Jemanden muscheln?

Hallo,
weiß jemend von euch, woher die Redewendung „Du kannst mich mal muscheln“ kommt, bzw. was die ursprüngliche Bedeutung davon ist???
Danke!

Hallo, Nikki,

diese Redewendung existiert in dieser Form meines Wissens nicht.

Es gibt das Verb „mauscheln“ und das bedeutet, dass zwei Leute in einem Geheimcode, in einer Metaphern- oder Bildsprache, über etwss reden, die die anderen Beteiligten nicht verstehen.

Also wenn etwa zwei Gauner im Rotwelsch ausmachen, wie sie den dritten, der mit ihnen Karten spielt, betrügen können.

„mauscheln“ soll eine Verbalhornung sein, die von „Moses“ jiddisch „Moische“ dann „Mauschel“; davon das Verb "moischeln / mauscheln herstammt.

Man denkt an die jüdischen Kaufleute oder Gelverleiher, die mit den Christen Geschäfte machten. Die Christen verstanden das Hebräische bzw. Jiddische nicht und konnten so übers Ohr gehauen werden.

Im Duden findet sich:

_ mau|scheln [urspr.= wie ein jüd. Händler Geschäfte machen, zu Mauschel; 1b: zu Mauscheln; wohl eigtl.= ein Glücksspiel spielen (u. dabei betrügen); 3a: eigtl.= wie ein Mauschel reden; b: nach dem für Fremde unverständlichen Jiddisch]: 1. (ugs. abwertend) a) unter der Hand in undurchsichtiger Weise Vorteile aushandeln, begünstigende Vereinbarungen treffen, Geschäfte machen: im Gemeinderat wird viel gemauschelt; b) (ugs.) beim [Karten]spiel betrügen. 2. a) Mauscheln spielen; b) beim Mauscheln das Spiel übernehmen: ich mausch[e]le!

Mau|schel , der; -s, - [zu jidd. Mausche, Mousche

Falls die von dir genannte Redensart wirklich irgendwo gebraucht wird, ist es entweder eine falsche Anwendung oder eine Neuprägung, die ich nicht kenne.

Gruß Fritz_

diese Redewendung existiert in dieser Form meines Wissens
nicht.

Hallo Fritz,

diese Redewendung ist zumindest hier in Rheinland-Pfalz recht üblich. Wenn ich über jemanden sage: „Er kann mich muscheln“, dann weist das auf die Handlung hin, die Goethe im „Götz“ mit den Satz „(Schmeißt das Fenster zu.)“ enden läßt.

Mit „mauscheln“ hat es also eher wenig zu tun. Aber woher dann? Möglicherweise weil eine Muschel mit dem besagten Körperteil, der geleckt werden kann, verglichen wird? (Für die, die das Götz-Zitat nicht kennen sollten: Nein, nicht das, was man denken könnte. Eine Raste weiter hinten! :wink:)

Gruß
mowei

Das ist nicht zu fassen!
Da hält man sich für informiert, verschmäht es nachzuschlagen und dann …

Und Helene hat sooo Recht!

Ohne Grimm ist man bloß halb informiert.

Bitte schön:

_ MAUSCHELN , verb. wie ein schacherjude verfahren; im handeln: bair. täuscheln und mäuscheln, sich mit heimlichen und unerlaubten geschäftchen abgeben. SCHM. 1, 1680 Fromm. (vergl. jedoch dazu muscheln);

sie mauscheln ja und wechseln ein,
nichts darf sich blecken lan.
OPEL u. COHN 424, 4;
in der aussprache: hier versammelt sich der edle handelsstand und schachert und mauschelt. was wir nämlich in Norddeutschland mauscheln nennen, ist nichts anders als die eigentliche Frankfurter landessprache, und sie wird von der unbeschnittenen population eben so vortrefflich gesprochen, wie von der beschnittenen. H. HEINE 12, 31; ihre muttersprache, das Frankfurter mauscheln. 126; die schweinstallartigen löcher, … worin sie wohnen, mauscheln, beten, schachern. 13, 142.

MUSCHELN , verb.

  1. undeutlich reden: alem. muscheln, auch muschen, dumpfe, undeutliche töne hören lassen. STALDER
    Bd. 12, Sp. 2734
    2, 222, vergl. dazu die interj. musch sp. 2730; in Vorarlberg muschla, abseits stille und dumpf murmeln, besonders um von andern nicht verstanden zu werden. FROMMANN 3, 300; übergehend in den begriff des heimlichen thuns: hessisch muscheln, heimlich, besonders aber betrügerisch verfahren, zumal im kartenspiel VILMAR 277; in Leipzig muscheln, betrügen beim karten mischen, geben u. s. w. ALBRECHT 173b; in Norddüringen muschele, heimlich etwas thun, besonders betrügerisch verfahren. KLEEMANN 14b; was sich dann wieder mit mauscheln sp. 1820 berührt. anderswo heiszt es musseln: so niederd., leise reden, murmeln, flüstern. brem. wb. 3, 209; ostfries. musseln, flüstern, zischeln, leise und heimlich mit einander reden, heimlichkeiten treiben u. s. w. TEN DOORNKAAT-KOOLMAN 2, 632b; norddüringisch wiederum mit etwas anderem begriff, mussele, heimlich herumsuchen, besonders in den kleidern, dann auch sich viel mit kleinigkeiten beschäftigen KLEEMANN 14b, und allen angeführten formen gehen wieder zur seite nuscheln und nüscheln, nuseln, nüseln, nusseln, nüsseln th. 7, 1009. 1010.

  2. muscheln, im Nassauischen unordentlich anziehen; rheinisch als grobe aufforderung du kannst mich muscheln (den hintern lecken).

KEHREIN 286; auch hier niederd. in Hamburg musseln, sudeln, schmutzig zu werke gehen. brem. wb. 3, 209; in Ostfriesland musseln, schmutzen, schmieren, sudeln, mantschen. TEN DOORNKAAT-KOOLMAN 2, 632b; in Siebenbürgen aber mutscheln, im weichen (wasser oder lehm) herumwühlen. KRAMER 94. niederländisch ist mosschelen, screare, exscreare, ejicere pinguem et densam salivam, mosschel, crassior oris pituita, pinguis, densa ac crassa saliva. KILIAN._

Fritz, völlig fertig

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…denn die Bedeutung dieser Aufforderung war mir ja sehr wohl bewusst, aber wieso das Lecken eines bestimmten Körperteils durch den Begriff des Muschelns ersetzt wird weiß ich immernoch nicht.
Außerdem muss da noch eine -ganz andere ???- Bedeutung existieren. Ich habe nämlich bei meiner Suche (sehr süße) (Fiesel)Geschichten von Roland Müller (bei e-stories.de) in denen es heißt:
„Die Fiesels haben zwei große Leidenschaften zum einen das Muscheln das wohl den weitgrößten Teil des Tages ausmacht …“

oder:
"Du kannst ruhig sehen was Du willst!“ Du Fieselmann sollen wir nicht das Fernsehn ausmachen und muscheln ?“ „Na gut!“ Und so muschelten beide den Rest des Abends auf der Couch und schliefen Hand in Hand ein. Ende. "

oder:
"Neulich morgens lagen die Fiesel in ihrem Bett und muschelten und kuschelten, bis die ersten Augenlieder langsam das Tageslicht entdeckten . Es war ein schöner Morgen . "

Besonders niedlich finde ich das „Wochenend Ritual“
Da heißt es sogar:
„Nicht einmal wenn ich dich eine halbe Stunde lang krabbel und dich ganz doll muschel?“

So und nun???
Grüße, Nikki

So und nun???

Keine Ahnung, aber …

meine aus Sachsen stammende Mutter gebrauchte „muscheln“ im Sinne von „eigenen Neigungen nachgehen“, was unbedingt gleichzusetzen war mit „Sinnloses tun“.

Zu meiner Jugendzeit, - es mag an die 120 Jahre her sein -, hörte ich diesen Begriff immer dann, wenn meine berufstätige, in den Abendstunden heimkehrende Mama sich nach meiner nachmittäglichen Beschäftigung erkundigte und anschließend keine greifbaren Resultate (wie zum Beispiel blankgeputzte Schuhe, sauber gescheuertes Küchenmobiliar, fehlerlos geschriebene Schularbeiten, links-rechts-gestrickte Wollschals etc.) vorfand.

„Na? Hast du wieder herumgemuschelt?“ hieß im Klartext: Hast du wieder nur gelesen? … geschrieben? … gezeichnet …? Also nur Unnützes getan?

*seufz*
Birgitt

Uns ermahnte man, nicht herumzuMUSEN… (o.w.T.)
.

Hallo Nikki,

anscheinend verwenden manche den Ausdruck „muscheln“ als Synonym für „kuscheln“.

Wie muscheln = Götzzitat zustandekommt, da kann ich auch nur spekulieren. Ich kenne regionale „Zusammenziehungen“ des Götzzitats zu Aussprüchen wie „Der kann mi mal morschnen.“ Oder: „Wort mit M: Marschlecken.“ Mag sein, dass das „Muscheln“ auch durch so eine Verkürzung entstanden ist.

LG
Edith