ich bin Esau, dein
Erstgeborener“ und erhält dadurch den Segen. Lug und Betrug
(und Täuschung, weil ja noch das Fell übergezogen wird) Dass
er Mist gebaut hat, sieht man an seiner Flucht.
Eine wirklich schwierige Stelle zu der es verschiedenste Auslegungen gibt. Die Frage dabei ist schon, ob er hier wirklich gelogen hat und wenn ja warum. Hierzu sollte man den menschlichen Aspekt dabei nicht übersehen. Sein Vater war alt, krank und liebte Esaw soweit, dass er dessen Fehlverhalten immer übersah. Sein Vater erkannte nicht, dass Esaw nicht in der Lage wäre, die Familie weiter spirituell zu führen. Ganz im Gegensatz zu seiner Mutter, welche wusste welche Segen nun ausgesprochen werden. Nicht, dass die ganze Aktion dabei besser wird, in unseren Augen, aber es war ein Drama und kein Betrug im einfachen Sinne.
4.: 30,37-43. Der Abschnitt ist überschriftet mit „Jakobs
listiger Vermögenserwerb“.
LOL. Hier sollte man vielleicht sehen, dass es Lawan ist, welcher dauernd versucht Jakow zu betrügen. Jakow setzt diesem auch keinen listigen Betrug entgegen, sondern alleine sein G’ttvertrauen. So ist das was er verlangt, immer das, was eigentlich minder wert ist. Alleine G’tt vermehrt dann für Jakow. Lisitigkeit will ich hier nicht erkennen.
5.: 31,1 Überschrift: „Jakobs Flucht aus Haran“ (die
zweite…) Wird noch nebenbei ein Hausgott geklaut. J wird nur
nicht erschlagen, weil er in Gott einen guten Fürsprecher
gefunden hat, der Laban untersagt „Gut oder Böse mit J zu
sprechen“ (31,25)
Nu, eine Tochter macht den letzten Versuch seine Vater und ihre Familie auf die rechte Spurr zu setzen. Nicht gerade ein unmenschliches Verhalten.
- 32,23-33: Liefert sich einen Ringkampf, bekommt seine Hüfte
ausgekugelt und wird gesegnet. Hm. Ziemlich wirrer
Drehbuchautor, daher meine Frage ob das in Torah oder Koran
evtl. anders geschildert wird. Ich kam nicht mit.
Der Text ist die Tora, er ist Teil des Tanachs, Teil des AT.
Und das der Text hier wirr wirkt, liegt einfach daran, dass er kompakt ist, aber alles wesentliche enthält. Nach der jüdischen Lehre ist kein Wort zu viel, kein Buchtstabe zu wenig und in allem liegt ein Sinn, eine Lehre, die wir daraus ziehen können.
Mal ehrlich: „32,31 …und meine Seele ist gerettet worden“
ist wohl Lohn genug (auch heute noch für ein paar Fanatiker).
Und dass Jakob mit seinen großen Ländereien und geschätzten 60
Jahren noch großartig hinter Schafen hergerannt ist glaubst Du
wohl auch nicht…
Warum nicht?
Verstehe ich nicht so ganz - ich habe im AT nachgelesen, „Die
Bibel“ von Brockhaus. Ist die Torah 1:1 genau dasselbe?
Ja, die fünf Bücher Mosche bilden zusammen die Tora.
Ich war nicht auf
der Suche nach Helden (Herkules) sondern nach berühmten
„Jakobs“
Nu, ist doch alles in allem eine spannende, vielschichte und lehrreiche Person gewesen. Wenn man sich also für seinen Sohn vorstellen kann, dass er seinen Schwerpunkt auf das Lernen legen soll, auf eine enge Beziehung zu G’tt, Gewalt aus dem Weg zu gehen und bei Betrug auf G’tt zu setzen, ist es wohl der richtige Name.
s.o. Unter „gerecht“ verstehe ich etwas anderes!
Das kann gut sein. Das Christentum lehrt hier eine andere Vorstellung von Gerechtigkeit und Frieden. Nach der jüdische Lehre und so findet es sich dann irretierend in der Tora, geht es nicht um einen inneren Frieden, um Gewaltlosigkeit, sondern um ein zu erreichenden Frieden, als bestmögliche Wahl. Hierbei kann man Fehler machen, sich Fehlverhalten, Gewalt anwenden, wenn dabei alles auf dieses Ziel ausgerichtet ist und im Einklang mit dem ist, was G’tt hier von uns verlangt.
Hm. Doch - ohne oberflächlich klingen zu wollen: Ich würde
seltsam gucken, wenn ich einem Judas (der aus dem NT), einem
Kain oder einem Lot begegnete! Ebenso hätte ich ein Problem
damit, wenn die Übersetzung des Namens meines Kindes
„Betrüger“ hieße…
Oh, die Übersetzung des Namens heisst NICHT Betrüger. Aber du hast schon recht, heutzutage, in unserer schnelllesenden, und allwissenden Zeit, ist es vielleicht kein guter Name, da er auf zuviele Vorurteile trifft.
Gruss,
Eli