Jemand oder jemanden?

Hallo Leute,

ihr könnt meine Frage bestimmt umgehend beantworten. Eventuell wurde sie auch schon früher behandelt, aber ich weiß nicht so recht, wo und vor allem wie ich dies finden sollte. Deshalb kommt nun mein Anliegen:

In einem Bestseller-Roman, der aus dem Amerikanischen übersetzt wurde, findet sich der folgende Satz:

„Es muss jemand geben, der …“

Bisher habe ich mir eingebildet, ich sei der deutschen Sprache nahezu mächtig. Gleichzeitig nahm ich auch an, dass die Lektoren der großen Verlage ihre Arbeit (abgesehen von Interpunktion und einzelnen Flüchtigkeitsfehlern) recht gut machen. Deshalb wundert mich obiger Satz nun sehr. Schlimmer noch, er bewirkt in mir die Frage, ob ich mit meinem Grammatikverständnis der deutschen Sprache evtl. doch falsch liege. Ich hätte mit unumstößlicher Sicherheit behauptet, es müsse „jemanden“ heißen.

Wie heißt es denn nun richtig? Tja, und es schließt sich auch noch die zweite Frage an: Wieso heißt es entweder „jemand“ oder aber „jemanden“?

Kann mir jemand :smile: unter die sprichwörtlichen Arme greifen?

Gruß Piri

Hallo Piri,

die Antwort ist einfach zu merken und komfortabel für alle Aut- und Lektoren :wink:

„Es muss jemand geben, der …“

ist genauso richtig wie „Es muss jemanden geben, der …“. Dieselbe Regelung gilt für das Indefinitpronomen „niemand“.

Eine Übersicht gibt es bei Canoo.net: http://www.canoo.net/services/OnlineGrammar/Inflecti…

Gruß
Christopher

DANKE !!!
Hallo Christopher,

dass das so einfach ist … Wer hätte das gedacht?

Vielen lieben Dank.

Es bestätigt mich nicht wirklich in der Meinung, ich könnte mit der deutschen Sprache gut umgehen, aber es verstärkt mich in meiner Einschätzung der Arbeit der Lektoren :smile:

Nochmals Dank an dich.

Liebe Grüße
Piri

Hallo, Piri,

und bis das Neuhochdeutsche das „-d“ anhängte, hießen die Wörter noch „ieman“ und „nieman“ wie das heute noch übliche „man“ und kein Mensch dachte daran an die Wörtlein eine Endung anzuhängen.

Als dann das „-d“ schon mal da war, kamen Sprachformer oder -reformer auf die Idee, dass es hübsch sein könnte, wenn mand noch die Deklinationsendungen anhängte.

Gruß Fritz

hallo, ihr hier-
das finde ich aber hässlich, auf die Endung des entsprechenden Falles zu verzichten. Irgendwie bedauerlich, dass allmählich alles fast immer irgendwie auch und beides geht.
(Die Deutschlehrerin meiner Tochter auf dem Gymn. ist übrigens anderer Meinung, was mich doch tröstet…)
Altmodische Grüße - Anette

Hallo Anette,

(Die Deutschlehrerin meiner Tochter auf dem Gymn. ist übrigens
anderer Meinung, was mich doch tröstet…)

erlaube mir, anzumerken, dass das keine Frage von Meinung ist. Es gibt eine klare Regelung, die mich weniger verdrießlich stimmt als die Tatsache, dass sich die Deutschlehrerin deiner Tochter darüber hinwegzusetzen scheint. Privat soll die gute Frau schreiben und reden, was sie mag, aber ich hoffe stark, dass sie ihren Schülern keinen Schwachsinn oder nur die halbe Wahrheit beibringt. Und wie die ganze lautet, habe ich geschrieben.

Gruß
Christopher

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hallo, du da —
aber du hast doch die Erklaerungen gelesen.
Die altmodische Version ist die, ohne Fallendung.

Gruesse
Elke

Lieber Fritz,

Deine - nicht ausgesprochene, aber für meine Ohren mitschwingende - Aversion gegen Sprachreformer teile ich durchaus.
Gleichwohl scheint mir die Deklination von jemand oder niemand sinnvoll zu sein. Oder sagen wir’s so: ich bin ein ferventer Verfechter der Deklinationsendungen! Es hilft der Klarheit der Sprache auf.
Ich erinnere mich an einen Bundeskanzler, der 1982 in seiner ersten Regierungserklärung wörtlich sagte: „Die Bundesrepublik bedroht niemand“. Nach meinem Verständnis hätte er alsogleich die Bundeswehr abschaffen müssen, denn er meinte offenbar „niemanden“.

Gruß - Rolf

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Lieber Rolf,

Deine - nicht ausgesprochene, aber für meine Ohren
mitschwingende - Aversion gegen Sprachreformer teile ich
durchaus.

Da hörst du mehr als ich anklingen ließ. Ich bin ein Befürworter von Reformen, wenn sie sinnvoll, Unsinn beseitigen, mehr Systematik erzeugend, das Sprechen und Schreiben erleichtend sind.

Die jüngste Reform erfüllte diese Kriterien bis auf wenige Einschränkungen.

Dass ich hier dies ansprach, hat seinen Grund darin, dass viele glauben, die deklinierten Formen von jemand und niemand seien „gutes, altes, gewachsene Deutsch“. Dabei ist das „d“ am Ende noch keine zweihundert Jahre alt und die Endungen dazu noch jünger und mehr als fünfhundert Jahre lang hat man vorher anders gesprochen und geschrieben. Und so ist es bei vielen Formen des „guten, alten Deutsches“.

Diese Formen sind also auch bloß das Ergebnis einer Sprachreform, von der diese Leute bloß nichts wissen.
Und dieses Nichtwissen führt dazu, dass sie die aktuellen Reformen ablehnen, weil ihnen dadurch ein einzigartiges Kulturgut genommen werde.
Dass diese „alte Kulturgut“ selber eine ziemlich willkürliche Neuschaffung war zu seiner Zeit, und damals wohl auch angefochten wurde, inzwischen aber so vertraut ist, dass kaum einer - auch du nicht - sich vorstellen kann, ohne diese leben zu können, ist das, was ich bewusst machen will.

Gleichwohl scheint mir die Deklination von jemand oder niemand
sinnvoll zu sein. Oder sagen wir’s so: ich bin ein ferventer
Verfechter der Deklinationsendungen! Es hilft der Klarheit der
Sprache auf.

Das ist ein Argument, das ich akzeptiere und deshalb dekliniere ich diese Formen auch, jedenfalls meistens.

Nur das Argument: So habe ich es gelernt! halte ich für - naja - albern ist ein gelindes Wort dafür.

Gruß Fritz

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dass allmählich alles fast immer irgendwie auch und beides geht.

In diesem Fall kann nicht von allmählich die Rede sein. Das war noch niemals nicht anders in keiner Weise.

Gruß Fritz

Hallo Fritz,

danke für die Ausführungen. Ich bin doch einigermaßen erstaunt, was das kleine Wörtchen „jemand“ oder besser noch die winzige Endung „-en“ für Diskussionen lostreten kann.

Aber gut, dass wir hier darüber diskutieren können.

Ich habe mich jedenfalls entschieden, den Akkusativ weiterhin mit der Endung zu benutzen. Es geht mir leichter von der Zunge und zuvor durch mein Gehirn.

Danke und Gruß
Piri

Hallo, Elke, Du hast natürlich recht, ich finde die Fasson MIT Endung hässlich und benutze sie deswegen nicht.
Teilkorrekte Grüße - Anette