Justizirrtum (SPIEGEL-Artikel)

Aus dem SPIEGEL vom 02.06.01: http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,138538,00.html

Aus dem SPIEGEL vom 02.06.01:
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,138538,00.html

…das ist leider manchmal so. Ca. 14 bis 18% aller Knastinsassen (hat da jemand eine genaue Quelle?) sind das Opfer einer „bräsigen“ Justiz. Da sind Menschen im Knast für Taten die sie nicht begangen haben.

Vor knapp fünfundzwanzig Jahren wurde ich einmal zu einer Geldstrafe verurteilt. Ersatzweise sechs Wochen Knast. Aus Neugierde habe ich den Knast „gewählt“. Ich habe einfach die Geldstrafe nicht bezahlt. Ich wurde festgenommen.

Nach zwei Wochen Knast habe ich den Rest der Geldstrafe gerne bezahlt. Der Knast war für mich nicht aushaltbar. Vor ungefähr fünfzehn Jahren wurde durch Zufall der „richtige“ Täter ermittelt. Nur durch den Anruf eines befreundeten Polizeibeamten erfuhr ich davon. Eine Entschuldigung oder Entschädigung gab es natürlich nie.

Der Richter hatte ja nur Recht gesprochen bzw. ein Urteil gefällt. Ein Gerichtsrteil hat ja mit Gerechtigkeit nichts zu tun.

Ich sehe das aber locker. Wäre ich bei allen meinen „Verbrechen“ erwischt worden, dann wäre das wohl nicht mit nur sechs Wochen Knast ausgegangen…:wink:

Grüße

Das Buch Hiob

Aus dem SPIEGEL vom 02.06.01:
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,138538,00.html

Hoffentlich liest Herr … dieses Posting nicht. Das Schlimmste, was man dem Opfer einer Straftat oder eines „Justizirrtums“ antun kann, ist, ihm zu sagen, er „sei selber schuld“. Das sage ich auch nicht. Aber (bitte merken!): Wer verdächtigt wird, ein Schwerverbrecher zu sein, der muß sich verteidigen, als wäre er ein Schwerverbrecher, egal ob er es „war“ oder nicht. Und ich erwidere meinen Mandanten, die mir sagen, sie seien doch „im Recht“, daß sie sich das bitte aus dem Kopf schlagen sollen. Das „Recht-Haben“ oder „Nicht-Recht-Haben“ ist nur einer von vielen Einflußfaktoren (und längst nicht der entscheidende) für das „Recht-Bekommen“ vor Gericht. Wer glaubt, im Recht zu sein, und dann den Prozeß verliert, hat noch weit mehr darunter zu leiden als jener, der das Gerichtsverfahren zynisch als Würfelspiel ansieht.

Und wer „unschuldig verurteilt“ ist, sollte das Buch Hiob der Bibel lesen. Hiob wird unverschuldet von Not und Krankheit befallen. Es kommen drei Freunde, um ihn zu trösten. Der erste erzählt gewaltigen Quatsch: Hiob habe bestimmt eine Sünde begangen, wenn Gott ihn so straft („Du bist selbst schuld“). Der zweite sagt: Grüble nicht, das ist ein Rätsel. Der dritte (schon besser): Das geht vorbei, und danach wirst Du großen Vorteil davon haben [Du hättest sowieso im Krankenhaus liegen müssen, und für die acht Jahre im Gefägnis-Krankenhaus bekommst Du später eine Menge Geld und einen dicken Artikel im „Spiegel“, wo Tausende schon tot sind, die bei Lebzeiten davon träumten, daß der „Spiegel“ einmal rundrum positiv über sie berichtet]. Nach diesen drei „Trostrednern“ kommen noch zwei Gestalten, die aber mehr nur von Gottes Allmacht reden; den Sinn dieser Reden habe ich nicht verstanden, vielleicht versteht sie nur der, der in solch einer Notlage ist.

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