jüdische Seefahrt

Hallo,

ich habe gerade beim zappen Genial Daneben gefunden und da ging es wieder mal um eine Frage und die erzählten dann was von der jüdischen Seefahrt. Ich gehe mal davon aus, dass das ein Witz sein sollte.
Bloß wo ist da der Witz ?
Haben die Juden die Meere befahren ?? Als großes Seefahrervolk sind sie mir nicht bekannt. Wenn ich richtig informiert bin, waren die Juden oder sind doch überall auf der Erde verteilt. Ihr Staat Israel liegt doch am Meer ? Wäre nett, wenn ihr mir da was erzählen könntet.

Es grüßt

dummerchen

Hallo !

Von der Levanteküste gab es schon 3000 bis 1000 vor Chr. Handelswege über See von Tyros nach Griechenland und in die Adria und Sizilien. Weiter nach Rom und Massilia. Ägypten.
An dieser Levanteküste lebten die Phönizier, Die Seeleute des Altertums.

Unter ihnen die zukünftigen Juden.
Die Juden, die dann in Judaea (südl. Teil der Levanteküste) lebten, sind ganz sicher auch zur See gefahren.

mfgConrad

Hallo, Dummerchen,
da stellen wir uns ganz dumm und schlagen mal die Bibel auf. Und da steht:

Aber Jona machte sich auf und wollte vor dem HERRN nach Tarsis fliehen und kam hinab nach Jafo. Und als er ein Schiff fand, das nach Tarsis fahren wollte, gab er Fährgeld und trat hinein, um mit ihnen nach Tarsis zu fahren und dem HERRN aus den Augen zu kommen.

Die Hafenstadt Jafo, die da erwähnt wird ist der Hafen Jaffa, und der liegt ganz in der Nähe von Tel Aviv. Und wenn von dort Schiffe abfuhren, darf man füglich annehmen, dass es dort auch jüdische Seeleute gab.

Ich denke, Seefahrt war für die Juden so selbstverständlich und alltäglich, dass man gar nicht weiter darüber berichtete.

Heute gibt es in Israel den großen Handelshafen Haifa und entlang der Küste noch einige weitere kleinere Häfen. Der Hafen Jaffa ist allerdings nur noch als Fischereihafen von Bedeutung. Am Roten Meer ist noch der Hafen- und Touristenort Eilat wichtig.

Gruß
Eckard

Hallo,

danke für eure Antworten, aber wo lag dann der Witz ?
Dann ging es noch weiter das sie imit dem CLubschiff nach Miami Beach fahren, was früher Maimi Beachus hieß. Wenn das der Witz sein soll, hmm naja.

Aber trotzdem danke für eure Antworten.

Mfg

dummerchen

???

Hallo,

ging es wieder mal um eine Frage und die erzählten dann was
von der jüdischen Seefahrt. Ich gehe mal davon aus, dass das
ein Witz sein sollte.
Bloß wo ist da der Witz ?

Es war eben kein Witz, sondern total ernst gemeint. Schon in den unterschiedlichen religiösen Schriften ist Schiffahrt erwähnt (Torah, Talmud etc.). Es gibt viele Stellen, die sich auf Schiffahrt / Navigation beziehen.

Der Bau des ersten Tempels ist überhaupt nicht denkbar ohne den Transport der Baumaterialien per Schiff.

Besonders die Stämme Zebulon und Dan waren für Schiffahrt bekannt.

Haben die Juden die Meere befahren ?? Als großes Seefahrervolk
sind sie mir nicht bekannt.

Kein Wunder, der hiesige Geschichtsunterricht ist und war ziemlich euro-zentristisch. Der Wissenschaftler Rafael Patai hat sein ganzes Wissenschaftler-Leben der Erforschung dieser Thematik gewidmet und darüber ein 200seitiges Buch bei Princeton University Press veröffentlicht:
The Children of Noah:
Jewish Seafaring in Ancient Times
http://www.pupress.princeton.edu/TOCs/c6277.html

Wenn ich richtig informiert bin,
waren die Juden oder sind doch überall auf der Erde verteilt.

Gerade deswegen sind doch die Handelsverbindungen so wichtig. Wie hätten Juden sich denn im Handel in dem Mass etablieren können, wie sie das taten, wenn sie die Wasserwege außen vor gelassen hätten?

Übrigens gibt es auch eine Theorie, dass Christoph Columbus Jude gewesen ist. Eindeutige Beweise fehlen, aber viele derer, die auf dem Schiff waren, mit dem Columbus Amerika entdeckte, waren Juden. Der Tag, an dem Columbus auslief, war der letzte, der den spanischen Juden blieb um das Land zu verlassen, denn die Inquisition stellte sie vor die Alternative Tod oder Taufe.

Während der byzantinischen Ära war Südfrankreich und speziell Marseille dafür bekannt, dass es dort sehr viele jüdische Schiffseigner gab.

Bis ins späte Mittelalter waren Aragon, Barcelona, Portugal und die Balearen wichtige Stützpunkte jüdischer Reeder.

Zu dieser Zeit waren auch Erfindungen im nautischen Bereich eine jüdische Domäne und Juden waren wichtige Kartografen (z.B. viele der von Kolumbus benutzten Seekarten).

Nachdem Juden wegen der Inquisition aus Spanien und Portugal fliehen mußten, ließen sich viele Händler und Schiffseigner in Antwerpen, Amsterdam bis nach Hamburg und Kopenhagen rauf nieder. Um ihre in Spanien / Portugal zurückgebliebenen Verwandten nicht zu gefährden, die ihre jüdische Identität verbargen („Maranen“), änderten sie ihre Namen. Aus Hernandez wurde dann eben in Hamburg „Hentrich“ etc.

Vom 16. bis 18. Jahrhundert waren Juden außerdem in Konstantinopel und Saloniki in der Schifffahrt aktiv - dort meist auf Schiffen von nicht-jüdischen Besitzern.

In den britischen und niederländischen Kolonien in Nordamerika waren auch Juden im Seehandel aktiv.

In Südafrika waren im 19. Jahrhundert für lange Zeit die Gebrüder De Pass die wichtigsten Schiffseigner.

Jakob Ballin gründete die Hamburg-Amerika Linie und war damit der Erfinder dessen, was wir heute „moderne Passagierschifffahrt“ und „Kreuzfahrt“ nennen.

Jakob Hecht gründete 1909 die „Rhenania Rheinschiffahrt“ (damals noch mit 2 eff :wink:

1870 gründete W. Kuntsman in Stettin die größte Schiffahrtsgesellschaft dieser Region.

Die „Navigazione Generale Italiana“ sowie der österreichische Lloyd wurden von Triester Juden gegründet.

In Russland hatten Juden wesentlichen Anteil bei der Entwicklung von Schifffahrtstechnik für die Beschiffung des Dnjepr.

1880 ließ Polyak eine Schiffsflotte zur Beförderung von Petroleum bauen, die im Kaspischen Meer und auf der Wolga unterwegs war.

Viele Grüsse

Iris

vielleicht ‚christliche‘ Seefahrt?
Hallo,

ich habe gerade beim zappen Genial Daneben gefunden und da
ging es wieder mal um eine Frage und die erzählten dann was
von der jüdischen Seefahrt. Ich gehe mal davon aus, dass das
ein Witz sein sollte.
Bloß wo ist da der Witz ?

nur mal so als Frage an Dich:
Könnte es sein, daß da von der „christlichen Seefahrt“ die Rede war?

Ansonsten gibt es ein Forum zur Sendung,
http://www.beepworld.de/members48/genialdaneben/
da braucht es allerdings noch ein bißchen Geduld, bis die neuesten Fragen aufgelistet sind.

Gruß Gudrun

Hallo Dummerchen,

Bloß wo ist da der Witz ?

Die ‚jüdische Seefahrt im Mittelalter‘ ist ein Genial daneben-Insider… Immer, wenn die Leutchen nicht weiterkommen, hauen sie in wunderschöner Regelmäßigkeit die Klassiker

  • sind wir in der Seefahrt?
  • kommt es aus dem Jüdischen/Jiddischen?
  • sind wir im Mittelalter?
  • sind wir beim Militär?
  • sind wir in der Kaninchenzucht?

raus, die sich - wie Du an dem aktuellen Beispiel siehst - wunderbar miteinander kombinieren lassen.

Und wenn das alles auch nicht hilft, dann ist es eben ein Schmetterling oder eine ausgestorbene Apfelsorte aus der Eifel. *g*

Gruß
Renee

Servus!

Von der Levanteküste gab es schon 3000 bis 1000 vor Chr.
Handelswege über See von Tyros nach Griechenland und in die
Adria und Sizilien. Weiter nach Rom und Massilia. Ägypten.
An dieser Levanteküste lebten die Phönizier, Die Seeleute des
Altertums.

Unter ihnen die zukünftigen Juden.
Die Juden, die dann in Judaea (südl. Teil der Levanteküste)
lebten, sind ganz sicher auch zur See gefahren.

Die Bibel wurde ja schon zitiert. Mir fiel da allerdings spotan auch noch Salomo ein, der mit Hilfe des phönizischen Königs Hiram von Tyrus seine Libanonzedern über Jaffa bezog und den Handel mit Tarschisch betrieb. Könnte es sein, dass die - zumindest in biblischen/alttestamentarischen Zeiten - doch recht „ländlichen“ Juden allenfalls Fischerei und Kurzstreckenseehandel selbst betrieben, den Seehandel über weitere Entfernungen aber Fachleuten wie den Phöniziern überliessen? Meines Wissens waren damals alle großen Häfen an der Levanteküste phönizisch oder in der Hand der Philister!

VG
Christian