Hallo Jule,
vielen Dank für deine Einschätzung der Lage!
dein Hund regelt das auf seine Weise: Er deeskaliert und
überlässt dem Jungspund das Feld (was nebenbei bemerkt für
einen Terrier eine ganz enorme Leistung ist
). Das mag dir
nicht gefallen, vermeidet aber Auseinandersetzungen.
Doch doch, das gefällt mir ganz gut - ich muss keinen Chefhund haben. 
Dieses Risiko geht man immer ein, wenn man mehrere Hunde hält
oder zusammenführt: Es muss sich eine Rangordnung bilden, die
es den Hunden ermöglicht konfliktfrei miteinander umzugehen.
Dabei muss es logischerweise einen geben, der sich unterordnet
- und das ist nicht immer der, den die Zweibeiner gerne in
dieser Rolle sehen würden.
Siehe oben: ich habe kein Problem damit, wenn mein Hund sich unterordnet, ich wollte nur wissen, ob das für mein Tier ein Problem sein könnte - das scheint ja der Fall zu sein. Es ist mein erster Hund und ich bin nicht sehr erfahren, was die hündische Kommunikation angeht.
Für deinen Hund bedeutet die Konfrontation in der Wohnung
Stress. Das Scharren am Boden, der Blickkontakt zu dir
signalisieren, dass er sich in seiner Rolle nicht wohlfühlt
und darauf „hofft“ dass du ihm den Knaben vom Hals hältst. Er
betrachtet die Wohnung offensichtlich als dein und nicht als
sein Revier, was an und für sich eine ganz hervorragende
Rollenverteilung zwischen Mensch und Hund ist.
Ja, ich glaube das hast du aus meinen wenigen Angaben super herausgelesen. Die Wohnung ist mein Revier. Ich kann ihn z.B. problemlos mit einer offenen Mülltüte mit Kotelettknochen zwei Stunden alleine lassen, ohne dass er sie anrührt, zu Gast in einer fremden Wohnung klappt das nicht unbedingt.
Das Scharren wusste ich überhaupt nicht zu interpretieren. Unwohlsein also - das hilft mir sehr weiter!
Nun wäre es aber an dir, auch die Führung in diesem deinen
Revier zu übernehmen und ihn vor den Übergriffen des Gastes zu
schützen. Dieser hat sich in deiner Wohnung nicht so zu
benehmen, als würde alles ihm gehören. Das tut auch seiner
eigenen Unterordnungsbereitschaft nicht gut.
Ok, wird gemacht.
Mein Tipp wäre, den Gast zukünftig in deiner Wohnung
anzuleinen und bei seinem Besitzer abliegen zu lassen.
Umgekehrt sollte das auch für deinen Hund bei Gegenbesuchen
gelten. Ihr werdet vermutlich feststellen, dass sich dein Hund
deutlich entspannt und der Schnösel not amused ist
. Diese
Lektion sollte er aber dringend lernen.
Ok, das hatte ich vielleicht nicht ausführlich genug beschrieben. Der Gasthund kommt nicht nur in Begleitung seiner Besitzerin, sondern schonmal auch alleine für einen ganzen Tag zu Besuch. Sollte ich ihn dann auch permanent angeleint lassen? Und umgekehrt beim Gegenbesuch auch?
Hier muss ich vielleicht auch noch ergänzend etwas erklären: Wir nehmen unsere Hunde gegenseitig tageweise als Gast auf, wenn der jeweilige Besitzer Termine hat. Und was vielleicht wichtig ist: Mein Hund ist schon länger da und war auch früher schon über mehrere Tage zu Besuch bei der jetzigen Podenco-Besitzerin - das heißt, er hat womöglich auch schon das Haus des Junghundes als seins betrachtet, bevor der Kleine überhaupt dort eingezogen ist, oder?
Wenn ihr die Sache laufen lasst, sehe ich die Gefahr, dass
dein Hund irgendwann zur Selbsthilfe schreitet und dem
Jungspund auf seine Weise erklärt, wo der Frosch die Locken
hat. Das könnte unerfreulich (auch für die gesamte Beziehung)
enden.
Das wäre wirklich sehr, sehr blöd und schade, weil die beiden sich sonst prächtig verstehen.
Ich sehe jedenfalls in diesem Fall die Übernahme der
Verantwortung ganz deutlich bei dir.
Ok - verstanden!
Herzlichen Dank und viele Grüße,
lemmy