Kann eine Kugel aus einem Gewehr

… Scharfschützengewehr so schnell fliegen, sodass nichtmal ein Treffer bzw ein Streifschuss zum Tod führen kann?

Ich denke das ist eher eine Frage für einen Mediziner oder Waffenexperten, aber generell gilt: Jede Verletzung die nicht mit dem Leben vereinbar ist führt zum Tod. Dabei ist es egal wie schnell eine Kugel fliegt, sondern der Grad der Verletzung ist entscheident.

da Fragen Sie besser einen Waffenexperten.

Grüße

UG

… Scharfschützengewehr so schnell fliegen, sodass nichtmal
ein Treffer bzw ein Streifschuss zum Tod führen kann?

Kurze Antwort: Nein

Lange Antwort: Dieses Märchen stammt aus den Zeiten in denen die U.S.A. ihre M16 (5.56x45) getestet hat. Angeblich wurde dabei einem Bullen (4Beiner) in den Fuß geschossen, welcher daraufhin tot umfiel.

In mehreren Jahrzehnten habe ich noch keinen Fall gesehen, in dem ein Mensch oder ein Tier durch diese Schockwirkung ums Leben gekommen wäre. Wäre diese Schockwirkung gegeben, müsste man in Afghanistan die Truppen nicht wieder mit schwereren (und langsameren) Kalibern ausrüsten (7.62x51), da die (schnellere)5.56x45 nicht die gewünschte Wirkung zeigt.

Was hingegen wahr ist, ist die sog. hydrodynamische Schockwirkung. Mit zunehmender Projektilgeschwindigkeit steigt die explosionsartige Verdrängung von Gewebe (am Schußkanal) an. Ein kleines aber schnelles Kaliber mit 5.56mm Durchmesser kann durchaus einen Schußkanal von mehreren cm erzeugen (auch ohne den Einsatz sog. Expansivmunition -das ist Munition die beim Auftreffen ihren Durchmesser vergrößert-). Langsamere, aber größere Kaliber (z.B. 9x19 mit 9mm Durchmesser) erzeugt hingegen einen auf den eig. Durchmesser bezogen viel kleineren Schußkanal. Aber auch dort ist der hydr. Dyn. Schock schon vorhanden und führt zu einer größeren Wunde, als diese bei 9mm ansonsten zu erwarten wäre.

Den hydr. Dyn. Effekt sieht man am Besten wenn man sich ein Video sucht, in dem auf eine Melone geschossen wird. Während bei Pistolenkalibern die Melone noch Chancen hat nicht völlig zerrissen zu werden, bleibt bei Gewehrkalibern, die im Durchmesser üblicherweise weit unter Pistolenkalibern liegen, nichts übrig.

Schock durch Tod
Also ist es nicht möglich durch einen einen Schock zusterben, wenn eine Kugel mit so einer Geschwindigkeit auf einen (menschen) trifft.
Dann hat sich das Thema jetzt ja auch beendet.
Ich bedanke mich für die schnelle antwort.

Aber wenn eine Kugel aus einer z.B Barrett M82A1 aschiessen würde, sie 2-3 km fliegen würde hätte sie da doch wenn sie auf dein Ziel trifft eine größere aufschlagswucht als eine große Handfeuerwaffe z.B (magnum).
Oder vertue ich mich da auch, deswegen bin ich immer davon ausgegangen, dass dich wenn dich so eine Kugel aus einer Barretta mit solch einer Geschwindigkeit trifft wenn du sie so und so viel meter zurück gelegt hat, das man da nur durch einen Streifschuss durch den Schock sterben könnte.

Eine 12.7x99 (.50 BMG) fliegt nicht wirklich schnell. Wir reden hier von ca. 890 m/s, das ist nur einen Tick schneller als die 7.62x51 mit rund 870 m/s. Eine 5.56x45 hat hingegen schonmal ca. 1000 m/s mit den üblichen Läufen, die Versuche bei den ersten M16ern wurden aber mit bis zu 1600 m/s durchgeführt (die Rohre hatten dann keinen Drall mehr bzw. kaum einen Drall, weil sich die Projektile sonst durch die Rotationskräfte in der Luft zerlegen würden).

Die Wirkung der 12.7x99 resultiert aus ihrem hohen Gewicht (40-46g bei der Nato Standardmunition) in Kombination mit ihrer Geschwindigkeit.

Die 10 m/s über der 7.62 können jedenfalls keine Begründung für eine Schockwirkung sein, das ist ein Wert innerhalb der üblichen „Streuung“.

Sofern ein solches Projektil, genau wie die 7.62 oder 5.56, nur einen Kratzer verursacht, hat die Fluggeschwindigkeit jedenfalls keinen Einfluss auf die Letaliät. Diese „Treffer“ sind nicht tödlich. Und bei einem echten Treffer stellt sich die Frage auch nicht, weil das getroffene Körperteil bei der 12.7x99 einfach „explodiert“.

Man darf nicht vergessen dass die 12.7 eine Anti- Material Munition ist, für lebende Ziele ist sie ein absoluter Overkill. Man setzt sie dennoch bei hohen Kampfentfernungen ein, da das Projektil aufgrund seiner hohen Energie eine recht gerade Flugbahn hat, während die 5.56x45 „schon“ bei wenigen hundert Metern ein Spielball der Windkräfte ist.

Bei Kampfentfernungen von 2-3 km ist ein Vergleich mit den üblichen anderen Militärkalibern (5.56 / 7.62) gar nicht möglich, weil deren Projektile auf diese Entfernung bereits soweit abgesackt sind, dass sie sich in den Boden gebohrt haben. Mit 5.56 / 7.62 könnte man 3000m nur erreichen, wenn man geschätzte 30°-45° in den Himmel feuert.

Ganz abgesehen davon, dass diese Entfernungen einen (auch nur ansatzweise)gezielten Schuß aus einer 5.56 oder 7.62 nicht mehr zulassen, ist die Fluggeschwindigkeit am Ziel so gering, dass eine Zielwirkung kaum mehr vorhanden ist. Bei diesen Entfernungen redet man immer von Materialzielen, Lebenwesen lassen sich aufgrund der existierenden Optiken auf diese Entfernung nichtmal mehr sinnvoll anvisieren.

Ein Treffer eines Lebewesens, auch mit einer 12.7, auf 2000m, ist also schon mehr Glück (bzw. Pech) als Verstand.

Etwas anders sieht es bei Materialzielen aus. Einen Panzer zu treffen ist auf 2km dann schon >etwas

Um noch kurz auf die 9x19 der angesprochenen „Beretta“ einzugehen:

Mit einer so energiearmen Munition (ca. 400-600 Joule an der Mündung) kann man unter günstigsten Umständen nur ca. 1800m weit schiessen. Und das auch nur, wenn man schräg in den Himmel schiesst (besagte 30-45°).

Am Ende der Flugstreckke wird das Projektil dann mit nur knapp mehr Energie einschlagen, als die Erdanziehung (Fallbeschleunigung) alleine ausmacht. Das dürften in 1.800m Entfernung rund 20J sein, bei geschätzten 66 m/s (geschätzter Wert max. Fallgeschwindigkeit bei Erdbeschleunigung u. Luftwiederstand)

Das klingt angesichts der vorher genannten Zahlen nach nicht viel, reicht aber noch immer für böse Verletzungen aus.

Ein freies Luftgewehr darf in Deutschland max. 7.5 Joule haben. Unter der Berücksichtigung des Geschoßquerschnittes liegt die Flächenlast der 9x19 bei ca. 0,7J/mm² (1.800m), beim Luftgewehr bei rund 0,4J/mm²(Mündung). Damit hat das fallende Projektil einer 9x19 noch rund 60% mehr Energie je mm² als eine freies Luftgewehr bei einem Frontaltreffer direkt an der Mündung.

Das dürfte gerade so an der Grenze sein, die für eine ernsthafte Beschädigung der Schädeldecke nötig ist.

Alleine auf die Geschwindigkeit bezogen, hat die 9x19 bei 1800m Entfernung jedenfalls eine geringer Fluggeschwindigkeit (fallend eben ca. 65 m/s, mehr oder weniger horizontal einschlagend vielleicht max. 120 m/s), als ein freies Luftgewehr. Das bringt bis zu 175 m/s (V0) mit.

Gewehre
Dann habe ich Ja wieder mal etwas gelernt =), ich bedanke mich sehr für diese vielen Informationen.

mfg

Hallo,

ich kann dir in dieser Frage leider nicht
behilflich sein.

MfG: Laszlo K.

… Scharfschützengewehr so schnell fliegen, sodass nichtmal
ein Treffer bzw ein Streifschuss zum Tod führen kann?