Hallo,
Deine Rottweilerhündin scheint sehr selbstsicher zu sein, und braucht eine konsequente (nicht harte) „Hand“ bei der Erziehung.
Ich lese aus Deinem Brief, daß sie sehr verspielt ist, und über das Spiel ihre Position in der Familie finden will. Das ist auch gut so. Es ist wichtig daß sie viel spielen kann, auch mit anderen Hunden.
Daß sie an der Leine zerrt verstehe ich so, daß sie die leine mit den Zähnen hält und zerrt, das ist eine typische art wie viele Hunde als junge spielen, das kann man lieben oder nicht. Jedoch ist es von Vorteil wenn Ihr die Entscheidung darüber tragt. Ich löse bei mir diese Unart (ich möchte es nicht als Problem bezeichnen), indem ich alle Aktionen stoppe, stilstehe und klar aber ruhig „Nein“ sage. Sobald der Hund von der Leine abläßt lobe ich und das Spiel kann weitergehen. Wie lange es dauert bis der Hund das Leinenbeißen bleiben läßt ist individuell unterschiedlich, aber es ist wichtig daß der Hund vernehmen kann daß Du es auch wirklich meinst.
Anders, wenn du mit zerren meinst daß sie an der Leine zieht und vorwärts laufen will. Das kann je nach dem, ob man das mag oder nicht, unterschiedlich behandelt werden. Das Ziehen an der Leine kann auch unangenehm sein, weniger unangenehm ist es, wenn du einen Bauchgurt verwendest und eine Expanderleine von dem Bauchgurt zum Hundegeschirr verwendest. (ps: ich verwende nicht Halsbänder sondern Geschirr, das ist angenehmer für beide und du beeinflußt die Kärpersprache des Hundes nicht)
Wenn Du das Ziehen nicht magst, so kannst Du ihr das in kleinen sich steigernden Schritten abgewöhnen:
1.
Bleib stehen wenn sie zieht, sie soll lernen daß wenn sie zieht ist das nur eine Bremse. Zieh nicht selbst an der Leine (die Leine ist zum Führen, nicht zum ziehen da)
2.
Stoppt sie mit dem Ziehen, so lobe und gehe weiter. (sie wird gleich wieder anfangen zu Ziehen).
3.
Nach 2-3 Tagen kommt die nächste Stufe. Sie soll selbst zurückblicken zu dir. Macht sie das so sag ihr ein Kommando dafür.
(Ich brauche das Kommando „Schau“ wenn der Hund zu mir schauen soll, und das Kommando „Guck“ wenn der Hund auf etwas anderes schauen soll, zB vor der Überquerung einer Straße)
4.
Kann sie das, so sol sie zusätzlich lernen einen kleinen Schritt zu Dir hin anzudeuten. Es genügt daß sie am Anfang eine Pfote um 5cm versetzt. Das Kommando das ich hier verwende ist ein vertrauensvoll ruhiges „Komm her zu mir“.
5.
Das wird langsam ausgeweitet, bis der Hund auf diese Weise freiwillig ganz zu Dir zurück kommt, sobald sie an der Leine gezogen hat.
Lobe sie sobald sie das Richtige tut, jedoch immer nach dem neuesten Punkt den Du von ihr verlangst.
(also wenn sie dann halbwegs zu Dir zurück kommt sollst du nicht mehr loben, wenn sie einmal nur den Kopf dreht, sonst trainierst Du sie rückwärts und sie glaubt das halbwegs zurückkommen ist eigentlich schon was Du willst)
Sie soll lernen, daß das Vorwärts kommen am schnellsten geht, wenn sie nicht an der Leine zieht.
Wenn Du das konsequent durchführst (auch alle anderen in der Familie), und dabei darauf achtest daß sie immer freiwillig vom Ziehen abläßt und sich auf Dich konzentriert, so wird das Problem in etwa 10 Tagen überstanden sein.
Manchmal braucht es noch Wiederholungsübungen, bei denen der Hund, je älter sie wird desto mehr, das Gefühl hat daß sie nun wieder in die Grundschule zurück muß und das findet ein Hund nicht lustig. Die mit dem zunehmenden Alter steigende Vernunft wird den restlichen Beitrag dazu leisten.
Nochmals Anders:
Falls Du willst daß sie auf Kommando zieht, so bringe das in Verbindung mit einem Kommando. Ich habe zB Husky, als Wettkampf Hund. Solche Supersportler sollen auf kommando ziehen was sie nur können. Wenn ich die Glocke mit anhänge, so ist klar daß jetzt nur gezogen werden soll, ohne auf die Toilette zu gehen oder mal schnell an den Baum zu pinkeln. Dann gibt es auch keinen Kontakt zu anderen Hunden am Wegrand.
Im Alltag darf bei mir auch gerne gezogen werden, doch ist da auch Platz für das Soziale mit allen anderen Hunden. Diese Unterscheidung verlangt viel mentale Arbeit für einen Hund, und wenn man das so macht so muß man ganz sicher sein daß das Kommando zum stoppen immer eingehalten wird.
Rottweiler werden ja auch (meist jedoch: „wurden früher“) eingesetzt um Wagen zu Ziehen, da gelten dann auch diese Regeln des absoluten Gehorsams.
Wenn der Hund selbstsicher alle Entscheidungen treffen soll, und es ist gut wenn er das kann, so ist es wichtig daß man von Anfang an darauf hin arbeitet daß man sich in der Ausbildung die notwendige Zeit und Geduld nimmt, und den Hund von Anfang an selbst entscheiden läßt, und niemals sauer reagiert (das wertet er als Deine Schwäche). So kann der Hund lernen, selbst die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Also, kurze, konzentrierte Trainingsphasen.
Nicht selbst an der Leine ziehen.
Nicht sauer werden auf den jugentlichen ungehorsam (Du warst selbst auch mal so).
Viel spiel, das von Dir gesteuert wird.
Viel Sozialkontakt mit anderen Hunden.
Als Höhepunkt kannst Du erreichen, daß wenn Deine Hündin mit anderen spielen will, erst brav stehen bleibt und dann erst auf Kommando los darf zum spielen.
Viel Erfolg
Christian