Japanisch - os

Hi,
was bedeutet das japanische Wort os? Ist es überhaupt ein richtiges japanisches Wort? Im Kampfsport antwortet damit die Gruppe auf Anweisungen des Trainers, um zu zeigen, dass sie verstanden hat. Aber was heißt es wörtlich?

Die Elbin

Oss
Hallo Elbin,

Oss ist die phonetische Übertragung der Schriftzeichen ‚osu‘ (stoßen bzw. drücken) und ‚shinobu‘ (ertragen bzw. erdulden). Es hat zwar auch noch weitere Bedeutungen, im Training heißt es allerdings in der Tat ‚Ich habe verstanden‘.

Beste Grüße

Tessa

Mehr…
Hallo Elbin und Tessa,

Oss ist die phonetische Übertragung der Schriftzeichen ‚osu‘
(stoßen bzw. drücken) und ‚shinobu‘ (ertragen bzw. erdulden).
Es hat zwar auch noch weitere Bedeutungen, im Training heißt
es allerdings in der Tat ‚Ich habe verstanden‘.

Unter anderem. Es heißt im Training auch „Bitte“, „Danke“, dient als Gruß und als Aufmunterung oder Ansporn…es ist fast universell einsetzbar.

Gruß Kubi

Hallo Elbin,

wenn ich ein wenig ergänzen darf, ist „os“ ein vielseitiger Gruß unter etwa jungen Männern.

Z.b. bei der Begegnung auf der Treppe des Studentenheims sagt man es oft nur noch als Zischen „oSs“, in mehr ritueller Situation wird es richtig gebrüllt „OSSU!“

Frauen sagen es nie.

Daß es mehrere gleich lautende Wörter anderer Bedeutung gehört, darunter auch das für das „Männchen“ im Tierreich, hat mit diesem Gruß wohl nichts zu tun.

Gruß,

Wolfgang Berger

Kurze Nachfrage
Hallo Wolfgang,

Frauen sagen es nie.

Gibt es dafür irgendeine Erklärung? Gilt es in Japan womöglich als unschicklich bzw. nicht ladylike?

*neugierig*

Tessa

Hallo Tessa,

Frauen sagen es nie.

Gibt es dafür irgendeine Erklärung? Gilt es in Japan womöglich
als unschicklich bzw. nicht ladylike?

Das nicht: es wäre bloß bizarr.

Bei den Deutschen ist der männliche Teil der Umgangssprache sozial nach unten, der weibliche Teil nach oben orientiert. Darum hat eine Dame die Möglichkeit, sich sprachlich männlich-ordinär zu geben, um damit eine Wirkung zu erzielen.

Bei den Japanern tendiert die männliche Umgangssprache ins soldatisch-zackige, die Frauensprache ins mütterlich-freundliche. Da es in Japan keine Tradition von Flintenweibern gibt, steht die Männersprache den Frauen nicht als Stilmittel zur Verfügung. Männer hingegen benutzen die Frauensprache sehr wohl, und zwar um „nett“ zu wirken z.B. gegenüber Kindern.

Gruß,

Wolfgang Berger

2 Like

Hallo Tessa,

Frauen sagen es nie.

Gibt es dafür irgendeine Erklärung? Gilt es in Japan womöglich
als unschicklich bzw. nicht ladylike?

in Japan gibt es eine Frauensprache und eine Männersprache. Das sind Worte und Phrasen, die nie vom anderen Geschlecht benutzt werden. Das hat sich wohl historisch so ergeben.
Dazu eine kleine Geschichte. Ein Bekannter hatte eine Japanerin geheiratet und von ihr Japanisch gelernt. Allerdings auch ettliche Wörter und Phrasen der Frauensprache. Ein japanischer Kollege kriegte immer einen Koller, wenn er diese verwendete.

Gandalf

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Merci an Dich & an Gandalf
Trotzdem habe ich noch eine Frage dazu, Wolfgang…

Du erwähntest das Wort ‚bizzar‘. Mit diesem Terminus verbinde ich - im Zusammenhang mit der europäischen Kultur - eher Teile der SM-Szene denn die Sprache an sich… Geht das ‚Frauen verwenden es nie‘ in irgendeiner Art und Weise auf die Geisha-Tradition zurück? Oder trifft es gar auf alle Japanerinnen zu? OK, OK, ich gebe es ja zu, daß der Großteil meiner Japan-Weisheiten aus ‚Shogun‘ bzw. ‚Nippon Connection‘ stammt…

Anders gefragt: flucht eine Japanerin nie?

Immer noch neugierige Grüße

Tessa

Hallo Elbin,

Frauen sagen es nie.

Hallo Wolfgang

da möcht ich noch ergänzen: beim Karatetraining sagen es alle, Männlein und Weiblein, zumindest hier bei uns. Es wird auch als ritueller Gruss verwendete, wenn man den Trainingsplatz betritt oder verlässt.

lg
Täubchen

Japanische Flüche…
Hallo Tessa,

auch wenn ich nicht Wolfgang bin:

Du erwähntest das Wort ‚bizzar‘. Mit diesem Terminus verbinde
ich - im Zusammenhang mit der europäischen Kultur - eher Teile
der SM-Szene denn die Sprache an sich…

Nu ja, ich verstehe es als „sehr seltsam/merkwürdig“ - in jedem Zusammenhang.

Anders gefragt: flucht eine Japanerin nie?

So gut wie nie. Das gilt übrigens auch für die Männer: das Japanische kennt im Vergleich zu europäischen Sprachen praktisch keine Schimpfwörter - viel eher wird das, was wir mit Schimpfwörtern ausdrücken, dort durch bestimmte Verb- oder Substantivformen ausgedrückt. Es ist sozusagen ein Wechsel in der Stilebene, nicht im Vokabular.

Frauen sollten allerdings auch das tunlichst unterlassen, es käme gar nicht gut an. Ist halt eine gesellschaftliche Angelegenheit. Frauen sollten sich „weich“ und zurückhaltend ausdrücken.

Gruß Kubi

1 Like

Japanische Schimpfwörter u.Flüche
Hallo Kubi,

Du hast schon recht, Verachtung etc. drückt das Japanisch oft durch statusanzeigende Homonyme oder gar Flexionsformen aus.

Interessant z.B. das „du“. Da der Japaner seinem Gesprächspartner gerne den sozialen Rang ein wenig zu erhöhen pflegt, ist im Laufe der Jahrhunderte das gebräuchlichste Wort für „du“ immer wieder durch ein edleres ersetzt worden und dann im sozialen Rang abgesunken. Das noch im 19. Jhd recht gebräuchliche „omae“ (geehrtes Gegenüber) ist heutzutage recht herabsetzend, während „kisama“ (Euer Ehren) eindeutig beleidigend ist.

Folgende gebräuchliche Schimpfwörter sind mir spontan eingefallen. Im Vergleich ist das natürlich nichts gegen die Wortgewalt und Sinnpräzision z.B. altbairischer Schimpfkultur, aber ist die überhaupt noch lebendig?

Baka: dummer Mensch (in Japans Osthälfte)
Aho: dito (in Westjapan)
Shikuso: Scheiße
Butayaro: Saukerl
Busu: häßliche Frau (sehr schlimm)
Okamesan: Langweiler
Detarame: blödes Zeug, Frechheit
Sodaigomi: Sperrmüll (= Ehemann nach Pensionierung)
Deka: Bulle (Polizist)
Kusai meshi: Stinkreis (Gefängniskost)
Kets ga tsken: Geschmarre
Onibaba: alte Hexe
Damarre: Maul halten!

Es gibt interessante neuer Entwicklungen. Ironie wird heutzutage schon in geringen Mengen verstanden und benutzt. Da in der Familie Normalverbraucher der Mann viel länger anwesend ist als noch vor ein, zwei Jahrzehnten, wird er von den Frauen stärker thematisiert. Das führt zur Entstehung von Wörtern wie z.B. „Hotaru“, Glühwürmchen, also ein Mann, der nur noch auf dem Balkon rauchen darf.

Gruß,

Wolfgang Berger

Danke für die Info, Kubi.

Fazit: Tessa eignet sich üüüüüüüüüüüüüüberhaupt nicht als Japanerin. *lach*

Beste Grüße

Tessa

Hallo Wolfgang,

Interessant z.B. das „du“. Da der Japaner seinem
Gesprächspartner gerne den sozialen Rang ein wenig zu erhöhen
pflegt, ist im Laufe der Jahrhunderte das gebräuchlichste Wort
für „du“ immer wieder durch ein edleres ersetzt worden und
dann im sozialen Rang abgesunken. Das noch im 19. Jhd recht
gebräuchliche „omae“ (geehrtes Gegenüber) ist heutzutage recht
herabsetzend, während „kisama“ (Euer Ehren) eindeutig
beleidigend ist.

Auch das eigentlich noch normale „kimi“ wird schnell beleidigend, wenn man es den Falschen gegenüber benutzt, und sogar mit „anata“ sollte man vorsichtig sein…ganz abgesehen von der Tatsache, daß die „direkte“ Anrede an sich schon nicht der beste Stil ist :smile:

Nette Liste hast Du da gesammelt. Ich kann nocht „kusokurae - Scheißefresser“ beisteuern, aber damit ist glaube ich auch schon ein nennenswerter Teil der „echten“ Schimpfwörter aufgezählt…

Das führt zur Entstehung von Wörtern wie
z.B. „Hotaru“, Glühwürmchen, also ein Mann, der nur noch auf
dem Balkon rauchen darf.

Der ist nett, muß ich mir merken.

Gruß Kubi

Hallo Kubi,

Auch das eigentlich noch normale „kimi“ wird schnell
beleidigend, wenn man es den Falschen gegenüber benutzt, und
sogar mit „anata“ sollte man vorsichtig sein…ganz abgesehen
von der Tatsache, daß die „direkte“ Anrede an sich schon nicht
der beste Stil ist :smile:

So ist es. Stets, wenn man „ich“ oder „du“ ausdrücken will, gibt es gerade kein passendes japanisches Wort dafür. Wir bei uns benutzen „ich“ und „du“ (oft auch mit „-chan“) als deutsche Fremdwörter im Japanischen.

Nette Liste hast Du da gesammelt. Ich kann nocht „kusokurae -
Scheißefresser“ beisteuern, aber damit ist glaube ich auch
schon ein nennenswerter Teil der „echten“ Schimpfwörter
aufgezählt…

Naja, soweit das den für Familiensendungen im Vorabendprogramm zugelassenen Wortschatz anbelangt. Es war ja alles noch jugendfrei und politisch korrekt.

Gruß,

Wolfgang Berger

Hallo liebe Japanischfans,

soweit ich weiss, handelt es sich bei „osu“ um eine Kurzform von „ohayo gozaimasu“, also „Guten Morgen“, so wie es etwa in Norddeutschland von morgens bis abends als „moin moin“ benutzt wird.
Diese Allegroform stammt aus der Studentensprache und wird hier an den Unis nicht nur im Dojo benutzt. Von Frauen allerdings nur da. In diesem Zusammenhang kann es dann wohl auch so viel wie „alles klar“, „ja“ etc. bedeuten.

Schöne Grüße aus Nagasaki,

Claudia

Hallo Elbin,

Oss ist die phonetische Übertragung der Schriftzeichen ‚osu‘
(stoßen bzw. drücken) und ‚shinobu‘ (ertragen bzw. erdulden).
Es hat zwar auch noch weitere Bedeutungen, im Training heißt
es allerdings in der Tat ‚Ich habe verstanden‘.

Beste Grüße

Tessa