Judith und Holofernes

Liebe Liste,

weiß jemand, warum das „Judith enthauptet den Feldherrn Holofernes“ - Thema gerade in der jungen evangelischen Kunst des 16. Jahrhunderts beliebt war? Was sollte damit ausgedrückt werden?

Stefan

Hallo,

dazu habe ich folgendes gefunden:

„Seit Beginn der Renaissance mit ihrer mehr oder weniger latenten Kritik an tradierten Selbstverständlichkeiten christlichen Glaubenslebens fesselt u. a das Judith-Thema immer wieder ein gebildetes Publikum, und zwar wegen seiner wiedersprüchlichen, einem eindeutigen christlichen Konfessionsgebot entgegenstehenden Deutungs- un damit auch Diskussionsmöglichkeiten; hier: Bewunderung für die Glaubensstärke und Sittenreinheit einer legendären, fiktiven Heldin des jüdisch-makkabäischen Kampfes um die Bewahrung der gottgewollten Tradition und Sendung des jüdischen Volkes gegen die heidnische Seleukidenherrschaft, dort: Abscheu vor dem religiös-politischen Fanatismus einer Frau, die die auch im Krieg geltenden Anstandsgebote eines letztlich rücksichtsvollen Umgangs der Geschlechter miteinander außer acht läßt und damit im Grunde die Menschlichkeit verletzt. Lukas Cranach d. Ä. (1472 - 1553) bringt diesen Widerspruch in anschaulichster Weise zum bildlichen Ausdruck.“

Noch ein Link:

http://www.portalkunstgeschichte.de/buch_medien/buch…

Gruß,

Myriam

weiß jemand, warum das „Judith enthauptet den Feldherrn
Holofernes“ - Thema gerade in der jungen evangelischen Kunst
des 16. Jahrhunderts beliebt war? Was sollte damit ausgedrückt
werden?

Hallo Stefan,
die ‚Judith‘ als speziell evangelisches Sujet - das kann ich nicht so recht nachvollziehen. Außer Cranach d.Ä. fallen mir da zunächst Botticelli, Giorgione, Tintoretto und Caravaggio ein - und natürlich auch Donatellos Bronzefigur. Mit etwas recherchieren lassen sich da bestimmt noch mehr (weniger prominente) Beispiele finden.

Ein Grund für die Popularität dieses Sujets im 16. und 17. Jahrhundert könnte allerdings zumindest im deutschsprachigen Raum u.a. auch darin liegen, dass die sich entwickelnde dramatische Dichtung (das biblische Drama) die ‚Judith‘ als Stoff entdeckt hatte - schon lange vor Opitz und Hebbel. So etwa Sixt Birck 1532, Jörg Graff 1536 und Hans Sachs 1551. Auf die Eignung des Buches ‚Judith‘ als dramatischer Stoff hatte schon Martin Luther hingewiesen.

Freundliche Grüße,
Ralf

da zunächst Botticelli, Giorgione, Tintoretto und Caravaggio
ein - und natürlich auch Donatellos Bronzefigur. Mit etwas

Da hatte ich doch glatt Michelangelos Darstellung in der Sixtina vergessen …