Lieber Joachim Baumann!
Bei einer herausgebrochenen Ecke einer Kachel ist eine echte (mit dem Bruchstück) Reparatur meiner Meinung nur dann sinnvoll, wenn du die originale Ecke, also das Bruchstück noch hast. In diesem Fall würde ich versuchen mittels Sekundenkleber die Ecke einzukleben, ohne sonstige ufangreiche Manipulationen durchzuführen. Zur Vorsicht empfehle ich dabei das Tragen von Einmal-Handschuhen. Eine eventuell notwendige Nachbehandlung in Form von überschüssigem Kleber würde ich erst nach einem Tag Trocknungszeit durchführen. Eventuell mit einer Rasierklinge oder einem scharfen Schaber Kleber-Reste abnehmen und mit einem Spülmittel getränkten Schwamm nachwischen, dann trocken reiben.
Wenn diese Ecke nicht mehr verfügbar ist, dann ist es sehr schwierig eine annähnernd gleiche Ecke zu produzieren. Natürlich wäre es eine Option, dass man bewußt einen Spalt zwischen alter Kachel und neuer Ecke akzeptiert. Das hängt nun davon ab wie sehr man ein optimales Erscheinungsbild wünscht und welchen Arbeitsaufwand man betreiben möchte.
Egal ob eine kleine Ecke eingepasst werden soll, oder ob eine ganze Fliese herausgearbeitet und neu eingesetzt werden soll, die Arbeitschritte sind im Wesentlichen ähnlich, nur eben unterschiedlich in der räumlichen Dimension und in der zeitlichen Aufwändung.
Besonders wenn eine idente intakte Ersatz-Kachel zur Verfügung steht würde ich den Tausch der ganzen Kachel einer Reparatur vorziehen.
Der Vorgang ist wie folgt.
Auskratzen der Fuge rund um die zerbrochene Kachel
Die defekte Kachel wird, vorausgesetzt sie ist nicht bereits durch das Auskratzen der Fuge gelockert, notwendigerweise mittels leichtem Stemmeisen und Hammer heraus gemeisselt. Vorsicht, dass nicht die umliegenden Kacheln beschädigt werden. Keine Versuche mit Hebelwirkung am Kachelrand!!! Bei sehr hartnäckigen Kacheln von der Mitte der Kachel her beginnend zu den Rändern ausstemmen. Das Mörtel-Bett der Kachel ebenfalls einige Milimeter herausarbeiten. Dabei „stemmen wie ein Uhrmacher“, eventuell mit einem alten Holz-Beitel (Holz-Stemmeisen) oder einem alten Schraubendreher und einem leichten Hammer arbeiten.
Wenn die Kachel insgesamt plus Mörtelbett entfernt ist, wird der neue Fliesenkleber in geringer Menge angerührt und mit Zahn-Spachtel auf die Kachel aufgebracht. Das Einbringen in die vorbereitete Öffnung sollte mit einer Latte oder Wasserwaage unterstützt und kontrolliert werden um eine exakte Ebene zu den bestehenden Kacheln zu erreichen. Bei Bedarf ist mittels Gummi-Hammer eine Justierung möglich. Um gleichmäßige Abstände zu den umliegenden Kacheln zu erreichen empfehle ich entweder Distanz-Kreuze oder Holz-Zündhölzer.
Einen Tag Wartezeit würde ich mir dann gönnen bevor die Fugen-Masse rund um die Kachel eingearbeitet wird. Dabei kann ganz traditionell mit Fugenmasse und entsprechender Tönung oder auch mit Silikon gearbeitet werden, je nach Belieben und bisheriger Vorgabe. Zu beachte ist jedoch, dass Silikon immer eine zur traditionellen Fugenmasse unterschiedliche Konsistenz und optische Qualität aufweist, die sich im Laufe der Zeit verstärken kann.
Nach Festigung der Fugenmasse (bei traditiioneller Art) ist ein eventueller Überstand abzunehmen und die Kachel von Zement-Schleier zu reinigen. Nach einem Tag sollte vorsorglich eine weitere Reinigung der Arbeits-fläche mit Essig-Reiniger oder Spezial-Chemie für die Entfernung von Mörtelresten und Zementschlieren stattfinden.
Gutes Gelingen
lg
Walter Praher
ORIGAMI.GRAZ