in einer Notiz über Trotzki lese ich: „Als Sohn eines jüdischen Landwirts und Analphabeten in der Ukraine geboren, …“. Nanu? Nach meinem bisherigen Wissen müssen jüdische Kinder zu Bar Mizwa aus der Thora vorlesen. Juden konnten also schon zu einer Zeit lesen (und deshalb vermutlich auch schreiben), als das in christlichen und anderen Kulturen noch lange nicht der Fall war. Was wiederum einer der Gründe dafür ist, dass Juden früher in unverhältnismäßig hohem Anteil in Intelligenzberufen tätig waren.
in einer Notiz über Trotzki lese ich: „Als Sohn eines
jüdischen Landwirts und Analphabeten in der Ukraine geboren,
…“. Nanu? Nach meinem bisherigen Wissen müssen jüdische
Kinder zu Bar Mizwa aus der Thora vorlesen.
Lesen oder auswendig herleiern???
Juden konnten also
schon zu einer Zeit lesen (und deshalb vermutlich auch
schreiben), als das in christlichen und anderen Kulturen noch
lange nicht der Fall war. Was wiederum einer der Gründe dafür
ist, dass Juden früher in unverhältnismäßig hohem Anteil in
Intelligenzberufen tätig waren.
Die Gründe waren Berufsverbot und deshalb Beschäftigung mit Handel, Geldverleih usw. Was zwangsläufig Schreiben und Rechnen erfordert.
Sie wurden aus den meisten Handwerksgruppen ausgeschlossen.
mfgConrad
in einer Notiz über Trotzki lese ich: „Als Sohn eines
jüdischen Landwirts und Analphabeten in der Ukraine geboren,
…“. Nanu?
Zum einen war die Bildung gerade im ländlichen Raum damals auch unter Juden nicht mit heutigen Verhältnissen zu vergleichen. So besuchten damals nur wenige einen Cheder und eine grosse Vorbereitung auf die BarMizwa gab es auch nicht.
Zum anderen muss man sehen, dass Analphabetismus oft an die Landessprache(n) gebunden war/ist. Somit kann man hierzu gezählt werden, obwohl man vielleicht hebräisch oder aramäisch Lesen und Schreiben kann. Ausserdem muss man zum Rezitieren eines hebräischen Textes nicht Schreiben können.
Was wiederum einer der Gründe dafür
ist, dass Juden früher in unverhältnismäßig hohem Anteil in
Intelligenzberufen tätig waren.
Die Gründe waren Berufsverbot und deshalb Beschäftigung mit
Handel, Geldverleih usw. Was zwangsläufig Schreiben und
Rechnen erfordert.
Sie wurden aus den meisten Handwerksgruppen ausgeschlossen.
Die Gründe sind auch mir bekannt, deshalb hatte ich geschrieben „… einer der Gründe …“.
natürlich gab es da auch Analphabeten, aber wohl eben nicht so viele wie in anderen Bevölkerungsgruppen, denn die Beschäftigung mit der „Schrift“ färbt doch sicher auch auf andere Lebensbereiche ab.
An diesen Aspekt hatte ich bisher noch nicht gedacht, wenn ich mich gefragt habe, warum unter Wissenschaftlern, Kulturschaffenden, Finanziers überproportional viele Juden sind. Alleine mit der Tatsache, dass sie viele Berufe nicht ausüben durften, ist das ja wohl nicht zu begründen!? Andererseits waren zumindest in den letzten 100, 200 Jahren wohl viele Juden Mitteleuropas so säkular, dass sie kaum ein ausführliches Thora-Studium genossen hatten - oder? Vielleicht auch mit dem Talmud? Mir sagte das jemand, der sich damit vor Kurzem beschäftigt hatte. Aber das weisst du sicher besser.
Nein, da ich mich damit auch noch nie gross auseinander gesetzt habe. Allerdings vermute ich, dass dieses wohl mit zwei Aspekte zu tun hat:
So lebten die meisten Juden in Städten, vor allem dort, wo sie eben überproportional in manchen Berufen auftraten/auftreten und dieses sind ja eben auch genau die Bereiche, welche hauptsächlich in den Städten angesiedelt sind.
Hinzu kommt wohl die Lebensweise, Philosophie und Lernweisen aus dem religiösen Bereich, welche im Laufe der Sekularisierung nicht verloren gingen, sondern nur neue Wege suchte. In diesem Sinne würde ich auch das Lernen des Talmuds als Ursache ansehen. So kamen viele bedeutende Wissenschaftler, Künstler sehr wohl aus religiösen Elternhäusen und nahmen hier diese skeptische, alles hinterfragende Lernweise auf.
Aber das sind wie gesagt, nur meine Vermutungen zu dem Thema.