Kabelquerschnitt Gewerbe

Gibt es eine VDE Vorschrift, dass in Gewerbebauten mindestens ein Querschnitt von 2,5 mm2 verbaut werden muss, oder ist das nur eine Empfehlung?

Im Gewerbe gelten dieselben Regeln fĂĽr Querschnitte wie fĂĽr Wohnungen, aber die zu berĂĽcksichtigenden Bedingungen sind ganz andere.

Man hat in Betrieben oft Leitungslängen, die einem die Benutzung des kleinstzulässigen Querschnitts für Laststromkreise unmöglich machen, wenn man den Spannungsfall beachtet.
Zudem beträgt die Strombelastbarkeit von 1,5mm² unter den Bedingungen in Betrieben meist weniger als 16 A. Sei es nun wegen erhöhter Temperaturen oder der gebündelten Verlegung vieler Leitungen neben- und übereinander.

(Ich sollte einmal für eine Lagerhalle eine einzelne 16A Steckdose installieren - 60 Meter Leitungslänge für einen Gewerbeheizlüfter mit 3,6 kW an einem Versandarbeitsplatz. Um unter 6,9 Volt Spannungsfall zu kommen (3% von 230V sind die Grenze) wären 6mm² notwendig gewesen. Man lachte und ließ vom Betriebsschlosser 1,5mm² verlegen. Damit verheizt man nun 10% auf dem Leitungsweg.)

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hier würde mich dann doch mal die Berechnung interessieren…
(ich berechne das nicht - aber überschlagen würd ich meinen, dass 2,5mm² doch gereicht hätten…)

(60 m * 2 * 16 A) / (56 *10^6 A/Vm * 2,5mm²) = 13,7 V

Für 4mm² sind es 8,57 V
Erst bei 6mm² kommen wir mit 5,71 V unter die Grenze von 3% * 230 V = 6,9 V.

In der wunderbaren Welt des SI-Systems hat man oft das Vergnügen, sich Formeln selber herleiten zu können (so lange da keine Schweinereien mit Quadrat und Kubik vorkommen).
Man zieht einen langen Bruchstrich.

Man schreibt oben alle Größen hin, die das Ergebnis größer machen, also die Länge der beteiligten Adern und die Stromstärke:
Man schreibt unten alles hin, was das Ergebnis kleine machen wird, also die Leitfähigkeit von Kupfer und der Querschnitt der Adern.

Mal am Rande: Wisst ihr, warum wir mit nur 56 S/m fĂĽr Kupfer rechnen?
Weil in einer 70 Jahre alten Norm der höchstzulässige Widerstand einer Leitung definiert wurde - da haben die angesichts der damals verfügbaren Kupferqualitäten und Fertigungstoleranzen einfach mal mit 54,5 S/m gerechnet.

Aber wir haben doch mittlerweile allerfeinstes, hochreines Elektrolytkupfer und Maschinen, die problemlos den Nennquerschnitt auf wenige Prozentpunkte genau einhalten können?

Richtig!

Da aber die uralte Norm immer noch gilt, bauen die Kabelhersteller eben die Adern so, dass der höchstzulässige Widerstand so gerade eben nicht überschritten wird.

Du bestellst demnach 10 mm² und bekommst nur 9,4 mm².

Bei den „Kupferzahlen“, also dem vermeintlichen Kupfergewicht in einem Kabel, nimmt man aber dennoch 10mm² an. 1000 Meter 10mm² sollten 89,6 kg Kupfer enthalten (10 mm² * 1000 m = 10 dm³, bei einer Dichte von 8,96 kg/dm³).
Tatsächlich bezahlen lassen sich die Hersteller aber 96 kg.
Dabei bekomme ich bloĂź 84,224 kg.

Tja, bei der Bestimmung des Kupfergewichts hat man halt etwas aufgerundet!

Jetzt könnte man denken: OK, die liefern hochreines Elektrolytkupfer und machen dafür die Adern etwas dünner, ist ja schon OK wenn die dann alles für verunreinigtes Billigkupfer berechnen. Aber nicht doch, man nimmt natürlich den Preis für Elektrolytkupfer bester Qualität.

Ich vergleich das mal so: Du bestellst ein Kilogramm Suppenfleisch, aber man liefert dir 940 Gramm Filet - das sei genauso lecker.
An der Kasse werden dir dann aber nicht 940 Gramm Suppenfleisch (das wäre ja nett) oder 940 Gramm Filet berechnet (das wäre gerecht), sondern 1070 Gramm Filet.

Irgendwo im Kleingedruckten steht aber, dass es immer nur der Nennquerschnitt sei - welcher nur die Höchstwerte nach VDE 0295 definiert, aber nicht den tatsächlichen Querschnitt. Und da steht auch irgendwo, dass bei 1000 Meter 10 mm² eben mit 96 kg gerechnet werden. Scheffe braucht neue Porsche!

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der andere Fallstrick:
2,5mm² = 0,00025m²
Das wĂĽrde Deine Formel scho etwas in niedrigeren Querschnitt verlagern

Mal ne ganz andere Frage: Passen 6mm² in die Anschlussklemmen einer Steckdose? Da staun ich aber dann.:astonished:

Keine Chance. Auch 4mm² sind normalerweise unmöglich. Aber dann gehst du halt in eine Abzweigdose und reduzierst von 6mm² auf 2,5mm² (1,5mm² wird bei 16A Dauerlast ziemlich warm).

Jetzt kommen natürlich diejenigen, die in der Berufsschule krank, besoffen oder Kreide holen waren und tröten „Keine Querschnittsreduzierung ohne Sicherung!“. Nein, falsch. Nicht, wenn der Stromkreis bereits passend zum dünneren Querschnitt abgesichert ist.

(Wir hatte mal eine Siebdruckstraße mit UV-Leuchten zur Härtung und Heizgebläse. 5 x 16mm² und 63 Ampere Absicherung. Die kam weg und an derselben Stelle wurde eine kleine Druckmaschine angeschlossen. Das sah schon falsch aus: 5 x 16mm² herein in die Anschlussdose und 5 x 2,5mm² heraus. Aber mit 16A Sicherungen, Reduzierringen und Passhülsen in der Verteilung alles OK! Bei Schraubsicherungen beschrifte ich das zusätzlich noch an der Verteilung mit „x Ampere maximal!“, damit kein Döskopp auf die Idee kommt, die „störenden Teile“ herauszupopeln, damit eine dickere Sicherung hereinpasst. Und wenn doch, dann ist das nicht mehr mein Problem, sondern dass von Feuerwehr, Döskopp und Staatsanwalt.

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1mm = 1/1000 m
1mm * 1mm = 1/1000 m * 1/1000 m
1mm ² = 1/ (1000 * 1000) m² = 1 * 10^-6 m² = 0,000001 m²
2,5mm² = 0,0000025m²
:slight_smile:

VG
J~

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ich sag noch… Fallstrick :man_facepalming:

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Und das ReduzierstĂĽck nicht zu lang. In diesem Fall werden nur einige cm sein.