Kälte verlangsamt Blutgerinnung?

Hallo!
Manchmal, wenn ich tief in einer Übersetzung stecke, habe ich ein Brett vorm Kopf, vielleicht auch diesmal:
„Cold is an enemy in trauma care - it slows down clotting, making it easier for patients to bleed out …“ Kälte verlangsamt die Blutgerinnung? (In dem Roman geht es um eine Frau, die im Winter auf einer Bahnhofstoilette entbunden hat und verblutet ist. Der - gerettete - Sohn klagt später, wenn er im Sommer zur Welt gebkommen wäre, hätte seine Mutter vielleicht überlebt.)

Ich habe ein bisschen  gegoogelt und danach scheint mir, dass bei Kälte das Blut schneller verklumpt …? 

Gruß,
Eva

Servus Eva,

was hältst Du von diesem Fund?

http://ccforum.com/content/16/S2/A20

Gruß

Kai Müller

Hallo!
Ich bin der Meinung, dass das absoluter Unsinn ist, das Blut tritt aus dem Körper mit etwa 37°C aus, bis die Gerinnung einsetzt. Auch würde eine Gebärende kaum an Unterkühlung leiden, also wäre die Außentemperatur wohl nicht relevant.
Außerdem, wenn das so wäre, dann wären die Eskimos längst ausgestorben, bei einer Temperatur von max. 5°C im Iglu kommen da die Kinder auf die Welt.
Schönes WE
airblue21

Hallo!

Hallo,

…" Kälte verlangsamt die Blutgerinnung? (In dem Roman geht es um eine
Frau, die im Winter auf einer Bahnhofstoilette entbunden hat
und verblutet ist. Der - gerettete - Sohn klagt später, wenn
er im Sommer zur Welt gebkommen wäre, hätte seine Mutter
vielleicht überlebt.)

Ja, ja, die Romane…!

Ich habe ein bisschen  gegoogelt und danach scheint mir, dass
bei Kälte das Blut schneller verklumpt …? 

ad 1: Kälte (was ist Kälte?) verringert i. d. R. den Metabolismus (Stoffwechsel) u. so gesehen, auch die vasculäre Gerinnung. Wunden sind noch einmal ein anderes Thema…
ad 2: Die Koagulationsfähigkeit hängt weniger von der Temp. als viel mehr von anderen Dingen (z. B. thrombozyten, Gerinnungsfaktoren etc.) ab.
ad 3: Die Kerntemperatur (in dem Fall die Geburtrelevante) ist noch einmal eine ganz andere als die (gefühlte) Oberflächen u. Hautsensorik assoziierte, subjektiv empfundene.
ad 4. Kälte (beginnenede Hypothermoie) hat eine vasokonstriktorische (Gefäßverengende) Wirkung (anfangs vor allen Dingen der Extremitäten) zu der später auch noch eine Bradykardie hinzukommt.
Diese Dinge verhindern eigendlich eine frühzeitigere Verblutung der Mutter so dass die Gerinnungsfähigkeit des Blutes eh nur eine untergeordnete Rolle spielen würden…

Daher zur Kernaussage deines Romans " wenn er im Sommer zur Welt gebkommen wäre, hätte seine Mutter vielleicht überlebt" :
Ich würde mutmaßen, dass er im Sommer - ungeachtet aller unendlich vielen anderen relevanten Dinge die bei einer Entbindung eine Rolle spielen - auch der Tatsache dass das situationsabhängige Adrenalin und andere Hormone sowie abhängig von der genaueren Temp. Körperreaktionen verursachenden Symptomen (z. B. Arrhytmie), die als Antipoden auftretenden Dingen eine Rolle spielen, der Sohn bei sommelichen Temperaturen eher eine geringere Chance gehabt hätte weil die durch Kälte verursachte vasokonstriktorische Gefäßreaktion eher einE verblutung verhindert hätte als die
ad. 5: vasodilatatatorischere (Gefäßerweiternde) Reaktion bei Sommerhitze…

Oder in Kurzform: Bei Hitze/Wärme verblutest du schneller, als bei Kälte…bei normaler Hämostase. (Blutgerinnung: Stichwort =>Thrombozytenaggregation=>googlen)

Gruß,
Eva

Gruß
rolli