Hallo,
ging es wieder mal um eine Frage und die erzählten dann was
von der jüdischen Seefahrt. Ich gehe mal davon aus, dass das
ein Witz sein sollte.
Bloß wo ist da der Witz ?
Es war eben kein Witz, sondern total ernst gemeint. Schon in den unterschiedlichen religiösen Schriften ist Schiffahrt erwähnt (Torah, Talmud etc.). Es gibt viele Stellen, die sich auf Schiffahrt / Navigation beziehen.
Der Bau des ersten Tempels ist überhaupt nicht denkbar ohne den Transport der Baumaterialien per Schiff.
Besonders die Stämme Zebulon und Dan waren für Schiffahrt bekannt.
Haben die Juden die Meere befahren ?? Als großes Seefahrervolk
sind sie mir nicht bekannt.
Kein Wunder, der hiesige Geschichtsunterricht ist und war ziemlich euro-zentristisch. Der Wissenschaftler Rafael Patai hat sein ganzes Wissenschaftler-Leben der Erforschung dieser Thematik gewidmet und darüber ein 200seitiges Buch bei Princeton University Press veröffentlicht:
The Children of Noah:
Jewish Seafaring in Ancient Times
http://www.pupress.princeton.edu/TOCs/c6277.html
Wenn ich richtig informiert bin,
waren die Juden oder sind doch überall auf der Erde verteilt.
Gerade deswegen sind doch die Handelsverbindungen so wichtig. Wie hätten Juden sich denn im Handel in dem Mass etablieren können, wie sie das taten, wenn sie die Wasserwege außen vor gelassen hätten?
Übrigens gibt es auch eine Theorie, dass Christoph Columbus Jude gewesen ist. Eindeutige Beweise fehlen, aber viele derer, die auf dem Schiff waren, mit dem Columbus Amerika entdeckte, waren Juden. Der Tag, an dem Columbus auslief, war der letzte, der den spanischen Juden blieb um das Land zu verlassen, denn die Inquisition stellte sie vor die Alternative Tod oder Taufe.
Während der byzantinischen Ära war Südfrankreich und speziell Marseille dafür bekannt, dass es dort sehr viele jüdische Schiffseigner gab.
Bis ins späte Mittelalter waren Aragon, Barcelona, Portugal und die Balearen wichtige Stützpunkte jüdischer Reeder.
Zu dieser Zeit waren auch Erfindungen im nautischen Bereich eine jüdische Domäne und Juden waren wichtige Kartografen (z.B. viele der von Kolumbus benutzten Seekarten).
Nachdem Juden wegen der Inquisition aus Spanien und Portugal fliehen mußten, ließen sich viele Händler und Schiffseigner in Antwerpen, Amsterdam bis nach Hamburg und Kopenhagen rauf nieder. Um ihre in Spanien / Portugal zurückgebliebenen Verwandten nicht zu gefährden, die ihre jüdische Identität verbargen („Maranen“), änderten sie ihre Namen. Aus Hernandez wurde dann eben in Hamburg „Hentrich“ etc.
Vom 16. bis 18. Jahrhundert waren Juden außerdem in Konstantinopel und Saloniki in der Schifffahrt aktiv - dort meist auf Schiffen von nicht-jüdischen Besitzern.
In den britischen und niederländischen Kolonien in Nordamerika waren auch Juden im Seehandel aktiv.
In Südafrika waren im 19. Jahrhundert für lange Zeit die Gebrüder De Pass die wichtigsten Schiffseigner.
Jakob Ballin gründete die Hamburg-Amerika Linie und war damit der Erfinder dessen, was wir heute „moderne Passagierschifffahrt“ und „Kreuzfahrt“ nennen.
Jakob Hecht gründete 1909 die „Rhenania Rheinschiffahrt“ (damals noch mit 2 eff 
1870 gründete W. Kuntsman in Stettin die größte Schiffahrtsgesellschaft dieser Region.
Die „Navigazione Generale Italiana“ sowie der österreichische Lloyd wurden von Triester Juden gegründet.
In Russland hatten Juden wesentlichen Anteil bei der Entwicklung von Schifffahrtstechnik für die Beschiffung des Dnjepr.
1880 ließ Polyak eine Schiffsflotte zur Beförderung von Petroleum bauen, die im Kaspischen Meer und auf der Wolga unterwegs war.
Viele Grüsse
Iris