Judentum: Unrein durch fehlendes Körperteil?

Hallo,

ich habe mal gehört, dass man im Judentum als unrein gilt (oder es zumindest irgendwie negativ bewertet wird), wenn ein Körperteil fehlt (z. B. durch Amputation).

Frage: Stimmt das oder ist das nur ein Gerücht? Wenn es stimmt, gründet sich diese Vorstellung auf eine Aussage aus dem Alten Testament? Und was ist mit Menschen, die z. B. im Krieg umkommen und dabei ein Körperteil verlieren - dürfen sie dann auf einem normalen Friedhof (also in geweihter Erde) bestattet werden?

Danke schonmal für eure Antworten. :smile:

Grüße,
Mr 14 Prozent

Hallo,

ich habe mal gehört, dass man im Judentum als unrein gilt
(oder es zumindest irgendwie negativ bewertet wird), wenn ein
Körperteil fehlt (z. B. durch Amputation).

zumindest durfte eine solche Person kein Tempelpriester werden, weil sie (physisch) unvolkommen war.

Frage: Stimmt das oder ist das nur ein Gerücht?

Heutzutage sieht man das sicher anders. Die Sadduzäer gibts ja nicht mehr.

Gruß
T.

Hallo,

ich habe mal gehört,

von wem? in welchem Kontext? mit welcher Kompetenz?
Über Jüdisches wird soviel spekuliert und phantasiert
und sind soviele Stereotypen und Halbwissen im Umlauf,
daß ich auf habe mal irgendwie irgendwo von irgendwm
gehört
nichts geben würde.

dass man im Judentum als unrein gilt
(oder es zumindest irgendwie negativ bewertet wird), wenn ein
Körperteil fehlt (z. B. durch Amputation).

Was zeigt, daß diese Person zumindest das Konzept von ritueller
Reinheit bzw. ritueller Unreinheit
nicht verstanden haben kann.

Frage: Stimmt das oder ist das nur ein Gerücht?

ein Vorurteil, ein Gerücht, eine Vermutung - wie immer Du es nennen willst.

Wenn es
stimmt, gründet sich diese Vorstellung auf eine Aussage aus
dem Alten Testament?

Und was ist mit Menschen, die z. B. im
Krieg umkommen und dabei ein Körperteil verlieren - dürfen sie
dann auf einem normalen Friedhof (also in geweihter Erde)
bestattet werden?

Viel naheliegender in Israel: Was passiert nach Selbstmordanschlägen, wenn Körper zerfetzt worden sind?

Eine Organisation namens „Zaka“ versucht, die Toten möglichst vollständig zu bestatten, was nichts mit ritueller Reinheit oder Unreinheit zu tun hat, sondern mit den Ansichten des orthodoxen Judentums zum Thema Auferstehung.

Ja, Menschen mit körperlichen Gebrechen - egal ob amputiertes Bein oder was auch immer werden auf einem jüdischen Friedhof bestattet, wenn sie Juden sind.

Schwierig werden könnte es bei einer Tätowierung, weil dies als bewußt herbeigeführte Verstümmelung des eigenen Körpers nicht erlaubt ist.

Ja, die Menschen, die im KZ eine Tätowierung auf den Arm bekommen haben, wurden und werden auch auf jüdischen Friedhöfen begraben.

Viele Grüße

Iris

off topic
Hallo,

von wem? in welchem Kontext? mit welcher Kompetenz?
Über Jüdisches wird soviel spekuliert und phantasiert
und sind soviele Stereotypen und Halbwissen im Umlauf,
daß ich auf habe mal irgendwie irgendwo von irgendwm
gehört
nichts geben würde.

Was aber soll man tun, wenn man eine Behauptung gehört hat (vielleicht gar nicht mal mehr weiß, wo und von wem) und es einen beschäftigt, außer zu fragen, um richtige Auskünfte zu erhalten?

Gruß
Elke

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Hallo Elke,

Was aber soll man tun, wenn man eine Behauptung gehört hat
(vielleicht gar nicht mal mehr weiß, wo und von wem) und es
einen beschäftigt, außer zu fragen, um richtige Auskünfte zu
erhalten?

Gute Frage, denn dass die Verhältnisse im Hinblick auf Jüdisches so sind wie sie sind, hat ja maßgeblich auch mit der Geschichte zu tun.

Und so eine kritische Grundhaltung, wie sie aus dem Ursprungsposting hervorgeht, finde ich erst einmal positiv.

Meine Reaktion war sicherlich auch etwas von Fassungslosigkeit geprägt, wie ein solches Vorurteil - für das der UP nichts kann - in Umlauf kommen kann. Grundsätzlich würde ich empfehlen, bei Gerüchten über Jüdisches ein höheres Maß an Kritik und Hinterfragen walten zu lassen als in anderen Zusammenhängen.

In alten Zeiten - als es in anderen Kulturen durchaus gängig war, daß Kinder irgendwelchen Götzen geopfert wurden - war dies schon den Hebräern verboten. Die Geschichte von der Bindung Isaaks (im Christentum wird irreführend von der „Opferung“ Isaaks gesprochen) zeigt dies schon.

Auch Behinderte wurden nicht ausgesetzt - wie das in anderen Umweltkulturen durchaus gängiger Standard war. Gerade die Regel
„Auge für Auge, Zahn für Zahn“ war ein Schutz für diejenigen und deren Überleben, denen eine Körperschädigung zugefügt worden war.
Der Schädiger mußte nämlich materiellen Ersatz leisten für das, was durch die Schädigung an einem Glied an „Ausfall“ entstanden war.

Gruss

Iris

Hallo.

ich habe mal gehört, dass man im Judentum als unrein gilt
(oder es zumindest irgendwie negativ bewertet wird), wenn ein
Körperteil fehlt (z. B. durch Amputation).

Heutzutage sind alle Juden unrein => untauglich im Sinne des Tempeldienstes. Zu Zeiten eines Tempels durfen Prietser mit körperlichen Gebrechen und auch bei fehlenden Gliedmassen keinen Tempeldienst mehr ausführen. Bei allen anderen Handlungen spielt dieses aber keine Rolle und somit heutzutage auch nicht mehr, da kein Tempel vorhanden ist.

Frage: Stimmt das oder ist das nur ein Gerücht? Wenn es
stimmt, gründet sich diese Vorstellung auf eine Aussage aus
dem Alten Testament?

Ja, genau Stellen müsste ich aber raussuchen.

Und was ist mit Menschen, die z. B. im
Krieg umkommen und dabei ein Körperteil verlieren - dürfen sie
dann auf einem normalen Friedhof (also in geweihter Erde)
bestattet werden?

Ja, sicher. Sogar Gliedmassen welche bspw. bei einem Unfall abgetrennt werden, werden sofort beerdigt.

Gruss,
Eli

Hallo.

Auch Behinderte wurden nicht ausgesetzt - wie das in anderen
Umweltkulturen durchaus gängiger Standard war.

Ging es bei dem Hintergrund darum? Dann kann ich anmerken, dass es richtig ist, dass bei manchen Gruppen innerhalb des orthodoxen Judendums Behinderungen bei der Geburt nicht positiv bewertet werden (für die Eltern), aber es ist genaus falsch hieraus oder manchem Gericht zu schliessen, dass Behinderte diskreminiert oder schlecht behandelt werden. Das Gegenteil ist der Fall.

Gruss,
Eli

Amputation und Auferstehung
Wenn ich mich richtig erinnere*, dann geht der jüdische Glaube davon aus, daß die Toten (einfach gesagt) so auferstehen, wie sie beerdigt wurden, weshalb es auch wichtig ist, daß z.B. nach einem Unfall der Leichnam möglichst vollständig beerdigt werden kann.

Würde man im Fall einer früheren Amputation später dann den Leichnam beim Amputat beerdigen, oder hat soetwas keine Konsequenzen hinsichtlich der Auferstehung?

Für Aufklärung dankt Martinus…

*Um Nachfragen vorzubeugen: Es war eine Vorlesung „Altes Testament“ an einer theologischen Fakultät - mehr weiß ich nicht mehr; auch nicht, ob das so erklärt worden ist, oder ob ich es mir einfach nur so gemerkt habe.

Die Beschneidung ist auch eine Verstümmelung. Darum sind wirklich alle unrein, da ein Körperteil fehlt.

Hallo.

Wenn ich mich richtig erinnere*, dann geht der jüdische Glaube
davon aus, daß die Toten (einfach gesagt) so auferstehen, wie
sie beerdigt wurden, weshalb es auch wichtig ist, daß z.B.
nach einem Unfall der Leichnam möglichst vollständig beerdigt
werden kann.

Das hört man oft, ich auch, ist aber dennoch nicht richtig. So weiss man auch hier, dass Körper verroten und es irgendwann keine so grosse Rolle mehr spielt. Auf der anderen Seite wird bei der Auferstehung der ganze Körper wieder herstellt.

Das Problem liegt zum einen im Problem, dass Kohanim und Leviten keine Toten berühen dürfen und auch hier nicht direkt über eine Leiche sich bewegen dürfen. Darum muss hier alles „ordentlich“ beerdigt werden. So werden bspw. Gliedmassen welche früher beerdigt werden, auch nicht mehr mit dem Verstorbenen Körper zusammen geführt.

Hinzu kommt noch eine Stelle bei den Propheten, welche darauf verweist, hier alles zusammen in einem Grab zu beerdigen.

Würde man im Fall einer früheren Amputation später dann den
Leichnam beim Amputat beerdigen, oder hat soetwas keine
Konsequenzen hinsichtlich der Auferstehung?

Es gibt hierfür spezielle Grabstellen auf dem Friedhof und es findet später keine Zusammenführtung statt und dieses nach der jüdische Lehre keine Auswirkungen auf die Auferstehung. Hier ist es eher ein Problem in der Diaspora beerdigt zu werden, weil die Toten in Israel auferstehen werden (aus der Erde).

*Um Nachfragen vorzubeugen: Es war eine Vorlesung „Altes
Testament“ an einer theologischen Fakultät - mehr weiß ich
nicht mehr; auch nicht, ob das so erklärt worden ist, oder ob
ich es mir einfach nur so gemerkt habe.

Da ich auch schon viel Unsinn von christlich theologischer Seite gehört und gelesen habe, ist hier leider alles denkbar.

Gruss,
Eli

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Die Beschneidung ist auch eine Verstümmelung. Darum sind
wirklich alle unrein, da ein Körperteil fehlt.

Man manchen Beiträgen, wie auch deinem, weiss ich nie wie ich antworten soll. So hat der Beitrag, auf welchen du nun antwortest, doch schon enthalten, dass der Schluss im Allgemeinen falsch ist. Er wird nun nich dadurch richtig, dass du ihn auf etwas Besonderes anwendest.

Gruss,
Eli

Auferstehung hier?
Erstmal Danke.

weil die Toten in Israel auferstehen werden (aus der Erde).

Gab es nicht vor einigen Jahren eine große Diskussion, nachdem eine jüdische Gemeinde ein Grundstück mit einem alten Friedhof verkauft hatte, weil man auf diese Grundstück ein Kaufhaus bauen wollte? Da hieß es, daß das mit der jüdischen Auferstehungsvorstellung kollidiere, weil die Toten aus ihren Gräbern auferstünden - nicht in Israel, sondern da, wo sie beerdigt wurden. Ich dachte auch, daß das der Grund dafür wäre, daß man auf jüdischen Friedhöfen keine Gräber auflösen oder verändern dürfte. Oder war das auch wieder eins der vielen Mißverständnisse?

Gruß, Martinus…

Die Beschneidung ist auch eine Verstümmelung.

Nicht aus traditionell jüdischer Sicht.

Darum sind
wirklich alle unrein, da ein Körperteil fehlt.

Wenn die Grundanname falsch ist, dann ist die Schlußfolgerung deswegen noch lange nicht richtig.

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Oder war das auch wieder eins der
vielen Mißverständnisse?

Es sieht so aus.

Gab es nicht vor einigen Jahren eine große Diskussion, nachdem
eine jüdische Gemeinde ein Grundstück mit einem alten Friedhof
verkauft hatte, weil man auf diese Grundstück ein Kaufhaus
bauen wollte?

Das gibt es des öfteren, aber bezogen auf Deutschland kenne ich nur diesen Fall: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13687449.html

Da hieß es, daß das mit der jüdischen
Auferstehungsvorstellung kollidiere, weil die Toten aus ihren
Gräbern auferstünden - nicht in Israel, sondern da, wo sie
beerdigt wurden.

Das Problem hierbei ist, dass auch viele Juden gerade in Deutschland und in öffentlichen Ämtern sich bei solchen Fragen genausowenig auskennen. Somit kann es gut sein, dass auch von dieser Seite obiges vertreten wurden.

Ich dachte auch, daß das der Grund dafür
wäre, daß man auf jüdischen Friedhöfen keine Gräber auflösen
oder verändern dürfte.

Das Hauptproblem ist hier die „Totenruhe“ und das die Gräber auf ewig den Toten gehören und darum auch eigentlich nie verkauft werden können. Es geht hierbei um den Resepkt und Pflichten gegenüber den Toten, welche im Judentum ein hohen Stellenwert haben.

Gruss,
Eli

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Jepp, das war der Fall, den ich im Gedächtnis hatte. Die Totenruhe ist nachvollziehbar, dann war das andere schlicht Unfug. Danke für die Infos.

Gruß, Martinus…

Hi

Heutzutage sind alle Juden unrein => untauglich im Sinne des
Tempeldienstes.

Warum sind die heutigen Juden unrein, daß sie keinen Tempeldienst mehr leisten könnten, soferne es noch einen Tempel gäbe?

Gruß
Edith

Hallo Edith.

Heutzutage sind alle Juden unrein => untauglich im Sinne des
Tempeldienstes.

Warum sind die heutigen Juden unrein, daß sie keinen
Tempeldienst mehr leisten könnten, soferne es noch einen
Tempel gäbe?

Weil sie, um rein zu werden, dafür einen Tempeldienst bräuchten :wink:

Gruss,
Eli

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das hat was mit der Zeremonie der roten Kuh zu tun:

In Num 19,2-10 steht, wie man durch die rote kuh „rein“ wird:
Rede zu den Kindern Israel, daß sie dir eine rote junge Kuh bringen, ohne Fehl, an der kein Gebrechen, auf welche kein Joch gekommen ist; und ihr sollt sie Eleasar, dem Priester, geben, und er soll sie vor das Lager hinausführen, und man soll sie vor ihm schlachten. Und Eleaser, der Priester, nehme von ihrem Blute mit seinem Finger und sprenge von ihrem Blute siebenmal gegen die Vorderseite des Zeltes der Zusammenkunft hin. Und man soll die junge Kuh vor seinen Augen verbrennen. Und der Priester soll Zedernholz und Ysop und Karmesin nehmen und es mitten in den Brand der jungen Kuh werfen. Und der Priester soll seine Kleider waschen und sein Fleisch im Wasser baden, und danach soll er in das Lager gehen; und der Priester wird unrein sein bis an den Abend.Und der sie verbrennt, soll seine Kleider mit Wasser waschen und sein Fleisch im Wasser baden, und er wird unrein sein bis an den Abend. Und ein reiner Mann soll die Asche der jungen Kuh sammeln und sie außerhalb des Lagers an einen reinen Ort schütten, und sie soll für die Gemeinde der Kinder Israel aufbewahrt werden, zum Wasser der Reinigung; es ist eine Entsündigung.Derjenige, der die Asche der Kuh gesammelt hat, wäscht dann seine Kleider, bleibt aber bis zum Abend unrein.

Aber man braucht eben hohepriester, den tempel und eine rote Kuh für diese zermonie. an allem mangelt es zur zeit :wink:

Aber man braucht eben hohepriester, den tempel und eine rote
Kuh für diese zermonie. an allem mangelt es zur zeit :wink:

Naja, wenigstens die rote Kuh sollte doch zu beschaffen sein…
http://de.wikipedia.org/wiki/Rotes_D%C3%A4nisches_Mi…

Gruß
Hardey

naja - die ist ja eher braun :wink:
die diskussion geht darüber, WIE genau eine rote kuh aussieht (darf sie kein andersfarbiges haar haben? was ist mit den klauen, den hörnern, der schnautze?), wie alt darf/muss sie sein…
es wird schon versucht eine solche kuh durch gentechnik zu „basteln“ damit man eine hat, wenn der tempel wieder aufgebaut wird… naja :wink: