Kabarett

Liebe/-r Experte/-in,
als Schriftsteller habe ich auch begonnen kurze Kabarettprogramme zu schreiben und aufzuführen, da ich jedoch erkenne, das es hierbei noch einiges an Entwicklungsbedarf gibt (den gibt es ja meiner Ansicht nach immer) bin ich interessiert an Literatur in denen man über Humor, Kabarett, Comedy etwas erfährt/lernt, und auch über Bühnenpräsenz, weiters interessieren mich Kurse, Workshops zum Thema Kabarett. Und da für einige Wettbewerbe zur Anmeldung Exposes der Kabarett-Programme verlangt werden, würde mich auch interessieren, wie etwas derartiges zu schreiben ist und worauf man dabei achten soll. Wäre toll derartige Exposes auch lesen zu können.
lg und danke
Josef

Hallo Josef

Also das sind ja eine ganze menge Fragen… Stück für Stück:
Zum einen ist da die frage der Präsenz. Da empfehle ich Dir einfach, Dir einen guten Schauspiel-Lehrer zu besorgen, der mit Dir Präsenz übt. Am besten anhand eigener Texte. Und dann raus auf die Bretter und ordentlich Mix-Shows zu spielen - denn da lernst Du am meisten über genau dies große Problem der Bühnenpräsenz.
Einher mit der Präsenz geht die Frage nach der eigenen Bühnenfigur. Also musst Du Dich mit dem Lehrer auf die Suche nach einer Figur, die vollkommen dem entspricht, wo Du Dich wohlfühlst, machen. Dein „Bühnen-Ich“. Und dann brauchst Du einen sehr guten Regisseur, der Dir beim Umsetzen und suchen hilft. Und dann raus auf die Bretter und ordentlich Mix.Shows spielen, am besten mit den erarbeiteten eigenen texten. Da lernst Du am meisten… naja, kennste ja schon.
Dann kann man natürlich sich der Sache akademisch nähern. Es gibt mittlerweile Kleinkunstakademien und Universitäten die in diesem Bereich ganze Studien anbieten (in Amsterdam gibt es sogar eine eigene Universität namens „Kleinkunstakademie“). Und wenn´s flotter gehen soll: Jürgen Scheugenpflug z. B. in Wuppertal bietet Kurse an (grüß in von mir). Die Comedy factory und etliche andere Institutionen in Köln bieten dass an, in Salzgitter gibt´s auch noch eine Sommerakademie - einfach mal unter „Kultnet“ im Netz schauen, die haben da tausend wertvolle Tipps. Da kannst Du Teile Deiner texte unter professioneller Anleitung zur Bühnenreife erarbeiten und den Prozess des „Erarbeitens“ schön lernen - und dann immer schön mit den Texten raus auf die Bretter, ordentlich… ach ja, hatten wir schon…
Zu Guter letzt hat mir die Video und O-Ton-Kontrolle immer sehr geholfen. Wenn man sich immer wieder so kontrolliert und nicht zu nbarzistisch ist, dann sieht man schnell woran es hapert. Also: Videokamera, Aufnahmegerät und üben üben üben. Und dann raus auf die Bretter, ordentlich… gäähhhhn.

Wettbewerbe, der Fleischbeschau… naja, ich hab eine ganze reihe von den Dingern mitgemacht und ehrlich gesagt hasse ich diese Dinger. Aber gut, die aktuelleln Ausschreibungen findest Du auch unter Kultnet (anmelden und newsletter bestellen ist da ein muss!!!) - und dann brauchst Du: Ein Video mit mindestens 15 Minuten Ausschnitten, eine Bio mit den wichtigsten Daten zu Deinem Kabarett und Dir, Photos, Videolinks Youtube und eine Homepage. Ohne diese Sachen wird man heute nicht mehr ernst genommen bei einer Bewerbung.

Letztlich gibt es nichts, was einem mehr hilft als aufzutreten. und weil bezahlte Auftritte mit eiem ganzen Programm nicht so leicht zu kriegen sind empfehle ich immer Mix-Shows, um Erfahrungen zu sammeln: Was funktioniert, was geht nicht?

Viel Glück und alles gute

Der Tobias Sudhoff

Lieber Josef,

was du suchst, ist eine Art Gebrauchsanweisung. Damit kann ich leider nicht dienen. Aber wenn du ein bisschen hinter die Kulissen schauen möchstest, wie das bei anderen erfolgreichen Kabarettisten funktioniert - ich habe mal ein Buch über Georg Kreisler geschrieben, vielleicht ist das interessant für dich.

http://www.amazon.de/Kreislers-Entwicklung-deutschsp…

Viele Grüße,
Stefan

Moin Moin,
"Entwicklungsbedarf hat jeder, auch die sog. „Alten Hasen“. Was brauchst Du? Lebendige Beispiele, will sagen: Geh in jede erreichbare Live Bühne, sieh Dir an, was die da treiben, nimm Dir, was Du brauchst.
Und Kurse, workshops etc. findest Du z.B. bei www.kultnet.de.
Literatur?
Lies, hör und sieh alles von Georg Kreisler, Dieter Hildebrandt, Gerhardt Polt, GEORG SCHRAMM, und Volker Pispers. Klau, was Dir gefällt- die habens genauso gemacht. Und verachte nicht die Klassiker wie Kästner, Tucholsky, Hollaender- lies und staune!
Ansonsten:
Mach DEIN Ding!

Grüße aus dem strahlenden wendland

leider kann ich hierzu nicht helfen.

Viele Grüße
André Richter

Lieber Josef,
ich spiele zwar schon seit Jahren Kabarett, aber ich habe was Kabarett betrifft, nie irgendwelche Literatur benutzt noch Seminare besucht.
Immer aus dem Bauch heraus geschrieben und durch die Reaktionen des Publikums gemerkt, ob meine Kabarettstücke ankommen.
Allerdings habe ich eine zweijährige Ausbildung zur Erzählerin gemacht und da auch viel über Bühnenpräsenz und Werbung gelernt.
An Wettbewerben habe ich nie teilgenommen, weil es mich auch nicht reizt.
Tut mir leid, Dir nicht weiterhelfen zu können.
Viel Glück und Erfolg!

LG Reni

Kabarett mit rotem Faden
Lieber J.A.H.,

leider kann ich Dir kaum helfen. Ich bin Mitglied des ältesten Potsdamer Kabaretts „Die Bücherwürmer“ (www.buecherwuermer.info) und wir schreiben unsere Texte nicht selbst, sondern besprechen mit unserem hauseigenen Texter nur das Grundgerüst der Sketche, die nach seinen Vorlagen dann bei den Proben durch Situationskomik verbessert und geschliffen werden.

Ich persönlich denke, dass es eine diesbezüglich wirklich helfende Literatur gar nicht geben kann. Humor ist immer einzigartig - es kann keinen Leitfaden dafür geben, was Leute lustig finden. Hauptsache, der Vortragende und der Autor sind nah an der Meinung des (künftigen) Publikums.

Mit der Bühnenpräsenz haben wir es alle schwer - Kabarett ist kulturpolitisch nicht förderfähig. Da Du vermutlich keine eigene Spielstätte hast, bleibt Dir nur, vor geplanten Auftritten anständig in Clubs, Kleinkunstbühnen und Bibliotheken zu werben und ansprechendes Werbematerial zu gestalten. Der Weg des Newcomers ist dabei die Hölle - ein Name ist eine Marke, und die will sehr mühsam erarbeitet sein.

Hast Du einen Auftrag (der kann im Anfang durchaus umsonst sein - Du spielst Dich bekannt und erhältst als „Lohn“ die Möglichkeit, aufzutreten) ergattert, dann unbedingt Presseeinladungen an alle Blätter der näheren Umgebung MIT FOTO verschicken. Und Freikarten verschenken! Rundfunksender werden Dich nicht ankündigen - aber sie werden die von Dir zur Verfügung gestellten Freikarten gern mit „lustigen“ Gewinnspielen unters Volk jubeln. Und dazu gehört eben immer, dass Sie Deinen Auftritt mit Ort und Zeit nennen müssen.

Exposés und Texte an andere Kabarettisten abzugeben heißt in der Branche Selbstmord. Hier werden die Gags geklaut und zweit- bis hundertfach neuverwertet, und plötzlich steht selbst der Erfinder mit einem „alten“ Witz da. Sorry - aber Du wirst von mir keine neuen Texte kriegen - und alte würdest Du nicht brauchen.

Der „rote Faden“, der thematische Zusammenhalt des Programms ist aber immer die halbe Miete für uns gewesen. Das kommt aus der Mode, ist aber der Garant für treues Publikum („Mal sehen, was die diesmal machen“). Wir hatten Programme zum Alter („Die lachenden Dritten“), zur Gentechnik („Lügen im Trend“), zum Konsumrausch („Grelles im Plunderland“), zur Wende („Auf den Bund gekommen“), zur CDU („Schwarz wie die Macht“) usw. Zur Zeit treten wir mit unserem Programm „Endlich wieder Platz im Kopf“ auf, und behandeln den ganz realen Wahnsinn.

Der Protagonist Dieter will unbedingt in die Klappse, weil er erfahren hat, dass der Nichtraucherschutz dort nicht greift. Er probiert alles aus (Kaufrausch, religiösen Wahnsinn, Idiotentest, Ökowahn, Schönheitswahn usw.) - aber er erlebt, dass er von niemandem für verrückt genug gehalten wird, endlich eingewiesen zu werden - weil die Gesellschaft in ihrer Realität eben noch viel wahnsinniger ist, als sich das der verrückte Dieter jemals ausdenken kann.

Und genau das ist das Geheimnis eines guten roten Fadens: Eine verrückte Idee, die an der Realität gebrochen wird.

Viel Erfolg bei Deinen Bemühungen wünsche ich Dir und hoffe, dass ich Dir ein kleines bisschen helfen konnte.

Thomas Görner
Die Bücherwürmer

Lieber Josef.

Literatur über Kabarett und Comedy gibt es im deutschspraigen Raum wenig. Eigentlich gibt es nur Bücher von Humoristen.
Im amerikanischen Raum gibt es da wohl das eine oder andere Buch, die sind aber, wenn überhaupt, so weit ich weiss aus den 80ern und nicht mehr wirklich aktuell.
So bleibt dir eigentlich nur die harte, aber schöne, Schule des ausprobierens.
Nach Möglichkeit würde ich auf verschiedenen Bühnen spielen, denn überall ist Publikum und Stimmung anders und so kannst du am besten dein Geführ für den Abend und das Timing schulen und verbessern.
„Open Stages“ gibt es eigentlich in jeder größeren Stadt. Empfehlenswert finde ich das Hofgarten-Kabarett in Aschaffenburg (Das Theater von Urban Priol) und die „Unsichtbar“ in Berlin (Wer kommt, kommt auf die Bühne.).

Kurse und Workshops zu diesem Thema gibt es auch wenige. Früher gab es in Köln die „Köln Comedy School“, ob die aber noch aktiv ist weiss ich nicht. Dort ging es um Autorentätigkeiten und Präsentation.
An vielen kleinen Theaterschulen gibt es aber entsprechende Kurse. Und wenn nicht das, dann lernst du vieles über Bühnenpräsenz, wenn du einen klassischen Theaterkurs mitmachst.
Vielleicht solltest du auch mal den Theaterpädagogen an dem nächst größeren Theater in deiner Nähe ansprechen, der kann dir bestimmt weiter helfen.

Für Wettbewerbe und Auftritte würde ich mich generell mit einer DVD bewerben, die du bei einem deiner „Open Stage“-Auftritte aufgenommen hast. Das muss nicht lang sein. Ein 10 Minuten best of reicht. Dabei geht es dem Veranstalter darum zu sehen, ob dein Stil zum Image der Veranstaltung passt. Und das ist am besten im bewegten Bild deutlich zu machen.
Die Pressetexte zu deinem Programm schreibst du am besten aus der Sicht eines Zuschauers.
Sprich von dir in der 3. Person.
Deute Gags an, vielleicht bringst du auch schon einen im Text.
Wenn dein Programm eine Rahmenhandlung hat, orientiere dich daran, lass aber offen, wie es endet.
Das soll das Publikum schliesslich live erleben.

Ich hoffe, ich habe dir ein wenig helfen können.

Gabs

Hallo Josef,
ich bin nicht der Richtige für Deine Anfrage, denn ich bin eigentlich der Kabarettkonsumist und nicht der Macher. Aber Du hast mich auf den Gedanken gebracht, die Sache Kabarett auch mal aus einem anderen Blickwinkel zu sehen und da währest wohl Du mehr der Experte für mich. Tut mir leid, daß ich dir hier nicht weiterhelfen kann. Ich wünsche Dir dennoch viel Erfolg in Sachen Kabarettprogramme schreiben und vielleicht kann ich dann auch Deine Werke kosumieren.
also lg Bodo

hmm, sorry kein Plan. ich hab schon auf der bühne gespielt, also wenn du aus dem raum suttgart kommst und nen partner suchst, treffen wir uns mal! gruß Stephan

Hallo J.A.H.,
Deine Anfrage ist sehr umfassend. Eine detaillierte Antwort darauf ist kaum möglich. Nimm Dir ein paar Tage frei und besuche das Deutsche Kabarett-Archiv in Mainz.
Da findest Du Antworten auf alle Deine Fragen.
Gruß castafiore