Jugendliche und Einstiegsdrogen

Unser 18jähriger Sohn nimmt seit zwei Jahren in unregelmäßigen Abständen Drogen. Er scheint Marihuana zu rauchen und auch damit zu dealen. Alle bisherigen Maßnahmen haben nicht gefruchtet: Er war zweimal mit uns bei der Polizei, weil er mit Marihuana-Tütchen erwischt worden war; in seinem Jahr als Austausschüler in Canada war er clean, weil er sich nicht die Blöße geben wollte, eventuell nach Hause geschickt zu werden; wir haben ihm eindringlich ins Gewissen geredet, seinen „Freunden“ das Haus verboten, viele gemeinsam als Familie (er hat vier Geschwister) unternommen, eng Kontakt zu ihm gehalten, doch er hat unser Vertrauen immer wieder missbraucht. Wir haben ihn aufgrund heftigen Hustens zum Arzt geschickt, er hat seine Lunge röntgen lassen - wir dachten an Allergie - doch nur er kannte die Ursache.
Unser Sohn steht kurz vor dem Abitur. Wie können wir ihm helfen, dass er sein Leben ohne Drogen in den Griff bekommt?

Wir reden hier also über einen Abiturienten der hin und wieder ein Tütchen raucht? Weil das auf praktisch alle Schüler meinens Jahrgangs passen würde. Und wenn es noch damit getan ist, dass seine Eltern mit zur Polizei müssen, wenn er erwischt worden ist, wird er wohl auch nicht mit größeren Mengen erwischt worden sein.

Anders gesagt: Wenn er das Zeug nicht regelmäßig nimmt und seine schulischen Leistungen nicht stark absinken, mach dir nichts draus. Das gehört zum Erwachsenwerden dazu.

Vorweg:

Anders gesagt: Wenn er das Zeug nicht regelmäßig nimmt und
seine schulischen Leistungen nicht stark absinken, mach dir
nichts draus. Das gehört zum Erwachsenwerden dazu.

Traurig zu sehen in was für einer kaputten Welt wir heute Leben, dass man solche Aussagen lesen muss…

PS: Habe Abitur und Studium auch ohne Drogen (ja selbst ohne Rauchen oder Alkohol) geschafft, muss ich mir Sorgen machen, dass ich nicht normal bin ?

Zum Thema:
Das einfach abzutun ist auf jeden Fall der falsche Weg, zumal gerade in der Phase nach dem Abitur, der beständige Tagesablauf wegbricht und viel Raum für „nichts mit sich anzufangen wissen“ ist.
Umgangsverbote für seine Freunde führen meist zu Trotzreaktionen, daher ist auch das nicht optimal. Die anderen unternommenen Schritte sind eigentlich richtig, jedoch muss auch er eine Änderung herbeiführen wollen. Evtl. wäre dazu dann doch der gemeinsame Besuch einer Drogenberatungsstelle anzuraten. Zumindest hat eine solche einem wirklich „hartgesottenden“ Wiederholungstäter den ich von früher kenne geholfen und das nach etlichen Jahren Sucht.

Mfg

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Traurig zu sehen in was für einer kaputten Welt wir heute
Leben, dass man solche Aussagen lesen muss…
PS: Habe Abitur und Studium auch ohne Drogen (ja selbst ohne
Rauchen oder Alkohol) geschafft, muss ich mir Sorgen machen,
dass ich nicht normal bin ?

Nein, woran man Spass hat definiert im allgemeinen nicht, was normal ist. Alkohol und Rauchen sind Drogen. Ebenso wie Fernsehen, Computerspielen und Internetsurfen. Sport kann eine Droge sein genau wie es Essen sein kann (vom Vögeln ganz zu schweigen). Fakt ist - so ziemlich alles, was uns Spass macht wirkt wie eine Droge und ausnahmslos jede dieser Drogen kann, im Übermaß genossen, schädlich sein.

Die Welt ist nicht kaputter als sie es früher war und die Leute sind nicht anders. Die Drogen ändern sich vielleicht, aber das Suchtverhalten ist das gleiche wie vor 100 Jahren.

Das hohe moralische Podest auf dem du dich, mit einiger Arroganz, siehst, existiert nicht. Denn wie auch das Trinken oder Rauchen ist das Kiffen nicht obligatorisch. Es bleibt völlig dir überlassen, welches deine Droge ist, oder womit du Spass haben kannst. Aber es macht dich auch nicht zu einem besseren (oder schlechteren) Menschen.

Ein Seitenhieb sei mir gestattet: Ich glaube dir gern, dass du deine Abizeit ohne Drogen, Alkohol, Parties und ausgelassenes Rumvögeln überstanden hast… aber irgendwie hab ich das Gefühl, ich hatte mehr Spass in der Zeit.

Zum Thema:
Das einfach abzutun ist auf jeden Fall der falsche Weg, zumal
gerade in der Phase nach dem Abitur, der beständige
Tagesablauf wegbricht und viel Raum für „nichts mit sich
anzufangen wissen“ ist.
Umgangsverbote für seine Freunde führen meist zu
Trotzreaktionen, daher ist auch das nicht optimal. Die anderen
unternommenen Schritte sind eigentlich richtig, jedoch muss
auch er eine Änderung herbeiführen wollen. Evtl. wäre dazu
dann doch der gemeinsame Besuch einer Drogenberatungsstelle
anzuraten. Zumindest hat eine solche einem wirklich
„hartgesottenden“ Wiederholungstäter den ich von früher kenne
geholfen und das nach etlichen Jahren Sucht.

Wie schon gesagt. So eine Maßnahme sollte man aber auch erst ergreifen, wenn sich ein echtes Suchtverhalten mitsamt seinen negativen Konsequenzen zeigt.

Es ist für uns hier schwer anhand des Eingangspostings festzustellen, ob es sich wirklich um einen schweren Fall von Drogensucht oder mehr ein „omg mein Kind nimmt Drogen!!!111“ handelt.

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Moin,

Traurig zu sehen in was für einer kaputten Welt wir heute
Leben, dass man solche Aussagen lesen muss…

Naja, es gehört dazu ist vielleicht etwas übertrieben. Es lohnt sich aber auch nicht ein Riesendrama aus dem ein oder anderen Joint zu machen, solange das Ganze keine negativen Auswirkungen auf Schule usw. hat.

Evtl. wäre dazu
dann doch der gemeinsame Besuch einer Drogenberatungsstelle
anzuraten. Zumindest hat eine solche einem wirklich
„hartgesottenden“ Wiederholungstäter den ich von früher kenne
geholfen und das nach etlichen Jahren Sucht.

Wären meine Eltern damals mit so etwas angekommen, hätte ich mir im Höchstfall das Gelaber angehört, um ewigen Diskussionen aus dem Weg zu gehen. Bewirkt hätte es nichts.

Gruß

Hallo,

diese Darstellung, dass „das ja alle in dem Alter machen würden“, findet man natürlich häufig. Sie entspricht allerdings zum Glück nicht der Realität. Sicherlich gibt es Schulen in denen das Problem ein erhebliches Ausmaß hat, aber umgekehrt gibt es auch genug Schulen, in denen diese Geschichte kaum ein Thema ist. Und so verwundert es auch nicht, dass bei den Jugendstaatsanwälten Schüler bestimmter Schulen mit großer Regelmäßigkeit auftauchen, und andere Schulen höchst selten eine Rolle spielen. Und ja, im Zusammenhang mit diversen anderen Delikten taucht dabei eben auch mit recht schöner Regelmäßigkeit das Thema Drogenmissbrauch auf. Ich hatte ja mal das zweifelhafte Vergnügen einige Monate die Delinquenten dann vor Gericht anklagen zu müssen, weiß also durchaus, wie die Strukturen da so sind.

Und so sehr ich ja auch immer wieder dafür eintrete, nicht alles nur schwarz und weiß zu sehen, Kindern und Jugendlichen einen angemessenen Umgang mit Genussmitteln vonzulegen, und ihnen auch zu gestatten, auch wenn dieser Lernprozess ggf. mal mit dem ein oder anderen „Negativerlebnis“ verbunden ist. Und so wenig ich auch von absoluten Verboten halte, oder in jedem Verstoß gegen Regelungen zum Thema schon den Dammbruch in Richtung eines verkorxten Lebenswegs sehen würde. Um so deutlicher möchte ich deiner Verharmlosung des Themas illegale Drogen entgegen treten.

Natürlich sorgt auch die einzelne Tüte nicht gleich für sozialen Abstieg. Aber hier wird in der Tat eine Grenze überschritten, die ein erheblich anderes Gefährdungspotential hat, als es der Griff zur Bierflasche bietet. Hier reden wir von „Beschaffung“ im kriminellen Umfeld, weil der Handel nun mal verboten ist, und man das Zeug eben nicht offen an der nächsten Tanke erwerben kann, sondern sich Beziehungen zu Leuten im kriminellen Umfeld schaffen muss. Wir reden hier außerdem von recht schnell recht hohen Kosten, die mit „normalen“ Mitteln nicht mehr gedeckt werden können, und insbesondere auch davon, dass die kriminellen Händler ein großes Interesse daran haben, andere Leute für sich arbeiten zu lassen, und das Risiko strafrechtlicher Konsequenzen für sie zu übernehmen. Und die Verlockungen, den eigenen Konsum mit etwas Handel zu decken, scheint hier ja auch jemand bereits erlegen zu sein. Und wenn gedealt wird, dann sprechen wir eben nicht mehr von dem gelegentlich gerauchten Tütchen und dem Besitz zum Eigenbedarf, sondern ganz klar von straftbaren Handlungen, die früher oder später vor Gericht landen werden, dann schnell das Führungszeugnis versauen, und durchaus geeignet sind, ganz konkret den Einstieg in kriminelle Karrieren darzustellen. Insoweit würde ich da nichts verharmlosen, sondern ganz konsequent vorgehen, und auch Hilfe Dritter suchen. Und wenn die Besuche bei der Polizei nicht gefruchtet haben, dann kann man als Eltern durchaus selbst auch mal die Geschichte dahin gehend befördern, dass beim nächsten Mal ein Staatsanwalt und ein Richter sich dmit beschäftigen, wenn andere Maßnahmen nicht helfen.

Gruß vom Wiz

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Anders gesagt: Wenn er das Zeug nicht regelmäßig nimmt und
seine schulischen Leistungen nicht stark absinken, mach dir
nichts draus. Das gehört zum Erwachsenwerden dazu.

Traurig zu sehen in was für einer kaputten Welt wir heute
Leben, dass man solche Aussagen lesen muss…

Die Welt hat sich, zumindest in diesem Punkt, in den letzten 30 Jahren nicht verändert. Und auch davor war es durchaus nicht ungewöhnlich, dass sich junge Menschen den einen oder anderen Rausch beibrachten.

PS: Habe Abitur und Studium auch ohne Drogen (ja selbst ohne
Rauchen oder Alkohol) geschafft, muss ich mir Sorgen machen,
dass ich nicht normal bin ?

Ja.

Man kann auch aus allem ein Problem machen. Aber das sind wohl die Zeichen der Zeit. Eltern fragen sich ja auch, ob sie ihre Kinder ruhigen Gewissens allein auf die Straße lassen können…

Gruß Stefan

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Hi

Irgendwie zerschmetterst du dir mit der Aussage „Ich hatte mit Drogen aber viel mehr Spaß als du, habätsch!“ deine eigene Argumentation…

lg
Kate

4 Like

Hi

Naja, das der Junge aber auch dealt ist nicht so harmlos, denn das ist wiederum illegal.

lg
Kate

2 Like

ähm. Nein?

Hi

Naja, wenn du der Meinung bist, dass man ohne Drogen gar keinen Spaß haben könne oder Drogen einem irgendwie vergleichbaren „Mehrspaß“ bringen könnten, spricht das nicht gerade für einen verantwortungsvollen Umgang damit.

Ich spreche ja nicht ab, das manche Leute mit Marihuana Spaß haben. Andere haben die Spaß aber auch ohne. Und wieder anderen macht Marihuana überhaupt keinen Spaß.

lg
Kate

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Sorry, aber hier…
Hi Grußloser,

Das hohe moralische Podest auf dem du dich, mit einiger
Arroganz, siehst, existiert nicht.

Habe ich etwas überlesen? Wo bzw. an welche Stelle ist DarkX arrogant?
Was ist arrogant an die FRAGE, ob es normal ist, Abi ohne illegale Drogen zu schaffen??

Denn wie auch das Trinken
oder Rauchen ist das Kiffen nicht obligatorisch.

In der Tat. Allerdings überschreitet man eine ganz klare Grenze, nämlich die Legalität. Und das ist so ziemlich das größte Problem an der Sache (Siehe Post von Wiz und die Beschaffungskriminalität, etc.)

Es bleibt
völlig dir überlassen, welches deine Droge ist, oder womit du
Spass haben kannst. Aber es macht dich auch nicht zu einem
besseren (oder schlechteren) Menschen.

Stimmt. Allerdings sind die Konsequenzen ganz andere.

Und woher nimmst du dir die Gewißheit, dass DarkX aufgrund sein Verhalten sich für etwas besseres/schlechteres hält? Das finde ich allerdings sehr überheblich.

Ich glaube dir gern, dass du
deine Abizeit ohne Drogen, Alkohol, Parties und ausgelassenes
Rumvögeln überstanden hast… aber irgendwie hab ich das
Gefühl, ich hatte mehr Spass in der Zeit.

Ich oute mich auch als ein Mensch der Abi + Uni ohne Drogen, Alkohol und Rauchen geschafft hat. Und ich weiß nicht, wieviel Spaß du an dieser Zeit hattest, aber bei mir war es sehr, sehr viel. Ich will diese Zeit, in ihrer Fröhlichkeit, Ausgelassenheit und „Freiheitssinn“ nicht missen. Und ich erlaube mir sogar zu glauben, dass du ganz bestimmt nicht mehr Spaß hattest als ich. Du mit deinen Drogen und ich ohne diese.

Wie schon gesagt. So eine Maßnahme sollte man aber auch erst
ergreifen, wenn sich ein echtes Suchtverhalten mitsamt seinen
negativen Konsequenzen zeigt.

Ob dann nicht schon zu spät ist?

Gruß, du Grußloser,
Helena

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