Hallo!
Ein Werkstattofen ist ein schmuckloses Stahlblech- oder Gussgehäuse mit Schamotteauskleidung. Eine mit vertretbarem Wirkungsgrad zu betreibende Feuerstelle braucht eine geeignete Konstruktion, aber keinerlei Zierrat, keinen Speckstein, wirklich gar nichts. Rein feuerungstechnisch betrachtet gute Öfen gibt es schon für kleines Geld. Ofen drehbar und Sichtfenster mit Goldrand braucht kein Mensch. Ich warte nur noch auf Tinnef mit USB- und/oder WLAN-Anschluss.
Zur geeigneten Konstruktion gehört insbesondere ein hoher Brennraum, damit das energiereiche Holzgas nicht unverbrannt durch den Schornstein geht. Günstig ist der Anschluss an den Schornstein möglich hoch im Raum, denn die heißen Abgase durch das dann lange Abgasrohr tragen beträchtlich zum guten Wirkungsgrad bei.
Ein guter Werkstattofen hat rundherum keinerlei Verkleidung, ist 1 m, 1,20 m oder noch höher und sein Ofenrohr reicht bis kurz unter die Decke. Dann muss man nur noch darauf achten, den Ofen sachgerecht zu beschicken. Mit Brennmaterial vollknallen, um dann die Zuluft zu drosseln, ist das ganz sichere Mittel, den Wirkungsgrad in den Keller und den Brennstoffbedarf in beliebige Höhe zu schicken. Feuer ist Oxidation, also Reaktion mit Sauerstoff. Deshalb ist die Drosselung über die Zuluft der größte Schwachpunkt aller Öfen. Statt Verbrennung mit größtmöglicher Nutzung des Heizwerts betreibt man dann Köhlerei, die nicht nur das Portemonnaie, sondern auch die Umwelt belastet… Eine Ölheizung brennt nicht oder mit voller Kraft. Das bewirkt ein Zweipunktregler. Diese Möglichkeit hat man bei einem manuell mit Scheitholz beschickten Ofen nicht. Für ordentlichen Wirkungsgrad sollte man deshalb die Menge des Brennmaterials an den Bedarf anpassen, was allerdings zu Lasten des Komforts geht, weil man häufig nachlegen muss.
Solche Sachen sollten eigentlich in einer tauglichen Bedienungsanleitung stehen. Aber die Wahrscheinlichkeit, dort auf feuerungstechnische Details zu stoßen ist gering. Eher wird etwas über die Pflege von Specksteinzierrat geschrieben. Ist aber auch egal, weil Bedienungsanleitungen ohnehin grundsätzlich auf wundersame Weise unauffindbar verschwinden.
Gute Werkstattöfen gibt es. Man muss allerdings suchen. Einmal angeschafft, ist so ein Ofen eine Anschaffung fürs Leben. Früher hielten Öfen nicht so lange, wenn sie mit schwefelhaltiger Braunkohle beschickt wurden. Das bei der Verbrennung entstehende Wasser machte aus dem Schwefelanteil schwefelige Säure, die über kurz oder lang alles kaputt fraß. Der Schwefelgehalt heute in den Handel kommender Braunkohlebriketts ist deutlich kleiner als etwa zu Zeiten der DDR, als die Bausubstanz ganzer Städte (und vieler Menschen) unter der Schwefelsuppe litt. Heute geht bei Werkstattöfen nur noch die Schamotteauskleidung im Laufe der Zeit kaputt. Einzelne Risse schaden nicht, aber irgendwann bröckelt das Zeug auseinander und wenn dann nicht gehandelt wird, nimmt der ganze Ofen u. U. irreparablen Schaden. Frühe Schäden verursachen Leute, die Brennmaterial einwerfen, statt es nachzulegen. Schamotte verträgt nämlich keine mechanische Gewalt. Schadhafte Schamotteauskleidung ist aber kein Grund, den Ofen zu entsorgen. Schamotteplatten, mit Flex und Diamantscheibe passend zugeschnitten, liegen in der Kostengrößenordnung eines BigMäc mit Fritten.
Wünschenswert ist Zufuhr der Verbrennungsluft von außen, also nicht aus dem zu beheizenden Raum. Andernfalls kann eine Feuerstelle nur funktionieren, wenn dauernd (kalte) Luft von draußen in den zu beheizenden Raum gelangt. Die Verwendung raumluftunabhängiger Öfen ist in Gebäuden mit dichter Außenhülle (Niedrigenergie- oder Passivhäuser) zwingend, aber auch in anderen Gebäuden empfehlenswert. Nach einem schmucklosen (und deshalb preisgünstigen) Werkstattofen, der einfach nur feuerungstechnisch gut ist und auch noch raumluftunabhängig mit Zuluft von außen arbeitet, wird man lange suchen müssen. .
Es gibt eine ganze Reihe namhafter Hersteller, die Öfen für den betuchten, dümmsten anzunehmende Nutzer für teuer Geld anbieten. Alles (nur der Brennraum leider nicht immer) ist gestylt und verkleidet, dass man sich nirgends ernsthaft verbrennen kann und die Griffe von Aschekasten- und Brennraumklappe werden nur so warm, dass man sich auch mit manikürten nackten Fingern nicht verbrennt. Ist natürlich Unsinn, denn ohne ein Paar derbe Handschuhe kann man mit einem Ofen nicht umgehen. So darf es also nach meinem Geschmack gerne ein preisgünstiges Produkt eines polnischen oder tschechischen Herstellers sein, sofern der Ofen eine Bauartzulassung hat und den Segen des Bezirksschornsteinfegermeisters bekommt. .
Gruß
Wolfgang