Jmd. verkohlen, woher?

Hallo,

woher stammt eigentlich die Redewendung „jemanden verkohlen“? Ich könnte mir vorstellen, daß das entweder damit zu tun hat, daß man die teuren Kohlen mit etwas billigerem mischte (z.B. mit Steinen) oder daß damit gemeint ist, jemandem mit einem verkohlten Korken o.ä. im Gesicht rummalt.

Wer weiß mehr?

Gruß,
Christian

Servus, Christian:smile:
*verkohlen* kommt aus dem jiddischen - zu *kol*(hebräisch) - die stimme,
das zeitwort dazu *kolen* (unsinn) reden
*bekolen* = bereden, überreden

lieben gruss aus wien
jenny

Verkohlen
Hallo Christian,

auch wenn jüngere Zeitgenossen meinen, der Begriff „verkohlen“ für „verarschen“ sei in der Zeit des vorigen Bundeskanzlers eingeführt - dem ist aber nicht so.

Im Grimm-Wörterbuch heisst es:

VERKOHLEN, verb. in kohl verwandeln;
kohl scheint nach th. 5, 1581 die bezeichnung für etwas werthloses
zu sein. verkohlen etwas werthlos machen, entstellen:
er hat alles vollständig verkohlt;
er hat das geschehene verkohlt wiedererzählt.
bis jetzt wol nur in der studentensprache üblich.

Und zu Kohl allgemein

man sagt aber auch blosz kohl von behaglich breitem reden über
unwichtige dinge oder von unklarem, langweiligem geschwätz
(märk. väöl kôl maokn DANNEIL 112b), eig. alter kohl? ähnlich:

wozu gibst du deinen kohl, bürschlein?
(was hast du hinein zu schwatzen. Calderon von GRIES 5, 247.

es heiszt kohl reden, schwatzen, kohl machen (
holst. SCHÜTZE 2, 245), letzteres auch überhaupt
etwas unrichtig machen, dummes zeug, unsinn machen:

drum laszt mir meine verse gehen
und macht mir keinen kohl. weim. jahrb. 4, 171, v. j. 1802;

daher kohlen, kohler. auch nl. z. b. iets maar om de kool zeggen,
etwas nur aus spasz, aus unsinn sagen, hij verkoopt u kool,
er treibt seinen spott mit euch, was auch bei uns heiszt seinen kohl
mit einem haben, s. BERND Posen 137, am Mittelrhein kohl spasz,
s. KEHREIN 239 (hier unterschieden von köhl gartenkohl).

Siehe auch den pfälzischen Begriff „Kabbes“ für „Kohl“, der ähnlich benutzt wird.

Bernhard

Servus, Bernhard:smile:
aber auch dein *kohl* :smile:
kommt, wenn mich nicht alles täuscht, vom hebräischen kol…
während, laut Kluge, das *Kappes reden*, sowie der *wortkohl* tatsächlich aus einer vermengung mit dem gemüse Kohl - das vom lateinischen caulis kommt (daher auch noch chou auf französisch).
Meiner meinung nach sind das zwei völlig verschiedene sprachstämme, die halt manchmal vermischt werden.
lieben gruss aus wien,
jenny

Hallo Bernhard,

auch wenn jüngere Zeitgenossen meinen, der Begriff „verkohlen“
für „verarschen“ sei in der Zeit des vorigen Bundeskanzlers
eingeführt - dem ist aber nicht so.

Das ist ja göttlich (hat nichts mit einem tschechischen Schlagersänger zu tun -lebt der eigentlich noch?-) Und ich bilde mir immer wer weiss was (noch `ne unbeabsichtigte Anspielung) auf meine Aufmerksamkeit und Fixheit (Fixigkeit :wink: ?) für Sprach- bzw. Wortspielmöglichkeiten ein!!
Schade, dass ich noch kein Sterntaler-kind bin, ich gäbe dir so gerne einen!!
Ich mag deine grimmigen Hinweise auf alte Sprachzusammenhänge und -abstammungen sehr!!
Renate

Hallo Jenny,

aber auch dein *kohl* :smile:
kommt, wenn mich nicht alles täuscht, vom hebräischen kol…

Da magst du durchaus recht haben. Ich hatte ja auch nicht vor, dein vorheriges Posting zu korrigieren, aber eine weiterführende Ergänzung durfte doch sein.

Bernhard

Hallo !

Jemanden verkohlen: ihm im Scherz eine Unwahrheit erzählen (vgl. ‚Einen Bären aufbinden‘, Bär; rheinisch ‚Kappes reden‘). Von einem, der dies tut, sagt man auch einfach: er ‚kohlt‘. Dieses ‚kohlen‘ geht möglicherweise auf jiddisch ‚kolen‘ = reden, erzählen zurück (von hebräisch quol = Stimme). Im Rotwelschen wird unterschieden zwischen: ‚kolen‘ = Wahres und ‚bekolen‘ = Falsches erzählen.

[Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten: Kohl, S. 1 ff.Digitale Bibliothek Band 42: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, S. 3425 (vgl. Röhrich-LdspR Bd. 3, S. 863 ff.) © Verlag Herder]

Gruß Max