Kann der Facharztwechsel verweigert werden?

Gratulation! Dann seid Ihr gesegnet mit einem heilkundlichen Altruisten. Oder Ihr nickt einfach alles ab, was Herr/Frau Doktor will. Gerne kauft Ihr auch jede IGeL und habt größtes Verständnis für den bedauernswerten Arzt, der das Wartezimmer voll hat mit quartalsweise selbst einbestellten Patienten. Für rund 20 Euro Basishonorar zzgl. 25 Euro privat bezahlter Augendruckprüfung ärgert man sich schon mal gerne 5 Minuten (so die durchschnittliche „Behandlungsdauer“ bei einem Augenarzt, bei dem die meiste Arbeit nichtärztliches Personal verrichtet)

Hallo,
du musst ja schon sehr schlechte Erfahrungen mit dem Ärztesystem gemacht haben.
Ich als Krankenkassenmitarbeiter mit 48jähriger Berufserfahrung kann eigentlich nur berichten, dass es natürluich auch unter der Ärzteschaft welche gibt, die offenbar ihren Beruf verfehlt haben, was mehr am Beruf als an der Berufung liegt. Aber die gibt es überall, auch bei den Krankenkassen und den Augenoptikern. Insgesamt gesehen kann man aber meiner Meinung nach nicht von einem
„Fehler im System“ reden, was du ja auch nicht getan hast. Und was die IGEL betrifft - da gebe ich dir recht.
Gruss
Czauderna

Hallo Günter, die schlechten Erfahrungen machte ich unfreiwillig und meist von Berufs wegen. Leute mit Retinopathien (also Netzhautdefekten bis hin zur fast vollständigen Erblindung) unbehandelt, unversorgt mit der Ausrede zurückzulassen, die Krankenkassen würden keine angemessene Behandlung bezahlen, bringt mich fast zum Kotzen.
Hat sich schon mal einer der Damen und Herren, die ihre Patienten mit Pseudorezepten zum Optiker schicken, gefragt, wie wohl der Tagesablauf eines Menschen aussieht, der (manchmal unnötigerweise) fast nichts mehr sehen kann???
Trotzdem ist es ein Kampf mit viiiiiel Arbeit und oft genug trotzdem vergeblich, einen Arzt zur Verschreibung einer geeigneten Sehhilfe zu bringen, denn die Krankenkassen könnten ihn ja regresspflichtig machen! :unamused:
Außerdem war ich lange Jahre politisch aktiv und habe mich intensiv mit dem Thema Gesundheitswesen beschäftigt. Nicht zuletzt, um meine Tochter vor evtl. Dummheiten zu schützen.
Was da an Sumpf zum Vorschein kommt, spottet jeder Beschreibung und kann nur mit kollektivem Versagen zulasten der Bürger beschrieben werden, die den ganzen Laden finanzieren, dabei ist man dem eigentlichen Preistreiber in der Branche, der Pharmaindustrie, noch nicht einmal nachhaltig soweit an den Karren gefahren, dass da mal die Preise wenigstens stabil bleiben.

Natürlich gibt es den bemühten Arzt noch, aber ich erfahre eben auch täglich den Beschiss und die Ignoranz, mit denen man gegenüber dem Kassenpatienten bzw. dem gesetzlich Versichertem auftritt.

Dabei kann ich die niedergelassenen Ärzte sogar bis zu einem gewissen Punkt verstehen. Was man mit uns Optikern und anderen Leistungserbringern im Gesundheitswesen „seit Blüm“ gemacht hat, hat massive Qualitätseinbußen mit sich gebracht. Für mich habe ich die Konsequenz gezogen und meine Kassenzulassung aufgekündigt (Stichworte: Präqualifizierung, Registrierkassenzwang und andere Dokumentationspflichten, maschinenlesbare Rezeptabrechnung, Konformitätserklärungen, etc. etc.)
Wer möchte für ein Basishonorar von knapp 20 Euro ein Quartal lang(!) einen Patienten ärztlich versorgen?? Dass die darauf angewiesen sind, möglichst viele IGeL zu verkaufen, leuchtet insoweit ein. Und bei uns Optikern schimpfen die Kunden regelmäßig über die Abzocke beim Arzt.
Ein mir bekannter, emeritierter Gynäkologe bekommt noch 2 Jahre nach Aufgabe seiner Praxis „Korrekturen“ (=Rückforderungen) seiner Honorarabrechnung!!
Warum finden Ärzte keine Nachfolger für ihre Praxen? Wieso muss die Versorgung der Patienten über MVZn immer mehr an so dringend benötigter, persönlicher Zuwendung verlieren? Wieso werden nicht endlich Planbezirke neu eingerichtet und der Vergabeschlüssel novelliert. Wieso gibt es nicht mehr einzelvertraglich gebundene Leistungserbringer für die Kassen, wodurch man auch strukturschwache Gebiete abdecken könnte.
Ich könnte Romane schreiben…! :expressionless:

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Patientenbashing ist beliebte Disziplin, wie auf der anderen Seite Ärztebashing. Die Wahrheit dürfte wohl in der Mitte liegen!

Auf der einen Seite wird der kritische Patient gefordert. Der Patient, der Verhalten von Ärzten hinterfragen soll, überflüssige Untersuchungen und Behandlungen erkennen und ablehnen soll. Es wird die Zweitmeinung gefö/ordert. Wenn der Patient aber genau das tut, ist er auf einmal voll verantwortlich für alles, was im Gesundheitssystem ökonomisch schief läuft.

Dazu gehören dann auch die Begrifflichkeiten, mit denen Nachdruck verliehen wird. Von der Erwartungshaltung des Patienten ist die Rede. Was ist mit der Erwartungshaltung des Arztes, die ja nun in der Regel keineswegs dem altruistischen Konzept folgt? Was mit dem Missbrauch, den Ärzte bezüglich Abrechnung (s.o.) oder bei IGeL begehen?

Es wäre also tunlichst ratsam, das nicht so einseitig zu kommunizieren und nicht jeden Patienten sofort zu bashen, sobald dieser Unzufriedenheit äußert oder den Arzt wechseln will.

Immerhin war das früher auch mit dem Überweisungsschein problemlos möglich. Man musste nur das nächste Quartal abwarten. Also überhaupt kein Anlass für den Giftschrank.

Dem gegenüber steht aber der Fachärztemangel auf dem Land, der de facto dazu führt, dass die Patienten keine freie Arztwahl mehr haben. Verschärft wird das Ganze noch dadurch, dass sogar Absprachen nicht selten sind, dahingehend, nicht die Patienten des Anderen zu behandeln. Mir sind - ärzteseitig - gleich mehrere derartiger Fälle bekannt von Ärzten, die unter Kollegen darüber sogar offen sprechen.

Vieles von dem, was du da richtigerweise anprangerst ist aber nicht mal dem Bundesminister geschuldet, sondern liegt in überwiegender oder voller Verantwortung der Selbstverwaltung. Auch da hat man aber das Problem, dass die vernünftigen Ärzte, Psychohtherapeuten und andere Leistungserbringer in aller Regel ihrem Job nachgehen und Patienten gut versorgen wollen. Die haben keine Zeit für Lobbyismus.

Nein, er hat keine falschen Vorstellungen, nie, sondern den Durchblick.

Selbstverständlich. Alle Ärzte, Psychotherapeuten und andere Leistungserbringer sind fehlerfrei, genau wie du fehlerfrei bist. Unzufriedenheit oder Ähnliches liegt da selbstverständlich immer bei dem, der es ausspricht. Das gilt aber genauso selbstverständlich nur dann vor, solange nicht du selbst Kritik an irgendwem oder irgendetwas übst.

Du könntest zufrieden und glücklich sein, über Ärzte zu verfügen, bei denen du gut aufgehoben bist und es dabei bewenden lassen. Stattdessen hast du aber ein tiefes Bedürfnis, andere Patienten, denen es nicht so geht, zu maßregeln und zu verurteilen. Das ist bei anderen Themen schon schwierig (vorsichtig ausgedrückt). Wer das aber gegenüber Patienten und gar chronisch kranken Patienten tut hat mindestens ein großes Empathieproblem, wenn nicht andere Probleme.

Sofort darauf zu schließen, dass grundsätzlich der Patient schuld und das Problem sei, obwohl du tatsächlich nichts über die Hintergründe weißt, ist jedenfalls unangemessen und unqualifiziert.

Übrigens: Die Sache mit dem gegenseitigen Respekt setzt voraus, dass der Arzt auch Respekt vor dem Patienten hat. Und das gilt nicht nur in der Arzt-Patienten-Beziehung, sondern auch im Internet.

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Du hast aber auch ein Problem, wenn du dich auf jemanden einschießt, und zwar ein so großes, dass du auch keine Ironie mehr erkennst. Er hat selbst geschrieben, natürlich an anderer Stelle, als die, auf die du dich offensichtlich beziehst:

Als chronisch Kranker wird er sich kaum über andere chronisch Kranke negativ äußern, meinst du nicht?

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Welcher Teil war ironisch gemeint? Halten wir mal fest, dass es Aprilfrischs Stil ist, sich in beißender Ironie zu ergießen. Bissig, wie seine sämtlichen Äußerungen zu den Terminservicestellen beispielhaft zeigen, die im Übrigen weitgehend sachlich falsch sind. Als ob die Ärzte irgendwelche gesetzliche Patienten mit Blumenstrauß begrüßen, ist die Ablehnung gegen die Patienten (!), die da kommen so nicht vorhanden. (Dass es differenzierte (!), strukturelle Kritik an diesen Stellen gibt, ja - aber hinter Kübeln voller Ironie ist nichts mit Differenzierung)

Und was meinst du mit der positiven Äußerung? Die, dass chronisch Kranke sich selbst überlassen bleiben sollen? Das ist keine Empathie für andere, sondern spricht aus der eigenen Betroffenheit. Wenn der chronisch Kranke Patient sich bei seinem Facharzt aber nicht gut aufgehoben fühlt, interessiert ihn dieser Aspekt einen feuchten Dreck. Siehe Ausgangsfrage.

Oder siehst du die Empathie in der Unterstellung, dass die Patienten, die Probleme mit ihrem Arzt haben, die nur haben, weil sie ihm mit

Was ist das denn, als negative Äußerung über andere chronisch Kranke!

Wobei ich ihm nicht mal unterstelle, dass er dies in dem Bewusstsein tut, hier andere chronisch Kranke anzugreifen. Aber das führt zu weit.

Und was das Einschießen angeht. Danke für den Hinweis. Ja, ich schieße gelegentlich. Ich stimme aber auch „versteckt“ (in Form von „Herzchen“) oder offen in Form von Kommentaren zu. Das tue ich hier grundsätzlich an der Sache und ignoriere dabe, dass bestimmte Antworten auch von Leuten kommen, mit denen ich gelegentlich aneinander bin. Das tue ich übrigens ganz im Gegensatz zum umgekehrten Verhalten, also auch, wenn das Gegenüber nur schießt.

Von daher finde ich deinen Hinweis auch sehr interessant. Dass Schießen der anderen Seite ist offensichtlich für dich kein „Einschießen“, obwohl von dort nur geschossen wird und nie mal am Thema beigepflichtet wird.

Es ist halt alles eine Frage der Wahrnehmung.

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Hallo,
ich will nun wirklich keine Spaßbremse sein, aber sind wir nicht schon wieder etwas weit weg von der eigentlichen Frage - Kann der Facharztwechsel verweigert werden?
Gruss
Czauderna

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So weit weg sind wir nicht. Für die Erfahrung des TO gibt es vielschichtige Ursachen, die wir hier natürlich nur anreißen können.
Es ist - im Gesamten betrachtet - weder alles Gold im Gesundheitswesen, wie Aprilfisch suggerieren möchte, nur weil er selbst mit seinem Arzt zurecht kommt (privat versichert?), noch sind die Ärzte die Alleinschuldigen bei der delikaten Frage, welche ärztliche Leistungen konkret einem gesetzlich Versicherten für seine Beiträge zustehen.
Ärzte behaupten, die therapeutischen Maßnahmen werden von den Krankenkassen begrenzt, die mittlerweile ein Staat im Staate seien, Patienten behaupten, der Arzt gäbe sich absolut keine Mühe mehr und vertröstet aus Rentabilitätsgründen auf den St.Nimmerleinstag

Meine Meinung: Beides ist richtig und deshalb ist ein Facharztwechsel theoretisch zwar möglich, aber praktisch unmöglich, vor allem, wenn man „in der Pampa“ wohnt.
Vielleicht kannst Du als Kasseninsider was zu den Vorhaltungen der Ärzte in Richtung Kassen und KVen beitragen?!

Hallo,
ja, könnte ich, zwar nur aus meiner Berufserfahrung und aus meiner Region, aber ich könnte. Nur, wie gesagt, das hätte nichts mehr mit der Eingangsfrage zu tun, deren Beantwortung in meinen Augen bereits erfolgt ist.
Gruss
Czauderna