Vom Vorurteil zur Gewalt
Moin,
Und überhaupt wie der
Judenhass zustande kam.
Es reicht völlig aus, dass das Objekt des Hasses unterscheidbar „anders“ ist, sei es durch seine Religion, sein Aussehen, seinen Wohnort, seine politische Überzeugung, sein Geschlecht, seine Kleidung oder was auch immer. Somit kann grundsätzlich jeder zum Hassobjekt werden, weil jeder irgend welche Merkmale hat, die ihn von einer anderen Gruppe unterscheidet. Die Ursache des Hasses im Objekt selbst zu suchen, führt also zu nichts.
Die Ursachen des Hasses liegen somit in demjenigen, der hasst begründet, sowie in den Umständen.
Jemand der hasst ist bereit, einen anderen Menschen lediglich aufgrund eines wahrgenommenen Unterschieds wie die oben erwähnten negativ zu beurteilen. Wenn du mal in dich hinein horchst, dann wirst du feststellen, dass du (wie wohl fast jeder andere) voll von Vorurteilen bestimmten Gruppen gegenüber steckt. Bei Jugendlichen reicht da z.B. schon bestimmte Kleidung, und andere sind überzeugt, dieser muss ja völlig „doof“ sein. Vielleicht forscht du auch mal nach, woher diese Vorurteile kommen? Aus den Medien (alle jugendlichen sind gewalttätig), aus dem Elternhaus (mit den Kindern aus der Siedlung drüben spielt man nicht), aus Einzelerfahrung (diese Frau hat mir übel mitgespielt, also sind alle Frauen irgendwie mies) uswusw.
Für das Verhärten von Vorurteilen sind also neben der Bereitschaft des einzelnen, Vorurteile zu verinnerlichen, auch Faktoren der Umgebung (Familie, Medien etc.) verantwortlich.
Aber (zum Glück) wird nicht aus jedem Vorurteil auch Hass, der dann womöglich noch in Gewalttätigkeit und Verfolgung umschlägt. Jemand der mit sich und der Welt zufrieden und halbwegs glücklich ist, wird wenig Neigung verspüren, irgend jemanden zu hassen. Bei Menschen, die starke emotionale und psychische Defizite haben, sieht das anders aus. Hass ist ein sehr „mächtiges“ Gefühl, dass in gewisser Weise auch „stark“ macht, also dazu führen kann, dass ein z.B. eher unsicherer, mit Minderwertigkeitsgefühlen behafteter Mensch „über sich hinaus“ wachsen kann. Ein Objekt des Hasses ist immer schnell gefunden (siehe oben).
Normalerweise wird es aber auch bei dermaßen gestörten Persönlichkeiten dabei bleiben, dass sie zwar ihrem Hass frönen, dies aber auf einem Niveau, das noch nicht „gemeingefährlich“ ist, dass das Ausleben des Hasses gerichtlich geahntet wird, sprich: derjenige würde sich straffällig machen und hält sich z.B. aus diesem Grund zurück.
Wenn nun aber die Umgebung, also zum Beispiel die Gerichtsbarkeit eines Staates oder fehlende Gerichtsbarkeit dafür sorgt, dass diese Schranke fällt (z.B. in dem zum Krieg geblasen wird oder eine bestimmte Bevölkerungsgruppe wie Juden, Homosexuelle, ethnische Minderheiten etc.) oder gar nicht erst vorhanden ist, dann dürfte sich dieser Hass ungebremst entladen, da die „persönliche“ Sicherung (es ist nicht in Ordnung, jemandem Schlechtes anzutun) bereits vorher mit der Entwicklung der eigenen Hassgefühle gefallen ist und jetzt auch keine staatlichen/gesetzlichen Strafen mehr zu erwarten sind.
Besonders gut kann man diese Mechanismen beobachten, wenn eine Regierung einen Krieg oder eine Vertreibungskampagne gegen eine bestimmte Bevölkrung(sgruppe) plant. Zunächst werden durch die Medien, die Schulen etc. Vorurteile verstärkt, neue gestreut und verhärtet. Dann sorgt man für die emotionale Komponente (z.B. indem man Einzelfälle aufbauscht oder konzipiert, von denen man weiß, dass diese starke Emotionen hervorrufen (Beispiel: grüne Marsmännchen missbrauchen deutsches Sozialsystem, grüner Marsmann überfällt 14-Jährige, grüner Marsmann plante Terroranschlag auf Kindergarten etc.), und wenn dann schließlich zur Hatz oder zum Krieg geblasen wird, dann finden sich genug „Überzeugungstäter“ in vorderster Reihe und noch mehr, die aus reinem Spaß an der Gewalt mitmachen.
Wie du siehst, hat das alles mit der Frage, welchen Beruf nun Juden ausüben oder nicht, nicht das Geringste zutun.
Gruß
Marion