Jmd. bitten Modalverb oder erweiterter Infinitiv?

Hallo an das Boord,

„Den genannten Betrag bitten wir auf unser Konto zu überweisen.“

Wie seht ihr die Kommasetzung in dem Satz? Würdet ihr „auf unser Konto zu überweisen“ als erweiterten Infinitiv sehen, also ein Komma setzen.

Oder würdet ihr sagen, dass „jmd. bitten etwas zu tun“ eine Art - ich nenn das mal - „Prädikatsklammer eines (Fast)-Modalverbs“ ist?

Bin auf eure Meinungen/Kommentare gespannt.

Gegen Ende schreibe ich rein was laut Duden die Lösung ist. Eventuell findet das ja jemand interessant… Ich jedenfalls brauche dazu noch etwas Hilfe…

Grüße an Euch!

P.S. Ihr seid mittlerweile das am meisten von mir frequentierte Board… Hätte ich vor 3 Jahren auch nicht gedacht…

… mehr auf http://w-w-w.ms/a47pvj

hi,

„Den genannten Betrag bitten wir auf unser Konto zu
überweisen.“

geschäftsdeutsch. klingt in meinen ohren grauslich. aber ich weiß: es ist so.

der „normale satz“ wäre:
„wir bitten, den genannten betrag auf unser konto zu überweisen“

das ist dann klar ein hauptsatz mit einer erweiterten nennformgruppe. in deinem o.a. beispiel wird die nennformgruppe auseinandergerissen und ein teil von ihr als quasi-objekt des hauptsatzes an die spitze gestellt. syntaktischer unsinn an sich.

das komma darf gesetzt werden. es ist nicht verpflichtend, denn die infinitivgruppe ist nicht eingeleitet (um, ohne, statt, anstatt, außer als); sie bezieht sich nicht auf ein substantiv im hauptsatz (denn „betrag“ gehört zur infinitivgruppe) und es gibt kein korrelat im hauptsatz.

Wie seht ihr die Kommasetzung in dem Satz? Würdet ihr „auf
unser Konto zu überweisen“ als erweiterten Infinitiv sehen,
also ein Komma setzen.

vor erweiterten infinitivgruppen muss nicht immer ein komma gesetzt werden.

Oder würdet ihr sagen, dass „jmd. bitten etwas zu tun“ eine
Art - ich nenn das mal - „Prädikatsklammer eines
(Fast)-Modalverbs“ ist?

lustig. die „prädikatsklammer von fastmodalverben“ verdient einen preis für kreative grammatik.

das problem ist - glaube ich - die verhatschte formulierung.

Bin auf eure Meinungen/Kommentare gespannt.

Gegen Ende schreibe ich rein was laut Duden die Lösung ist.
Eventuell findet das ja jemand interessant… Ich jedenfalls
brauche dazu noch etwas Hilfe…

duden ist duden ist duden. er meint, er sei deskriptiv; manche hier meinen, er sei normativ. ich halte ihn für eine im normalfall berücksichtigungswürdige meinung.

m.

hi,

„Den genannten Betrag bitten wir auf unser Konto zu
überweisen.“

geschäftsdeutsch. klingt in meinen ohren grauslich. aber ich
weiß: es ist so.

Ich finde den Satz so schlimm nicht. Es gibt eben im Deutschen viele verschiedene Formen von Sätzen. Vielleicht würde sich ein ähnlicher Satz mit weniger formellen Wörtern weniger geschäftsdeutsch anhören, auch wenn er immer noch etwas gestelzt klingt (aber das ist der normale Stil im geschäftlichen Diskurs): „Die benutzten Teller bitte ich (dich) in die Spülmaschine zu stellen.“
Klingt sehr gehoben und förmlich. Hier beißt sich die Förmlichkeit mit der Alltagssituation.

der „normale satz“ wäre:
„wir bitten, den genannten betrag auf unser konto zu
überweisen“

das ist dann klar ein hauptsatz mit einer erweiterten
nennformgruppe. in deinem o.a. beispiel wird die
nennformgruppe auseinandergerissen und ein teil von ihr als
quasi-objekt des hauptsatzes an die spitze gestellt.
syntaktischer unsinn an sich.

Syntaktischer Unsinn ist das keineswegs. Hier liegt eine Anhebungskonstruktion vor. Das ist eine ganz normale Konstruktion im Deutschen und in vielen anderen Sprachen. Ich sehe da nichts unsinniges drin.

das problem ist - glaube ich - die verhatschte formulierung.

Ich weiß nicht, was „verhatscht“ bedeutet, aber ich kann an der Formulierung nichts auszusetzen finden. Korrektes Deutsch laut Standardgrammatik ist sie allemal.

Viele Grüße,

  • André
1 Like

Hallo!

„Den genannten Betrag bitten wir auf unser Konto zu
überweisen.“

Wie seht ihr die Kommasetzung in dem Satz?

In diesem Satz ist kein Komma nötig.
Er lautet regulär Wir bitten diesen Betrag auf unser Konto zu überweisen und kann m. E. ohne weiteres auch wie von dir angeführt formuliert werden. Denn JEDES Objekt kann an den Satzanfang treten, wenn es dadurch betont werden soll.

H.

Syntaktischer Unsinn ist das keineswegs. Hier liegt eine Anhebungskonstruktion vor.

Nee. Anhebung oder Raising bedeutet, dass das logische Subjekt eines Satzes als rein grammatikalisches Subjekt eines übergeordneten Satzes fungiert, etwa in ›André scheint falschzuliegen‹ – weil du ja nicht scheinst, sondern nur womöglich falschliegst. Im Satz von WSD999 heißt das Stichwort ›Kontrolle‹ (auch als Equi-NP-Tilgung bekannt): ›Bitten‹ ist ein sogenanntes Objektkontrollverb, das das leere Subjekt der eingebetteten Struktur kontrolliert, also unter anderem mit syntaktischen und lexikalischen Informationen ›versorgt‹ (siehe auch hier). Eine kleine Besonderheit des vorliegenden Satzes ist, dass es sich um einen Fall impliziter Kontrolle handelt, bei dem das Matrixobjekt und dementsprechend auch das eingebettete, leere Subjekt aus dem Zusammenhang zu erschließen sind (siehe auch hier). Die Topikalisierung des Objekts der Infinitivphrase (›Wir bitten den Betrag zu überweisen.‹ → ›Den Betrag bitten wir zu überweisen.‹) ist ein weiterer Aspekt; dazu wurde schon genug gesagt.

Gruß
Christopher

3 Like

Oh, Kontrollkonstruktion statt Anhebungskonstruktion! Ich scheine wirklich falschgelegen zu haben. :wink:

Danke für die Korrektur und die Erklärung dazu!

Liebe Grüße!

  • André

Hallo Leute,

Die Geister, die ich rief… Lach. Die Diskussion wurde doch sehr speziell auf den Punkt geführt, ob das nun gutes oder schlechtes Deutsch ist - und war für mich nicht mehr ganz verständlich. Die Motivation für meine Ausgangsfrage war, warum es eigenltich falsch ist, ein Komma zu setzen?

„Den genannten Betrag bitten wir, auf unser Konto zu überweisen.“

Warum ist das komma nach dem „wir“ falsch. Geht von bitten eine Art Prädikatsklammer aus, oder sowas Ähnliches? Schließlich steht nach dem wir eine erweiterte Infinitivgruppe und das ist eher pro Komma als dagegen.

P.S. Ein Duden-Buch führt den Satz so ohne Komma an, mit der Begründung:

„…wenn die Infinitivgruppe mit dem übergeordneten Satz in irgendeiner Weise verschränkt ist, steht kein Komma.“

Ich grüble nun die ganze Zeit was „in irgendeiner Weise verschränkt“ konkret in dem Satz bedeutet.

Grüße!

hi,

„…wenn die Infinitivgruppe mit dem übergeordneten Satz in
irgendeiner Weise verschränkt ist, steht kein Komma.“

Ich grüble nun die ganze Zeit was „in irgendeiner Weise
verschränkt“ konkret in dem Satz bedeutet.

hier das, was ich dir beschrieben habe: das objekt aus der infinitivgruppe herauslösen und als quasi-objekt des ganzsatzes nach vorne stellen. es gehört dann sozusagen semantisch zur untergeordneten und syntaktisch zur übergeordneten konstruktion. also „verschränkt“. aber tatsächlich ist „in irgendeiner weise verschränkt“ nicht viel weniger kreativ als die „prädikatsklammer von fastmodalverben“.

ich hab auch nicht gesagt, dass das falsch ist, sondern nur, dass ichs grauslich finde.

m.