Hi
Will sagen: Wir emfpinden heute ja us-amerikanische
BHegründungen der Todesstrafe als Rachsüchtig, diese werden
nun wiederum mit „Auge um Auge“ begründet.
Wer pro Todesstrafe ist und diese religiös begründet, bezieht sich damit nicht auf das Auge, sondern auf den Satz „Wer eines Menschen Bluß vergießt, dessen Blut soll vergossen werden“.
Das ist ja die Frage, die mich beschätftigt, wer hat da was wo
hineingelesen. Zumindest christl. Befürworter der Todesstrafe
werden vielleicht einen Rachegedanken haben, den aber positiv
rezipieren.
Das Christentum begründet sich doch gerade auf der Ablehnung einer (imaginierten) jüdischen Rachsüchtigkeit. Warum sollte ein Christ so argumentieren? Eventuell liegt es daran, daß die meisten sich jenseits von Rachsüchtigkeit nichts vorstellen können, das man allgemein Sühne, Entschädigung oder veraltet „Vergeltung“ (von GELD) nennt. Vergeltung bedeutet nicht Rache sondern Wiederherstellung von Gerechtigkeit.
Exodus 21:12: Wer einen Menschen schlägt, daß er stirbt, der
soll des Todes sterben.
Ein Europäer empfindet dies nun schon als „Rache“,
Damals war Blutrache die Norm, d.h. wenn einer einen anderen umbringt, werden dafür 10 seiner Verwandten von den Verwandten des Opfers umgebracht. Es geht dabei auch nicht um persönliche Rache sondern um Wiederherstellung der Sippenehre. (In vielen Gegenden ist das auch heute noch so.) Die Forderung nach einer gesetzlich verankerten Strafe, die unabhängig von Sippen für jeden gleichermaßen galt, schuf dem Abhilfe. Natürlich stand auf Kapitalverbrechen der Tod, denn Mord kann nicht gesühnt werden.
Wer die biblische Todesstrafe als primitiv und antiquiert moniert, ist einfach in seiner eigenen Ideologie zu sehr verhaftet, um die damalige gesellschaftliche Tragweite dieser Gesetze zu verstehen.
Ein Amerikaner (man verzeihe mir die Vereinfachungen) sieht
das als gerecht an, und kann dann auf
Was hast du nur dauernd mit den Amerikanern? Hehe
Exodus 21:13 Hat er ihm aber nicht nachgestellt, sondern hat
Gott es seiner Hand widerfahren lassen, so will ich dir einen
Ort bestimmen, wohin er fliehen kann.
Das war doch der Ort, an dem ein Verbrecher sich vor Blutrache flüchten konnte. Oder liege ich da falsch.
Und der Aspekt der Genugtuung ist in Ex 21 doch recht
eindeutig enthalten:
Exodus 21:28-29 28 Wenn ein Rind einen Mann oder eine Frau
stößt, daß sie sterben…
Genugtuung siehst du hier? Ich sehe hier einfach die Auflistung eines Paragrafen in einem antiken Strafgesetzbuch, welches mit Verlaub natürlich reichlich seltsame Vorschriften hat. (Wenn wir aber mit unserem Leben von Rindern abhängig wären, wer weiß, welche Gesetze wir für das Töten selbiger hätten.)
Eine Projektion antijüdischer Vorurteile kann ich hier nicht
entdecken.
„Genugtuung“ ist so eine. Ist es denn Genugtuung, wenn ein Falschparker 50 Euro zahlt? Ich denke nicht. Es ist die konsequente Strafe als Folge einer Gesetzesübertretung.
Andererseits: Der KOntext von unserem „Auge um Auge“
beinhaltet ja nun durchaus nicht das, was wir heute als
„gerecht“ verstehen würden. Weder ist heute eine Frau noch ein
Sklave weniger wert als jemand anderes.
Einen tausendejahre alten Text darf man nicht so lesen, als ob er gestern geschrieben wurde. Natürlich kommt dann nur Blödsinn heraus.
Das hat hier datafox schon behauptet und ehrlich gesagt, auch
das ist stereotyp. Ich gehe jedenfalls davon aus, dass
grundsätzlich jede Religion / jedes Volk / jede wie auch immer
definierte Gruppe eben nicht als ein Brei anzusehen ist.
Mit einem jüdischen Denkhintergrund liest man die Texte der Bibel eben anders als mit einem christlichen.
Die Argumentation: Der Jude versteht den Text entweder so
(gerchter, friedlicher Ausgleich), wenn er ihn aber anders
versteht, ist er kein echter Jude oder aber es liegt an den
Christen, ist ziemlich schwach und unglaubwürdig.
Ein echter Jude? Hmm. Die jüdische Religion besteht aus mehr als nur diesen Texten. Da ist ein ganzer Rattenschwanz an Kommentaren und Weiterfühurngen enthalten, und die groben Inhalte dessen weiß jeder Jude, auch wenn er nicht religiös lebt oder so erzogen wurde. Das ist in der Kultur so drin wie jeder in einem christlichen Land weiß, wer der ungläubige Thomas war (das war eine Millionenfrage bei WerWirdMillionär in Israel!)
So bin ich zwar auch der Überzeugung, dass man zum heutigen
europäischen Christentum auch die klare Ablehnung der
Todesstrage gehört
Das hat mit Christentum überhaupt nichts zu tun sondern mit einer Abgrenzung von den USA. Christlich kann man die Todesstrafe eher begründen als ablehnen, siehe oben.
Ich
will es nicht ausschließen, aber zumindest ist dieses
Vorurteil kein traditionell christliches.
Doch, es ist geradezu klassisch. Gefolgt von den „Pharisäern“ und dem Geldwechsel im Tempel 
- Auge/Zahn als Beleg für das genannte Vorurteil ist
besonders häufig in Friedensgruppen zu finden - hier wird es
eingesetzt, um Isreal oder die USA zu kritisieren und ihnen
hier ein archaisches, sprich überholtes REchtsverständnis und
Menschenbild zu unterstellen.
Das ist moderner Antisemitismus, und dort - wo sonst - blüht das Vorurteil rund um den Spruch mit dem Auge und dem Zahn, um die Rachsüchtigkeit als jüdische Eigenschaft etc. pp.
Der Kontext hier ist auch und oft christlich, es ist jedoch
nicht an den christlichen Kontext gebunden.
Das braucht es nicht. In einem christlichen Land versteht eben jeder sofort, was mit „alttestemantarischer Rache“ und „Auge und Auge“ gemeint ist, wenn es in der Nahost-Seitenkolumne einer beliebigen politischen Tageszeitung steht. So funktioniert Antisemitismus. Er ist kaum hörbarer Orgelpunkt, und alle nicken mit dem Kopf. besonders jene, die ihre Meinung als richtig empfinden…
Ich schweife ab, du weißt was ich meine.
Gruß
d.