Juden hauptsächlich in Finanzen tätig?

Hallo,

wir beschäftigen uns in der Schule gerade mit einer judenfeindlichen Karikatur veröffentlicht im besetzten Frankreich im 2. Weltkrieg.

Ich Frage mich nun, warum die Juden meist ihren Lebensunterhalt durch Geldgeschäfte verdient haben, wodurch ja der Judenhass noch verstärkt wurde. Und überhaupt wie der Judenhass zustande kam.

Anderswo habe ich gelesen, dass es nur der Religion der Juden erlaubt war, mit Geld Geschäfte zu machen und Zinsen zu nehmen.

Im Buch „Schlaglichter der Deutschen Geschichte“ von Helmut M. Müller habe ich folgendes herausgefunden (stichwirtartig):

Hass auf die Juden bereits im Spätmittelalter (um 1500): Hier waren sie bereits von der Gesellschaft ausgeschlossen (Leben in Getthos, gekennzeichnete Kleidung, Christen&Juden durften nicht in Tischgemeinschaft leben); Juden waren auch im übrigen Berufsfeld des Handwerkers und Gewerbetreibenden ausgeschlossen → Juden waren darauf angewiesen, ihren Lebensunterhalt durch Geldgeschäfte, vor allem durch den Geldverleih gegen Faustpfänder und Zinsen, zu bestreiten → Verschuldung breiter Bevölkerungskriese → verschärte den bereits bestehenden Judenhass → Judenverfolgung

Leider finde ich dazu nicht mehr im Internet. Ich habe vielleicht die falschen Stichworte gesucht. Bei mir geht es hauptsächlich auch um die Judenverfolgung in Deutschland und im besetzten Frankreich.

Vielleicht könnt ihr mir ja helfen!

MfG, Minu

Hallo Minu,

Ich Frage mich nun, warum die Juden meist ihren
Lebensunterhalt durch Geldgeschäfte verdient haben, wodurch ja
der Judenhass noch verstärkt wurde.

So pauschal kann man das nicht sagen. Es war allerdings so, dass zu bestimmten Zeiten (Mittelalter) Juden kein Land besitzen durften. Eine Existenz als Bauer fiel also aus. Außerdem wurden sie nicht in die christlichen Zünfte aufgenommen. Also sah es auch als Handwerker schlecht aus. Oft blieb ihnen nichts anderes übrig, als die Tätigkeit als Geldverleiher.

Das heißt aber nicht, dass sie damit alle reich wurden, denn die Zahlungsmoral war schlecht. Meine Quellen nennen einen Zinssatz von etwa 5%, also nicht mehr als man heute auf ein Festgeldkonto bekommt. Allerings hatten die Herrscher alle paar Jahrzehnte so Anwandlungen, dass sie nun keine Juden mehr haben wollten -> die Juden wurden vertrieben, das Geld natürlich nicht zurückgezahlt.

Ergebnis: Einige Juden schafften es, sich eine Existenz aufzubauen, andere waren bettelarm. Sie zogen als „Betteljuden“ über das Land, wurden teilweise auch kriminell, um zu überleben.

Und überhaupt wie der
Judenhass zustande kam.

Ja, das wüsste ich auch gern! Meine Theorie ist, dass sich das Bild des Juden so sehr verselbständigt hat, dass es sich durch tatsächliche Erfahrungen mit real existierenden Juden nicht mehr verändern ließ. Es existierte sozusagen außerhalb der Realität.

Anderswo habe ich gelesen, dass es nur der Religion der Juden
erlaubt war, mit Geld Geschäfte zu machen und Zinsen zu
nehmen.

Eine Zeitlang war das so. Google-Futter: kanonisches Zinsverbot

Leider finde ich dazu nicht mehr im Internet. Ich habe
vielleicht die falschen Stichworte gesucht. Bei mir geht es
hauptsächlich auch um die Judenverfolgung in Deutschland und
im besetzten Frankreich.

Schreibst du darüber ein Referat? Dann gebe ich dir noch ein paar Suchwörter, ok? Vielleicht wird dann einiges klarer.

„Kammerknechtschaft der Juden“
„Judenregal“
„Ghetto“
„Ritualmord“
„kanonisches Zinsverbot“
„Kennzeichnungspflicht“
„Judenordnungen“
„Haskala“
„Vichy-Regierung“
„Rassentheorie“

Soweit ich mich erinnern kann, gibt es zu all diesen Themen Wiki-Artikel, und als ich sie gelesen habe, waren sie sehr gut. Lies dich mal ein, dann schwirrt dir wahrscheinlich der Kopf, aber so nach und nach formt sich ein Bild.

Ach ja, ich hab noch was für dich:
http://www.aish.com/seminars/whythejews/wtj01000.htm

Schöne Grüße

Petra

Hallo,

ohne genaue Quellen nennen zu können, folgende Dinge, die ich bei Stadtbesichtigungen, TV-Sendungen u.a. aufgeschnappt habe:

  • Johannes lässt Jesus sagen: „Euer Vater ist der Teufel.“ Vielleicht weiss jemand die genaue Stelle.
  • Judenhetze gibt es nicht erst seit 500 Jahren! Schon die christlichen Säulenheiligen wie z.B. der heilige Augustinus hatte in übelster Manier über die Juden geredet.
  • Dass die Juden von der Kirche fast bis heute als „Christus-Mörder“ angesehen werden, ist auch hinreichend bekannt.
  • Bis weit in die Neuzeit hinein war den Juden jedes „ehrbare Handwerk“ verboten.

Aus den drei erstgenannten Punkten resultiert wohl der allgemeine Judenhass, der dann ja im 20. Jhdt. seinen traurigen Gipfel hatte.

Gruss
Laika

Wie es zum Judenhass kam, ist hochkomplex. Begonnen hat das ganze bereits 70 n. Chr.
Hier muß man sehen, daß das Christentum zunächst eigentlich keine eigene Religion, sondern eine jüdische Sekte war, die Jesus als Messias akzeptierte, während die klassischen Juden das eben nicht taten, sondern bis heute auf den Messias warten. Nach der Vertreibung im Jahr 70 gab es viele neue jüdische Gemeinden -klassisch und christlich- hauptsächlich in der hellenistischen Welt. Dort konkurrierten beide um Anhänger, wobei es auch um viel Geld ging.
Dabei kristallisierte sich dann langsam das christliche Judentum als eigenständige Religion heraus, da man mit den klassischen konkurrierte, wie immer natürlich sicher auch recht unfreundlich. Und da man sich natürlich völlig uneins war über Jesu Bedeutung, baute sich eine immer größere Abneigung auf. Auch wurde nun den klassischen Juden die Kreuzigung Jesu angehängt. Ich sehe in dieser Konkurrenz den Beginn des Antisemitismus.

Der Grund, weshalb die christlichen Juden im Gegensatz zu den klassischen so erfolgreich waren, liegt darin begründet, daß die christlichen nicht sehr wählerisch waren. Ein Christ ist man ruckzuck, Jude zu werden dagegen ist nicht ohne.

Weiter ging es dann eben mit dieser jüdischen Eigenschaft, unter sich zu bleiben, autarke Gemeinden in der Fremde zu bilden, vor allem ohne sich politisch zu engagieren, ohne Machtpositionen anzustreben. Wenn die dann auch noch recht erfolgreich sind, dann muß da doch wohl irgendeine gemeine Heimlichkeit dahinterstecken.
Und da der Mensch regelrecht süchtig nach Vorurteilen ist und alles was fremd ist niedermacht, halt weil es fremd ist, und da fast in allen Ländern abgekapselte Gemeinden sind, die irgendwie zusammengehören, die nichts böses machen, aber dennoch gut leben, muß da irgendeine Teufelei dahinterstecken.
Also ist es ein leichtes, denen alles anzuhängen, was man so zum anhängen findet - bis heute!

Der Antisemitismus lauert auch hier in Deutschland nach wie vor überall.

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Hallo Mr. Spock,

Wie es zum Judenhass kam, ist hochkomplex. Begonnen hat das
ganze bereits 70 n. Chr. …

Danke für diese Erklärung.

Ein Christ ist
man ruckzuck, Jude zu werden dagegen ist nicht ohne.

*gg*

Eines verstehe ich aber nicht wirklich: Warum hat sich der Judenhass so lange erhalten? Feindschaften und Vorurteile gab es immer - aber die bleiben nicht hunderte von Jahren bestehen.

Oder heißt es z.B. in den USA heute noch immer: „Nur ein toter Indianer ist ein guter Indianer“? Soviel ich weiß nicht. Jetzt gibt es Winnetou und seine große Fangemeinde.

Dasselbe gilt für andere Vorurteile und Feindschaften. Nach einiger Zeit lösen sie sich auf. (Das tun sie doch - oder?) Nur der Judenhass ist da hartnäckig. Warum?

Der Antisemitismus lauert auch hier in Deutschland nach wie
vor überall.

Tja. Das mag sein. Was man dagegen tun könnte, weiß ich aber nicht. Gegen die Dummheit der Menschen ist, soviel ich weiß, leider noch kein Kraut gewachsen.

Schöne Grüße und live long and prosper

Petra

Oder heißt es z.B. in den USA heute noch immer: „Nur ein toter
Indianer ist ein guter Indianer“? Soviel ich weiß nicht. Jetzt
gibt es Winnetou und seine große Fangemeinde.

Hallo Petra,
die „Indianerfrage“ wurde doch geklärt. Standen die einer Landinbesitznahme noch entgegen? Unsere Auswanderer hatten kein Zyklon B. Die Büffelherden abzuschlachten, war aber auch effektiv. Viele denken, es war eine tolle Zeit. Es gibt ja schöne Western.
Grüße
Ulf

off topic: Winnetou
Hallo!

Oder heißt es z.B. in den USA heute noch immer: „Nur ein toter
Indianer ist ein guter Indianer“? Soviel ich weiß nicht. Jetzt
gibt es Winnetou und seine große Fangemeinde.

Winnetou ist die Romanfigur eines deutschen Schriftstellers, die ein französischer Schauspieler in zumeist in Jugoslawien gedrehten Filmen dargestellt hat. Ich glaube nicht, dass die USA mit dem viel am Hut haben.
Hier ein Infos über amerikanische Indianerpolitik:
http://www.asnai.de/themen/t_indpolitik.htm
Grüße, Peter

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Hallo.

Ich Frage mich nun, warum die Juden meist ihren
Lebensunterhalt durch Geldgeschäfte verdient haben, wodurch ja
der Judenhass noch verstärkt wurde.

Es ist schon erstaunlich, wie weit solche antisemitischen Klischees auch heute noch lebendig sind. So waren seit jeher nur einige wenige Juden in Geldwesen tätig, was historisch Gründe hatte.

Wenn wir die Zeit des 2. Weltkrieges waren Juden in allen Berufsfeldern tätig, worüber es doch auch genügend Statistiken gibt, als dass man heute noch diesen Unsinn verbreiten kann.

Aber selbst wenn alle Juden im Geldgewerbe tätig gewesen wären, ist mir nicht ganz klar, warum du denkst, dass dieses zu einem Judenhass berechtigt?

Und überhaupt wie der Judenhass zustande kam.

Das ist ein recht komplexes Thema, weil es nicht DEN Judenhass gibt, sondern Menschen aus recht unterschiedlichen Gründen Juden hassen. Mit dazu beitragen tun Vorurteile wie das obige.

Das sich der Judenhass in vielen Orten so ausbreiten und halten konnte, liegt mit daran, dass Juden dort nie integriert wurden und die gleichen Rechte wie die andere Bevölkerung bekam.

Anderswo habe ich gelesen, dass es nur der Religion der Juden
erlaubt war, mit Geld Geschäfte zu machen und Zinsen zu
nehmen.

Dieses hatte weniger etwas mit Religionen zu tun, als mit Machtstrukturen. So ist richtig, dass Christen es in manchen Zeiten von der Obrigkeit verboten wurde, Zinsen zu nehmen, Juden hier aber nicht unter dieses Verbot fiehlen.

Juden waren darauf angewiesen, ihren
Lebensunterhalt durch Geldgeschäfte, vor allem durch den
Geldverleih gegen Faustpfänder und Zinsen, zu bestreiten
→ Verschuldung breiter Bevölkerungskriese →
verschärte den bereits bestehenden Judenhass →
Judenverfolgung

Erstaunlich das sich dieser Unsinn anscheinend auch in Fachliteratur schon ausgebreitet hat. Zu der angesprochenen Zeit lebten die meisten Juden als Kleinhändler, Trödler und zogen so durch die Lande. Hinzu kommt noch manches Handwerk welches nicht in Zünften organisiert war. Nur einige wenige hatten ja auch überhaupt die Mittel hier als Geldverleiher aufzutreten.

Leider finde ich dazu nicht mehr im Internet. Ich habe
vielleicht die falschen Stichworte gesucht. Bei mir geht es
hauptsächlich auch um die Judenverfolgung in Deutschland und
im besetzten Frankreich.

Dieses hat wie gesagt NICHTS mehr mit den angebelichen Geldgeschäften der Juden zu tun, sondern mit den über jahrhunderten gewachsenen Vorurteilen diesbezüglich und vieler anderer Aspekte.

Gruss,
Eli

Hallo Petra.

Eines verstehe ich aber nicht wirklich: Warum hat sich der
Judenhass so lange erhalten? Feindschaften und Vorurteile gab
es immer - aber die bleiben nicht hunderte von Jahren
bestehen.

Das kommt darauf an, wie tief die Vorurteile in das soziale Leben eingebunden werden und vor allem, welche Gewalttaten aus diesen Voruteilen entstanden sind. Hier können Traumata entstehen, welche dann auch an die folgenden Generationen weitergereicht werden, welche dazu beitragen, dass die Vorurteile besetehen bleiben, alleine schon um von der eigenen Schuldigkeit abzulenken und diese zu rechtfertigen.

Dieses kannst du doch immer noch deutlich an dem deutschen (aber auch vieler anderer Länder) Umgang mit den Juden und Israel (als jüdischer Staat) sehen. Kaum ein politisches Thema wird in Deutschland so verkrampft angegangen und nirgends wo sonst, geht es so viele Diskussion darüber, ob man das überhaupt diskutieren darf. Diese Tabus werden aber nicht von aussen angetragen (wie oft behauptet), sondern kommen immer aus sich selber heraus.

Vielleicht kann ja jemand anders, hier auch mit Literatur zu dem Thema (Entstehung von Traumata und deren Anerziehung) aushelfen.

Gruss,
Eli

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Hallo,

Aber selbst wenn alle Juden im Geldgewerbe tätig gewesen
wären, ist mir nicht ganz klar, warum du denkst, dass dieses
zu einem Judenhass berechtigt?

Da muss ich mal verteidigen: hier hat niemand davon geschrieben, dass das zum Hass berechtigen würde, aber so wurde es oft erklärt (und natürlich ist ein bisschen Judenhass ganz praktisch, wenn ich dadurch meine Schulden nicht bezahlen muss).

Gruß
Elke

Hi Petra

Eines verstehe ich aber nicht wirklich: Warum hat sich der
Judenhass so lange erhalten? Feindschaften und Vorurteile gab
es immer - aber die bleiben nicht hunderte von Jahren
bestehen.

Richtig. Aber nur dann, wenn die Gründe für die Vorurteile verschwinden. Zum einen weil man die immer mehr vergisst, zum andern weil die vorurteilsertragenden Opfer normalerweise in der Gesellschaft aufgehen und so ihre fremdartige Natur verlieren.
Bei den Juden ist das aber nicht geschehen. Solange das Christentum existiert, werden sie die Jesusmörder bleiben, und aufgehen in der Allgemeinheit tun sie ja nicht, weil sie Ihre Identität als jüdisches Volk auch in der Fremde behalten wollen, was ja auch ihr gutes Recht ist.

Hallo,

Ich Frage mich nun, warum die Juden meist ihren
Lebensunterhalt durch Geldgeschäfte verdient haben,

wie schon angemerkt, ist das schlicht und einfach falsch. Richtig ist lediglich, dass es in der Finanzwirtschaft verhältnismäßig (auf ihren Bevölkerungsanteil bezogen) viele Juden gab, was historische Ursachen hat, die weit ins Mittelalter und die Spätantike zurückreichen. Zu denken ist hier vor allem an diverse Berufsverbote.

Eine Schlüsselrolle spielte dabei das IV. Laterankonzil von 1215, das Juden z.B. die Ausübung öffentlicher Ämter verbot (was schon Theodosius 438 und Justinian im 6. Jahrhundert getan hatten). Christen wurden hingegen durch dieses Konzil Darlehensgeschäfte untersagt, was Juden (und Heiden) praktisch ein Monopol beim Geldverleih gab. Zwar wurde dieses Monopol durch (vor allem italienische) Banken häufig unterlaufen; die befassten sich allerdings kaum mit Kleinkrediten, also dem ‚Alltagsgeschäft‘. Übrigens erklärte 1215 Papst Innozenz III. auch, Juden seien wegen des Mordes an Christus zur Sklaverei verdammt, was einen angenehmen Ausweg bei der Begleichung von Schulden nahelegte - einem Sklaven könnte man ja schließlich nicht wirklich etwas schuldig sein. Folgerichtig fand dann auch der große Theologe Thomas von Aquin heraus, dass das Eigentum der Juden eigentlich Eigentum der Kirche sei, da diese schließlich ihre Sklaven seien. Durch die Beschlüsse des IV. Lateranums wurden Nichtchristen (was faktisch in erster Linie Juden betraf) außerdem gezwungen, sich durch Kleidung (Judenhut, Judenfleck) als ‚Ungläubige‘ kenntlich zu machen.

Diese Diskriminierungsmaßnahmen waren Hauptauslöser für viele lokale Berufsverbote; sie verschärften deutlich den traditionellen christlichen Antijudaismus. Juden durften fast überall außerhalb ihrer Ghettos keinen Grund und Boden besitzen (was sie z.B. von der Landwirtschaft ausschloss). Zugang zu Handwerkerzünften hatten Juden fast nirgendwo, wodurch Juden außer Geldverleih und Handel eigentlich nur das ‚Pfuschen‘ blieb - also Handwerk (häufig als Schneider oder Schuhmacher) außerhalb der Zünfte und der von ihnen gesetzten Ausbildungs- und Preisordnungen - mit einer weitgehend auf die eigene Glaubensgemeinschaft beschränkten Kundschaft, um Konflikte mit den Zünften zu vermeiden. Kreditgewerbe und Handel bedeutete in der Masse(!) vor allem Geschäft mit Kleinkrediten und Hausierertum bzw. Trödelhandel. Auf dem Land kam in der Neuzeit dann noch als wichtige Sparte der Viehhandel hinzu.

Um als Beispiel die Stadt Zürich um das Jahr 1300 zu nehmen: die einzigen erlaubten Einnahmequellen für Juden waren der Altkleiderhandel und die Vergabe von Darlehen. Der Zinssatz für die Darlehen wurde vom Rat festgesetzt, die Vergabe von Darlehen (an ‚faule Kunden‘) durfte bei Strafe nicht verweigert werden. Dabei wurden die Juden (nicht nur in Zürich) kräftig geschröpft - Schutzbriefe, Niederlassungsrecht, Kaufs- und Verkaufsrechte, das Recht eine Synagoge zu bauen und dort zu beten, das Recht, sich auf einem jüdischen Freidhof bestatten zu lassen usw. usf. - das alles ließ man sich von christlicher Seite gut bezahlen und das Geld dafür musste erst einmal erwirtschaftet werden.

Im 20. Jahrhundert war das Bild vom ‚Finanzjuden‘ jedoch endgültig nicht mehr als ein antisemitisches Klischee und ich finde es erschreckend, dass das immer noch in den Köpfen herumspukt. In der Finanzwirtschaft waren Juden nicht mehr ‚überrepräsentiert‘ als bei Naturwissenschaftlern, Ärzten (übrigens auch schon im Mittelalter ‚klassischer‘ jüdischer Beruf), Journalisten und Künstlern. Und selbstverständlich gab es zur Zeit des Holocaust auch ganz ‚normale‘ jüdische Arbeiter und Angestellte - sicher mehr als jüdische Banker.

Freundliche Grüße,
Ralf

Vom Vorurteil zur Gewalt
Moin,

Und überhaupt wie der
Judenhass zustande kam.

Es reicht völlig aus, dass das Objekt des Hasses unterscheidbar „anders“ ist, sei es durch seine Religion, sein Aussehen, seinen Wohnort, seine politische Überzeugung, sein Geschlecht, seine Kleidung oder was auch immer. Somit kann grundsätzlich jeder zum Hassobjekt werden, weil jeder irgend welche Merkmale hat, die ihn von einer anderen Gruppe unterscheidet. Die Ursache des Hasses im Objekt selbst zu suchen, führt also zu nichts.

Die Ursachen des Hasses liegen somit in demjenigen, der hasst begründet, sowie in den Umständen.

Jemand der hasst ist bereit, einen anderen Menschen lediglich aufgrund eines wahrgenommenen Unterschieds wie die oben erwähnten negativ zu beurteilen. Wenn du mal in dich hinein horchst, dann wirst du feststellen, dass du (wie wohl fast jeder andere) voll von Vorurteilen bestimmten Gruppen gegenüber steckt. Bei Jugendlichen reicht da z.B. schon bestimmte Kleidung, und andere sind überzeugt, dieser muss ja völlig „doof“ sein. Vielleicht forscht du auch mal nach, woher diese Vorurteile kommen? Aus den Medien (alle jugendlichen sind gewalttätig), aus dem Elternhaus (mit den Kindern aus der Siedlung drüben spielt man nicht), aus Einzelerfahrung (diese Frau hat mir übel mitgespielt, also sind alle Frauen irgendwie mies) uswusw.

Für das Verhärten von Vorurteilen sind also neben der Bereitschaft des einzelnen, Vorurteile zu verinnerlichen, auch Faktoren der Umgebung (Familie, Medien etc.) verantwortlich.

Aber (zum Glück) wird nicht aus jedem Vorurteil auch Hass, der dann womöglich noch in Gewalttätigkeit und Verfolgung umschlägt. Jemand der mit sich und der Welt zufrieden und halbwegs glücklich ist, wird wenig Neigung verspüren, irgend jemanden zu hassen. Bei Menschen, die starke emotionale und psychische Defizite haben, sieht das anders aus. Hass ist ein sehr „mächtiges“ Gefühl, dass in gewisser Weise auch „stark“ macht, also dazu führen kann, dass ein z.B. eher unsicherer, mit Minderwertigkeitsgefühlen behafteter Mensch „über sich hinaus“ wachsen kann. Ein Objekt des Hasses ist immer schnell gefunden (siehe oben).

Normalerweise wird es aber auch bei dermaßen gestörten Persönlichkeiten dabei bleiben, dass sie zwar ihrem Hass frönen, dies aber auf einem Niveau, das noch nicht „gemeingefährlich“ ist, dass das Ausleben des Hasses gerichtlich geahntet wird, sprich: derjenige würde sich straffällig machen und hält sich z.B. aus diesem Grund zurück.

Wenn nun aber die Umgebung, also zum Beispiel die Gerichtsbarkeit eines Staates oder fehlende Gerichtsbarkeit dafür sorgt, dass diese Schranke fällt (z.B. in dem zum Krieg geblasen wird oder eine bestimmte Bevölkerungsgruppe wie Juden, Homosexuelle, ethnische Minderheiten etc.) oder gar nicht erst vorhanden ist, dann dürfte sich dieser Hass ungebremst entladen, da die „persönliche“ Sicherung (es ist nicht in Ordnung, jemandem Schlechtes anzutun) bereits vorher mit der Entwicklung der eigenen Hassgefühle gefallen ist und jetzt auch keine staatlichen/gesetzlichen Strafen mehr zu erwarten sind.

Besonders gut kann man diese Mechanismen beobachten, wenn eine Regierung einen Krieg oder eine Vertreibungskampagne gegen eine bestimmte Bevölkrung(sgruppe) plant. Zunächst werden durch die Medien, die Schulen etc. Vorurteile verstärkt, neue gestreut und verhärtet. Dann sorgt man für die emotionale Komponente (z.B. indem man Einzelfälle aufbauscht oder konzipiert, von denen man weiß, dass diese starke Emotionen hervorrufen (Beispiel: grüne Marsmännchen missbrauchen deutsches Sozialsystem, grüner Marsmann überfällt 14-Jährige, grüner Marsmann plante Terroranschlag auf Kindergarten etc.), und wenn dann schließlich zur Hatz oder zum Krieg geblasen wird, dann finden sich genug „Überzeugungstäter“ in vorderster Reihe und noch mehr, die aus reinem Spaß an der Gewalt mitmachen.

Wie du siehst, hat das alles mit der Frage, welchen Beruf nun Juden ausüben oder nicht, nicht das Geringste zutun.

Gruß
Marion

Moin,

Das kommt darauf an, wie tief die Vorurteile in das soziale
Leben eingebunden werden und vor allem, welche Gewalttaten aus
diesen Voruteilen entstanden sind. Hier können Traumata
entstehen, welche dann auch an die folgenden Generationen
weitergereicht werden,

Wobei ich ergänzen möchte, dass diese Traumata auch auf der anderen Seite entstehen können, indem z.B. Vorurteile auf relativ „normalem“ Niveau, unter denen auch viele andere Bevölkerungsgruppen zu leiden haben, überbewertet werden.

Gruß
Marion

Hallo,

wir beschäftigen uns in der Schule gerade mit einer
judenfeindlichen Karikatur veröffentlicht im besetzten
Frankreich im 2. Weltkrieg.

Ich Frage mich nun, warum die Juden meist ihren
Lebensunterhalt durch Geldgeschäfte verdient haben, wodurch ja
der Judenhass noch verstärkt wurde. Und überhaupt wie der
Judenhass zustande kam.

  1. Die allermeisten Juden verdienten ihr Geld eben nicht durch Geldgeschäfte. tatsächlich waren die meisten Juden schlichte Angestellte, Dienstboten, kleine Händler/Hausierer, und wo es erlaubt war, auch Handwerker. Die Mär vom „Finanzjudentum“ scheint wirklich sehr sehr tief verankert zu sein.

  2. Grund für den Judenhass:
    Sie sind ANDERS! Sie tragen etwas eigene kleidung, haben eigene Essensvorschriften, gehen nicht in die Kirche, sondern in die Synagoge, wo ein Ritus gepflegt wird, den die Mehrheit nicht versteht/verstehen kann/verstehen will.
    Der ideale „Feind“ also, dem man alles mögliche in die Schuhe schieben kann.

Antisemitismus gab es übrigens bereits in der Vorchristlichen Zeit…

  • der Christliche Antisemitismus unterscheidet sich in einigen Punkten fundamental vom Rassistischen Antisemitismus. Der Christliche A. zielte darauf ab, das Judentum durch Assimilation und Bekehrung in das Christentum spurlos aufzusaugen. bei den großen Pogromen des Mittelalters (Kreuzzüge/Pestjahre) konnten Juden vielerorts dem Tiod entgehen, wenn sie sich taufen liesen… dass die meisten das verweigerten, steht auf einem anderen Blatt.

  • der rassische Antisemitismus betrachtet Judentum aber als biologisch übetragbares Merkmal und schreibt diesem bestimmte negative Eigenschaften zu. Aufgekommen ist es zum ersten Mal in Spanien, um gegen die Conversos vorgehen zu können.
    Wilhelm Marr baute dann aus NICHTCHRISTLICHEN Wurzeln den rassischen Antisemitismus endgültig auf. Der Jude sei ein „parasit“, der das Germanenthum zersetze. Das die gesamte Aussage völliger Schwachsinn ist, sollte jedem mit 3 funktionierenden Gehirnzellen klar sein. Insbesondere weil es dank diverser Völkerwanderungen das Germanenthum gar nicht mehr geben kann. „Der Teutsche“ ist ja eine guter Mix aus Germanen Kelten Slawen, ein Schuss Mediterannes und von hinterm Ural noch dazu…

Anderswo habe ich gelesen, dass es nur der Religion der Juden
erlaubt war, mit Geld Geschäfte zu machen und Zinsen zu
nehmen.

Unfug! Das wurde zwar häufig so interpretiert im Christentum, aber offenbar geht es im Original nicht um das Zinsnehmen, wie wir es heute kennen, sondern um Zinswucher!

natürlich verschärfte die Wirtschaftskrise des ausgehenden Mittelalters/der Frühneuzeit den Judenhass. Es war ja der Feind, auf den mal den hass so wunderbar Reflektieren konnte. Und dabei auch noch ein gutes werk tat, man rächte ja Jesus… irgendwie haben die alle die Bibel nicht richtig gelesen.
Aber diese Wirtschaftskrise war NICHT auf das „Jüdische Finanzwesen“ zurückzuführen, sondern unter anderem auf die ungehemmte Einfuhr von Münzmetallen aus Amerika via Spanien, was eine massive Inflation auslöste.

Ein weiterer Grund, warum „Das Judentum“ so verhasst war, lag darin, dass Hofjuden teilweise in höchste Ämter aufstiegen. das lag daran, dass die jüdische Kultur bildungsfreundlich war (und ist) man kann allerdings real betrachtet den Juden kaum einen vorwurf daraus machen, dass die Christen eher Bildungsfern waren (bauern bekamen damals keine Schulbidung, das Städtische Proletariat auch nicht). Und wenn „Der Jud“ in der Landesverwaltung eine hohe Stellung einnahm, dann wurde der ganze Mist, der gemacht wurde, nicht auf den (eigentlich verantwortlichen) landesherrn gelenkt, sondern auf „Den hofjuden“ Ein instruktives Stück ist hier die Geschichte von dem offenen Justizmord am „Jud Süss“ Joseph_Süß_Oppenheimer.

Leider finde ich dazu nicht mehr im Internet. Ich habe
vielleicht die falschen Stichworte gesucht. Bei mir geht es
hauptsächlich auch um die Judenverfolgung in Deutschland und
im besetzten Frankreich.

Die Grundlegende Arbeit zum Holocaust ist wohl

Raul Hilberg: Die Vernichtung der europäischen Juden.
Wobei er eher den strukturalistischen Ansatz verfolgt.

Interessant daneben ist auch noch
Browning: Judenmord. NS-Politik, Zwangsarbeit und das Verhalten der Täter

und vieles mehr.
Ich persönlich finde die Aufbereitung des Holocaust im Internet mehr als unbefriedigend.

LG
Mike

P.S. Für richtige Alpträume zum Thema empfehle ich
Sereny: Into That Darkness (deutsch: Am Abgrund)

Hallo,

Ich Frage mich nun, warum die Juden meist ihren
Lebensunterhalt durch Geldgeschäfte verdient haben,

Sie hatten es teilweise verboten, mit anderen Gegenständen zu handeln.

Und überhaupt wie der Judenhass zustande kam.

Sie würden jahrhundertelang dafür beschuldigt, Jesus gekreuzigt zu haben. So nahm die Geschichte ihen Lauf.

Anderswo habe ich gelesen, dass es nur der Religion der Juden
erlaubt war, mit Geld Geschäfte zu machen und Zinsen zu
nehmen.

Ich verstehe nicht ganz was du hier meinst.
Viele Geschäften waren nur Nicht-Juden erlaubt.

Hass auf die Juden bereits im Spätmittelalter (um 1500):

Ich glaube das began schon viel früher.

Leider finde ich dazu nicht mehr im Internet. Ich habe
vielleicht die falschen Stichworte gesucht. Bei mir geht es
hauptsächlich auch um die Judenverfolgung in Deutschland und
im besetzten Frankreich.

Ich lese gerade ein Buch (bin fast am Ende), das einen Bestseller würde und in vielen Sprachen (auch Deutsch) übersetzt würde. Es geht um ein Mann in Barcelona, aber man bekommt ein sehr gutes Bild, wie damals das Leben war, auch wie man mit Juden umgegangen wird. Und da es mehrmals im Buch Juden zu Wort kommen, finde ich, daß es für dich interessant sein könnte. Das Buch ist wirklich spannend (würde sonst einen Bestseller?) und obwohl es im Buch weder in Deutschland (damals gab es ja keinen „Deutschland“ in unserem heutigen Sinne), noch in Frankreich spielt, finde ich daß alles sich woanders hätte spielen können. Das Buch heisst „La catedral del mar“ und ich glaube auf Deutsch würde übersetzt als „Die Kirche des Meeres“. Es bezieht sich auf eine Kirche in Barcelona, die tatsächlich (noch heute) gibt. Das Buch gibt es in jeder guten Buchhandlung (habe ich hier mehrmals gesehen).

Vielleicht könnt ihr mir ja helfen!

Ich hoffe das war eine Hilfe.

Schöne Grüße,
Helena

Der Christliche A. zielte darauf ab, das Judentum durch Assimilation
und Bekehrung in das Christentum spurlos aufzusaugen.
bei den großen Pogromen des Mittelalters (Kreuzzüge/Pestjahre)
konnten Juden vielerorts dem Tiod entgehen, wenn sie sich taufen
liesen… dass die meisten das verweigerten, steht auf einem anderen
Blatt.

Da muss man nur Luthers Streitschrift „Wider die Juden“ lesen. Angeblich hatte er ursprünglich nichts gegen Juden. Als diese dann aber Jesus nicht als Erlöser ansehen wollten, ist er „wild“ geworden.
Meine Meinung: Was immer an rassischen und sonstigen Begründungen da war und folgte, was mit den Juden in Europa geschah, hat die christliche Kirche zu verantworten.
Von den letzten ca. 100 Jahren abgesehen haben die Juden in islamischen und anderen Ländern weitgehend problemlos gelebt.

Der Jude sei ein „parasit“, der das Germanenthum zersetze. Das die
gesamte Aussage völliger Schwachsinn ist, sollte jedem mit 3
funktionierenden Gehirnzellen klar sein. Insbesondere weil es dank diverser Völkerwanderungen das Germanenthum gar nicht mehr geben
kann. „Der Teutsche“ ist ja eine guter Mix aus Germanen Kelten
Slawen, ein Schuss Mediterannes und von hinterm Ural noch dazu…

Siehe dazu „Carl Zuckmayer, Des Teufels General“, zitiert von mir weiter unten unter „Re^3: Teilung des Frankenreiches“.

Gruss
Laika

Nur einige wenige

hatten ja auch überhaupt die Mittel hier als Geldverleiher
aufzutreten.

Die kleinen Geldverleiher waren vielfach selbständige Außendienstmitarbeiter reicher Juden. Sie liehen sich das Geld zum Weiterverleihen.

LG

Gitta

Hallo MrSpock,

Richtig. Aber nur dann, wenn die Gründe für die Vorurteile
verschwinden. Zum einen weil man die immer mehr vergisst, zum
andern weil die vorurteilsertragenden Opfer normalerweise in
der Gesellschaft aufgehen und so ihre fremdartige Natur
verlieren.

Na gut, mein Beispiel mit Winnetou war nicht das Beste, vor allem, weil er ja wirklich nicht in Amiland erfunden worden ist, sondern nur „dort gelebt“ hat.

Aber es bleibt doch eine Tatsache, dass sich Vorurteile verändern und teilweise ganz wegfallen.

Hier ist ein Beispiel für ein Vorurteil, das sich zumindest verändert hat.

Mitte des 19. Jahrhunderts:
http://wigwags.files.wordpress.com/2007/12/55-prime-…

Mitte des 20. Jahrhunderts:
http://www.literacyrules.com/Black%20History/We_Won%…

Anfang des 21. Jahrhunderts:
http://image.guim.co.uk/Guardian/world/gallery/2008/…

Es wäre nun natürlich naiv zu glauben, es gäbe in den USA keine Vorurteile mehr. Aber das sich da etwas verändert hat, kann wohl niemand leugnen. Und ich persönlich glaube ja nicht, dass man noch in 2000 Jahren von der „Rassenfrage“ sprechen wird. (Oder bin ich da zu optimistisch?)

Bei den Juden ist das aber nicht geschehen. Solange das
Christentum existiert, werden sie die Jesusmörder bleiben …

Das habe ich noch nie verstanden. Wenn hier jemand „Jesusmörder“ ist, dann doch wohl die Römer. Ich meine, egal, was da eine wildgewordene Menge schreit - wenn man einfach irgendjemanden hinrichtet, dann trägt man schon die Verantwortung dafür und kann nicht einfach seine Hände in Unschuld waschen.

Ganz abgesehen davon hat Jesus ja, wenn man der Bibel hier Glauben schenken kann, offenbar genau gewusst, was da auf ihn zukommt. Da er weder an eine Flucht gedacht hat, noch sich irgendwie verteidigt hat, sei es nun mit Waffengewalt oder mit Worten, muss man wohl davon ausgehen, dass er diesen Ausgang der Geschichte zumindest billigend in Kauf genommen hat. Das mag einem gefallen oder nicht - aber man kann nicht einfach allen Juden jetzt dafür die Schuld geben.

Ich meine, ich glaube zwar an Wiedergeburt, und es kann schon sein, dass heute noch jemand rumläuft, der damals direkt bei der Kreuzigungsszene anwesend war. Der Punkt ist aber: Es standen bestimmt keine 6 Millionen Menschen dort unter dem Kreuz. Soviele gab’s damals wahrscheinlich im ganzen Mittelmeerraum nicht.

… und aufgehen in der Allgemeinheit tun sie ja nicht, weil sie Ihre
Identität als jüdisches Volk auch in der Fremde behalten
wollen …

Ja zum Glück! Das wäre doch langweilig, wenn alle Menschen genau gleich wären.

Schöne Grüße

Petra

Hallo Eli,

Das kommt darauf an, wie tief die Vorurteile in das soziale
Leben eingebunden werden und vor allem, welche Gewalttaten aus
diesen Voruteilen entstanden sind. Hier können Traumata
entstehen, welche dann auch an die folgenden Generationen
weitergereicht werden, welche dazu beitragen, dass die
Vorurteile besetehen bleiben, alleine schon um von der eigenen
Schuldigkeit abzulenken und diese zu rechtfertigen.

Hmm … geht das also in den Neonazis in einem anderen Forum vor, die den Holocaust offenbar für die beste Geschäftsidee aller Zeiten halten?

Dieses kannst du doch immer noch deutlich an dem deutschen
(aber auch vieler anderer Länder) Umgang mit den Juden und
Israel (als jüdischer Staat) sehen.

Ja, kein Wunder. Da hat man in der Schule und im Fernsehen schon hundert Mal was über das 3. Reich gehört, und dann trifft man plötzlich einen echten Juden. Unverkrampfter Umgang garantiert :wink:

Weißt du, ich bin echt froh, dass ich diesen Hebräischkurs belegt habe. Zwar befürchte ich, dass mir diese Sprache immer fremd bleiben wird, aber ein bisschen was bleibt dann doch hängen, und vor allem lässt einem der Kampf mit den Buchstaben keinen Platz für irgendwelche verknoteten Gedanken über Lehrer oder Mitschüler. Und bevor man sich versieht, ist es ganz normal geworden, dass jemand jüdisch ist.

Kaum ein politisches Thema
wird in Deutschland so verkrampft angegangen und nirgends wo
sonst, geht es so viele Diskussion darüber, ob man das
überhaupt diskutieren darf.

*gg* Ich hab da was für dich:
http://www.wdr.de/tv/hartaberfair/sendungen/alle.php…
Zwar kann ich niemandem empfehlen, die ganze Sendung anzusehen. Zu viel Streit und zu wenig konstruktive Vorschläge. Es ist allerdings äußerst interessant, wie die anderen Gäste da mit Herrn Friedmann umgehen. Faszinierend.

Vielleicht kann ja jemand anders, hier auch mit Literatur zu
dem Thema (Entstehung von Traumata und deren Anerziehung)
aushelfen.

Darunter kann ich mir jetzt zwar nicht so viel vorstellen (klingt trocken), aber vielleicht kennt ja tatsächlich jemand einen guten Buchtipp.

Schöne Grüße

Petra