Hallo liebe w-w-w-Community,
ich wende mich an euch als letzten Rat nachdem ich schon viele Personen diesbezüglich gefragt habe. Dies wird ein etwas ausführlicherer Beitrag, da ich den Hintergrund mitgeben möchte:
Ich habe im Jahr 2007 nach abgebrochener Oberstufe mit 19 Jahren meine Ausbildung zum Maurer begonnen. Im Betrieb meines „Onkels“ (zwar familiär verwandt, aber so weit, dass ich ihn zum damaligen Zeitpunkt erst kennengelernt habe. Im folgenden sage ich der einfachheit halber Onkel) ersah ich mir eine neue Chance mein Leben zu ändern. Zwar auf dem Gymnasium war ich immer einer jener Schüler die sich freuten wenn sie keine fünf bekamen.
Nach beginn der Ausbildung bemerkte ich rasch, dass meine Begabung im Handwerk lag und die Freude am Beruf kam schnell. Ich schrieb in der Berufsschule gute Noten und auch auf der Arbeit merkte Ich, dass ich nicht mit zwei linken Händen geboren wurde. Gegen Ende des zweiten Ausbildungsjahres bemerkte mein Onkel, er sei schon recht alt und suche einen Nachfolger und ob ich nicht lust hätte nach meiner Ausbildung den Meister zu machen. So begann dann just auch die erfolgsgeschichte. Ich beendete meine Lehre mit Auszeichnung als Jahrgangsbester und machte mich einen Monat nach der Freisprechung im Oktober 2009 an die Meisterschule. Diese beendete ich im Oktober 2010. Zum Ende der Meisterschule stellte mich mein Onkel mit der Aussicht ein, im kommenden Frühjahr eine Meisteranstellung zu erhalten (also auch mehr Geld, da die Meisterschule bzw. das BaFöG auch zurückgezahlt werden muss). Nun sitze ich hier, nach über 2 Jahren der Hoffnung und habe keinen Mut mehr in meine Zukunft noch etwas Glaube zu investieren. Ich bin seither als Geselle angestellt, muss den undankbaren Job des Sündenbocks machen der für alles die Verantwortung bekommt, aber nie Lob wenn mal was gut geklappt hat (und das passiert öfter als wenn man mal was verhaut, im freien Handwerk bleibt das leider nicht aus). Ich merke auch, wie wir persönlich voneinander abgedriftet sind, dass ich nicht mehr den Draht zu ihm habe, den ich früher mal hatte, was allerdings auch daran liegen kann, dass ich schon letztes Jahr beschlossen habe nur noch das „muss“ zu machen. Jegliche Anfrage nach etwas mehr Geld wurde mit dem O-Ton „Das Geld was ich dir mehr zahle spielst du nicht ein“ (es war die frage nach 100€ mehr Netto) abgewiesen.
Wie geht es jetzt weiter? Habt ihr eine Idee? ich würde gerne woanders hin aber hänge noch immer an dem kleinen Stückchen Hoffnung dass sich was ändert. Die gesamte Geschichte ist noch sehr viel ausschweifender, aber ich denke alles wichtige wurde erwähnt.
Ich bin echt dankbar, da ich mich deswegen seit dem letzten Sommer in einer Art Krise befinde und einfach nicht mehr weiter weiß…
Gruß
T.
Ich denke, Dein Onkel hat Dich verarscht; er hat Dir, unter „Ausnutzung“ das Verwandtschaftsverhältnisses vorgegaukelt, einen „Meister“ in seinem Betrieb zu benötigen, und Dir diese Anstellung (nach einer kurzen „Anlaufzeit“) in Aussicht gestellt, ist aber nicht gewillt, seinen „Versprechungen“ nachzukommen, da Du zwar „die Befähigung eines Fachmeisters“ aufweist, er Dir diese (und zwar vermutlich wiederum unter Verweis auf verwandtschaftliches Verhältnis und „spätere Betriebsübernahme“ oder ähnliches) aber nicht zu entlohnen gewillt ist, bzw. Dich eigentlich als „überqualifizierte“, aber billige Arbeitskraft erhalten will.
In meinen Augen definitiv ein Kündigungsgrund, zumal (aufgrund Deiner Aussagen) auch die „angedeutete Betreibsübernahme“ (wenn ich korrekt interpretiere) sehr zu bezweifeln steht, bzw. „irgenwann in weiter Ferne“ liegt.
Da ich Deine konkrete Situation nicht kenne, kann ich Dir nur sagen, wie sich die Situation für mich darstellt und wie mein „weiteres Vorgehen“ aussähe (was nicht gleichlautend mit „gut und richtig für Dich“ sein muß) : Forderung nach korrekter, leistungsadäquater Entlohnung, ein „Ultimatum“ für die „versprochene Anstellung als Fachmeister“, und gleichzeitige Suche nach einer anderen Anstellung.
Du bist Deinem Onkel zu nichts verpflichtet, und vage „Versprechungen eines irgendwann“ bezahlen weder Miete, noch machen sie satt. Wie schon erwähnt, ich denke, Dein Onkel bescheißt Dich nach Strich und Faden; wqer einen Gesellen anstellt und bezahlt, der kann auch nur Arbeit und „fachliche Qualifikation“ eines Gesellen erwarten, wenn er „Meisterarbeit und Meisterqualifikation“ haben will, so muß er auch einen solchen einstellen und natürlich auch bezahlen; ob sich das „für ihn rechnet“, ist für Dich nicht von Belang und „sein Problem“, abgesehen davon, daß ein Betrieb, der sich die korrekte Entlohnung seiner Mitarbeiter „nicht leisten“ kann nicht wirklich einer ist, den ich würde „weiterführen wollen“…
Gruß
nicolai
Hallo Nicolai,
deine Interpretation der „angedeuteten Betriebsübernahme“ ist sehr richtig. Ich habe dies in nicht allzuweiter Zukunft zu erwarten Gedacht zumal mein Onkel nun schon 67 ist. Dass er sich einfach nicht von seinem Betrieb trennen kann/will habe ich im laufe des Jahres gemerkt ohne jetzt konkrete Beispiele geben zu können. Der Höhepunktereignbete sich im august, als er eine beipassoperation bekam (nicht die erste, er ist starker Raucher). Ich befragte ihn nach der Regelung sofern er nicht mehr wiederkäme was in meinen augen berechtigt ist. er meinte daraufhin, dass den betrieb dann seine frau übernehme und ich mich dann mit ihr sbsprechen sollte. diese antwort war für mich gleichbedeutend mit „nach mir die sinnflut“ oder „mir doch egal“ zumal er weiß dass ich mit ihr garnicht klarkomme und sie auch eigentlich nichts mit dem betrieb zutun hat ausser dass ich ihr mal den A* nachtrage. Wenn ich mal im büro bin um kalkulationen oder rechnungen zu erledigen, dann klingelt mal das telefon mit der aufforderung altpapier oder den müll runterzubringen, da das büro gegenüber deren wohnung liegt.
Mein Problem ist, dass ich an meiner eigenen zukunft scheitere, ich habe in diesem betrieb gelernt, bin gewachsen und gefallen und habe angst in einem anderen betrieb unterzugehen, da ich auch als 24-jähriger oftmals als „schlaumeier“ gehandelt werde, gerade im kollegenkreis. ich habe im moment das gefühl, dass ich gekonnt aus dem betrieb geekelt werde…
…als was Du „gehandelt wirst“ und „was Du wirklich bist“ mußt Du schon selbst wissen - aber als "Grundregel im „Gewerbe“ gilt eigentlich, daß man nicht im „Lehrbetrieb“ (Ausnahme wirkliche Großbetriebe) bleibt, denn dort wird man selbst als „Meister“ immer noch irgendwie als „der Lehrling“ angesehen. Früher gingen Gesellen nach der „Freisprechung“ „auf die Walz“, also auf Wanderschaft, um Erfahrungen zu sammeln und genau dieses zu verhindern.
Wie man Dich in einem anderen Betrieb behandelt und als was man Dich „betrachtet“ hängt allein von Dir, Deinem fachlichen Können und auch Deinem Verhalten gegenüber den Kollegen ab, und wirst Du erst feststellen können, wenn Du den Betrieb wechselst.
Daß Du derzeit als „Schlaumeier“ betrachtet wirst, wundert mich nicht, denn erstens verfügst Du (vermutlich) über höhere fachliche Qualifikation als Deine „Kollegen“, was gerne als „Besserwisserei“ runtergemacht wird, um eigene "Minderqualifikation" zu vertuschen, zweitens bist Du "der Neffe vom Chef" und kein "normaler Kollege", was Dich ohnehin bereits "abqualifiziert", und drittens sind Verallgemeinerungen, "Spitznamen" und "vorurteilsähnliche Abqualifizierungen aufgrund einzelner Vorfälle" in den meisten Betrieben an der Tagesordnung, gráue Haare würd´ ich mir deshalb keine wachsen lassen, zumal das oft gar nicht so "böse" gemeint ist, wie es vielleicht den Anschein hat, sondern im Grunde auch einen "Status als Person/Persönlichkeit" darstellt. Brutal gesagt : such´ Dir
nen Job bei der Konkurrenz und scheiß´ Deinem Onkel und Deiner Tante einen großen Haufen vor die Türe…
denn wenn Du qualifiziert bist, dann wird man Dich anderswo auch demgemäß behandeln und bezahlen, wenn Du kein „Arschloch“, „sekkanter Pedant“ oder „aufgeblasener Wichtigtuer“ bist.
Gruß (und viel Glück)
nicolai
1 „Gefällt mir“
Hallöchen,
Bei all dem Geschilderten empfehle ich einen ganz banalen Realitäts-Check.
Bewirb’ Dich in einem anderen Betrieb, auf eine Dir angemessen erscheinende Position, also den Meister(anwärter) inklusive Forderung eines Dir angemessenen Gehalts.
Wenn Du sie erhälst, weißt Du, dass Du gerade ausgebeutet und vorgeführt wirst. Und solltest sie entsprechend annehmen.
Wenn Du von anderen Betrieben nicht als das angesehen wirst, was Du sein und verdienen möchtest, dann musst Du sehen, was Du bei Dir selbst tun kannst, um dorthin zu gelangen. In dem Fall solltest Du die Tätigkeit bei Deinem Onkel wirklich nicht „auf das Nötigste“ beschränken, sondern (auch ohne Geld) alles das tun, was Dich später qualifiziert, den Absprung zu schaffen.
Und - kontinuierlich weiterbewerben, das Feedback aus jedem einzelnen Gespräch mit der Konkurrenz nutzen, um später anderswo den Respekt zu bekommen, den Du erwartest.
Bei aller Liebe, Du machst Dich, gerade in dem Alter, nur kaputt, wenn Du Deine Zukunft auf diesen einen Betrieb reduzierst. Die Welt ist so viel größer!
Gruß,
Michael
Hi,
erstmal Respekt vor Deiner objektiven Schilderung der Geschichte sowie Deiner Fähigkeit zur Erkenntnis (Abi - krieg ich nicht hin, dafür aber hervorragender Meister).
Ich kann mich prinzipiell meinen Vorpostern nur anschliessen: das mit dem Laden übernehmen wird wohl nix mehr. Es gibt solche Leute, die über vieleviele Jahre vom Aufhören über „in jüngere Hände übergeben“ reden aber das dann - warum auch immer - doch nicht schaffen.
Das heisst, ich sehe momentan für Dich folgende Möglichkeiten
-
Du wartest ab, bis Dein Onkel den Laden einfach nicht mehr weiterführen kann und übernimmst dann. Das kann aber heissen, dass das noch etliche Jahre dauert oder gar eine „ungeplante“ Übernahme für Dich bedeutet. Und es kann auch bedeuten das mit Deiner Tante zusammen zu machen. Alles drei scheinen mir keine guten Ideen zu sein.
-
Du bewirbst Dich und rennst davon, sobald Du einen passenden Job gefunden hast. Das könnte Dir - Du schreibst ja leider nix dazu - eventuell innerfamiliär übel genommen werden „Jetzt hat der Onkel den die ganze Zeit ausgebildet und gefördert und kaum kriegt der ein besseres Angebot lässt er den armen alten Herrn im Stich. Mit DEM will ich nix mehr zu tun haben.“ (Dass das Quatsch ist brauchen wir glaub ich nicht diskutieren, aber gerade aussenstehende Verwandte könnten das so sehen und es könnte hier zu unschönen Szenen beim Sonntagskaffee kommen.
-
Du spielst zumindest Deinem Onkel gegenüber mit offenen Karten. „Onkel, ich war davon ausgegangen, jetzt ein paar Jahre als Meister (was Aufgaben UND Gehalt) angeht zu arbeiten um dann den Laden zu übernehmen. Das ist nicht der Fall, wenn Du mir nicht bis (gib ihm ein bis zwei Monate Zeit) dafür ne Lösung (Zeitplan, was halt auch, überleg Dir was genau Du willst, was Du noch akzeptieren könntest, was gar nicht geht) hast, dann werde ich mich wegbewerben.“ Von dem nächsten Gespräch 1-2 Monate später schreibst Du dann ein „Protokoll“, dann hast in jedem Fall was in der Hand.
Ich persönlich würde Dir zu ner Kombination der zweiten und dritten Möglichkeit raten: Starte jetzt mal spontan ein paar „Testbewerbungen“ in Läden, in die Du eigentlich gar nicht willst. Das geht nur drum abzuklopfen wo Dein realistisches Gehalt liegt und ob Du Dich vor Angeboten kaum retten kannst oder ob auch nach 10000 Bewerbungen nur Absagen kommen.
Kennst Du Deinen Marktwert und -chancen würde ich zur dritten Variante schreiten. Gegebenenfalls auch mit der Argumentation „guck, ich hab hier ein Angebot von xy liegen - die zahlen mir xy Euro etc. - was gedenkst Du zu tun um mich zu halten?“. Bestenfalls wacht er auf und Du kannst zu Deinen Bedingungen bleiben, Schlimmstenfalls bewirbst Dich weiter und machst bei Onkel „Dienst nach Vorschrift“ 
Hältst uns auf dem laufenden wie’s Dir weiter ergeht?
*wink*
Petzi
Hallo Petzi,
danke für das Lob, mit Ehrlichkeit kommt man halt am weitesten.
Innerfamiliär interessieren mich die Dinge relativ wenig zumal viele wissen wie unglücklich ich bin, sich aber wegen der familiären lage nicht richtig dazu äußern -> bekomme meistens nur „wenn du unglücklich bist musst du schauen was du machst“ oder „ich wüsste nicht was ich täte“.
dein letzter vorschlag mit dem bewerben und danach vorhalten ist das was ich jetzt tun werde, allerdings mache ich nägel mit köpfen und schreibe bewerbungen zu betrieben in die ich mir vorstellen könnte umzuziehen.
das miteinander-reden habe ich mehrmals versucht, ich bekomme immer wieder die gleiche antwort (sinngemäß) „reisende soll man nicht aufhalten - ich halte erst recht niemanden auf. wer gehen will, der geht eben“
Gruß
T.
Moin,
„reisende soll
man nicht aufhalten - ich halte erst recht niemanden auf. wer
gehen will, der geht eben“
na dann sollte doch alles geklärt sein, oder?!
Gandalf
Hallo,
dein letzter vorschlag mit dem bewerben und danach vorhalten
ist das was ich jetzt tun werde, allerdings mache ich nägel
mit köpfen und schreibe bewerbungen zu betrieben in die ich
mir vorstellen könnte umzuziehen.
nimm ruhig auch den einen oder anderen, der bei dir durchs „Raster“ gefallen ist - zum einen kann die Firma nach einem Vorstellungsgespräch wieder ganz anders da stehen, zum anderen ist es echt hilfreich, wenn man vor den „wichtigen“ Vorstellungsgesprächen schon mal das eine oder andere GEspräch „zur Übung“ hatte. Mir hat das bisher immer ziemlich gut geholfen!
Grüße
Hallo!
Ich stimme all dem bisher geschriebenem zu,
such Dir was anderes. Du weisst ja auch garnicht, was die Firma ev. an „Altlasten“ mit sich rumschleppt, die Du dann übernimmst,
ich meine damit nicht irgendwelche alten Mitarbeiter, sondern irgendwelche möglichen Ansprüche aus Rechtsstreitigkeiten.
Ich hatte jetzt auch das Problem, selbstständig oder nicht,
Familienbetrieb weiterführen oder nicht,
hab mich aber dagegen entschieden.
Gründe:
Als Selbstständiger, gerade im Baugewerbe, wird es sicher manchmal einige schlaflose Nächte geben, wenn mal was nicht geklappt hat, oder jemand nicht bezahlt.
Als gut bezahlter Angestellter hat man mehr Zeit für Hobby’s, für die Familie,
und braucht nicht jeden Tag bis in die Nacht Kostenvoranschläge und sonstige Büroarbeit machen. Geld ist nicht alles. Zeit und Ruhe ist mehr wert, man lebt blos einmal.
In grösseren Betrieben ist die soziale Absicherung sehr gut. Man arbeitet 10,5 Monate im Jahr, und bekommt 13,5 Monate bezahlt.
Grüße, E !