Jesus und die Juden

Hallo,
sorry, aber ich muss hier mal nachfragen.
Wie ist das verhältnis Jesus zu Juden?
War Jesus Jude?
Haben ihn die Juden ans Kreuz hängen lassen oder wie ist der genaue Zusammenhang!Danke und GRuß
WKN

Hallo,

Wie ist das verhältnis Jesus zu Juden?
War Jesus Jude?

Natürlich. Was soll er sonst gewesen sein?

Elke

Hallo,

War Jesus Jude?

Natürlich. Was soll er sonst gewesen sein?

Bitte?! Das hat die Natur nicht verdient!

Gruß guvo

Was hat die Natur nicht verdient?
Sorry, aber wenn ich es wissen würde hätte ich nicht gepostet—

Hi,
er hat sich halt ein Spässle erlaubt und „natürlich“
wörtlich genommen.
Ich lach jetzt noch :frowning:
Und ja, ich hab’s verstanden, Religion hat nichts
mit Natur zu tun.

Gruß
Elke

Hallo,
natürlich war Jesus „natürlich“ ein Jude. Entscheidend ist doch hier die Abstammung von der jüdischen Mutter.
(Ein vergleichbarer Grundsatz findet sich auch im römischen Recht und im Kirchenrecht:
Mater certa, pater semper incertus: Die Mutter gilt immer als sicher, der Vater immer als unsicher.)
Aber was mich mal wirklich interessieren würde:
Gibt es eine von allen - ich sag jetzt ganz politisch korrekt: - jüdischen Menschen akzeptierte Definition, wer ein Jude ist?
Wenn’s schon wo ausdiskutiert im Archiv steht, verratet es mir bitte, bevor hier eine Riesenkontroverse entsteht.
Beste Grüße!
H.

Einspruch.

GLAUBE und NATUR haben nichts gemein.

Jetzt past´s :smile:

guvo

Hallo,

wenn überhaupt, könnte die Definition nur religiös sein, da „völkisch“ Blödsinn ist und national gesehen ein Israeli durchaus nicht Jude und ein Jude kein Israeli sein muß.

Eine allgemin anerkannte religiöse Definition wirst Du aber nicht finden, da die jüdische Religion kein Zentrum bzw. Oberhaupt hat, sondern sich bereits vor der Geburt Jesu’ begann, in verschiedene „Fraktionen“ aufzuspalten. Heutzutage sind z. B. Orthodoxe Juden durchaus nicht deckungsgleich mit konservativen Juden. Es gibt dann auch durchaus Richtungen, die anderen Menschen bzw. ganzen Gemeinden, die sich selber als jüdisch verstehen, dieses absprechen.
Die Entscheidungen des Großrabbiners von Jerusalem sind nur für Juden maßgeblich, die im Staat Israel leben, aber auch da gibt es durchaus unterschiedliche Richtungen.
Allein schon aus diesen Unterschieden innerhalb der jüdischen Religion sind Verallgemeineinerungen einfach nur Blödsinn

&Tschüß

Wolfgang

Hallo WKN

Jesus war Jude von der Abstammung (Mutter: Jüdin, Pflegevater: Jude), vom Umfeld, in welchem er aufwuchs (allerdings in Galiläa, daher nicht nur unter Juden, aber doch unter Juden, die viel darauf gaben, Juden zu sein) und von seinem Glauben her.

Das heisst, der gehörte zu der jüdischen Glaubensgemeinschaft im weitesten Sinn. Juden waren (schon damals) nicht immer einfach gleich Juden; es gab mehrere Strömungen. Die Strömungen, mit welchen Jesus zu tun hatte, waren aber zum Teil durchaus dem Gedankengut nahe, das heutzutage in erster Linie als christliches Gedanken- und Glaubensgut gilt.

Eine besondere Stellung scheint Jesus gegenüber den Pharisäern, einer Art religiöser Partei, eingenommen zu haben. Das ist aber Gegenstand wissenschaftlicher Auseinandersetzung und nicht endgültig unumstritten. Pharisäer waren eine Gruppierung von besonders kultivierten, allerdings nicht nur das jüdische Gesetz im Sinne der aufgeschriebenen fünf Bücher Moses (Thorah) beachtenden, sondern auch viele mündliche Überlieferungen aufbewahrenden und befolgenden Juden, in dem Sinne, wie etwas nach der Zeit Jesu dann der Talmud mit seinen Vorschriften entstand, der für die meisten Juden neben der Thorah (den fünf Büchern Moses) als Glaubensgrundlage gilt.

Jesus setzte sich mit diesen Pharisäern besonders oft auseinander, scheint aber ihre Geisteshaltung in Teilen geachtet zu haben. Ferner setzte er sich mit dem jüdischen Tempel bzw. seinen Priestern und Dienern auseinander, welche wiederum nur in der Minderheit Pharisäer waren, in der überwiegenden Mehrheit aber Sadduzäern und anderen Gruppierungen angehört haben.

Knackpunkt für das Christentum ist, dass im Laufe der urchristlichen Geschichte (Apostelgeschichte) Christen und Juden sich zu trennen begannen und später ganz getrennt wurden. In der ersten Zeit waren aber alle Christen, später noch viele Christen, erst noch später (sagen wir etwa ab dem Jahr 135, als Israel durch die Römer von Juden entleert worden war und die Juden auf die Welt zerstreut wurden) kaum mehr Christen gleichzeitig Juden.

Ich hoffe, Dir einen kleinen Abriss der erwünschten Geschichte gegeben zu haben, für weitere Lektüre empfehle ich Dir besonders die Apostelgeschichte des Lukas (Apg) und die Paulusbriefe in der Bibel, ferner die entsprechende historische Literatur.

Gruss
Mike

Hallo Hannes,

natürlich war Jesus „natürlich“ ein Jude. Entscheidend ist
doch hier die Abstammung von der jüdischen Mutter.

Diese Definition gilt heute, aber sie entstand erst nach den Lebzeiten von Jesus - nach der Zerstörung des 2. Tempels und die Vertreibung.

(Ein vergleichbarer Grundsatz findet sich auch im römischen
Recht und im Kirchenrecht:
Mater certa, pater semper incertus: Die Mutter gilt immer als
sicher, der Vater immer als unsicher.)

Das ist sicher eine wesentliche Erwägung gewesen bei der Umdefinition, denn ursprünglich von der Torah her geht es nach dem Vater.

Aber was mich mal wirklich interessieren würde:
Gibt es eine von allen - ich sag jetzt ganz politisch korrekt:

  • jüdischen Menschen akzeptierte Definition, wer ein Jude ist?

Auch „Jude“ / „Jüdin“ ist politisch korrekt.

Wenn’s schon wo ausdiskutiert im Archiv steht, verratet es mir
bitte, bevor hier eine Riesenkontroverse entsteht.

Darüber gibt es sicher was im Archiv. Aber Du hast ja schon die Definition geliefert, die verbindlich ist, durch die verschiedenen Richtungen des Judentums hindurch.

Es gibt noch einen kleinen Zusatz: Seit den 1970iger Jahren gilt im amerikanischen Reformjudentum auch noch - aber nur dort - :
Auch das Kind eines jüdischen Vaters gilt als jüdisch, wenn es jüdisch erzogen worden ist (Patrilineal descent).

Viele Grüße

Iris

Hallo WKN,

Wie ist das verhältnis Jesus zu Juden?

ganz unterschiedlich, denn es gab verschiedene Richtungen.
Wenn man Jesus in dieses Spektrum einordnen würde, dann kann man sagen, daß er den Pharisäern am Nächsten stand. Manche jüdischen Theologen ordnen ihn deshalb dieser Richtung zu.
Näheres hier:
http://www.judentum.org/judenmission/judenmission/bi…

War Jesus Jude?

Ja, Jesus war Jude.

Haben ihn die Juden ans Kreuz hängen lassen oder wie ist der
genaue Zusammenhang!Danke und GRuß

Das waren die Römer, aber da es sich die ersten Christen mit den Römern, unter denen sie lebten, nicht verderben wollten, deshalb wurde es „den Juden“ in die Schuhe geschoben.
Ausführlicher habe ich das in einer Filmkritik zur „Passion Christi“ von Mel Gibson beschrieben:
http://www.hagalil.com/antisemitismus/christentum/pa…

Viele Grüße

Iris

Hallo Wolfgang,

wenn überhaupt, könnte die Definition nur religiös sein,

nein, weil Judentum sehr viel mehr als Religion umfaßt. Es ist ein häufiges Wahrnehmungsproblem von Christen, daß sie Judentum ausschließlich als Religion sehen.

Ein Jude ist Teil des jüdischen Volkes. Und wer zum Judentum übertritt, hat in seiner Urkunde nicht stehen, daß er jetzt zur jüdischen Gemeinde, zur Jüdischen Religion oder was auch immer gehört, sondern daß er / sie jetzt Teil des jüdischen Volkes ist.

Man kann Jude sein und mit jüdischer Religion nicht die Bohne am Hut haben.

da
„völkisch“ Blödsinn ist und national gesehen ein Israeli
durchaus nicht Jude und ein Jude kein Israeli sein muß.

Da geht ja wieder alles durcheinander - aber da findet sich einiges im Archiv.

Eine allgemin anerkannte religiöse Definition wirst Du aber
nicht finden,

so - wirklich nicht? Warum kenne ich dann eine?

da die jüdische Religion kein Zentrum bzw.

die evangelische Kirche hat auch kein Zentrum. Trotzdem kann es bestimmte Basics geben, die für alle verbindlich sind.

Oberhaupt hat, sondern sich bereits vor der Geburt Jesu’
begann, in verschiedene „Fraktionen“ aufzuspalten.

Die Richtungen, die wir heute im Judentum haben, haben nichts mit Fraktionen / Aufspaltungen zur Zeit Jesu zu tun.
Das liberale Judentum ist im Deutschland des 19. Jahrhunderts entstanden.

Näheres zu den Richtungen im heutigen Judentum hier:
http://www.berlin-judentum.de/synagogen/richtungen.htm

Heutzutage

sind z. B. Orthodoxe Juden durchaus nicht deckungsgleich mit
konservativen Juden. Es gibt dann auch durchaus Richtungen,
die anderen Menschen bzw. ganzen Gemeinden, die sich selber
als jüdisch verstehen, dieses absprechen.

Ich würde da nicht von Richtungen sprechen. Es gibt in jeder Weltanschauung fundamentalistische Gruppierungen, die sich für die einzig wahren halten. Das ist aber nicht für die ganze Religionsgemeinschaft repräsentativ.

Viele Grüße

Iris

BS"D

Hallo Iris.

Diese Definition gilt heute, aber sie entstand erst nach den
Lebzeiten von Jesus - nach der Zerstörung des 2. Tempels und
die Vertreibung.

Könnte so sein muss aber nicht, da es keine vorherige Definition gibt, welche dieser widerspricht und diese Definition sich eindeutig aus der Tora ableitet.

Das ist sicher eine wesentliche Erwägung gewesen bei der
Umdefinition, denn ursprünglich von der Torah her geht es nach
dem Vater.

Interessant, hast du hierfür Quellen bzw. Stellen? Nach dem Talmud geht aus der Tora eindeutig die Mutter hervor.

Auch „Jude“ / „Jüdin“ ist politisch korrekt.

Wollen wir beide einmal hoffe :wink:

Kol tuw,
Eli

BS"D

Hallo Dahinden.

[…] der für die meisten Juden neben der
Thorah (den fünf Büchern Moses) als Glaubensgrundlage gilt.

Es gab zur damligen Zeit eigentlich nur Randgruppen, welche die mündliche Lehre nicht als verbindlich ansahen und auch Jesus bezieht sich an zahlreichen Stellen im NT darauf und scheint sich sehr wohl auch daran gehalten zu haben.

Gruß,
Eli

hallo Iris,

also Deine Definition ist nicht gerade überzeugend, denn auch in Deutschland gibt es Probleme innerhalb der Juden (wenn dieser begriff so verallgemeinernd für dich o. k. ist) mit der Frage, wer Jude ist. Ich bekomme das in meinem Bekanntenkreis durchaus mit, Das sowohl die Anstammungsdefinition über Generationen zurück in Frage gestellt wird und Übertritte z. T. nicht akzeptiert werden.

By the way, auch im Protestantismus gibt es derartige unterschiede, daß noch nicht mal die Taufe immer anerkannt wird und da geht es nicht um Mini-Sekten.

&tschüß

Wolfgang

Hallo Wolfgang,

also Deine Definition ist nicht gerade überzeugend, denn auch
in Deutschland gibt es Probleme innerhalb der Juden (wenn
dieser begriff so verallgemeinernd für dich o. k. ist) mit der
Frage, wer Jude ist.

Das ist kein Widerspruch. Wenn jemand liberal konvertiert ist und dann orthodox leben möchte und sich in ein orthodoxes Umfeld begibt, dann muß eine Lösung gesucht werden.

Vielfach ergeben sich Probleme daraus, dass Leute keine Papiere haben und auch nicht beschaffen können.

Probleme gibt es dann auch, wenn jemand in einem orthodoxen Umfeld aktiv sein möchte, sich dann aber herausstellt, daß jemand von den mütterlichen Vorfahren liberal konvertiert ist.

Ich bekomme das in meinem Bekanntenkreis
durchaus mit, Das sowohl die Anstammungsdefinition über
Generationen zurück in Frage gestellt wird und Übertritte z.
T. nicht akzeptiert werden.

Ja, in einem orthodoxen Umfeld wird ein liberaler Übertritt nicht akzeptiert.

By the way, auch im Protestantismus gibt es derartige
unterschiede, daß noch nicht mal die Taufe immer anerkannt
wird und da geht es nicht um Mini-Sekten.

Ich vermute, daß es weniger die Taufe ist, sondern daß einige Freikirchen eine Kindertaufe nicht anerkennen.

Viele Grüße

Iris

Danke Eli

aber was war mit den Sadduzäern?

Gruss
Mike

BS"D

aber was war mit den Sadduzäern?

Was soll mir ihnen sein? Sie waren in einigen Punkten anderer Ansicht als die Pharisäer, es war eine andere Schule, aber dennoch sind beide Teil des Judentums und kommen in der mündlichen Lehre vor.

Die ganzen Differenzen kommen anscheinend hauptsächlich aus dem Unverständnis dafür aus dem Christentum. Mit Gruppen die sich ausserhalb der mündlichen Lehre stellten, sprach meines Wissens auch Jesus nicht.

Kol tuw,
Jidel

Hallo,

Haben ihn die Juden ans Kreuz hängen lassen oder wie ist der
genaue Zusammenhang!

Wie schon gesagt: die Römer, Pontius Pilatus. Die Juden (Judas) haben ihn verraten. Aber das ist nur eine schöne Geschichte, damit die Christen hinterher die Juden verteufeln konnten, woraus sich bekanntlich der Antisemitismus entwickelt hat. Tatsächlich waren alle nur Werkzeuge Gottes, er hat ihn ans Kreuz gebracht. Steht alles genauestens in der Bibel: Er hat seinen Sohn zur Erlösung der Menschen von ihren Sünden geopfert. Auch wenn die Bibel häufig sehr interpretationsbedürftig ist, hier ist sie ziemlich klar.

Gruss,
Laika