Japan und seine Wirtschaftskrise
Salut,
ok ich finde auf dieser Seite auch auf die schnelle nichts.
Aber sollte es doch so kommen, ist es meinem Verständnis nach
die logischste Konsequenz der japanischen Deflation!
die Konsequenz ist ein langjähriger Abstieg der Konjunktur, der jetzt allerdings allmählich abzuschwächen scheint. Was Du meinst, ist die logische Reaktion darauf und die ist relativ einfach, wenn man sich mit der Ursache beschäftigt.
Die ist schneller erzählt als in ihrem ganzen Ausmaß verstanden. Zunächst platzten Immobilien- und Börsenblasen (ab etwa 1993), was indirekt dazu führte, daß Kredite in unvorstellbarer Höhe faul wurden und die Finanzinstitute in ernsthafte Schwierigkeiten kamen.
Die verloren dadurch ein bißchen die Lust, Kredite zu vergeben, so daß die Unternehmen in ernsthafte Schwierigkeiten kamen. Daß die Zinsen für die Kredite der Zentralbank an die Kreditinstitute immer billiger wurden, hat da auch nicht geholfen.
Als Folge der ganzen Ereignisse, kam es zu deflationären Tendenzen, die wir übrigens in Deutschland auch derzeit haben. Da hat die japanische Regierung u.a. den schlauen Plan, Gutscheine als Volk zu verteilen, um den Konsum anzukurbeln. Das brachte aber nichts, weil die Leute mit den Gutscheinen ihren Lebensunterhalt bestritten und ihr gewöhnliches Einkommen aufgrund der Unsicherheit bzgl. der zukünftigen Entwicklung größtenteils anlegten.
Mit anderen Worten: Selbst als man dem Volk Geld geschenkt hat, hat sich die Lage nicht gebessert. Dem Volk das eigene Geld abzunehmen, ist da zusätzlich kontraproduktiv. Man hat auch den Banken die Liquidität praktisch geschenkt und sie haben keine Kredite vergeben. Nun die Guthaben bei den Banken über die hirnrissige Steuer auch noch zu reduzieren, so daß die wieder weniger Liquidität zur Verfügung haben, hat bestenfalls keine Auswirkung. Im Zweifel wird das aber die Lage der Banken tendenziell verschlechtern.
Mit anderen Worten: Der Konsum, der über die Steuer angestoßen werden soll, könnte nicht befriedigt werden, weil die Unternehmen die Vorfinanzierung von Produktio und Einkauf so oder so nicht finanziert bekämen und auch jetzt nicht finanziert bekämen, wenn es denn nötig wäre.
Was man in den letzten rd. 10 Jahren seitens der jap. Regierung versucht hat, ist sämtlichst fehlgeschlagen, weil man sich mit den Symptomen und nicht mit den Ursachen der Krise beschäftigt hat. Die Asienkrise und die zwischenzeitlich deutlich gestiegenen Preise für die importierten Rohstoffe waren natürlich auch nicht wirklich eine Hilfe.
Ob man den Laden heute noch über direkte staatliche Eingriffe in den Griff bekommt, wage ich zu bezweifeln. Vor zehn Jahren hätte man dazu noch alle Chancen gehabt z.B. durch die Übernahme aller faulen Kredite in ein staatliches Sonderinstitut, was letztlich billiger geworden wäre als der ganze Wahnsinn, den die da veranstaltet haben.
Das ganze hängt im Augenblick am Verbrauchervertrauen und das läßt sich über eine Geldsteuer wahrlich nicht verbessern. Eine massive Kapitalflucht wäre die Folge, mit anschließendem kompletten Zusammenbruch erst der japanischen Finanzwelt und anschließend der Weltwirtschaft.
Merke: Wer an den Finanzmärkten herumdoktert, ohne von ihnen Ahnung zu haben, bringt sie in Gefahr und damit sich selbst.
Gruß,
Christian
P.S.
Die Entwicklung in Japan ist ein Traum für jeden empirisch tätigen Volkswirtschaftler. Dort ist alles passiert, was man sich bis dahin eigentlich nur theoretisch ausmalen konnten, weil eine derartige Extremsituation praktisch noch nie vorgekommen ist. Mal abgesehen vielleicht von der Tulpenkrise im 16. Jh., aber die ist naturgemäß mit heute nicht mehr ganz so vergleichbar.