Jean-Paul Sartre

Hallo, ich haben Ethik in der Schule und das ist absolut nicht mein Fach :frowning:. Wir behandeln gerade Jean-Paul Sartre und jetzt soll ich die Fragen beantworten. Kann es für einen echten Existenzialisten überhaupt so etwas wie eine Entschuldigung für Zuspätkommen geben? Hat er die Unpünklichkeit nicht gewollt und gewählt? Ich kann damit echt nichts anfangen, aber es geht um meine Note. Könnte mir vielleicht jemand helfen? Wäre echt sehr nett.

Lg
Manuel

Hi manu

Kann es für einen echten
Existenzialisten überhaupt so etwas wie eine Entschuldigung
für Zuspätkommen geben? Hat er die Unpünklichkeit nicht
gewollt und gewählt?

Hübsche Frage.
Nun, der Existenzialist lebt ja nicht allein auf der Welt. Er kann zwar versuchen, sein Leben bewusst zu führen (darin ähnelt er manchen Buddhisten, mit Verlaub *g*), ist abe von den Widrigkeiten der Welt und anderen Menschen trotzdem abhängig. Der Bus, mit dem er zu seiner Arbeit fährt, kann verunglücken - schon ist er zu spät ran.
Gruß,
Branden

Beispiel bitte präzisieren
Hi.

Kann es für einen echten Existenzialisten überhaupt so etwas wie eine Entschuldigung für Zuspätkommen geben? Hat er die Unpünklichkeit nicht gewollt und gewählt?

Irgendwie ist deine Formulierung zweideutig.

Wenn ich das aber recht verstehe, ist das Zuspätkommen nicht eine freie Entscheidung von X gewesen. Wie kann sonst die Frage nach seiner (Ent-)Schuld(-igung) aufkommen? Also hat er die Unpünktlichkeit nicht gewollt.

So gesehen ist das Beispiel sinnlos. Denn in der Sartre´schen Ethik/Moral geht um etwas anderes.

Im Existentialismus Sartres ist X nur für seine frei gewollten Entscheidungen verantwortlich. Indem er sich entscheidet, „schafft“ er einen Wert. Und den muss er gegebenenfalls verantworten.

Das Beispiel zündet also nur, wenn er ABSICHTLICH zu spät kommt. Seine Entscheidung dafür bedeutet, dass der Anlass des Kommens negativ, wertlos, unbedeutend ist. Dafür muss er sich dann nicht „entschuldigen“, sondern verantworten. In der Alltagspraxis läuft das natürlich meistens auf eine gefakede Entschuldigung (= Ausrede) hinaus.

Aber um die geht es nicht. Es geht um seine Verantwortung für die Entscheidung, anderen gegenüber und vor allem sich selbst gegenüber.

Siehe auch:

http://www.neuemoral.de/www_neuemoral_de/Philosophen…

"Sartre meint damit, dass der Mensch im Kontext seines geschichtlichen (und sozialen) Umfeldes frei ist, ja geradezu verdammt ist sein Leben zu entwerfen und zu leben.In unserer geschichtlichen Situation können und müssen wir selbst wählen und werden erst dadurch authentisch.

Daraus ergibt sich auch die Freiheit des Einzelnen bei moralischen Entscheidungen und Handlungen. Bei Entscheidungen dieser Art, die gleichgewichtige Gründe haben gibt es demnach keine allgemeingültige Antwort. Das Individuum muss selbst Entscheiden, ohne dabei den Anspruch der Verallgemeinerung erheben zu können. Jeder muß sich seine Werte im Handeln selber erschaffen. Oder, wie Sartre sagte:”In dieser Welt, in der ich mich engagiere, scheuchen meine Handlungen Werte wie Rebhühner auf.”

Demnach ist das Leben ein dauerhaftes moralisches Dilemma, in dem immer wieder situationsabhängig neu entscheiden werden muss. Die Werte werden von uns selbst immer wieder neu geschaffen, durch unsere Wahl und unsere Entscheidungen.

Aber natürlich leben wir nicht allein, sondern wir müssen bei unseren Entscheidungen immer Rücksicht auf die anderen Menschen nehmen und uns auch gegenüber der Menschheit verantworten. Gerade auch diese Verflechtung und die Interaktivität zwischen den Menschen ist eines der Grundthemen der Prosawerke und Theaterstücke Sartres.

Sartre veranschaulicht diese Situation in durch das Beispiel eines jungen Mannes, der ihn während der deutschen Besatzung in Paris besucht und um Rat bittet. Er steht vor dem moralischen Konflikt, sich zwischen der Pflege seiner verwitweten Mutter in Paris oder dem Beitritt in die Resistance (und damit dem Verlasssen der Mutter) zu entscheiden.

Sartres Antwort: Du bist frei zu wählen!

Aber: Du bist auch allein für Dein Handeln verantwortlich!"

Zitat Ende.

Horst

Verständnisprobleme?
Hi VB.

Nun, der Existenzialist lebt ja nicht allein auf der Welt. Er kann zwar versuchen, sein Leben bewusst zu führen (darin ähnelt er manchen Buddhisten, mit Verlaub *g*), ist abe von den Widrigkeiten der Welt und anderen Menschen trotzdem abhängig.

Ich fürchte, du wirst nie verstehen, wie ich das mit der Bewusstseinsabhängigkeit meine. Ist aber auch echt schwer zu verstehen, das gebe ich zu…

Der Bus, mit dem er zu seiner Arbeit fährt, kann
verunglücken - schon ist er zu spät ran.

In der Tat. So gedeutet, greift das vorgebene Beispiel überhaupt nicht. Es geht bei Sartre um freie Entscheidungen, nicht um Zufälle.

Horst

Du hast einmal mehr Verständnisprobleme, Horst
Hi

Ich fürchte, du wirst nie verstehen, wie ich das mit der
Bewusstseinsabhängigkeit meine. Ist aber auch echt schwer zu
verstehen, das gebe ich zu…

Wie du was meinst, ist hier ausnahmsweise mal recht uninteressant, weil es hier a u s n a h m s w e i s e mal nicht um deine verschwurbelten solpisistischen Theorien geht, sondern um Existenzialismus.

Der Bus, mit dem er zu seiner Arbeit fährt, kann
verunglücken - schon ist er zu spät ran.

In der Tat. So gedeutet, greift das vorgebene Beispiel
überhaupt nicht.

Das braucht nicht zu greifen , das ist eine Tatsache, die täglich mehrfach passiert. Nur in deinem kleinen Universum vielleicht nicht.

Es geht bei Sartre um freie Entscheidungen,
nicht um Zufälle.

Ach nee. Was du nicht sagst. Aber diese freien Escheidungen werden eben durch die Umwelt limitiert.
Branden

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Gereiztheit trübt den Blick, Herr Doktor
Hi VB.

weil es hier a u s n a h m s w e i s e mal nicht um deine verschwurbelten solpisistischen Theorien geht, sondern um Existenzialismus.

  1. Meine Theorien sind nicht solipsistisch, Herr Doktor Facharzt. Du kannst das Wort ja nicht mal schreiben, wie ich feststellen muss.

  2. Ein angeblicher Mediziner mit psychologischer Schulung sollte eigentlich einen ganz anderen Diskussionsstil pflegen, als du ihn zumeist an den Tag legst. Du kannst ja kaum an dich halten, wenn es gegen Andersdenkende geht, und wirst im Nu ausfallend. Das gibt mir Zweifel ein an deiner Behauptung in den persönlichen Angaben, dass du eine wissenschaftliche Ausbildung - zumal mit psychologischem Background - hast. Das passt einfach nicht mit der Emotionalität deiner Argumentation zusammen.

In der Tat. So gedeutet, greift das vorgebene Beispiel
überhaupt nicht.

Das braucht nicht zu greifen , das ist eine Tatsache, die täglich mehrfach passiert. Nur in deinem kleinen Universum vielleicht nicht.

Wieder hast du nicht verstanden, was ich geschrieben habe. Und schimpfst und beleidigst drauflos in einer Weise, die zu einem psychologisch geschulten (angeblichen) Facharzt n u l l passt.

Es geht bei Sartre um freie Entscheidungen,
nicht um Zufälle.

Ach nee. Was du nicht sagst. Aber diese freien Escheidungen werden eben durch die Umwelt limitiert.

Und noch ein Klops. Ich spreche doch über Sartre, das steht doch klipp und klar dort. D E R bezieht sich auf „freie Entscheidungen“. Argumentiere also gegen ihn, wenn du meinst, und nicht so unheimlich gereizt gegen mich.

Ist Sachlichkeit von einem (angeblichen) Facharzt denn zuviel verlangt?

Sieh bitte auch in den Text über Sartre, den ich im anderen Posting zitiere. Dort ist von „freien Entscheidungen“ die Rede.

Horst

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Der Balken in deinem Auge

  1. Ein angeblicher Mediziner mit psychologischer Schulung
    sollte eigentlich einen ganz anderen Diskussionsstil pflegen,
    als du ihn zumeist an den Tag legst.

Ein angeblicher Philosoph wie du scheint nicht einmal zu bemerken, dass er selber mit der Unsachlichkeit begann - siehe dein voriges Posting, in welchem du behauptest, ich hätte etwas schon wieder nicht verstanden usw usf. Die Unverschämtheit begann genau damit.

Das gibt mir Zweifel ein an deiner Behauptung in
den persönlichen Angaben, dass du eine wissenschaftliche
Ausbildung - zumal mit psychologischem Background - hast. Das
passt einfach nicht mit der Emotionalität deiner Argumentation
zusammen.

Da fass dich mal lieber gleich an deine eigene Nase - ich habe noch keinen Philosophen mit soviel Unsachlichkeit, Parteilichkeit und missionarischem Eifer hier erlebt.

Und noch ein Klops. Ich spreche doch über Sartre, das steht
doch klipp und klar dort.

Ich spreche ebenfalls über Sartre. Den habe ich schon gelesen, als du vermutlich noch das Buchstabieren geübt hast.
Branden

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Bitte philosophisch fundiert argumentieren
Hi VB.

Ok, setzen wir die Gaudi fort, ist ja ein schöner Tag heute.

Ein angeblicher Philosoph wie du scheint nicht einmal zu bemerken, dass er selber mit der Unsachlichkeit begann - siehe dein voriges Posting, in welchem du behauptest, ich hätte etwas schon wieder nicht verstanden usw usf. Die Unverschämtheit begann genau damit.

Jemand vorzuhalten, er verstehe etwas nicht, ist keine Unverschämtheit. Ich kann das in deinem Fall zudem belegen.

  1. Du missverstehst meine Theorien als solipsistisch. D.h. du verstehst sie nicht. Die vielen Beiträge von mir in den letzten 2 Jahren sollten dir gezeigt haben, dass ich dem „idealistischen Monismus“ anhänge. Ich hatte das vor einigen Tagen nochmals betont in einem Beitrag, auf den auch du geantwortet hast.

Beachte bitte, dass idealistischer Monismus fast das genaue Gegenteil von Solipsismus ist, welchen du mir hartnäckig unterstellst.

Ist dir, nebenbei gefragt, überhaupt klar, was „idealistischer Monismus“ eigentlich ist? Wenn nicht, informiere dich bitte, ehe du wieder mit gereizten Anwürfen kommst.

Das war also das erste Unverstehen deinerseits. Jetzt zum zweiten:

  1. Mit dem „vorgegebenen Beispiel“ (ich schrieb versehentlich: vorgebene) bezog ich mich natürlich auf das Beispiel im Ausgangsposting (Unpünktlichkeit). Du aber, in deiner Gereiztheit, hast es auf d e i n Beispiel (verspäteter Bus oder so) bezogen. Ich schrieb aber „VOR-gegeben“, was dir eigentlich hätte klar machen sollen, dass es um das Ausgangsposting geht.

Das war das zweite Unverstehen deinerseits.

  1. Das dritte Unverstehen deinerseits habe ich eigentlich schon ausreichend in der vorherigen Antwort an dich dargestellt. Du gehst auf mich los wegen einer Aussage, die Sartre macht - nicht ich. Ich zitierte Sartre nur (sinngemäß). Und du kommst gereizt mit „Ach nee…“ und so, als sei das meine Behauptung.

Das war das dritte Unverstehen deinerseits.

Ich spreche ebenfalls über Sartre. Den habe ich schon gelesen, als du vermutlich noch das Buchstabieren geübt hast.

Verzeihung, Herr Doktor, aber dass du Sartre draufhast, war bisher keinem einzigen Satz von dir anzumerken.

Ich habe mich übrigens nie einen Philosophen genannt (was du mir implizit unterstellst), so wie du dich „Facharzt“. Ich bin Künstler im Bereich Computermusik, Fantasymalerei und Drehbuch. Philosophisch versuche ich nur, diverse Denksysteme (inspiriert durch Ken Wilbers Modell) zusammenzudenken und auf Einzelfragen anzuwenden.

Dass ich meine Anschauungen dezidiert vortrage, liegt daran, dass ich ihrer sehr sicher bin. Ich kann auch für JEDE meiner Thesen Referenzen angeben, sie haben also immer ein prominentes Backing.

Es bleibt natürlich jedem unbenommen, mit g u t e n Argumenten dagegen zu halten (statt mit Beschimpfungen). Dann aber möge er oder sie darlegen, warum Kant, Hegel, Plotin, Wilber oder Shankara falsch liegen - denn auf Köpfe wie sie stützen sich meine Thesen.

Mach also nicht alles immer an meiner Person fest - trau dich doch mal an die GROSSEN Namen, Herr Doktor. Von dir habe ich noch NIE was über oder gegen Kant, Hegel, Plotin, Wilber usw. gelesen.

Zeit wird´s, Herr Doktor. Denn dann bekämen unsere Dispute etwas mehr - sagen wir mal: Balance.

Und lerne endlich mal, ohne Beschimpfungen und Gereiztheit zu argumentieren. Auch dafür wird es Zeit.

Horst

PS. Hier noch ein Blick auf die Kompetenzen eines „Facharztes für Psychosomatische Medizin“. Was dich betrifft, nun… aber egal.

http://www.dkpm.de/cms/dkpm/arbeitsgruppen/lehre-und…

„… da es z. B. keinen Musterstundenplan mehr gibt, der eine Mindeststundenzahl für unser Fach verbindlich festschreibt. Ziel muss es daher sein, das Kernfach Psychosomatische Medizin und Psychotherapie durch engagierten und innovativen Unterricht attraktiv zu halten und gleichzeitig Inhalte der bio-psycho-sozialen Medizin in Querschnittsbereichen und fächerübergreifenden Lehrmodellen zu implementieren. Ein besonderer Stellenwert kommt hierbei der Vermittlung von Wissen, Einstellungen und Fertigkeiten hinsichtlich der Arzt-Patient-Beziehung zu.
Erst in den letzten Jahren wurde die Bedeutung der Prüfungen für das medizinische Curriculum erkannt. Da sich für die Psychosomatik relevante Fertigkeiten und Einstellungen nur schwer in MC-Prüfungen abbilden lassen, wurde vielerorts ganz auf eine Prüfung verzichtet. Dies führte jedoch dazu, dass die Psychosomatik von den Studierenden im Vergleich zu prüfungsintensiveren Fächern als „weniger wichtig“ wahrgenommen wurde. Ziel muss daher die Entwicklung von fachspezifischen Prüfungsformen sein.“

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Merkst du eigentlich niht mehr…
wie lächerlich du dich hier machst?

Zu!
Hallo ihr zwei Gockel,

macht eure weiteren Streitigkeiten bitte per Mail oder sonstewie aus.

Den Strang hab ich erst mal abgeschlossen.

Gandalf

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Hallo,

das ist die Cruz des Existentialismus, dass
er zwischen allen Fronten und Stühlen sitzt.
Auf der einen Seite das Fehlen jeglichen
übergreifenden Sinns, jeder Werteordnung.
Und die daraus resultierende, bzw. sogar
Verurteilung zur Freiheit.
Entschuldigen muss er sich also nicht.
Auf der anderen Seite, weil du explizit
Sartre angesprochen hast, bietet sich die
einzige Möglichkeit zur Sinnsetzung,
(der Mensch muß sich den Sinn seiner Existenz
selbst setzen), im Engagement. Bei Sartre
im politischen Engagement.

Und wie könnte man sich politisch engagieren,
wenn man unpünktlich oder unzuverlässig
wäre?

Eine selbstgewählte Pünktlichkeit, setzt aber
keine Pflicht und auch kein Entschuldigen voraus.
Den Bezug zur Ethik kann man leicht ableiten.
Man muss nicht, aber es ist sinnvoll und vernünftig.

Gruß
Sun Tsu

Rousseau und Fichte waren Sartres Vorbilder
Hi Sun Tsu.

das ist die Cruz des Existentialismus, dass
er zwischen allen Fronten und Stühlen sitzt.
Auf der einen Seite das Fehlen jeglichen
übergreifenden Sinns, jeder Werteordnung.

Sinn und Werte nach dem Muster religiöser Modelle, vor allem des Christentums, da hast du recht, die waren abhanden gekommen. Aber es fehlt keineswegs „jede“ Wertordnung.

Sartre war im Russell-Tribunal sehr aktiv, er war ein prominenter Verfechter der Menschenrechte, und diese sind zweifellos die wichtigste Werteordnung der letzten Jahrhunderte (seit dem Aufkommen der Aufklärung).

Der Kampf gegen „übergreifenden Sinn“ war ja eigentlich ein Kampf gegen das Christentum bzw. dessen Sinnmodell gewesen. Das Zurückdrängen des christlichen Glaubens erzeugte ein Sinnvakuum, an dem einer der Protagonisten dieses Prozesses, Nietzsche, im wahrsten Sinne des Wortes „zerbrach“ (er wurde schizophren).

„Werte“ aber - die gab es immer und auch für Sartre. Nur waren sie bei ihm nicht metaphysisch begründet.

Und die daraus resultierende, bzw. sogar
Verurteilung zur Freiheit.

Das war, genau genommen, keine Erfindung des Existentialismus. Hier waren Rousseau und Fichte die Vorreiter.

Für diese war das Ich von Grund auf „frei“.

Rousseau schrieb: „Jeder Mensch wird frei geboren“. Mit dem Fichte der Revolutionsjahre kulminiert die von Rousseau radikalisierte Freiheitsidee in einer Theorie der weltschöpferischen Subjektivität („Ich bin wirklich frei, ist der erste Glaubensartikel … “)

Übrigens hatte Rousseau den radikalen Freiheitsgedanken von seinem Vater übernommen (wenn ich mich recht entsinne), der einmal (in Gegenwart seines Sohnes) bei einem Streit mit einem Offizier wie von Sinnen auf seiner persönlichen Freiheit bestand. Wie wäre die europäische Geschichte verlaufen, wenn sich diese Anekdote nicht ereignet hätte, von der Rousseau so geprägt wurde? Eventuell ziemlich anders…

Sartre jedenfalls spricht dem menschlichen Ich gleichfalls das Freisein als Naturzustand zu: die Freiheit "ist keine hinzugefügte Qualität oder Eigenschaft meiner Natur; sie ist ganz genau der Stoff meines Seins“ (Das Sein und das Nichts 762/514).

Das hat er eben von Rousseau und Fichte.

Die Betonung der subjektiven Freiheit war auch eine Reaktionsbildung Sartres auf die marxistische Subjekttheorie, in der der Mensch wesentlich durch soziale Strukturen determiniert ist. Sartre wollte diese - aus seiner Sicht - Einseitigkeit etwas zurechtrücken.

Gegen Sartre wiederum richtete sich die Subjekttheorie des Strukturalismus, die ähnlich wie der Marxismus das Subjekt von überpersönlichen Strukturen determiniert sah.

Gruß Horst

um auf die Fragen zurückzukommen
wir hatten die frage auch mal in ethik…ist aber nicht so schwer^^

bei Kant ist es klar: Man darf nicht lügen, d.h. wenn man sagt „ja die ubahn hatte verspätung“ und es stimmt nicht, ist das nach Kant moralich falsches handeln.
Das Spätkommen an sich ist moralich jetzt nicht soo kritisch zu bewerten, ich denke aber mal nach Kant „sollte“ man dies auch nicht utn (Stichwort : kategorischer Imperativ)

So bei Sartre gibt es keine Entschuldigung, man ENTSCHEIDET sich bei jedem Handeln usw., d.h. wenn man sich entscheidet loszulaufen usw…dabei ist es egal was letztendlich auf dem Weg passiert, ob die Ubahn oder so nicht kommt…kommt man zu spät gibt es keine Entschuldigung…man hat sich schließlich so entschieden

so haben wir das geklärt!

achso ja damit hat er also die Unpünktlichkeit gewählt! Ist wurscht was auf dem Weg passiert

Und wenn man 5minuten vor Schulbeginn losläuft ist das natürlich noch „schlimmer“ :wink: das tut aber gar nichts zu sache

Hi Horst,

das ist die Cruz des Existentialismus, dass
er zwischen allen Fronten und Stühlen sitzt.
Auf der einen Seite das Fehlen jeglichen
übergreifenden Sinns, jeder Werteordnung.

Sinn und Werte nach dem Muster religiöser Modelle, vor allem
des Christentums, da hast du recht, die waren abhanden
gekommen. Aber es fehlt keineswegs „jede“ Wertordnung.

ich meinte damit, dass dem Existentialismus an sich
jede Werteordnung fehlt, dass sie apriorisch
gegeben wäre. Man muss sie sich schon selbst geben.

Auf die Schnelle ein Zitat aus Wiki:

„Der atheistische Existentialismus, für den ich stehe, ist zusammenhängender. Er erklärt, dass, wenn Gott nicht existiert, es mindestens ein Wesen gibt, bei dem die Existenz der Essenz vorausgeht, ein Wesen, das existiert, bevor es durch irgendeinen Begriff definiert werden kann, und dass dieses Wesen der Mensch oder, wie Heidegger sagt, die menschliche Wirklichkeit ist. Was bedeutet hier, dass die Existenz der Essenz vorausgeht? Es bedeutet, dass der Mensch zuerst existiert, sich begegnet, in der Welt auftaucht und sich danach definiert.” [1]

aus Wiki

http://de.wikipedia.org/wiki/Existentialismus

Der Mensch definiert sich „danach“ und ist dabei völlig
frei und frei bedeutet eben auch frei von jeglicher Werteordnung.
Und genau das ist der neuralgische Punkt des UP
bzw. seiner Aufgabe.

Gruß
Sun Tsu

Ein Selbstwiderspruch in Sartres Theorie?
Hi Sun Tsu.

Ich komme erst heute wieder zum Antworten. Eine freigewählte Unpünktlichkeit…

Aber es fehlt keineswegs „jede“ Wertordnung.

ich meinte damit, dass dem Existentialismus an sich
jede Werteordnung fehlt, dass sie apriorisch
gegeben wäre. Man muss sie sich schon selbst geben.

Du gibst, soweit ich das sehe, Sartres Position korrekt wieder, und diese ist mir auch klar. Auch, dass für Sartre die Existenz der (hypothetischen transzendenten) Essenz vorausgeht.

Aber es gibt für Sartre eben doch ein Apriori (d.h. eine der Existenz und der Erfahrung vorausgehende Grundbedingung): dass der Mensch f r e i ist, d.h. (wie im Sartre-Zitat in meinem vorigen Posting formuliert) dass Freiheit der eigentliche „Stoff meines Seins“ ist.

Ein Mensch, der in seiner Substanz aber bereits aus „Freiheit“ besteht, hat diese zur apriorischen Bedingung.

Zugleich ist diese Freiheit für Sartre ein apriorischer W e r t. Dafür sprechen einige seiner Formulierungen im Humanismus-Text, den auch du zitierst.

http://www.gottwein.de/Eth/Human03.php

Zitat:

„Der Mensch ist Freiheit… Wir wollen die Freiheit um der Freiheit willen und durch jeden besonderen Einzelumstand hindurch. Und indem wir die Freiheit wollen, entdecken wir, dass sie ganz und gar von der Freiheit der andern abhängt, und dass die Freiheit der andern von der unsern abhängt.“

Zitat Ende.

Bei allem Respekt vor dem großen Denker - aber ich sehe nicht, wo der Mensch in puncto Freiheit überhaupt eine echte Wahl haben sollte. Denn laut Sartre ist sein innerstes Wesen identisch mit Freiheit. Also basieren Entscheidungen zumindest unbewusst immer auf dem Bedürfnis nach Freiheit, d.h. nach Verwirklichung der eigenen Natur.

Insofern Freiheit die Substanz des Menschen ist, ist sie auch sein Wesen, seine E s s e n z.

Womit der Existentialismus plötzlich zu einem Essentialismus mutiert.

Wie will ein Sartrianer aus diesem Zirkel heraus, ohne zuzugeben, dass Essenz der Existenz eben doch vorausgeht?

Der Mensch definiert sich „danach“ und ist dabei völlig
frei und frei bedeutet eben auch frei von jeglicher
Werteordnung.

Ich denke eher, dass für Sartre Freiheit der substantielle Wert ist und damit Basis einer verbindlichen Werteordnung. Der Mensch ist nicht wirklich frei - nämlich nicht frei von Freiheit…

Sartres Einschätzung der Freiheit wird von vielen nicht geteilt, die daran zweifeln, dass das Subjekt an sich frei ist. Denn die Debatte über Willensfreiheit ist nicht entschieden, man kann mit guten Argumenten für oder wider Position beziehen.

Also könnte man Sartres Freiheits-Wert durchaus als „transzendent“ bezeichnen, womit er ausgerechnet in die Nachbarschaft jener herkömmlichen metaphysischen Werte fällt, gegen die Sartre gerade angehen möchte.

Ich persönlich stimme übrigens in diesem Punkt mit Sartre überein, dass das Wesen des Menschen Freiheit ist. Mir geht es hier nur um die innere Logik seiner Lehre.

Gruß

Horst

Hi Horst,

Der Mensch ist nicht wirklich frei - nämlich nicht frei von
Freiheit…

wie widersprüchlich sich das auch anhört, das ist
der springende Punkt. Sartre selbst spricht von
„Verurteilung“ zur Freiheit.

Ich hoffe bloss, dass wir nicht allzu viel an
Hausaufgabenarbeit erledigt haben. Denn, wie Metapher
im thread oben treffend gesagt hat, soll das Fach
Philosophie zum Selbstdenken anregen, soll
Vollzugsgeschehen sein und kein blosses Abschreiben oder Auswendiglernen.

OT, die Literatur Sartres schätze ich mehr als
seine Philosophie. Aber trotzdem immer wieder
interessant, wie andere Leute, in diesem Fall du,
seine P. interpretieren.

Sei gegrüßt
Sun Tsu