@Jörg

Hi Jörg,

ich schreib hier oben, weil ich sowieso nochmal eine Rückmeldung geben wollte.

wenn es nicht so traurig wäre mit Eurem Opa müsste man sich :Kaputtlachen ,aber im Sinne der Oma hört der Spaß sicher auf.

Ich weiß, was du meinst. Wenn wir Jugendlichen unter uns sind, machen wir auch schonmal einen Witz darüber.

Also lieber 10 x am Tag sein Werk loben als diesen Stress .

Das haben wir uns auch überlegt. Das Schlimme ist, dass er alles, was er machen will, nicht mehr darf.
Weder den Garten umgraben, noch tapezieren oder sowas.
Er hat extreme Staublunge und Blutdruckprobleme und und und.

Wir Kinder wollten abwechselnd mit ihm spazieren gehen. Das Problem ist, dass er dann von Haus zu Haus, von Bekannten zu Bekannten geht und neue „Geschäfte“ abwickeln will. Da können wir ihn dann allein nicht von abhalten.

Er hat schlicht und ergreifen Langeweile und ist nicht ausgelastet.
Kein Mitleid wenn er sich mal verausgabt und abends totmüde umfällt.

Das sehen wir auch so, aber er bekommt extra beruhigende Tabletten, damit er eher runter kommt, als sich immer neue Aufgaben zu suchen.
Die Tabletten versteckt er jetzt, weil die ihn so müde machen, dass er sich u.a. in die Hose macht.
Er versteht nicht, dass er sich nach den Tabletten hinlegen soll.

Mein Vater und mein Cousin wollen jetzt demnächst mit ihm wieder angeln gehen, wenn der Arzt es erlaubt (schwaches Herz).

Das, was uns am meisten beunruhigt, ist, dass seine „Psychosen“ immer brutaler werden.
Er sagt, er habe einer Krankenschwester seinen Krückstock „auf dem Schädel zerschlagen“. Der Stock ist kaputt, aber dem ganzen Personal geht es gut.

Dann droht er damit, demjenigen, der ihn in eine Anstalt bringen will, mit dem Tod. Danach will er sich dann selbst richten…

Man kann inzwischen gut erkennen, wann er in „die andere Welt“ wechselt, jedoch haben wir den Beweggrund noch nicht gefunden.

Ps. eine kleines Schnäpschen kann auch Wunder wirken zur Beruhigung.

Da mein Opa damals starker Trinker war, darf er nicht mehr. (Es ist so vieles, was er nicht mehr darf…)
Er möchte aber auch nichts mehr trinken. Radler ist das stärkste, was er trinkt. :wink:

Ich danke dir für deine Antwort!

LG, Bomba

Hi Bomba!

Das sehen wir auch so, aber er bekommt extra beruhigende
Tabletten, damit er eher runter kommt, als sich immer neue
Aufgaben zu suchen.
Die Tabletten versteckt er jetzt, weil die ihn so müde machen,
dass er sich u.a. in die Hose macht.

Stell dir vor, dein Arzt würde dir weil du deiner Familie unbequem geworden bist und sie es satt haben, sich mit dir herumzuärgern, irgendwelche Medikamente verschreiben, die dich ruhig stellen und wenn du sie nimmst, machst du dir vor lauter Schlaffheit in die Hose.

Also ich versteh deinen Opa gut, wenn er sie versteckt: Das ist doch kein Leben!

Kann man da die Dosis nicht langsamer hochschrauben, also erst ein wenig schwächer anfangen, dass die Wirkung nicht ganz so drastisch einsetzt und sein Leben nicht so extrem eingeschränkt wird?

Mein Vater und mein Cousin wollen jetzt demnächst mit ihm
wieder angeln gehen, wenn der Arzt es erlaubt (schwaches
Herz).

Mein Opa hatte Krebs, er leidet an den Nachwirkungen einer schweren Kriegsverletzung, hat einen künstlichen Darmausgang und wird halt generell alt -> kann nicht mehr alles machen, was er früher mal machen konnte. Sicher ist er mit deinem Opa nicht zu vergleichen - für seine 80 Jahre ist er quietschfidel - aber ich möchte dir seine Geschichte als Denkanstoß geben:

Vor ein paar Jahren ist meine Oma gestorben. Davor hat er sich rührend um sie gekümmert, aber plötzlich war er allein. Und weil er sich das sein ganzes Leben lang gewünscht hat, es aber wegen ihrer schweren Krankheit nicht möglich war, hat er beschlossen, allein mit dem Auto aufs Nordkapp zu fahren und unterwegs all die alten Kriegsschauplätze wieder zu besichtigen, wo er als Jugendlicher und Soldat war.

Die Ärzte haben es ihm verboten, seine Töchter wollten es ihm ausreden. Es wäre Müll, er würde sich damit selber umbringen, das Risiko wäre untragbar, etc.

Aber was bringt ein Leben, wenn man nicht mehr machen darf, was man machen will? Er hat sich durchgesetzt, gegen alle Widerstände, obwohl es so unvernünftig war, wie nur irgendwie möglich. Klar, da war immer das Risiko, dass er unterwegs zusammenbricht, keiner ihn findet und er bei der ganzen Sache draufgeht. Aber es ist nicht passiert und er hatte einen aufregenden Sommer, der sein Leben wieder schön gemacht hat.
Mittlerweile ist er nicht mehr auf eigene Faust unterwegs, sondern mit Pensionistengruppen. Es war ihm einfach zu langweilig ohne Ansprechpartner. Aber er hat sich für’s Leben entschieden, so lange es noch geht.
Er sagte mal „Lieber habe ich Spaß und genieße mein Leben, auch wenn es bedeutet, dass ich bald dabei drauf gehe. Aber was bringt mir ein langes Leben, wenn ich nur dahinvegetiere und keinen Spaß haben darf?“

Vielleicht solltet ihr eurem Opa auch mal gegen die Entscheidung des Arztes ein paar kleine Freuden im Leben lassen.
Vielleicht kann man auch mit dem Arzt darüber reden, wie man das Risiko bei einem Angelausflug so weit wie möglich reduzieren kann…

Was hat er denn sonst vom Leben, wenn er nur mehr auf Drogen ist und nichts mehr erleben darf?

LiGrü
igel