Hallo Rolf,
Tee ist sehr empfindlich, was die Annahme von Fremdaromen angeht. Das macht man sich schon lange bei der Produktion von Blütentees (wobei Jasmintee wiederum der ‚Klassiker‘ ist) zu Nutze. Auf vielstöckigen Stellagen mit Rosten aus Bambus werden abwechselnd Tee und Blüten übereinander geschichtet und für einige Tage gelagert - die Dauer bestimmt sich nach dem gewünschten Maß der Aromatisierung. Die Zugabe getrockneter Blüten zum fertigen Tee ist eher ein zusätzlicher optischer Gag, die Auswirkung auf das Aroma vernachlässigbar.
Etwas gröber (und sparsamer) ist dann schon die nächste Methode, die mittlerweile der Regelfall sein dürfte. Dabei werden Blüten (vorzugsweise als Knospen) dem vorgetrockneten Tee beigegeben und die Mischung wird dann gedämpft. Dieser Vorgang (‚Hochzeit‘) wird bis zu 8 Mal wiederholt.
Die Qualitätsspanne der Blütentees ist erheblich - von ungenießbar bis köstlich und entsprechend teuer. Da ich diese Spezialität, die vor allem im nicht-teeproduzierenden Nordchina beliebt ist, nicht sonderlich schätze (schmeckt mir einfach zu ‚parfümiert‘) habe ich mit den gehobenen Qualitäten (mir wurde schon Jasmintee für rund 90 € / 100g angeboten) allerdings selbst keine Erfahrung.
Neben den genannten Methoden gibt es auch die ‚jüngere‘, von Europäern entwickelte Methode der Aromatisierung direkt mit ätherischen Ölen - erstmals angewandt beim klassischen ‚Earl Grey‘ mit Bergamottearoma. Das sind dann allerdings keine Blütentees, sondern eher solche Köstlichkeiten wie ‚Vanille‘, ‚Wildkirsche‘, ‚Erdbeer-Sahne‘ usw. usf. - die Aromen haben da meist die schätzenswerte Eigenschaft, die ärmliche Qualität des Tees notdürftig zu kaschieren. Die verwendeten ätherischen Öle können nun wiederum naturrein sein oder synthetisch - Letzteres ist der Regelfall.
Da sie direkt dem Tee zugegeben werden, gelten sie natürlich auch als ‚Zutat‘. Streng genommen ist auch das ‚Beduften‘ mit Blütenblättern das Hinzufügen einer Zutat - aber es muss wohl nicht deklariert werden. Wenn Dein Tee darüber hinaus auch noch Blütenblätter enthält, ist dies freilich schon wieder anders …
Übrigens gibt es in China klassische Teegärten, in denen der Tee bewusst in Mischkultur mit Obstbäumen wie Loquats, Pfirsich, Pflaumen und Mandarinen gehalten wird - z.B. beim Dongting Biluo Chun. Die Auswirkung auf das Teearoma ist hier natürlich sehr viel subtiler - vermutlich hat sich jedoch die Technik des Aromatisierens ursprünglich aus dem Bestreben entwickelt, solche hochklassigen (und entsprechend teuren) Tees nachzuahmen.
Freundliche Grüße,
Ralf