Käser der Vergangenheit

Hallo zusammen.

Wo ist bloß der Käse geblieben?
Bis in die sechziger Jahre gab es in den Milchgeschäften einen Käse, der unter der Bezeichnung Emmentaler gehandelt wurde. In etwa ein Vorgänger der Scheiblette. Die Käsescheiben waren quadratisch und der Laib in Alufolie verpackt. Der Geschmack war kräftig würzig und die Scheiben hatten Spuren vom handgetriebenen Käsemesser, dass nicht wie bei einer Aufschnittmaschine rotierend war, sondern wie ein Hebelmesser von oben nach unten schnitt.

liebe Grüße

Wolfgang

Bezugsquellen für Emmentaler
Moin, Wolfgang,

auf Wochenmärkten, in gut sortierten Supermärkten, manche Kaufhäuser haben Käsetheken, der Emmentaler heißt immer noch Emmentaler - wo ist das Problem?

Milchgeschäfte gibt’s halt nicht mehr.

Gruß Ralf

Hallo Wolfgang und Ralf,

Milchgeschäfte gibt’s halt nicht mehr.

Stimmt, aber z.B. Käsefachgeschäfte (gibt es da einen Spezialausdruck?). Wenn ich bei Google „Käsefachgeschäft“ (wahlweise mit Wohnort) eingebe, tauchen sehr viele solcher Etablissements auf, auch solche, die den gewünschten Käse nach Bestellung im Internet zuschicken. Da sollte sich doch ein handgeschnittener und in Alufolie eingewickelter Emmentaler auftreiben lassen, ob allerdings quadratisch geschnitten, „mer weiß et nit jenau“ :wink:

Viele Grüße
Marvin

Servus,

Emmentaler gibts noch im Handel, auch wenn es diesseits der Grenze ein bissel Suche braucht, einen zu finden, der Deinen sensorischen Erinnerungen entspricht. Bei der Migros braucht man nicht lang suchen - die CH ist auch in solchen Dingen die bessere Alternative.

Emmentaler ist einer von (in D - die Franzosen haben viele) sehr wenigen Rohmilchkäsen. Die Milch darf vor dem Käsen nicht pasteurisiert werden. Daher darf nur Milch mit sehr niedrigen Keimzahlen in den Emmentaler, und für Emmentalermilch gibt es strikte Vorschriften zur Fütterung, damit es nicht zu Fehlgärungen kommt - u.a. keine Silage, kein Rübenblatt.

Der Anfang vom Ende des Emmentalers als populärer „Standard“-Hartkäse war der „Lindenberger“ von Kraft: Ein ähnlicher Käse, der aber aus pasteurisierter Milch hergestellt wird, daher viel weniger sensibel betreffend die verwendete Milch ist und viel billiger sein kann als Allgäuer Emmentaler. Dazu kam die zügige Konzentration im Lebensmitteleinzelhandel auf Filialketten, deren Kerngeschäft „Lieferantenquälen“ heißt.

Die relativ größeren Emmentalerkäsereien, u.a. die VKD, die in den 1970er/1980er Jahren eine gute Reputation hatte, haben den Wettlauf um 9,90 DM/kg Endverbraucherpreis mitgemacht. Wenn der Käse zu diesem Preis im Regal liegen soll, kann man den Bauern keinen Preis zahlen, der es für sie rentabel macht, die anspruchsvolle Emmentalermilchproduktion zu fahren.

Nun, und jetzt hammer halt die Regale voll mit Phantasiemarken für industriell hergestellte Hartkäse wie Grünländer, Lindenberger, Fol Epi etc. etc.; das nächste werden wohl „Soylent Green - Wellness-Scheibletten“ sein.

Aber ganz Gallien? Nein…: Etwas hat überlebt. Eine kleine, feine Adresse ist die Emmentalerkäserei Leupolz; von den größeren kann ich Dir z.B. Stegmann ans Herz legen. Und es gibt noch viele anderen.

Schöne Grüße

MM

Danke für alle Antworten, Wolfgang
aber es ging in erster Linie nicht um die Käse, die heute angeboten werden, sondern um den Emmentaler, so wie er damals hergestellt und angeboten wurde.
Da war einfach ein anderer Geschmack in dem Käse, der heute noch Emmentaler heißt, aber durch die Bedingungen, die Martin beschreibt, auf der Strecke geblieben ist.

Wolfgang