Kaffee selbst rösten – lohnt sich's?

Hallo. Neulich beim Äthiopier schmeckte der Espresso-artige Kaffee
besonders gut und bekömmlich. Befragt nach dem Grund, sagte die Inhaberin nur:
„Fairtrade! Frisch geröstet!“

Bisher habe ich meine Lieblingssorte gemahlenen Kaffee
gekauft und im Espressokocher auf der Herdplatte gebrüht – schmeckt mir besser als
in den meisten Cafés etc. (bei sehr kalkhaltigem Wasser, dH 17). Aber dieser „frisch Geröstete“ war etwas
ganz Besonderes. Spielt die Ton-Kaffeekanne beim Äthiopier auch eine wichtige
Rolle?

Soll ich auch mal zuhause frisch rösten? Online gibt’s genug
Ratgeber zum Selber-Rösten und Bezugsquellen für Rohkaffee. Eine Mühle habe ich
allerdings auch nicht.

Eure Erfahrungen mit Selbströsten? Danke!

und das bedeutete auch „haben wir selbst geröstet“ ?

Servus,

Lieber nicht.

Es gibt kein Handwerk, das man mal eben so en passant erlernen kann.

Im Rahmen der Mode sind im Lauf der vergangenen zwanzig Jahre haufenweise Mini-Kaffeeröstereien fast wie Pilze aus dem Boden geschosen, von denen man die allermeisten in der Pfeife rauchen kann.

Es geht nicht um Tonkannen oder irgendwelchen Schnickschnack, sondern um sehr langames Rösten bei möglichst niedriger Temperatur. Das kriegst Du auf dem Herd nicht hin, egal wie Du Dich anstelltst.

Der zweite wichtige Punkt ist: Gemahlen gekaufter Kaffee ist für die Tonne. Der ganze Witz an den ganzen Vollautomaten-Spielzeugen ist, dass sie unmittelbar vor dem Brühen mahlen. Das geht mit einer Zassenhaus genauso gut und sogar besser, weil bei dieser gewährleistet ist, dass das Mahlgut nicht heiß wird.

Kurzer Sinn: Besorg Dir mal einen Kaffee, der korrekt handwerklich geröstet ist (z.B. von Mohrbacher aus Ludwigshafen/Rh - es kann sein, dass es bessere gibt, aber die sind mir noch nicht begegnet), mahle ihn mit einer Handmühle (z.B. von Zassenhaus - für die gilt dasselbe) und packe ihn in eine ‚French Press‘ und gieße ihn mit 90 °C heißem Wasser auf.

Ergebnis: 'You look in her eyes, the music begins to play - hopeless romantics, here we go again…"

In diesem Sinne

MM

Ja dann frag doch die Inhaberin, ob Sie dir für deinen Privatbedarf einen verkauft; vielleicht fühlt Sie sich sogar geehrt in case of Kompliment.

So genieße ich meinen morgendlichen Kaffee seit mehr als 20 Jahren. Bisher konnte mir niemand einen besseren Kaffee vorsetzen. *

Wobei man anmerken muss, dass die meisten Zubereitungen im Restaurant und von Vollautomaten heute auf dem Espresso-Prinzip beruhen - was für mich persönlich ohnehin nicht das Optimum darstellt. Ich bin eher der Mokka-Typ. Irgendwie schmeckt das ursprünglicher, ehrlicher. Die beiden interessantesten servierten Kaffees waren zyprischer und mallorcinischer Mokka.

Grüße
Pierre

*) Wobei ich praktische Kompromisse eingehe. Ich habe keinen Wasserkocher, der sich in der Endtemperatur regeln lässt. Ich vertraue einfach darauf, dass nach einer gewissen Wartezeit das Wasser auf 90°C abgekühlt ist. Und mit der Hand brühe ich schon lange nicht mehr. Ich habe eine elektrische Mühle von Bodum, die vergleichsweise langsam mahlt.

P.S.: und zur eigentlichen Frage noch meine 5 Pfennig :wink: Der Unterschied zwischen Deiner bisherigen Lieblingssorte, @Henrik_Meier und dem Kaffe vom „Äthiopier“ dürfte weniger die Tatsache sein, dass der Kaffee Fairtrade oder „frisch geröstet“ ist. (Kaffee sollte man ohnehin spätestens 4 Wochen nach der Röstung aufgebraucht haben.) Statt dessen wird die Geschwindigkeit und Temperatur der Rüstung einen unterschied machen. Die meisten großen Hersteller rösten „eben schnell“ bei hohen Temperaturen. Kleine „Handröstereien“ und einige Fabrikröstereien wählen geringere Temperaturen und rösten dafür länger. Bei der zweiten Methode kann man ein viel gleichmäßigeres Ergebnis erzielen und den Punkt zwischen gutem Aroma und verbrannter bitterer Bohne deutlich besser treffen. Allerdings kostet so ein Kaffee auch deutlich mehr Geld. Während große Namen wie die Krönung von Jacobs oder der Prodomo von Dallmayer etwa 10€ pro Kilo kosten, sind das zum Beispiel bei meiner Lieblingsmarke 40€/kg.

Mein Tipp: suche Dir eine kleine Rösterei (davon dürfte es inzwischen in jeder größeren Stadt eine geben) und teste deren Produkte durch.

@Aprilfisch und @Pierre, Danke für die interessanten Informationen.

(Tatsache bleibt, dass mir der Kaffee zuhause, gebrüht aus billigem gemahlenem Material in einer Kanne auf der Herdplatte, hervorragend schmeckt. Es kann natürlich sein, dass er mir von rechts wegen nicht schmecken dürfte und es nur irrtümlich tut.)

Aus Drückfilterkannen hatte ich auch schon sehr angenehmen Kaffee. Ich brauche aber nach dem Lunch (kein Frühstücksszenario) kleine, starke Tassen, in der zweiten Runde mit geschäumter heißer Milch aufgemischt. Dafür ist die French Press womöglich nicht ideal? (Tschuldigung wenn doch.)

@AuWeia, Danke für den Vorschlag, aber das besagte Restaurant ist jetzt weit weg.

Über Geschmack lässt sich trefflich streiten, ohne dass man einer Meinung wird! Wenn Dir dieser Kaffee am besten schmeckt, ist das genau richtig. Viele Menschen wissen gar nicht wie Kaffee eigentlich schmeckt, sie hauen ohne Ende Milch und Zucker rein, bis von den ätherischen Ölen, den Gerbstoffen und Säuren praktisch nichts mehr übrig ist …

Stark an welchen Stoffen? Geschmack oder Koffein? Je kürzer der Kontakt des Kaffee-Mehles mit Wasser, umso weniger Koffein enthält das heiße Getränk.

Milch kommt mir schon seit 30 Jahren nicht mehr in den Kaffee. Aber wie ich schon schrieb … persönlicher Geschmack.

Natürlich kann man auch einen Frenchpress mit Milch verdünnen, bzw. mit Milchschaum aufgießen.

Ich will nochmals betonen: ich kann und will Dir nichts vorschreiben. Ich möchte Dir nur ein paar Vorschläge machen, wie man Kaffe noch aufbereiten kann, damit Du Dir vielleicht ergebnisoffen eine neue Meinung bilden möchtest. Wenn Du dann zu dem Entschluss kommst, dass deine Zubereitung einfach nur mit einem anderen Kaffee zum für Dich besten Ergebnis kommt, dann ist das gut so. Beim Kaffee, wie bei jedem anderen Genussmittel gibt es kein richtig oder falsch (wenn man vom Missbrauch absieht).

Grüße
Pierre

Servus,

vielleicht solltest Du Dich entscheiden, ob Du eine Alternative dazu suchst oder nicht.

klang eigentlich, als hättest Du den Kaffee beim Äthiopier besser gefunden als den gewohnten und Du glaubtest, das läge am „Selbströsten“.

Aber wenn mit dem Kaffee zu Hause alles in Ordnung ist, brauchst Du doch nichts anders machen als bisher. Und vor allem nichts schlechter machen, und das käme beim „Selbströsten“ recht wahrscheinlich heraus.

Schöne Grüße

MM

Du redest offenbar von der äthiopischen Kaffeezeremonie. Da geht es nicht einfach ums Kaffeerösten.

Äthiopien ist Heimatland des Kaffees. Kaffee wirklich Nationalgetränkt. Die Kaffeezeremonie ist auch soziales Ritual. Wenn dabei guter Kaffee rauskommen soll, muss man das auch können. Zumal der Kaffee auf Holzkohle geröstet wird. Das kann mit der Temperatur sehr leicht schief gehen, wenn man es nicht kann. Ich habe so schon wunderbaren Kaffee getrunken und bitter verbrannte Katastrophen, den man nicht mal unter dem Deckmantel der Folklore hat ertragen können. Wenn die Äthiopierin, die das macht, aber kann, dann spielt selbstverständlich das Frischrösten eine Rolle!

Im Ergebnis ist das übrigens von der Machart eher Mokka. Hast du dich mal an türkischem oder griechischem Mokka probiert? Das muss man, um es richtig zu machen, auch ein paar Mal probiert haben. Wenn man den Bogen raus hat, ist das auch ein feiner, aber erdiger Kaffee (gemeint ist hier nicht der Kaffeesatz). Im äußerten Notfall kann man den auch mit einem Tropfen Milch trinken.

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Asteiner, Danke für die interessanten Aspekte samt Holzröstung. Ich muss auch sagen, ich hatte beim äthiopischen Kaffee weniger den Wunsch, Milch hineinzukippen als beim üblichen Espresso (nach der ersten puren Tasse).

Ja, griechischen/türkischen Mokka finde ich wundervoll („einen doppelten griechischen Kaffee“ konnte ich mal auf Griechisch) , ich kenne das auch vom Libanesen. Dort hatte ich auch schonmal gefragt, was das Besondere an dem Kaffee ist. Da bekam ich aber nur streng zu hören: „Because! I! Boil it! Properly!“

Übrigens hatte ich mal in einer afrikanischen Hauptstadt (nicht Addis) beim Äthiopier einen noch besseren Kaffee als jetzt in DE. Dort gab’s keine Wunderkerzenzeremonie, aber mit dem Kaffee war’s ihnen ernst. Als nach 20 Minuten Wartens die erste Kanne nicht ganz die gewünschte Kaffeefarbe ausspuckte, wurde sie zurückgezogen für einen neuen Bräu - und ich musste/durfte wieder 20 min Warten. Aber die haben sich gelohnt.